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XIII. Der schwelgerische Ehemann

Der schwelgerische Ehemann gilt in der Welt für einen guten Kerl. Wenn man von ihm spricht, so sagt Jeder: »Kennen Sie Den und Den? Welch' ein trefflicher Junge, stets guten Humors ... wie glücklich muß seine Frau sein!«

Ist es aber so gewiß, daß seine Frau ein beneidenswerthes Loos hat? ... Wohnt sie in der Stadt, so vergehen wenige Tage, wo ihr der Ehemann nicht Gesellschaft zum Essen mitbringt; sie erwartet vier Personen; er hat zehn eingeladen und sagt ihr das kaum einen Augenblick, bevor man sich zu Tische setzt.

Jetzt muß die arme Frau laufen und rennen, um die Gerichte zu vermehren, und während sie sich alle ersinnliche Mühe gibt, um die von ihrem Manne mitgebrachten Gäste gut zu bewirthen, amüsirt sich dieser, scherzt, raucht, spielt Billard oder Karten, bis die durch die mitgebrachte Ueberlast zum Tod ermüdete Frau der Gesellschaft anzeigt, daß aufgetragen sei.

Bei Tische ist ein solcher Lebemann in der angenehmsten Laune, vorausgesetzt, daß der Braten nicht zu braun, der Wein frisch und der Kaffee siedend sei. Fehlt es aber in einem dieser Punkte, so flucht er wie ein Heide und ruft: »Ha! das ist abscheulich! Madame, Sie sollten ein ander Mal Acht geben, daß nichts Verdorbenes aufgestellt wird.«

Und die arme Frau, welche seit mehreren Stunden nicht einmal Zeit gefunden hat, sich zu schnäuzen, antwortet sanftmüthig: »Du hast Recht, lieber Mann, aber man war ein wenig ... pressirt ... doch soll es nicht wieder vorkommen.«

Nach dem Essen bekümmert sich der Herr um Nichts, als wie er den Abend mit seinen Freunden auf's Lustigste zubringen könne.

Alle Ergötzlichkeiten sind nach seinem Geschmack, selbst solche, wegen deren man auf Tische und Bänke steigen und die Vorhänge abreißen muß, bei denen man sich mit Wasser bespritzt oder Alles durcheinander wirft.

Besitzt er einen Garten, so kann man darin umherrennen, spielen, die Rabatten verderben, die Pflanzungen zertreten, die Blumen verheeren, das Obst abreißen, die Baumzweige abbrechen; unser Lebemann ist der Erste, der seine Freunde dazu verleitet, indem er ausruft: »Ah bah! ... man muß sich amüsiren. Ueberpurzeln wir uns! ... Machen wir Tollheiten! ... Schlagen wir Räder! ... Brechen wir was uns beliebt! ... Man muß sich auch in ungebundener Lust gehen lassen!«

Und die arme Frau hat dafür den ganzen nächsten Tag alle Hände voll Arbeit, um die in Haus und Hof angestellten Unordnungen wieder gut zu machen.

Feiert unser Lebemann seine Schwelgereien auswärts, so hat seine Frau zu Hause wenigstens Ruhe, aber der Herr kommt ziemlich oft mit einem Magenleiden heim, weil er zu viel Trüffelpastete, Champagner oder Punsch genossen hat.

Statt ruhig schlafen zu können, muß sie ihrem Manne Thee machen und eine Menge Erleichterungsmittel reichen, kurz, sie muß die Nacht wegen seines selbstverschuldeten Uebelbefindens opfern.

Außerdem hegen die Lebemänner eine große Abneigung gegen Geschäfte, gegen die Arbeit, gegen das Geldverdienen, sie wissen nur zu vergeuden.

Kommt dann ein Gläubiger, so macht sich ein solcher Kauz flugs davon, indem er sagt: »Wenden Sie sich an meine Frau; ich bekümmere mich nicht um dergleichen.«

Aus Allem zu schließen, was ich von einer Haushaltung, wo der Ehemann ein Schwelger ist, erfahren konnte, scheint es mir, daß es vorzugsweise der Herr Ehegemahl ist, welcher in einer solchen sehr glücklich sein muß.


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