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Californien. Ueber Californien sind nachzusehn: Noticia de la California y de su Conquista, por el P. Miguel Venegas. Madrid 1775. 4. wovon: A Natural and civil history of California. London 1759 eine Uebersetzung ist.
Diario historico de los Viages de mar y tierra hechos al Norte de la California. V. Vicente Vila. Mexico 1769. Nachrichten von der Amerikanischen Halbinsel Californien, von einem Priester der Gesellschaft Jesu, welcher lang darin diese letztern Jahre gelebt hat. Mannheim 1773. Und die Reise von Laperouse, Vancouver und Langsdorff.

Ein niederes Gebirg umzäunt, wo wir sie sahen, die Küste von Californien und verhindert dem Blick in das Innere zu dringen. Es hat nicht ein vulkanisches Ansehen. Bei St. Barbara (34º n. B.) erhebt sich von der Küste ein noch wirksamer Vulkan, dessen Fuß das Meer bespült, und noch an andern Orten der Halbinsel, offenbart sich vulkanische Natur. Der Hafen von San Francisco, in welchem Burney (Thl. 1. p. 354.) mit gelehrter Kritik den Hafen von Sir Francis Drake erkennt, dringt durch ein enges Thor ein, nimmt Flüsse aus dem Innern auf, verzweigt sich hinter den Höhen und macht eine Halbinsel aus dem südlich des Eingangs gelegenen Lande. Das Präsidio und die Mission von San Francisco, liegen auf dieser Landzunge, die mit ihren Hügeln und Dünen das wenig günstige Feld war, welches sich zunächst unsern Untersuchungen eröffnete.

Die Höhen auf der nördlichen Seite des Hafens, sind Kieselschiefer-Gebirg. Der Hügel, der ihnen auf der südlichen Seite entgegensteht, und worauf das Fort liegt, ist von Serpentin. Wenn man den Strand nach der Punta de los Lobos gegen Süden zu verfolgt, hört der Serpentin auf, und man trifft auf etliche fast senkrechte Lager Kieselschiefer, die gegen grobkörnigen Sandstein mit Kalkspathgängen schildförmig anliegen, und dieser Sandstein, aus dem die südlichern Hügel bis zu der Punta de los Lobos bestehen, scheint die tiefer liegende Gebirgsart zu seyn. – Flugsand liegt an manchen Orten in einer beträchtlichen Höhen über dem Stein, und es hat sich stellenweise ein neuer Sandstein erzeugt.

Die Gegend um St. Francisco, bietet in der nördlichen Halbkugel eine bei weitem ärmere Natur dar, als unter gleicher Breite die Küste von Chili in der südlichen. Im Frühjahr, nachdem der Winter der Erde einige Feuchtigkeit gegönnt, schmücken sich zwar die Hügel und Fluren mit prangenden Schwerdtlilien und andern Blumen, aber die Dürre zerstört sie bald.

Die Nebel, die die herrschenden Seewinde über die Küste herwehen, lösen sich im Sommer über einer erhitzten und durstenden Erde wieder auf, und das Land zeigt im Spätjahr nur den Anblick kahler braungebrannter Räume, die mit kümmerlich dem Boden angedrückten Gebüschen, und stellenweis mit blendenden Triebsandwüsten abwechseln. Dunkle Fichtenwälder zeigen sich hie und da auf dem Rücken der Berge, zwischen der Punta de los Reyes und dem Hafen von St. Francisco. Hierselbst ist eine stachelblättrige Eiche Quercus agrifolia. , der gemeinste und der stärkste Baum. Mit zackig gekrümmten Aesten, dicht gedrängten mit Usneen behängten Zweigen, liegt sie gleich dem andern Gesträuch landeinwärts gebogen, und die belaubten Flächen, die der Seewind bestreicht, scheinen wie von der Scheere des Gärtners geebnet. Die hiesige Flora ist arm, und wird von keinen der Pflanzenformen geziert, die eine wärmere Sonne erzeugt. Sie bietet aber dem Botaniker vieles Neue dar. Bekannten nordamerikanischen Gattungen Ceanotus, Mimulus, Oenothera, Solidago, Aster Rhamnus, Salix, Aesculus? u. s. w. Wilde Weinarten, die wir selbst nicht angetroffen, sollen weiter im Innern häufig seyn und wohlschmeckende Früchte tragen. gesellen sich eigenthümliche Abronia, Eschsholzia, Cham. und neuzubeschreibende. und die mehrsten Arten sind noch unbeschrieben. Nur Archibald, Menzies und Langsdorfs, haben hier gesammelt und die Früchte ihres Fleißes sind noch der Welt nicht mitgetheilt. Uns war die Jahreszeit nicht die günstigste. Wir sammelten aber den Samen mancher Pflanzen und dürfen uns versprechen, unsere Gärten bereichern zu können.

