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»Poluski gels?«
?
Was will der Chinesenjunge, der sich herandrängt, wenn man zu abendlicher Stunde das Haus verläßt? Poluski gels? Er merkt, daß man ihn nicht versteht, also noch nicht lange in Shanghai ist. Mit Handbewegungen veranschaulicht er: Frauen. Er will »Porusski girls« sagen, was weder richtig englisch noch richtig russisch ist, und »russische Mädchen« bedeuten soll.
Mach, daß du weiterkommst, Junge! Wer braucht einen Führer, einen Kuppler, einen Schlepper, um zu »Porusski girls« hinzufinden! Sie inserieren, sie plakatieren, sie agitieren. »Harbin Bath and Massage«, »Merry House: Turkish Bath and Russian Massage«, »Bar«, »Cabaret« flammt es in türkisblauem Neonlicht auf. In der Route Vallon trägt buchstäblich jedes Haus Reklameschilder von Massage-Salons; nur eines nicht, das ist die Betstube der Adventistensekte; dort verkehren die russischen »Masseusen«, sie hoffen, mit einem Amerikaner anbandeln zu können. Einen amerikanischen Kaufmann zu erobern, davon träumt jede Shanghaier Russin, 122 wenn sie bei Tag schläft, um bei Nacht recht munter zu sein.
Die Kleinen Anzeigen in Shanghais russischen Blättern zerfallen in drei Rubriken. Ärzte: Venerische Erkrankungen, Infektionen aller Art heilt Dr. med . . . . . . .; kais. Generalarzt, M. U. Dr . . . . . Den Ärzten kommen Feldscherer zu Hilfe, »Ehemaliger Ordinator des Militärhospitals heilt infektiöse Frauenkrankheiten binnen zehn Tagen . . .«
Zu vermieten: »Geschäftslokal in belebter Gegend, für Tanz-Bar oder dergleichen geeignet.« – »Gut eingeführter Massagesalon mit vornehmer Herrenkundschaft.« – »Zimmer für alleinstehende Damen, ungestört, auch nachts.«
Dritte Rubrik: Trud. »Trud« heißt Arbeit, in der Sowjetunion etwas, was man fast getragen ausspricht, Wort der Erfüllung. Aber hier, im Rußland außerhalb der russischen Grenzen ist »Trud«: »Tanzpartnerinnen gesucht für neues Kabarett; gute Figur, Abendkleid erforderlich . . .« – »Bardame, 22 Jahre alt, blond . . .«
Die Porusski girls sind Frauen und Töchter von Weißgardisten oder von Flüchtlingen aus der Sowjetunion, die keine politischen Gründe für ihre Flucht vorspiegeln und offen zugeben, daß sie – allerdings »immer unberechtigt« – wegen Verdacht des Schmuggels, der Bestechung, der Korruption oder der Spekulation verfolgt worden sind. Viele Frauen stammen aus Charbin und Mukden, andere aus sibirischen Städten.
Schaufenster eines russischen Photographen: Männerbildnisse in Uniform und in Zivil, mit und ohne Georgskreuz, die Führer. »Das ist Doktor . . . itsch, Vorsitzender 123 der . . . . . Kongregation«, sagt der Shanghailänder, der uns begleitet. »Hat drei Töchter.« Oder: »Kennen Sie Gräfin . . . . owa, eine fesche Person, wollen Sie die Telefonnummer?« Charakteristisch genug: die ausländische »gute Gesellschaft« von Shanghai, die die Emigration als antibolschewistischen Vortrupp fördert, verkehrt niemals mit einer Russin, auch wenn sie noch so bürgerlich verheiratet ist. Bei ihren politischen Protektoren sind die Russen moralisch verfemt. Das würde wahrlich weniger gegen sie als für sie sprechen. Aber ihnen kann keine Fürsprache mehr helfen.
Nur ganz wenige der Porusski girls sind in Modesalons oder als Kellnerinnen in Cafés und Konditoreien tätig, alle andern (und ein Teil der vorgenannten) im Nachtleben, ob sie nun verheiratet, verhältnist oder ledig sind.
