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Lobau

Der Nachmittag des riesenhaften Ringens,
Der schon im schweigenden Azur verblich,
Sah, wie die Hoffnung siegenden Gelingens
Allmählich aus der Brust des Kaisers wich.
Der Donner der Kanonen schwoll betäubend,
Und Frankreichs Kräfte ließen stöhnend nach,
Baumstämme schlugen, donauabwärts treibend,
Dumpfkrachend an die Brücke, daß sie brach.

Aus Aspern und aus Eßling stiegen qualmend
Die Feuersäulen auf am Horizont,
Und vorwärts jagten, die Karrees zermalmend,
Die Reiter durch die aufgelöste Front.
Zum Ufer floß ein schmales Blutgerinnsel,
Die Sonne zitterte im Wellenbad,
Als festen Schrittes auf die Lobau-Insel
Mit ungebeugter Stirn der Kaiser trat.

Da sah er die Verwundeten zerschmettert,
In tausend Schmerzen ächzend hingestreckt,
Wie Bäume, vom Orkan hinabgewettert;
Der Boden war von rotem Naß bedeckt.
Im Staube lagen tausend tapfre Männer,
Die stolzen Reihen, die die Schlacht zerschlug,
Durch die so oft der kampfgewohnte Renner
Im jungen Morgenstrahl den Korsen trug.

Und als er, längs der Erlenbüsche schreitend,
Befehlend zu Davoust sprach, scharf und klar –
Da flutete des Kaisers Pfad geleitend
Ein seltsam Wogen durch die bleiche Schar.
Verstümmelte, die mit dem Sterben rangen,
Erhuben keuchend sich auf ihren Knien.
Die Menge, in des nahen Todes Bangen,
Warf tausendfach erglänzten Blick auf Ihn.

Und herrlicher als seine stolzen Fronten,
Ihm jauchzend in der blanken Waffen Klirrn,
Sahn die Zerstörten, die nicht reden konnten,
Nach ihrem Herrn mit hellbesonnter Stirn.
Als kette sich im Schatten ew'ger Nächte
Nur eiserner ihr Herz an sein Geschick:
Dein sind wir in des Lebens vollstem Rechte,
Und dein ist unser letzter Augenblick!


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