Diese Wüsten dienen vielen Thieren zum Aufenthalt, deren manche noch unbeschrieben seyn mögen. Sie tragen hier den Namen bekannter Arten: kleiner Löwe, Wolf und Fuchs, Hirsch, Ziegen und Kaninchen. Ihr furchtbarster Gast ist aber der Bär, der nach den Berichten der Jäger, von außerordentlicher Größe, Kraft, Wildheit und Lebensfähigkeit seyn soll. Er fällt Menschen und Thiere an, ob es ihm gleich an vegetabilischer Nahrung nicht fehlt und versammelt sich in zahllosen Schaaren, bei todt ausgeworfenen Wallfischen am Strande. Sein Fell ändert ab, von dem Braunen ins sehr Helle und zeigt oft stellenweise andere Farben. Es scheint nicht der weiße Bär von Levis und Clarke zu seyn, und ist der bekannte Amerikanische schwarze nicht. Wir können ihn nicht nach dem Exemplar, das wir gesehen (eine junge Bärin), von dem Europäischen braunen unterscheiden, und der Schädel den der Professor Rudolphie untersucht hat, hat ihm auch zu dieser Art zu gehören geschienen. Der Spanier ist wohl geübt, dieß gefährliche Thier mit der Schlinge zu fangen und ergötzt sich gern an seinem Kampfe mit dem Stiere. Die Wallfische und Robben des Nordens besuchen diese Küste. Der Seelöwe ist gemein, die Seeotter jetzt nirgends häufiger als hier.

Die Vögel sind in großer Mannigfaltigkeit und Menge, der Oriolus phaniceus, ist in unendlichen Flügen besonders häufig. Wir bemerkten keine einzige Art aus der Familie der Klettrer, und ein glänzend befiederter Colibri, schien wie ein Fremdling aus dem Süden, der in diese Natur sich verirrt.

Mit traurigem Gefühl schicken wir uns an, ein Wort über die spanischen Ansiedelungen auf dieser Küste niederzuschreiben. Jeglicher Mission stehen zwei Franciscaner-Mönche vor, die sich verbindlich gemacht, zehn Jahr in dieser Welt zuzubringen. Sie sind von der Regel ihres Ordens dispensirt und erhalten Jeder 400 Piaster von der Krone. Mehrere Missionen stehen unter einem Präsidio. Der Commandant des Präsidio, Capitain der Compagnie, hat unter sich einen Artillerie-Offizier, einen Comissair ( Officier payeur), einen Lieutenant, einen Alferez (Fähndrich) und achtzig Mann, davon jeder 200 Piaster jährlich bekömmt. Der Spanier ist immer zu Pferd. Pferde und Rinder werden hier Heerdenweis gehalten, und sind fast verwildert; man fängt sie zum Gebrauch mit dem Lazo (Wurfschlinge). Die Waffen sind Lanze, Schild und Muskete. Die Präsidios haben keinen Ackerbau, kaum legen die Offiziere Gärten an, sie betrachten sich wie Verbannte, die ihrer baldigen Zurückberufung harren. Die Pueblos, deren es wenige gibt, sind Dörfer der Spanier. Einige anfangs ausgeschickte Kolonisten und ausgediente Soldaten, machen die Bevölkerung aus. Ihre Weiber sind meistens Indianerinnen. Der Gouverneur von Neu-Californien in Monterey, steht wie der von Alt-Californien in Loretto unter dem Vicekönig von Mexiko. Zu St. Francisco war zur Zeit der Lieutenant, nach dem Tode des Capitains Commandant at interrim, der Alferez abwesend. Mit neidischer Besitzsucht breitet sich hier Spanien aus, nur um andern den Raum nicht zu gönnen. Es erhält mit großem Aufwand seine Präsidios und will durch Prohibition alles Handels, das baare Geld nach seiner Quelle zurückzufließen zwingen. Ein wenig Freiheit würde aber bald Californien zu dem Kornboden und Markt der nordischen Küsten dieser Meere und der sie befahrenden Schiffe machen. Korn, Rinder, Salz (zu St. Quentin, Alt-Californien) Wein, dessen Erzeugung Nachfrage vermehren würde, geben ihm in mancher Hinsicht den Vortheil über die Sandwich-Inseln, deren Lage auf der Handelsstraße zwischen China und der Nordwestküste, freilich die vorzüglichere ist. Und wer, mit Industrie und Schifffahrt, Töchtern der Freiheit, könnte an diesem Handel vortheilhafter Antheil nehmen, als eben Californien, das vor allen Küsten jetzt die Seeotter besitzt. Die Californischen Seeotterfelle, stehen wirklich den nördlichem nach, der Unterschied ist aber so sehr beträchtlich nicht.