Das Nachtgeschäft hat vielerlei Abstufungen. In jedem Dancing eröffnet jedes Mädchen jedem Gast sofort, sie werde hier nicht mehr lange arbeiten, vom nächsten Monat an sei sie im »Casanova«, in der »Taverne« oder zumindest im »Delmonte«. Möglicherweise wird sie wirklich in diesen ersehnten Stätten Station machen auf ihrem Weg, aber unvermeidlich führt ihr Weg durch die Venerische Abteilung des St.-Vincent-Hospitals. Nobel ist ein Lokal erst dann, wenn Angestellte dort nicht verkehren dürfen, weil die Herren Firmenchefs unter sich sein wollen. Am allerfeinsten ist's in der »Taverne«, im Drawingroom mit den gepolsterten Möbeln fühlt sich der Herr Firmenchef zu Hause, was er sich zu Hause nicht fühlt, und die russische Animiererin kommt sich vor, als säße sie im Salon eines Schlosses, und der Herr, der an ihr herumfingert, sei ein Freund vom Nachbarschloß. 124
Dazu paßt es freilich nicht, daß sie nach jedem Tanz von ihrem Partner bezahlt wird mit einem am Schalter gelösten Billett. Drei Tänze kosten einen Chinesischen Dollar, von dem zwanzig Cents der Tänzerin zufallen, und dreißig Cents vom Zwei-Dollar-Getränk, das ihr der Gast bestellt. Spendiert er Sekt, so kann sie nachher einen Silberdollar beheben; aber sie muß schon besonders ungeschickt sein, um von einem Champagnergast nichts als die Prozente heimzubringen.
Zur Sommerszeit, wenn die Hitzewellen gelb und schwer über Shanghai und die Ehefrauen am fernen Badestrand liegen, schwingt das Einkommen der Porusski girls aufwärts. Krieg ist ebenfalls kein schlechtes Geschäft: englische, amerikanische, französische und japanische Offiziere bringen ihre Feldzulage im Nachtleben an.
Allerdings, in eleganten Lokalen ist das Ausgaben-Budget einer Bardame hoch. Was eine richtige Edelnutte ist, muß vom Friseur frisiert sein, braucht zwei Abendkleider und regelmäßige ärztliche Untersuchung. Was bleibt da für den Haushalt?
Unter solchen Umständen müssen Gatten und Väter der Bardamen, Taxi-Tänzerinnen und Masseusen wohl oder übel etwas dazuverdienen: indem sie der französischen Polizei Spitzeldienste leisten, indem sie Streikbrecherarbeit machen, indem sie ihre Ehefrauen oder Töchter bei Chefs vorfühlen lassen, ob eine Anstellung zu haben oder irgendwo eine Provision zu holen ist, sei es im Handel mit Fellen, mit Mädchen oder mit Kaviar.
Die Alkoholschmuggler, die von Shanghai aus nach Los Angeles segeln, weil die pazifische Küste Amerikas weniger bewacht ist als die atlantische, werden von 125 russischen Emigrees mit »schottischem« Whisky, »französischem« Cognac und »bayrischem« Bier beliefert.
An tausend Weißgardisten bilden das Volunteer-Corps, die Leibgarde der Shanghaier internationalen Stadträte, und beziehen einen Monatssold von hundert Silberdollar. Bei der Parade auf dem Rennplatz defilieren sie vor ihren englischen, amerikanischen, japanischen Firmenchefs, die ihre militärischen Chefs und die Gäste ihrer Gattinnen sind. Stramm und scharf ausgerichtet defiliert das Regiment der Russen vor den Fremden und ruft dabei im Sprechchor: »Doloj Bolschewikow – Nieder mit den Bolschewiken.«
Sie sind nämlich Antibolschewiken und außerdem Antichinesen, obwohl nach Abschluß des Vertrags von Peking (1924) die eine Hälfte der bei der Ost-China-Bahn angestellten Charbiner Russen für die Sowjetunion, die andere Hälfte für China optiert hat. Freilich hat fast keiner einen chinesischen oder sowjetrussischen Paß, sondern nur eine Registrierkarte, die Quittung darüber, daß sie sich um die Staatsbürgerschaft beworben haben.
