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Meteorologie – Magnet.

Dem Naturforscher der Expedition ist nur die Beobachtung der Inclinationsnadel von Troughton anvertraut worden, und zwar nur zwei Mal, in Chili und in der St. Laurents-Bucht. Er kann nur das wiederholen, was man in Roß Reise, Appendix p. 128 liest:

» We never got any result from this instrument, which could be dependet on.«

Anhang von andern Verfassern.

Allgemeine Bemerkungen zur Reisebeschreibung.

In der Nordsee sahen wir Schaaren von Medusen im Meere herumschwimmen; zuerst (am 22sten Aug. n. st.) 1815. fingen wir eine Anzahl von der Medusa capillaris L. Am 27sten war eine andere große Medusa sehr häufig, die uns noch unbekannt schien. Sie zeichnet sich durch den in zweiunddreißig kleine runde Einschnitte getheilten Rand der Scheibe und durch die große Unbeständigkeit der Zeichnungen aus.

Die zweimaligen anhaltenden Windstillen im atlantischen Meere, waren sehr vortheilhaft für den Fang und Beobachtung der weichen Meerthiere. Das erstemal am 16ten October kamen uns zwei Arten Salpen zu Gesichte; die eine war Salpa maxima L.; die andere war eine sonderbare aus zwei äusserlich verschiedenen Hermaphroditen bestehende Art, bei der ich so glücklich war die gegenseitige Fortpflanzung zu beobachten. Der, den ich Hermaphroditus nennen will, ist schon von Forskohl unter dem Namen Salpa pinnata beschrieben worden, und zeichnet sich durch seinen breiten am vordern und untern Theile des Körpers befindlichen Fortsatz aus, welcher der Hermaphrodita fehlt. Der erstere hat auf dem Rücken auf jeder Seite einen ziemlich langen blauen Streifen, die letztere aber an denselben Orten fünf in einer Reihe stehende kurze bogenartige Flecken. Hermaphroditus schwimmt im natürlichen Zustande nicht einzeln im Meere herum, sondern es bilden mehrere zusammen, indem einer mit der Spitze seines Fortsatzes an der des andern festhält, eine radförmige Figur, dessen Radien die Fortsätze bilden. Dieser trägt in dem großen Kanale, durch welchen das zur Fortbewegung des Körpers eingeschluckte Wasser durchströmt, ein durch eine Nabelschnur an der innern Seite des Rückens befestigtes Junges, das lebend, mit dem Ernährer zugleich Wasser einschluckt und ausstößt. Dieses Junge hat keinen Fortsatz am vordern Theile des Körpers und auf jeder Seite des Rückens fünf blaue Flecken, ist also eine Hermaphrodita.

Die Hermaphrodite, immer einzeln, nährt in einem kegelförmigen am untern Theile des Körpers befindlichen Raume eine unzählige Menge von dem Hermaphroditus, der schon 8 bis 10 zusammen mit den Fortsätzen an einander haltend, geboren wird.

Während der zweiten Windstille fingen wir am 24sten Oct. eine Menge des Glaucus atlanticus Blumenb., welcher ruhig auf der Oberfläche des Wassers zu liegen schien, und am andern Tage eine Pterotrachea pulmonata Forsk., welcher große Aehnlichkeit mit einem Fische hat. In dieser ganzen Zeit sahen wir Gryllus tataricus L. häufig auf dem Wasser liegen, dessen Heereszug ein dem Menschen wohlwollender Wind ins Meer verschlagen hatte; es schienen noch nicht viele Tage seit dieser Niederlage verflossen zu seyn, da die in Menge aufgefischten Thiere meistens noch frisch und nicht in Verwesung übergegangen waren. Vor wenigen Jahren hatten sie Teneriffa besucht und bei der Stadt Laguna großen Schaden angerichtet.