Aber Californien liegt ohne Industrie, Handel und Schifffahrt öde und unbevölkert Man urtheile: Der Centner Mehl, der in den hiesigen Missionen 6 Piaster kostet, kostet in St. Blas 40 Piaster und in Acapulco 50 Piaster.. Es hat 6 bis 7 Jahre während der innern Kriege Spaniens und seiner Kolonieen, ohne alle Zufuhr von Mexiko vergessen, geschmachtet. Jetzt erst während unsers Hierseyns, ist in Monterey das Schiff aus St. Blas eingelaufen, welches sonst jährlich die Ansiedelungen versorgte. Im Hafen von St. Francisco, besitzen die Missionen einzelne schlechte Barcassen, die fremde Gefangene gebaut. Das Präsidio selbst hat kein Boot und andere Hafen sind nicht besser versehen. Fremde fangen die Seeotter bis im Innere der spanischen Häfen, und ein Schleichhandel, dem erst seit seinem Antritt (14 Monate) der jetzige Gouverneur von Neu-Californien sich zu widersetzen strebt, versorgt allein diese Provinz mit den unentbehrlichsten Bedürfnissen. Spanien hat in der Sache von Nootka nachgegeben; jetzt verhandeln ohne Rücksicht auf seine eitlen Gebietsansprüche England und die Freistaaten von Amerika, über die Ansiedelungen am Ausfluß der Columbia und die russisch-amerikanische Compagnie, hat noch eine Niederlassung wenige Meilen nördlich von St. Francisco.

Man schiebt aber der Erhaltung dieser Ansiedelungen einen andern Grund unter, als einen politischen. Die fromme Absicht, nämlich der Verbreitung des Glaubens Christi und der Bekehrung der heidnischen Völker. Diesen Gesichtspunkt gab uns selbst der Gouverneur dieser Provinz, als den richtigen an. Wohlan, hier wird also ein gutes Werk zweckwidrig begonnen und schlecht vollführt.

