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Blutgeblendet

Wir waren soeben erst nach Java gekommen – Karl Seidler und ich –, und da uns das Hotelleben mit seinen käfigartigen Verandaabteilungen, seiner gepfefferten Reistafel und dem ewigen Dienerwechsel nicht gefiel, suchten wir ein nettes kleines Haus, um ein behagliches Junggesellenheim zu gründen. Zum Schluß entdeckten wir richtig am unteren Ende von Batoetoelis einen ganz hübschen, aber verwahrlost wirkenden Bau, der an der Vorgartentür das kennzeichnende »Te Huur« trug. Wir wandten uns an den Agenten, der eine bescheidenere Summe, als wir erwarteten, nannte und versprach, das Haus sofort instandzusetzen.

Eine Woche später zogen wir ein.

Gleich am ersten Abend geschah etwas Sonderbares.

Ich war noch einige Minuten vor dem Schlafengehen an das Gittertor getreten, als ich eine Hand auf der meinen fühlte und etwas betroffen zurückfuhr.

»Tuan Tuan = Herr«, flüsterte die Stimme, die zur Hand gehörte, »das ist kein Haus für Sie!«

»Warum nicht?«

»Niemand bleibt ...«

»Warum?« fragte ich wieder, ungeduldig. Ich trug kein Verlangen, die leidige Haussuche nochmals aufzunehmen.

»Ich weiß es nicht – man fühlt sich unglücklich.«

»Unsinn!«

»Der Tuan glaubt nicht – er wird es selbst finden. Der Geist des Weißen geht um.«

»Welches Weißen?«

»Es war vor meiner Zeit, das heißt, bevor ich nach Weltevreden kam, aber man erzählt sich, daß hier ein oder gar zwei Morde stattgefunden haben, und der Tuan weiß, daß Seelen, die so plötzlich aus dem Körper gejagt werden, um die Erde kreisen müssen und lange nicht nach Kamaloka können; deshalb hassen sie den Ort und alle die, die an solchem Orte wohnen, und schrecken sie.«

Die Hand des Eingeborenen glitt von der meinen; er verschwand im Dunkel ...

Natürlich sagte ich Karl nichts von der Sache. Der arme Wicht behauptet, psychisch zu sein. Ich selbst bin geistergefeit.

Einige Tage später – Karl war so einsilbig gewesen, daß ich Geschäftsverdruß vermutete, aber nicht neugierig forschen wollte – meinte er ganz plötzlich, während wir gemütlich rauchend auf der Veranda saßen:

»Geht dir das Haus ebenfalls auf die Nerven?«

»Auf die Nerven?! Wie?«

»Stimmungsdrückend. Wenn ich draußen bin, lache und pfeife ich, und wie ich in diese verd… Bude trete, ist's, als ob sich ein Alp auf mich lege ...«

»Piff! Einbildung!«

»Keineswegs! Du bist ja selbst wie ein Leichenbitter, sobald du die Schwelle gekreuzt hast. Singst du etwa wie sonst? Und deine Geschichten, verzeih' mir, sind zum Heulen schwermütig.«

Ich versuchte schnell »Ach, warum küßt' ich die Kleine?« zu pfeifen, und landete, ehe ich's wußte, im »Es ist bestimmt in Gottes Rat«.

»Siehst du – ich bin überzeugt, daß in diesem Hause jemand Selbstmord verübt hat.«

»Pscha! Wahrscheinlich hat dich auch solch ein Geisterseher angeblödet, wie mich vor einigen Tagen ...«

Nun wollte er alles wissen, und ich erzählte ihm den Vorfall.

Von dem Augenblick an suchten wir nach Spuren, nach Beweisen. Wenn jemand hier gewohnt hatte, der plötzlich gestorben war, so mochten alte Papiere, irgendein Andenken, ein Kleidungsstück in irgendeinem Fach oder Winkel geblieben sein, denn der Agent war sehr wortkarg gewesen und hatte nur eingestanden, daß er von einem »Gespenst« habe munkeln hören, daß er aber solchem Aberglauben selbstredend nicht zugänglich war. Den Namen des Weißen hatte er, seiner Aussage nach, wenigstens nie gehört. Es mochten zehn Jahre her sein oder mehr, und man vergißt schnell in den Tropen.

