Paul de Kock
Chipolata
Paul de Kock

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Paris vor und nach dem Mittagessen

Wir wählen einen hübschen Tag: ein solcher ist angenehmer zum Spazierengehen, Betrachten, Beobachten, Herumschlendern; um sich in den Buden umzusehen, und vor den ausgelegten Waaren der Kaufleute stehen zu bleiben, um die Putzmacherinnen und die Leinwandhändlerinnen zu belorgnettiren, wenn sie nämlich hübsch sind; um langsam zu gehen, wenn der Zufall uns neben eine Dame führt, deren Gestalt elegant und reizend ist; um stehen zu bleiben und mit einem Freunde zu plaudern, dem man begegnet, und endlich auch um seine Fußbekleidung zu schonen, die man nicht gern dem Pariser Gassenkoth preisgeben will.

Treten wir in Paris durch eine beliebige Barriere herein. Es ist gleichgültig durch welche, wenn wir nur in der großen Stadt des Lärmes, Kothes, und Rauches sind, wie Jean-Jacques sie genannt hat.

Allein die große Stadt hat einen ganz andern Anblick gewonnen seit jener Zeit, wo der Verfasser des Emil das gesagt hat: die engen Straßen sind breiter geworden; die alten Häuser machen regelmäßig und geschmackvoll gebauten Platz; die Fenster mit kleinen Scheiben verschwinden von Tag zu Tag mehr und mehr und werden durch schöne Kreuzstöcke ersetzt, die das Licht in die Häuser einlassen; die Treppen der neuen Gebäude sind helle und leicht zu besteigen; man läuft keine Gefahr mehr, den Hals zu brechen, wenn man eine Bekannte besuchen will, die im fünften Stocke wohnt. Kurz, an der Stelle jener Hausgänge mit ihren abscheulichen Fallthüren, die in die Keller führten und die man allzuhäufig zu verschließen vergaß, wodurch Diejenigen, welche sich unglücklicher Weise in's Innere derselben verirrten, mindestens die Nase zu zerstoßen riskirten, haben wir jetzt Hofthore oder wenigstens hübsche Halbthore mit Gittern und kupfernen Klopfern. Unsere Straßen sind mit Oel oder Gas beleuchtet und unsere Kaffeehäuser strahlend von Licht und Vergoldung.

Sicherlich ist all' das nicht zu häßlich für eine Stadt des Lärmes, Kothes und Rauches, und ich sehe nicht ein, inwiefern man jene gute alte Zeit bedauern sollte, von der so viele Leute mit Liebe sprechen, wahrscheinlich nur deßwegen, weil sie sie nicht gekannt haben.

Wir könnten Paris durch die Barrière de l'Etoile betreten; dieser Eingang ist unzweifelhaft der schönste; allein wenn man durch die Barrière du Trône ankommt, ist man alsbald in der Vorstadt St. Antoine und bekommt folglich viel schneller eigentliche Volksscenen zu sehen.

Treten wir also durch die Barrière du Trône ein.


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