Die frommen Franziskaner, welche die Missionen in Neu-Californien halten, sind in keiner der Künste und Handwerke unterrichtet, die sie hier ausüben, lehren sollen, in keiner der Sprachen, die die Völker sprechen, an welche sie gesandt sind. Es sind Mönche wie eben in den Klöstern Europas. Eine in der Mission von St. Francisco am Namenstage des Heiligen, in spanischer Zunge gehaltene Predigt, worin der Schutzpatron, Christo an die Seite gestellt ward, gereichte uns mehr zum Aergerniß, als zur Erbauung. Sie stehen je Zwei in jeder Mission einer beträchtlichen Landwirthschaft vor, halten den Gottesdienst, und unterhalten sich durch Dolmetscher, die selbst Indianer sind, mit ihren Pflichtbefohlenen. Alles Eigenthum gehört der Gemeinde der Mission an, und wird von den Vätern verwaltet. Der Indianer bezieht selbst unmittelbar keine Frucht von seiner Arbeit, keinen Lohn, wenn er etwa auf dem Präsidio als Tagelöhner vermiethet wird. Die Mission, dieses Vernunftwesen, bezieht den Pfennig den er verdient. Er lernt das Eigenthum nicht kennen und wird durch dasselbe nicht gebunden. Wir verkennen nicht die Milde, die väterliche Sorgsamkeit der Missionarien Ein Beispiel unter Andern: Die Väter schickten ihre Indianer auf ihrem Boote nach unserm Ankerplätze her, bloß damit sie sich unser Schiff, ein neues Schauspiel für sie, ansehen möchten. Der Indianer in der Mission tanzt am Sonntage, unter den Augen der Väter, seine Nationaltänze, spielt (immer um Gewinn) seine gewohnten Hazardspiele, es ist ihm nur sein Kleid, ein Stück grobes wollenes Gewebe aus der Fabrik der Mission, zu verspielen untersagt, er kann das gewohnte Schwitzbad genießen. Die Tänze sind wild, verschieden bei jedem Volke, die dazu gesungen oder gezischte Melodie, meist ohne Worte. Das Spiel wird von zwei Gegnern mit rasch vorgezeigten Stäben, paar oder unpaar gespielt, ein Richter sitzt dabei und führt mit andern Stäben die Rechnung. Das übliche Bad der Indianer, ähnlich dem der meisten nordischen Völker, ist folgendes: Am Eingang einer Höhle am Meeresufer, darin sich die Badenden befinden, wird Feuer geschürt, sie lassen es, wenn sie genugsam geschwitzt, ausgehen und laufen dann darüber weg sich in die See zu stürzen. Dampfbäder, den russischen ähnlich, waren sonst bei den meisten Völkern Europas gebräuchlich. Erasmus Roterodamus Coll. Diversoria. Atqui ante annos viginti quinque nihil receptius erat apud brabantos quam thermae publicae, cae nunc frigent ibique, scabies enim nova docuit nos abstinere. deren wir verschiedentlich Zeuge gewesen. Das Verhältniß bleibt aber das aufgestellte, und würde, wie uns dünkt, fast nur dem Namen nach ein anderes seyn, wenn der Herr von Sklaren sie zur Arbeit anhielte und nach Willkühr vermietete, ernähren würde er sie ebenfalls.

Der Wilde kommt unbedachtsam in die Mission Den verschiedenen Missionen ist kein Gebiet angewiesen. Der Indianer geht nach Willkühr in diese oder jene. – empfängt da gern gereichte Nahrung, hört der Lehre zu; noch ist er frei, hat er aber erst die Taufe empfangen, gehört er der Kirche an, so schaut er mit vergeblicher Sehnsucht hinfort nach seinen heimathlichen Bergen zurück. Die Kirche hat ein unveräußerliches Recht auf ihre Kinder und vindizirt hier dieses Recht mit Gewalt. Kann dieß befremden, wo das Mutterland noch die Inquisition hegt? Der Wilde ist unbedachtsam, er ist unbeständig wie das Kind. Ungewohnte Arbeit wird ihm zu schwer, er bereut den Schritt der ihn bindet, er begehrt nach seiner angebornen Freiheit. Mächtig ist in ihm die Liebe zur Heimath. Die Väter gewähren ihren Pflegebefohlenen meist zweimal im Jahre einige Wochen Urlaub, ihre Angehörigen und den Ort ihrer Geburt zu besuchen. Zwei Kranke, Mann und Weib, die sich ihrem nahen Ende entgegen zu neigen schienen, waren unfähig die Reise zu vollenden, aus der Schaar der Beurlaubten zurückgeblieben. Sie waren nach der Mission nicht zurückgekehrt, sie hatten sich am Ufer neben unsern Zelten, ohne Schirm bei den stürmischen regnigten Nächten, nackt wie sie waren, auf die feuchte Erde gelagert. Ihre Blicke hafteten hinüber auf jenen blauen Bergen, sie sahen ihr Vaterland und sie trösteten ihr Herz, da sie es zu erreichen nicht vermochten. Der Pater, nach einigen Tagen auf sie aufmerksam gemacht, schickte sie, milde zuredend, nach der Mission zurück. Bei Gelegenheit dieser Reisen, die Truppenweis unternommen werden, fallen Apostate ab und kommen Neophyten ein, Erstere aus denen den Spaniern die ärgsten Feinde erwachsen, suchen die Missionaren erst auf Berufsreisen mit Güte wieder zu gewinnen, und vermögen sie es nicht, so wird die bewaffnete Macht gegen sie requirirt. Daher mehrere der feindlichen Vorfälle, zwischen den Spaniern und den Indianern.