Je länger wir im Hause wohnten, desto ungemütlicher wurde es uns darin. Ich glaube an all den Geisterkram nicht und Karl nennt mich ärgerlich einen »krassen Materialisten«, aber zu leugnen ist es nicht, daß ich nie in der Stimmung war, wie einst zu singen, zu pfeifen, auf einem Bein zu tanzen oder wie ein australischer Jackaß zu lachen. Karl schrieb es dem Geist, ich der quälenden Hitze zu.

Eines Abends hörte ich einen Schrei und sprang in Karls Schlafgemach. Er stand vor einem modrig riechenden Fach und hob eine wie im Zorn in den äußersten Winkel geschleuderte Papierrolle oder richtiger einen Haufen loser Blätter, die sich an den Enden kräuselten, da und dort Schimmelspuren aufwiesen und arg vergilbt waren, aus dem Innern. Wir trugen sie ans bessere Licht der Vorveranda und suchten nach einem Namen, denn was wir gefunden hatten, waren Blätter aus einem Tagebuch.

Aber wir fanden keine Unterschrift; unter der letzten Zeile, wie ein großes Siegel, war ein dunkelrotbrauner Fleck.

Karl behauptete Blut, und nachdem wir die Blätter gelesen hatten, zweifelte ich nicht, daß er recht hatte.

Der Unbekannte war ein Landsmann, und aus mehreren Gründen habe ich seine seltsamen Aufzeichnungen niedergeschrieben:

 

Batoetoelis, den 15. Oktober 19..

Das Land der versiegenden Tatkraft ...

Unverwüstlich war meine Laune, mein Schaffensdrang vor einem Jahre, als ich zum erstenmal eroberungs- und tatfreudig das Pflaster Weltevredens trat. Heute ...

Es ist nicht die Hitze, obschon sie sich wie ein erstickender Mantel um alles Lebende windet; es ist etwas Fremdes, Unheimliches, das wie ein Peststrom aus unbekannten Winkeln vorquillt und den Geist umnachtet, den Willen schwächt, längst überwunden gedachte, atavistische Triebe wie Giftschößlinge aufkeimen läßt und allmählich, kaum fühlbar, alle Ideale zermalmt wie Mühlsteine das gesunde Weizenkorn.

Die anderen Europäer gehen ihre eigenen Wege – krumme nicht selten. Ich kann mich mit meinen formlosen Zweifeln nicht an sie wenden, und nur der ausgesprochene Gedanke, den man wie ein Prisma im Prüflicht unparteiischer Beschauung dreht, verschafft Klarheit. Manchmal selbst der geschriebene, deshalb lasse ich meine Ueberlegungen, zu Zeichen verdichtet, auf dem Papier stehen.

 

Batoetoelis, den 16. Oktober.

Im Laufe der Nacht bin ich mir über den Grund meiner Unruhe klarer geworden – vielleicht weil ich ihm Wortform zu geben versuchte. Es handelt sich um meine Babu.

Wenn ich meinen Landsleuten – besonders den landesunkundigen – davon sprechen wollte, würde ich nur spöttischem Lächeln begegnen. Eine Dienerin!

Ein Wesen, das man von heute auf morgen vor die Türe setzt.

So einfach ist es nicht.

Als sie mit dem Jonges, dem Diener, als Kokki und Babu bei mir eintrat, stieß sie mich ab. Nicht körperlich! Sie ist nicht übel gebaut, und wenn nicht besser, so gewiß nicht schlechter als der Durchschnitt. Nein: Was mich abstieß, war ein eigentümliches Gefühl heimlicher Abneigung. Kindisch! Unerklärlich! Mir war's, als ob unsere Seelen sich haßten.

Oder als ob mich durch sie Übles befallen müßte ...

Später – ganz allmählich – gewöhnte ich mich an das Weib. Heute ...

Wie war das gekommen?

Vielleicht weil die leichtbekleidete, geschmeidige Dienerin immer gerade da sein wollte, wo ich mich selbst aufhielt: wusch ich mir die Hände im Becken, so war sie sofort auch im Schlafraum, rückte die Pyjamas auf dem Stuhl zurecht, machte sich am Mückennetz zu schaffen, brachte das Handtuch ...

Und immer neigte sie sich so, daß ihre Formen sich scharf kennzeichneten oder ich durch die dünne Jacke vorne die braunen Brüste sehen konnte.