Am andern Tage nach unserer Ankunft vor Teneriffa traten Chamisso und ich des Morgens frühe unsere dreitägige Excursion durch die Insel an. Unser Führer brachte uns zuerst nach der westlichen Spitze der Insel ins Gebirge. Die Felsenwände nahe hinter der Stadt, waren mit lauter dicken Fettpflanzen bedeckt, von denen Euphorbia canariensis und piscatoria, Cacalia kleinia und der hier schon ganz verwilderte Cactus Opuntia oft ganze Gebüsche bildeten, indem sie baumartig sich erhoben. Weiter in einem Thale sahen wir zwei ziemlich hohe Drachenblutbäume ( Dracaena Draco L.), von denen einer Früchte trug. Gegen zwei Uhr nach Mittage stiegen wir in ein großes Thal hinab, und erblickten die Stadt Laguna. Von den Bergen führt eine Wasserleitung dahin. Ein Wirthshaus gab es hier nicht; es befinden sich vier Mönchs- und zwei Nonnenklöster in diesem Orte. Den ganzen Nachmittag hindurch regnete es stark; obgleich der Regen am andern Morgen auch noch nicht aufgehört hatte, so begaben wir uns doch auf den Weg nach Orotave. Anfangs führte uns ein breiter ebener Weg zwischen fruchtbaren Lupinusfeldern durch große Dörfer, bald wurde er aber in den häufig werdenden Felsenschluchten nur ein breiter Fußsteig, der aus lauter Stuffen bestand. Hier war es auch, wo die schönsten Weingärten angelegt waren, und wo man schon häufig die Dattelpalme ( Phoenix dactylifera L.) in den mit Agave americana eingezäunten Gärten sah. Am Nachmittage kamen wir so weit, daß wir von einer Anhöhe die Stadt Laguna vor uns ausgebreitet an ihrer geräumigen schiffreichen Rhede erblickten. Weil es aber bestimmt war, am Abende des folgenden Tages schon auf dem Schiffe zurück zu seyn, so gingen wir nicht weiter, sondern kehrten von hier aus um, und suchten, als es schon dunkel wurde, in einem großen Dorfe unser Nachtlager. Die Nacht hindurch regnete es sehr stark; der Regen wusch aber die Straße sehr rein, so daß es am andern Tage recht gut zu gehen war, und wir gegen Mittag schon Laguna erreichten. Von hier nahmen wir nun den nächsten Weg längs der großen Landstraße nach St. Cruz, welches nur einige Stunden dauerte. Auf dieser Straße begegneten uns zwei beladene Kameele von fahler Farbe.

Unter den in diesen drei Tagen bei so ungünstiger Witterung eingesammelten 62 Pflanzen, befanden sich 30 den Canarischen oder Maderischen Inseln eigenthümliche; dreißig haben diese Inseln mit dem südlichen Europa und nur zwei mit Afrika gemeinschaftlich. Die Zahl der Dicotyledoneen belief sich auf 46; die der Monocotyledoneen betrug nur 9; die erstern verhalten sich also zu den letztern wie 5:1. Filices fanden wir 7 Arten.

Am 14ten Nov. n. st., nachdem wir die Capverdischen Inseln passirt waren, wurden drei Hayfische ( Squalus glaucus L.) gefangen, welche dem Boote, welches um ein im Meere schwimmendes großes Stück Holz anzusehen ausgesetzt worden war, gefolgt waren. An einem von ihnen saß ein kleiner Saugefisch ( Echeneis Remora L.) – Am 16ten folgten drei Reiher (wofür wir sie hielten) dem Schiffe; sie schienen sehr ermüdet zu seyn; denn einer von ihnen wollte sich auf das Hintertheil des Schiffs setzen, fiel aber ins Wasser. Am folgenden Tage wurde eine Ente geschossen, die wir für die von Forskohl in Aegypten beschriebene Anas Sirsair bestimmten. An diesem Tage gerieth auch wieder ein Hayfisch an den Haken, den wir für Squalus Carcharias L. erklärten; an seinem Körper saßen zwei Saugefische. Am 20sten Nov. sahen wir die ersten (großen brasilischen) Seeblasen ( Physalia). Am 7ten Nov. (in der Nähe der brasilischen Küste) segelten wir durch einen langen und einige Faden breiten gelben Streifen im Meere. Mit einem Eimer fingen wir das Wasser auf, und bemerkten, daß die Farbe desselben von einer unzähligen Menge kleiner feiner, eine halbe Linie langer, gelber Stäbchen herrühre. Unter dem Mikroskope sah man deutlich mehrere Querwände in jedem der runden Stäbchen. Nach zwei Tagen trafen wir abermals solche Streifen im Meere an; später stellten sich auch grüne schmälere ein, die durch Miraden von mikroskopischen Thierchen hervorgebracht wurden. Diese zeichneten sich durch keine äußere Gliedmaßen aus und hatten Aehnlichkeit von einer Planaria. Am 10ten erblickten wir die Küste von Brasilien; auch sahen wir an diesem Tage die ersten Fregattvögel ( Pelecanus Aquilus L.)