Die Indianer sterben in den Missionen aus, in furchtbar zunehmendem Verhältniß. Ihr Stamm erlischt. St. Francisco zählt bei Tausend Indianer, die Zahl der Todten überstieg im vorigen Jahr 300, sie beträgt in diesem schon (bis October) 270, wovon blos im letzten Monat 40. Die Zahl der Proselyten muß jedoch die der Apostaten und den Ueberschuß der Aussterbenden übersteigen. Man nannte uns fünf Missionen, die in dieser Provinz seit Vancouvers Zeit begründet worden. Dagegen sind von den Missionen der Dominikaner im alten Californien bereits etliche eingegangen und dort sind die zum Glauben gewonnenen Völker, fast schon als ausgestorben zu betrachten.

Hier findet keine medicinische Hülfe statt, nur den Aderlaß soll einmal ein Schiffsarzt gelehrt haben, und dieses seitdem bei jeder Gelegenheit angewandte Mittel den Tod fördern. Besonders eine Krankheit, die, obgleich die Meinungen getheilt sind, die Europäer wohl hier verbreitet haben mögen, rafft ohne Gegenwehr ihre Opfer dahin. Sie herrscht unter den wilden Stämmen ebenfalls, diese jedoch verschwinden nicht mit gleich furchtbarer Schnelligkeit von der Erde. Die Anzahl der Weißen nimmt dagegen zu.

Die Verachtung, die die Missionaren gegen die Völker hegen, an die sie gesandt sind, scheint uns bei ihrem frommen Geschäft ein unglücklicher Umstand zu seyn. Keiner von ihnen scheint sich um deren Geschichte, Bräuche, Glauben, Sprachen bekümmert zu haben. »Es sind unvernünftige Wilde, und mehr läßt sich von ihnen nicht sagen! Wer befaßte sich mit ihrem Unverstand, wer verwendete Zeit darauf?«

In der That, diese Stämme stehen tief unter denen, die die nördliche Küste und das Innere von Amerika bewohnen. Sie sehen im Ganzen einander ähnlich, die Tcholovonen etwa ausgenommen, die wir bald an ihrer ausgezeichneten Physionomie, unterscheiden lernten, (was die Väter selbst nicht vermochten.) Alle sind von sehr wildem Ansehen, von sehr dunkler Farbe. Ihr flaches breites Gesicht, aus dem große wilde Augen hervorleuchten, beschattet, schwarz und dicht, ein langes flaches Haar. Die Abstufung der Farbe, die Sprachen, die, den Wurzeln nach, einander fremd sind, Lebensart, Künste, Waffen verschiedentlich bei einigen am Kinn und Hals tatuirte Linien, die Art wie sie sich zum Krieg oder zum Tanz den Körper malen, unterscheiden die verschiedenen Stämme. Sie leben unter sich und den Spaniern in verschiedenem, freundlichem oder feindlichem Verhältnisse. Die Waffen sind bei vielen Bogen und Pfeile, diese sind bei einigen von außerordentlicher Zierlichkeit, der Bogen leicht und stark, am äußern Bug mit Thiersehnen überzogen, bei andern ist er von bloßem Holz und plump. Einige besitzen die Kunst (eine Weiberarbeit), zierliche wasserdichte Gefäße aus farbigen Grashalmen zu flechten, meist aber vergißt der Indianer in der Mission seine Industrie. Alle gehen nackt, alle sind ohne Pferde, ohne Kähne irgend einer Art. Sie wissen nur Bündel von Schilf zusammen zu fügen, die sie durch ihre specifische Leichtigkeit über dem Wasser tragen. Die an den Flüssen wohnen, leben vorzüglich vom Lachs, dem sie Fangkörbe stellen; die in den Bergen von wilden Früchten und Körnern. Keiner aber pflanzt oder säet, sie brennen nur von Zeit zu Zeit die Wiesen ab, ihre Fruchtbarkeit zu vermehren.