Eines Tages merkte ich, wie die alte Abneigung, ohne tot zu sein, ohne aufgehört zu haben, tief drinnen warnend zu raunen, von einem schmerzhaften Sehnen übertüncht wurde; wie ich nach dem Weibe meines Dieners begehrte, wie ich, scheinbar lesend, fieberhaft auf ihr Eintreten wartete ...

Leidenschaft des Mannes durch die schürende Tropenglut betont?

Gerede! Ausflucht! Tausend Weiber, am Nordweg aufgelesen, sind hübscher, begehrenswerter ...

»Guna-guna?«

Die Leute, die lange in Java gelebt haben, behaupten, daß solche Frauen manchmal etwas in die Speisen mengen und dieses brennende Verlangen daraus entspringt; daß es mit der Zeit zu hündischer Unterwürfigkeit führt und wie eiserne, zusammengeschweißte, unlösliche Ketten bindet ...

Ich fühle mich schwach werden; der Wille, der mich zu Großem zu heben bestimmt gewesen, schweigt.

Die Babu muß fort!

 

Batoetoelis, den 17. Oktober.

Das Schicksal spült Gelegenheiten über unseren Weg und entspült sie, bevor wir uns ihrer bemächtigt haben.

Der Jonges hatte meinen weißen Anzug gebügelt und den Kragen verbrannt. Unter gewöhnlichen Umständen hätte ich die Sache mit einem kurzen Verweis gut sein lassen; nun, froh, einen Vorwand zu haben, entließ ich ihn.

Ihn und sein Weib.

So froh wie seit langem nicht, kehrte ich abends heim. Ich konnte im Hotel speisen, und in wenigen Tagen würde ein anderer Diener gefunden sein. Ich pfiff ganz sachte, als ich mich dem Hause näherte.

Der Tisch war voll Blumen, meine Lieblingsspeisen aufgetragen, das Haus in bester Ordnung. Mit gesenktem Haupte reichte mir der Jonges eine neue Jacke, die ihm mein Schneider in aller Eile gemacht hatte.

»Ich bin malu, Herr«, murmelte er, »wenn Sie entschuldigen wollten ...?«

Sein Monatslohn war drauf gegangen; ich konnte ihn nicht verabschieden.

Still setzte ich mich an den Tisch; der Frohsinn war weg.

Alles war genau wie vorher ...

 

Batoetoelis, den 18. Oktober.

Etwas, das in der Luft der Tropen liegt, etwas Schwüles, Zauberschwangeres wirft sich wie ein Netz über mich. Aberglauben, über den ich in Europa laut gelacht hätte, scheint hier ganz am Platze, ist Teil des sonderbaren, unwahr wirkenden Lebens, durch das man fremd, einsam wie ein entheimateter Schatten gleitet.

Als ich morgens auf dem Gang ins Geschäft den Garten kreuzte, erblickte ich plötzlich eine ziemlich dicke, blauschwarze Schlange vor mir herkriechen. Ehe sie mein Stock erreicht hatte, war sie im Strauchwerk verschwunden.

Ich suchte sie nicht; eine unerklärliche Teilnahmslosigkeit lastete auf mir. Oft glaube ich allen Ernstes, mein Leben nur zu träumen.

Zufällig – warum belüge ich mich? – absichtlich ging ich durch die Kebong Klappa, eine kleine Winkelstraße voll ärmerer Malayen und Chinesen. Die elenden Holzbauten hinter schiefen Zäunen sind Schlupfwinkel für Menschen, Hühner, Hunde, Katzen ...

Wer weiß, wofür noch!

In der vorletzten Hütte zur Linken wohnt Alim Kaju, ein Schlangenbändiger, oder richtiger ein Schlangenwahrsager. Wie ich es halb erhofft hatte, lehnte er gegen den Türstock, kaute Betel und spie den roten Saft weit von sich auf das spärliche Blattwerk einer Topfpflanze.

Er grüßte, und nach einigen Fragen erzählte ich ihm von meiner Begegnung mit der Schlange.

»Wie kroch sie?« fragte er interessiert.

»Von Sonnenuntergang nach Sonnenaufgang.«

Er nickte nachdenklich.