Obgleich die Berge an der der Insel St. Catharina gegenüberliegenden Küste des festen Landes gar nicht sehr hoch sind, so gelang es doch keinem von uns jemals, die Spitze eines derselben zu ersteigen. Daran war einzig die undurchdringliche Waldung auf derselben schuld; man konnte nur so weit gelangen, als die Sclaven mit der Axt sich den Weg gebahnt hatten, um Holz zu holen; wollte man weiter gehen, so sah man sich bald vom Erdboden entfernt und auf rankenden Gewächsen in der Luft schweben. Denn ebenso, als in Teneriffa die Pflanzen Neigung zeigten baumartig zu werden, ebenso auffallend war in Brasilien der rankende und kriechende Charakter der Vegetation. Unter den 237 Pflanzenarten, die wir hier zusammenbrachten, befanden sich 128 Dicatyledoneen, 69 Monocotyledoneen und 40 Filices. Das Verhältniß der Dic. zu den Mon. erfolgt wie 2 zu 1. Die Zahl der Farrenkräuter ist sehr auffallend und verhält sich zu den Phänogamen wie 1 zu 5.

Am 2ten Jan. 1816, nördlich vom Cap Victoria der chilischen Küste, sahen wir eine große Anzahl delphinartiger Thiere im Meere schwimmen. Sie zeichneten sich durch ihre mangelnde Rückenflosse und durch ihre sehr großen Brustflossen aus, wodurch sie im Schwimmen den Hayfischen sehr ähnlich sahen. Sie hatten eine ziemlich lange Schnautze; die obere Hälfte des Körpers war braun, die untere weiß. Sie schwammen nicht so schnell als die Delphine, bewegten sich mit dem ganzen Körper, und kamen auch an die Oberfläche des Wassers um Luft zu schöpfen.

Von der chilischen Herbstflor sammelten wir 318 Arten ein, unter denen 168 Dicot., 35 Monocot. und nur 15 Filices sich befanden; das Verhältnis der Dicot. zu den Monoc. ist also wie 5 zu 1. Von dem Porte Talcaguano bis zur Stadt Conception, konnte man drei verschiedene Floren beobachten: die erste auf geringen mit rothem Lehm bedeckten Anhöhen gegen das Meer zu, zeichnete sich durch seine schönen Myrtenwälder und Gebüsche von Guevina aus, in deren Schatten große Lianen rankten, z. B. Lapageria, Lardizabala. Die unfruchtbareren Stellen dieser Anhöhen, machte die strauchartige mit langen stachlichen Blättern versehene Pitcairnia coarctata grün. Die zweite Flor war in dem großen sandigen Thale, das kaum über die Meeresfläche sich erhob und von Talcaguano bis Conception reichte; hier blühten in dieser Jahreszeit vorzüglich Oenotherae und Corymbiferae. Die dritte Flor begann bei Conception auf den, meistens aus verwitterndem Granite bestehenden Bergen. Diese berührten wir nur einmal kaum.