Die Insulaner der Südsee, weit von einander geschieden und zerstreut über fast ein Drittheil des heißen Gurtes der Erde, reden Eine Sprache; in Amerika, wie namentlich hier in Neu-Californien, sprechen oft bei einander, lebende Völkerschaften eines Menschenstammes, ganz verschiedene Zungen. Jedes Bruchstück der Geschichte des Menschen hat Wichtigkeit. Wir müssen unsern Nachfolgern, wie uns unsere Vorgänger überlassen, befriedigende Nachrichten über die Eingebornen von Californien und deren Sprachen einzusammeln De Lamanon hat in Laperouse Reise schätzbare Beiträge über die Sprachen der Achastlier und Ecelemachs bei Monteray geliefert. Was sonst geschehen siehe Mittridates 3, 3, p. 182.. Wir hatten es uns auf einer vorgehabten Reise nach einigen der nächstgelegenen Missionen zum Zweck vorgesetzt. Geschäfte einer andern Art fesselten uns in S. Francisco, und der Tag der Abfahrt kam heran, ohne daß wir zu dieser Reise Zeit abmüßigen gekonnt.

Wir berufen uns im Uebrigen auf die Berichte von Laperouse und Vancouver, die wir treu erfunden haben. Seit ihrer Zeit hat sich nur weniges in Californien verändert Ein Fort an gutgewählter Stelle angelegt, sperrt nun den Hafen von S. Francisco.. Das Presidio ist neu aus Luftsteinen erbaut und mit Ziegeln gedeckt. Der Bau der Kapelle noch nicht angefangen, in den Missionen ist gleichfalls gebaut worden, und die Kasernen der Indianer zu S. Francisco sind von gleicher Bauart. Ein Artillerist hat Mühlen, die von Pferden getrieben werden, in den Missionen angelegt, sie sind jetzt meist außer Stand, und können nicht wieder eingerichtet werden. Zu S. Francisco ist noch ein Stein, den ohne Mechanik ein Pferd über einen andern Stein drehet, die einzige Mühle im Gange. Für eiliges Bedürfniß zerreiben Indianer-Weiber das Korn zwischen zwei Steinen. Eine Windmühle der Russisch-Amerikanischen Ansiedelung erregt Bewunderung und findet keine Nachahmung. Als vor etlichen Jahren Handwerker mit großen Unkosten hierher gezogen wurden, die verschiedenen Künste, deren man bedarf, zu lehren, benutzten die Indianer den Unterricht besser, als die Gente racional (das vernünftige Volk), Ausdruck, womit sich die Spanier bezeichnen; sie selbst sprachen ihnen das Zeugniß.

Wir bemerkten mit Bedauern, daß nicht das beste Verhältniß zwischen den Missionen und den Präsidios zu herrschen scheint. Die Väter betrachten sich als die ersten in diesem Lande, zu deren Schutz blos die Präsidios beigegeben sind. Ein Militär, das die Waffen führt und oft gebraucht, trägt unwillig die Vormundschaft der Kirche. Die Präsidios, blos von ihrer Besoldung lebend, hängen für ihre Bedürfnisse von den Missionen ab, von denen sie sie für baares Geld erhandeln; sie darbten während dieser letzten Zeit, und sie beschuldigen die Missionen, daß sie sie darben gelassen.

Wir müssen schließlich der edlen Gastfreundschaft erwähnen, womit Militär und Missionen unsern Bedürfnissen zuvorzukommen sich bestrebten, und der gern gegönnten unbeschränkten Freiheit, die wir hier auf Spanischem Boden genossen. Wir widmen diese Zeilen der Erinnerung und des Dankes unsern Freunden in Californien.


Man hat uns folgende Stämme der Californier genannt, als solche, die im Bereich der Mission von San Francisco wohnen:

Die Guymen
Utschiun
Olumpali
Soclan und
Sonomi

Reden alle Eine Sprache; sie machen in der Mission von
San Francisco die Mehrzahl aus.
Die Chulpun
Umpin
Kosmitas
Bolbones
Tchalabones
Pitem
Lamam
Apalamn
Tcholovones
Wohnen am Rio del Sacramento und sprechen alle nur Eine Sprache. Sie führen die besten Waffen. Die Tcholovones, ein kriegerischer Stamm, sind mit den Spaniern gegen die andern Indianer verbunden.
Die Suysum
Rumpali
Tamal
Sie tatuiren sich, reden dieselbe Sprache, und wohnen gegen Norden, die Tamal gegen Nordwesten.

Die Ululato; wohnen nördlicher als die Suysum, und deren kommen nur Wenige in die Mission.


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