»Bewegte sie den Kopf?«

»Ja, von oben nach unten, ehe ich den Stock hob.«

Er schwieg einige Sekunden lang.

»Seien Sie vorsichtig, Tuan«, meinte er endlich, »es bedeutet Verlust!«

Ich lachte und winkte abschiednehmend.

»Seien Sie vorsichtig«, wiederholte er ernst, bis an den Zaun tretend, »Sie sind in Gefahr!«

Ich zuckte die Achseln. Er sollte nicht glauben, daß es mir mit der Frage ernst war.

Dennoch ...

 

Batoetoelis, den 19. Oktober.

Ist Guna-guna möglich und haben wir Menschen keinen freien Willen? Warum steigt der Ruf des Blutes nicht in mir auf, wenn ich den Nordweg entlang wandle, wo die jungen Badenden dutzendweise auf den engen Steintreppen stehen und aus oder in ihre Sarong kriechen? Wo Mischlinge mir kaum merkbar zuwinken und ihre Glutaugen sich begehrlich an mich klammern ...

Da bleibe ich kalt, wie ich es nie gewesen.

Doch daheim, die Babu ...

Ich hasse sie! Sie hat mich immer abgestoßen, aber wenn sie sich mir nähert, fühle ich eine sonderbare Schlaffheit des Denkens, begleitet von Behagen und Unbehagen zugleich. Ein drängendes Wünschen, das alles andere erstickt ...

Sie machte sich am Tisch zu schaffen, und der schwere Duft der Melatiblüten – des Tropenjasmins – in ihrem geölten Haar betäubte mich. Gereizt und dennoch unbegreiflich schlapp – ich stützte mich zweimal auf einen Stuhl, als fürchtete ich ein Versagen der Beine – begab ich mich auf mein Schlafzimmer.

War es Komödie, die ich mir selbst vorspielte? In diesem Fall eine mir selbst unbewußte!

Mir selbst? Wer ist »ich selbst«?

Werde ich wahnsinnig?

Sie folgte mir, und meine Handflächen brannten wie Feuer. Ich faßte sie rauh an den Schultern.

»Tuan, entferne den Jonges!«

Sie sagte nicht »meinen Mann«.

Ich trat auf die Veranda zurück und rief ihn mit einer Stimme, die mir fremd schien. Er kam. Zwei Briefe ohne Bedeutung lagen auf dem Tisch.

»Trag' sie zum Postamt – es eilt!«

»Saja, Tuan.«

Er verschwand im Dunkeln.

Ich kehrte zur Babu zurück ...

 

Batoetoelis, den 20. Oktober.

Ein Kind des Nordens!

Ich saß im Vorgarten des Hotels der Neederlanden und betrachtete das Straßenbild. Nur nicht nach Hause! Ich wußte, was geschehen würde. Wie ein schleichendes, unheilbares Fieber liegt mir das dunkle Weib im Blut ...

Die kleinen, zweirädrigen Sato rollten schellenklingend vorüber, die würdigeren, vierrädrigen, zweispännigen Ebro, die sausenden Kraftwagen, die schnaubende Dampfstraßenbahn; Kleinhändler hatten die Schulterstange auf die beiden Tragkörbe gelegt, kauerten, gegen das Kanalgitter gelehnt, da und verkauften Mango, Durianscheiben, Yambu oder kleine, gelbe Kuchen aus Tropenhirse. Frauen, Männer, Kinder entkleideten sich auf dem Pflaster, sprangen im hochgebundenen Sarong in das trübe, dickfließende, übelriechende Wasser und entwanden Kleider und Haar wieder auf dem öffentlichen Fußsteig nach dem Bade; manchmal trippelte ein nacktes Kind verwegen bis zum Fahrweg vor.

Javaner – einzelne Christen in halbwestlicher Kleidung, die meisten Islamiten mit dem schwarzen Fez, der losen weißen Jacke und dem bunten, bis zu den Knöcheln reichenden Sarong, mit großen Glückssteinen an den Fingern – gingen laut sprechend vorüber, und dazwischen eingesprengt Chinesen, Araber, Mischlinge und einzelne Europäer in weißem Tropenanzug, ohne Hut.

Hinter mir spielte die bescheidene Kapelle einen halbvergessenen Walzer.

Und dann – wie eine Fata Morgana – kam sie!