So einig sie in ihrer Gegnerschaft zu den Chinesen und den Bolschewiken sind, so uneinig sind sie im übrigen untereinander. Die Legitimisten schwören auf den »Zaren« Cyrill, als dem rechtmäßigen Chef der Dynastie Romanow. Den andern Monarchisten wäre jeder Zar recht, mit Ausnahme gerade des Großfürsten Cyrill, der sich bei der Oktoberrevolution in Petrograd mit seiner Marineabteilung den Bolschewiki zur Verfügung gestellt habe und von ihnen abgelehnt worden sei.
Mit den Republikanern ist es auch ein Kreuz. Die einen sind Faschisten, die andern Demokraten, die 126 dritten Sozialrevolutionäre, die vierten Menschewiki. Die einen schwören auf die Kirche, die andern sind Freimaurer, die dritten Antisemiten, die vierten Juden. Die einen wollen den Kosaken-Ataman Semenoff als militärischen Führer, die andern den ehemaligen Leiter der Ost-China-Bahn General Horwatz, die dritten den tschechoslowakischen Faschisten Gajda, die vierten, fünften und sechsten die Generale Diedrichs, Isakow oder Glebow.
10.000 weißgardistische Russen gibt es in Shanghai, in ganz China einschließlich Mandschurei 72.000; sie sind in mehreren hundert Vereinen organisiert, die sich bis aufs Messer bekämpfen. Sogar in den englischen Zeitungen von Shanghai beschuldigen sie sich gegenseitig der Korruption. Vor uns liegt ein Ausschnitt aus der »Shanghai Times«, darin ein Komitee von 23 Vereinen dagegen protestiert, daß ein anderes Komitee Gelder für die russischen Emigranten sammelt. Gespenstisch die Namen der unterschriebenen Vereine:
Kaiserlich Russ. Adelsklub
Gräfliche Gesellschaft
Verband ehem. Angehöriger des Jäger-Regiments». . . of Eger Regiment« steht in der Annonce, als ob ein Engländer wissen könnte, daß im Russischen das »E« als »je« gelesen wird. Und wüßte er das, was könnte er mit dem Wort »Jeger« beginnen, dem deutschen Wort »Jäger«, das in die russische Militärsprache übernommen war.
Verband ehem. Angehöriger des Ural-Regiments
Verband ehem. Angehöriger des Mandschurischen Detachements
Verband ehem. Angehöriger d. Regiments General Annenkoff 127
Verband der Kreuz-TrägerUnion of Cross Bearers. Sind das die Inhaber des Georgs-Kreuzes? Weiß nicht.
Nationales Religiöses Komitee
Russ. Orthodoxe Confraternität
Russ. Nationale Gesellschaft »Glaube, Zar und Volk«
Und so fort.
Gespalten in Schichten und Kasten ist diese Emigration. Die reaktionäre Gesinnung und ihr Haß gegen die, die ihnen ihre Vorrechte nahmen, vermag sie nicht zu einigen. Ebensowenig vermag das ihre gemeinsame falsche Spekulation von anno dazumal: daß dem Sowjetregime nur eine kurze Dauer beschieden sei, weshalb es ihnen vorteilhafter schien, sich rechtzeitig auf die Seite seiner Gegner zu stellen. Einer verachtet den andern, der Offizier den Zivilisten, der Adlige den Bürger, der Antisemit den Juden, der Inhaber des Georgs-Kreuzes den Ordenslosen, der Fromme den Ungläubigen, der etwas besser Gestellte den etwas schlechter Gestellten, sie verachten einander und bemühen sich, durch Dünkel und Großtuerei einander zu übertreffen, während ihre Frauen im gleichen Nachtlokal die gleiche Tätigkeit ausüben.
»Wie gefällt es Ihnen hier, wie geht das Geschäft?« fragen wir eine Tanzdame.
