Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Der Strom ergießt ins Meer die regengraue Flut ...

Der Strom ergießt ins Meer die regengraue Flut,
Das Land erstirbt im Dunst, die dunkle Luft wird blasser.
Der Kahn treibt reglos fort, das müde Segel ruht,
Kein weißer Wellenstreif im winterlichen Wasser.

Der Ozean liegt starr in bleiern träger Rast,
Als müsse sich ein Mensch aus bösen Träumen ringen;
Jedoch sein Herz erdrückt des Dunkels grause Last,
Und selbst der Seewind senkt die schmerzgelähmten Schwingen.

Und gläsern wird dein Blick, wie starr dein Seufzer ward,
Gebrochen beugst du dich dem allgewalt'gen Lose.
Die Zunge klebt am Gaum'; – wo ist das Ziel der Fahrt?
Vergißt der Sturm dein Haupt? Es geht ins Grenzenlose!

Sich so dahinzuschleppen, qualvoll Jahr um Jahr,
Wo unsre Zeit verrinnt wie Tropfen glühnden Sandes!
Kein Ruf der Freudigkeit, kein Dräuen der Gefahr,
Und nicht ein Hoffnungsstrahl des oft verheißnen Strandes!

O Gott, ich glaube gar, die Sehnsucht selbst erlischt –
Wie so mein Blut entfließt unhörbar Stund an Stunde.
O sende den Orkan, der Flut und Himmel mischt!
Reiß deine eis'ge Hand aus meiner tiefen Wunde!

Laß mich das Schicksal schaun, vor dem ich einst erblich,
Zeig nur von ferne mir dein schattenstilles Eiland!
Kein Donner trifft das Meer, kein Blitz vernichtet mich –
Erbarme dich, o Tod, mein Retter und mein Heiland!


 << zurück weiter >>