Blonde Zöpfe, die rechts und links vorne über die anmutigen, noch kindlichen Schultern fielen, Blauaugen, Grübchen in den Wangen und dem energischen Kinn, starke, selbstbewußte und dennoch zierliche Beine und volle, weiße Arme.

Ein Kind? Oder ein Weib noch an der Kindesgrenze?

Sie rief eine Wucht von Erinnerungen wach; alle in den Staub getretenen Ideale lebten auf; Jugendträume, die längst ausgeträumt waren; Gedächtnisblüten von wunderbarer Farbtiefe ...

Jung, unberührt, weiß.

Ein Duft frischer Tannen, von Alpenblumen ging gleichsam von ihr aus. Sie schritt mit zurückgeworfenem Haupte in die Richtung der »Harmonie«, kam wohl vom Dampfer, der vor wenigen Stunden eingelaufen; war ganz Europäerin – kühl, berauschend herb wie unsere waldtiefsten Beeren, vom Tropentaumel nicht angehaucht.

Sie war die verkörperte Sehnsucht meiner Mannbarkeit.

Ich warf das Geld auf den Tisch und entfernte mich, aber ich folgte dem Kinde nicht.

Wie ein Aussätziger hätte ich die Hände heben und abwehrend ausrufen müssen: –

»Unrein! Unrein!«

 

Batoetoelis, den 25. Oktober.

Ahnt mein Jonges etwas?

Er schleicht so sonderbar durch das Haus und hat ein Lächeln auf den Lippen, das mich an das Zähnefletschen eines gereizten Leopards erinnert. Wenn ich ihn frage, schweigt er und entfernt sich wieder.

Ich habe meinen Diener betrogen, meine Rasse entehrt und empfinde keine Reue; nur Müdigkeit, unsagbare Erschöpfung.

Und Ekel!

Man wehrt sich, so lange man es vermag; dann fühlt man die Schicksalsräder brechend über den Nacken gehen und weiß, daß es so kommen mußte; daß alles Wehren den Anstrengungen in der Schlinge des Fängers gleicht, nur stärker verstrickt ...

Schwäche?

Gewiß – Schwäche; die wechsellose Hitze, die scharfe fremde Kost, die trostlose Oede der Stunden außerhalb des Amtes, die drückende Entheimatung, das unbekannt Feindliche, das einen umgibt und das man nur fühlt, nicht sieht.

Einige sind glücklich hier draußen – wohl meist jene, die sich eine weiße Gattin gleich mitgebracht haben; andere sind bleich, zufrieden ...

Viele gehen zugrunde.

Neue folgen ihnen mit dem Traum schnellen Reichtums und unbegrenzter Freiheit wie Irrlichter vor den Augen.

Eines Tages erwachen sie, gleich mir, im erstickenden Morast.

Die Babu geht im Garten den äußersten Lichtschein meiner Lampe entlang. Sie hält die Hand fest auf den Mund gedrückt – um einen Schrei zu unterdrücken? –, und in ihren schwarzen Pupillen brennt Furcht.

Der Jonges ordnet die Palmen in den Messingtöpfen. Ich rief ihn eben an und fragte: –

»Was hast du?«

Er lachte schrill auf und arbeitete weiter.

»Ich bin mata glap«, murmelte er nach einigen Augenblicken und wandte sich ab.

Blutgeblendet!

Also weiß er alles! ...

*

Wir haben das Haus in Batoetoelis aufgegeben; so oft wir an dem runden Tisch der Vorveranda saßen, glaubten wir einen Kris im Rücken zu fühlen. Karl Seidler, der stärker an Einbildungskraft leidet als ich, fuhr nach Europa zurück.

Furcht vor der Guna-guna.

Ich werfe die Flinte nicht so schnell ins Korn, aber zur Vorsicht habe ich einer netten Kleinen, der ich seit Jahren gut bin, heimgeschrieben und ihr den Vorschlag gemacht, mich zu heiraten. Gewiß gibt es bessere Männer, aber auch viel schlechtere, als ich es bin ...

Etwas sagt mir daher – obgleich ich nicht psychisch bin –, daß sie kommen wird.

Die vergilbten Blätter hat mein Freund mitgenommen. Der Name des Unbekannten blieb trotz all unseres Forschens in Dunkel gehüllt.

Pax ...


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