»Ach, wir müssen bis zur Sperrstunde im Lokal bleiben, und so lange wartet selten ein Herr auf uns.«
»Verabreden sich die Gäste nicht für den nächsten Tag mit Ihnen?«
»Mein Gott, die Konkurrenz ist zu groß in Shanghai . . . Zahlen Sie mir einen Cocktail, Herr? Hallo, du, Mensch, einen Cocktail!« 128
»Herr«, das sind wir. »Mensch«, das ist der russische Kellner. Vor sieben Jahren haben wir in Moskau ein Drama gesehen, das den Lockspitzel Asew zum Helden hatte. Ein Akt spielte in einem Restaurant. Asew rief den Kellner nach vorrevolutionärer Art: »Du, Mensch«. Das Publikum kreischte vor Lachen.
Hier kreischt niemand vor Lachen, weder Kellner noch wir können als Genosse angesprochen werden; der Kellner wird verächtlich »Mensch« gerufen, und wir sind »Herr«, und eine Gigola zu sein ist »Trud«.
Fünfzehn russische Mädchen »arbeiten« in einem Lokal, »Tumble-Inn« geheißen. Dieser Name hat uns gelockt hinzugehen. Tumble ist ein altenglisches Verbum und kommt in einem Lied aus dem elisabethanischen Seekrieg vor, aus der Zeit, da man mit Strömung oder Wind eine harmlos aufgetakelte Fregatte voll von glimmendem Werg und Teer und Öl dem feindlichen Geschwader entgegensandte, um es in Brand zu stecken. Mit einem solchen Feuerschiff vergleicht der Sänger des Matrosenliedes seine lockige Geliebte, die ihm so nett und keusch erschienen war, bevor er sie getumbled hat, und die sich nach ein paar Tagen als Feuerschiff erwies.
She'd a dark and rolling eye
And her hair hung down in ringlets
A nice girl, a decent girl
But built on a rakish line
I handled her
I dandled her
I fondled her
I tumbled her 129
And found to my surprise,
She was nothing but a fireship
Dressed up in a disguise.
Klage und Anklage zugleich ist dieses Lied, und sein Held, der Seemann, offenbart mit seinen Vergleichen zweifellos »die Shakespearesche Eigenschaft, daß sie nicht aus der Sphäre seines Berufs hinausgehen«. (Genauer können wir hier in Shanghai unsern Kleist nicht zitieren.)
Wir zitieren heute überhaupt zu viel. Da liegt denn schon nichts mehr daran, wenn wir auch die Geschäftskarte des Tumble-Inn abdrucken. Sie richtet sich gegen die Moral des Liedes, das jedem britischen Matrosen beim Wort »tumble« unfehlbar in den Sinn kommt. Nein, sagt die Geschäftskarte, meine Girls gleichen nicht jenem, das den Herzallerliebsten so angesteckt hat wie ein Feuerschiff die feindliche Fregatte.
Tumble-Inn
Nr. 14, Lane 182 Bubbüng Well Road (Wöchentlich untersucht von Dr. R. Holper M.D.) |
Überall sind Russinnen erhältlich, auf den breiten Avenuen, in den schmalen Privatgassen. Vollgestopft ist die kleine Straße Chao-Pao-San mit Lichtreklamen, Matrosen, Musik, Prügeleien, Rikschakulis, Lärm, 130 Blumenverkäuferinnen, Bettelkindern. Matrosen sind die Gäste der zwanzig Tanzspelunken, amerikanische, französische, britische, italienische und portugiesische Matrosen, es schwabbern die Hosen, es schwankt ihr alkoholdurchtränkter Inhalt, und die russischen Mädchen sitzen im Kreis umher und warten darauf, daß einer sie zum Tanz küre. Im »Victoria« sind sie als Ballerinen, Fußballspieler, Nixen, Schwimmerinnen verkleidet . . . Romantik des Faschings. Bei »Stenka Rasin« verschleißt man Räuberromantik, bei »Merle blanc« Montmartreromantik, bei »Tkatschenko« Wolgaromantik, bei »Tschornie glasa« Zigeunerromantik. Romantik und Kostüm sollen aufgeilen. Wirkt das nicht, dann richten sich die Mädchen die Strumpfbänder, um das Interesse eines amerikanischen Gummikauboys zu erregen.