Auf der Osterinsel konnten wir an der ganzen Westküste keine von den vielen Statüen erblicken, welche alle Seefahrer, die diese Insel berührten, beschreiben; nur ein Fußgestell schien noch übrig zu seyn; an der SO Küste aber mußten wir die aus großer Entfernung gesehenen vier schwarzen aufrechtstehenden Blöcke für solche Statüen halten. Von dem sonst allgemein in Mode stehendem durchbohrtem und erweitertem Ohrläppchen, sahen wir nur noch ein einziges Ueberbleibsel an einem alten Insulaner. Das Gestein an der Stelle des Ufers, wo wir landeten, war alte braune Lava. Die Tattuirung des Gesichts bestand meistens in einem rundherumlaufenden Streifen, woneben runde Flecken in gleicher Entfernung von einander angebracht waren. Einige hatten das ganze Gesicht tattuirt, so daß nur noch einzelne röthliche Zeichnungen als Ueberbleibsel der unveränderten Hautfarbe bestanden. Die Lippen waren bei allen, die wir sahen, entweder schwarz oder blau gefärbt. Mehrere hatten sich auch die Schenkel bis zum Knie ganz dicht schwarz punctirt. – Von Hausthieren sahen wir blos ein Huhn. Am 7ten April wurde die Salpa bipartita Labill. gefangen, die sehr viel Abweichendes von allen Salpen hat. Zugleich erhielt ich auch das bis jetzt einzige wahre Meerinsect, welches Aehnlichkeit von einer Velia Latr. hat. Es läuft mit großer Schnelligkeit auf der Oberfläche des Wassers herum (wie Hydrometra rivulorum F.), und hält sich in den heißen Zonen aller Meere auf.

Die Bewohner der Penrhyninseln waren nicht tattuirt; einige hatten ihre Haare geschoren, andere hatten einen Kranz von schwarzen Federn um den Kopf; auch sah man bei einigen kleine Matten als Mäntel auf den Schultern. Zu jedem Boote, das mit einem Balancier versehen war, befand sich ein alter Mann, der sich ein ganzes Cocosblatt um den Hals gehängt hatte, indem einzelne Einschnitte einer Seite des Blatts zusammengeknüpft waren. Auf dem Balancier hatten sie eine Anzahl ungefähr zwei Faden langer Wurfspieße aus Cocosholz angebunden, die sie anfangs sich weigerten uns gegen Eisen zu vertauschen. Sie unterhielten immerwährend ein großes Geschrei, verdrehten die Augen und machten viele andere wilde Gebehrden, um sich furchtbar zu zeigen. Die Böte waren sehr einfach, einem Troge ähnlich, aus mehreren Stücken zusammengesetzt und schienen nicht zum Segeln geschaffen zu seyn; gewöhnlich saßen sechs Menschen in jedem. Eisen schienen sie auch (wie auf der Osterinsel) hoïo zu nennen; das Wort tabu schienen sie nicht zu verstehen, oder vielleicht wußten sie nicht, was wir damit sagen wollten, da dieses Wort ihnen ein sehr ernsthaftes ist. Waihini schien auch in ihrer Sprache die Bezeichnung eines Frauenzimmers. Außer grünen Cocosnüssen brachten sie uns nichts eßbares: sie selbst waren aber sehr wohlgenährt.

Am 13ten Mai (nachdem wir uns erst seit zwei Tagen auf der nördlichen Halbkugel befanden) wurde zum erstenmal ein Delphin mit einem Harpun gefangen. ( Delphinus Delphis L.) Der Kopf ging in eine lange Schnautze aus; auf jeder Seite einer Kinnlade zählte man 23 Zähne, also überhaupt 92. – An diesem Tage fingen wir auch zum erstenmal eine Velella, deren innere knorplige Schaale von dem vordern Winkel der linken Seite in der untern Membran hinüber zu dem hintern Winkel der rechten Seite ging (wenn man das Thier mit einer der längern Seiten der untern Membran gegen den Zuschauer stellt.) Diese Velella war gegen drei Zoll lang und ziemlich schmal; die Schale hatte eine hellbraune Farbe, der membranöse Rand des Segels kaum bläulich. – Zugleich fingen wir auch eine Perpita. Am 1sten Juni zur Zeit einer Windstille fingen wir eine zweite Velella, deren Schale und Segel in der Membran eine entgegengesetzte Richtung hatte, als bei der erstern vom 13ten Mai. Die größten Exemplare waren nur anderthalb Zoll lang; die Fühlfäden, die bei der vorigen hellbraun und erst am Ende blau waren, hatten hier von der Basis aus eine blaue Farbe, und ihre Spitzen eine röthlich gelbe. Die Schale hatte eine sehr blaßgelbe Farbe und die untere Membran war nur am Rande blau gefärbt. – An diesem Tage fingen wir auch einen Glaucus, der sich von Blumenbachs G. Atlanticus nur durch die mindere Größe unterschied. – Am andern Tage sahen wir einen grauen Sturmvogel ( Procellaria furcata Pall.) häufig herumfliegen.


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