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I. Vorläufige Bemerkungen

Beaumarchais hat gesagt: »Von allen ernsthaften Sachen ist das Heirathen die lächerlichste!«

Aber Beaumarchais, der immer geistreich sein wollte, stellte oft seltsame Behauptungen auf, die er nur durch Scherze unterstützen konnte.

Nein, das Heirathen ist, weiß Gott, nichts Lächerliches, und der Zustand eines verheiratheten Mannes nicht immer so angenehm, als man sich einbildet. Denn damit ist man noch nicht befriedigt, daß man zu Hause seine Pantoffeln antrifft und mit Aufmerksamkeit behandelt wird ... was übrigens erst nicht immer der Fall ist! Manche Männer verlangen so gar viel zu ihrem Glücke, andere so wenig! ... Aber dieses Wenige ist oft eben so schwer zu finden, wie das Viele.

Und doch verheirathet sich Alles! ... Die, welche es noch nicht sind, werden es noch thun (sich unter das Ehejoch beugen, versteht sich). Und Gott verhüte, daß wir uns wollten einfallen lassen, eine Abhandlung gegen den Ehestand zu schreiben.

Da die Mehrzahl den Ehestand genießen will, so ist das doch ein Beweis, daß trotz aller gegen denselben und die Ehemänner ausgegossenen Spöttereien, diese Verbindung, welche zwei Menschen zeitlebens aneinander kettet, mehr Vorzüge und Freuden als Langeweile und Widerwärtigkeiten mit sich bringen muß. Und wie stände es mit uns, wenn man sich nicht verheirathete? Sind wir nicht auf Erden, um in Gesellschaft zu leben? und hauptsächlich uns zu lieben?

Noth thut die Liebe, sie ist's, die uns hält:
Denn wer nicht liebt, ist traurig anzuschauen! ...
Wir müssen Nachts, was uns erfreut und quält,
Des Liebchens zartem Busen anvertrauen,
Ihm Morgens öffnen uns're inn're Welt,
Mit ihm nur wandeln auf des Traumes Auen.

Das hat Voltaire behauptet, und ich bin ganz seiner Ansicht.

Da man sich nun Nachts seinem Liebchen anvertrauen soll, muß man nothwendig den zarten Gegenstand, welchen unser Herz anbetet, in seiner Nähe haben.

Das ist überdies auch die Lehre der Apostel: Melius est nubere quam uri (besser ist heirathen als Brunst leiden).

Folglich hat man vollkommen Recht, sich zu verheirathen.

Warum aber sehet ihr dann, ihr verheiratheten Herren, oft so sonderbar aus? Warum wollet ihr euer Verhältniß verläugnen, indem ihr den Gang, das Wesen, kurz das Aeußere eines Junggesellen anzunehmen sucht?

Warum beklagt ihr euch gleich im Anfange eures Ehestandes darüber (über das Verheirathetsein, versteht sich)?

Warum hört ihr gleich auf, den Liebhaber zu spielen? Warum seid ihr nicht mehr galant, zuvorkommend, eifrig, liebenswürdig, häufig sogar nicht mehr verliebt? ... Denn ihr unterlasset eine Masse Dinge nach der Hochzeit, oder thut sie wenigstens nicht mehr so gut ... als vor der Hochzeit.

Warum gewöhnt ihr euch, statt die Zwistigkeiten durch ein wenig Geduld oder Gefälligkeit zu verhüten, an das Streiten mit eurer Frau, wie an das tägliche Kaffeetrinken?

Warum sucht ihr, wenn sich die Langeweile in euer Hauswesen einschleichen will, das Vergnügen gleich auswärts, statt euch zu bemühen, es in eurem Innern festzuhalten?

Warum gebt ihr zuerst alle möglichen Veranlassungen, die euch die Liebe einer Frau entziehen müssen?

Warum seid ihr einfältig genug, Verbindungen mit hübschen oder geistreichen Männern zu unterhalten, im Vergleich zu denen ihr nothwendig verlieren müßt?

Warum erzählt ihr dummer Weise überall, daß euch eure Frau nicht liebe? Das kommt gerade heraus, als ob ihr sagen wolltet: »Die Stelle ist erledigt, ich besetze sie nicht mehr, man kann sich melden.«

Warum! warum! ... Ich wette, ihr denkt schon bei euch: »Das Alles thun wir nicht.«

So! ihr Alle thut das nicht? ... Seid ihr davon so fest überzeugt? ... Man kennt sich gar oft selber nicht.

Wollet ihr wissen, wie ihr es machet?

Ich werde es euch zeigen und seid überzeugt, daß ich die Farben nicht zu stark auftragen werde.


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