Ältere Jahrgänge von Porusski girls tanzender Region – sind sie vielleicht schon bei der 1905er Revolution geflüchtet? – bevölkern die Kneipen am Broadway. Ist der Wirt ein Deutscher, so führt sein Lokal einen harmlosen Namen, »Grill Room« zum Beispiel, damit er in der Heimat den Glauben erwecken kann, er sei in Ostasien ein solider Restaurateur geworden. Der russische Wirt hat Firmenschilder in allen Sprachen, auch chinesisch, jenseits des Soochow-Kanals verschmäht man gelbe Gäste nicht.
Jenseits des Soochow-Kanals sind die Tänze und die Frauen billiger, die Getränke keine Cocktails mehr, sondern nur Bier. Schau die Frauen an, – oder schau sie lieber nicht an, sie fangen jeden Blick wie eine ihnen zugeworfene Leine. Doch! Schau sie an! Sprich mit ihnen! Sprache und Tonfall sind die ihrer fernen 131 Schwestern, unter dem steifen Tangoschritt steckt die Bewegung ihrer Heimat, unter Schminke, Abendpuder und Tanzkleid verbirgt sich etwas, was wir ihre vergangene Zukunft nennen möchten. Auch aus ihnen wäre etwas geworden, wenn sie daheim geblieben wären. Könnte wohl noch heute, wenn sie zurückkehrten, etwas aus ihnen werden? »Werden?« Vorbei . . . vergangene Zukunft.
Die zukünftige Zukunft ist nahe, man kann die Etappen in ein paar Nächten durchlaufen, wenn man sie nicht durchleben muß. Bald hört die Reihe der Dancings und der Bars auf, eine andere Kategorie von Arbeitsstätten für Porusski girls säumt den Etappenweg. Eindeutige Häuser, aber in ebensoviel Rangstufen eingeteilt, wie die Dancings und die Bars. In den Nobelpuffs des Internationalen Settlements zahlt man zwanzig Dollar Taxe, in der Französischen Konzession gibt es erheblich mäßigere Preise. Ecke Avenue Foch und Avenue Joffre – fürwahr, schöner Ehrungen erfreuen sich Frankreichs Marschälle – wimmelt es von Kaschemmen, die von der Nachbarschaft der vornehmen Dielen leben. Tritt nämlich in einem »besseren« Lokal ein Gast allzu laut und allzu betrunken auf, so flüstert ihm eine Tanzdame zu, er möge drüben im »Allaverdi« auf sie warten. Drüben im »Allaverdi« nehmen ihn Huren in Empfang, in deren Armen er einschläft.
Finster und stinkig ist's abends bei den Werften am Hongkew-Creek, die Gäßchen münden auf die Landungsbrücken oder ins Wasser, Fässer verengen die Enge, und blatternarbige Porusski girls, alte, schwammige Gestalten, stellen sich jedem quer, der vorbeikommt, auch jedem Kuli, sie heben ihre Röcke hoch und rufen 132 heiser: »Come in my house . . .« Sie sprechen das letzte Wort wie »chaus« aus. Ihr »chaus« ist ein Bretterverschlag. Von hüben und drüben segeln sie auf uns zu, Feuerschiffe . . . Wracks von Feuerschiffen.
Wir geben der einen ein paar Papirosi. Sie ist glücklich, ein paar Papirosi zu bekommen, glücklich, russisch sprechen zu können. Aus Blagowestschensk, einer Stadt im Amurgebiet der Sowjetunion, stammt sie. »Vor acht Jahren sind wir geflohen. Es war im Winter. Wir gingen über den zugefrorenen Amur, mein Mann und ich. Tausend Dollar hatte er bei sich. Schreckliche Angst haben wir gehabt, daß man uns erwischt. Aber,« sie hüstelt sieghaft, »wir sind doch herübergekommen.« 133