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O Süßigkeit des Lieds, die leise ...

O Süßigkeit des Lieds, die leise
Aus dunkelklarer Flut du quillst,
Daß unsre Qual in starrstem Eise
Vor deiner stillen Wärme schmilzt ...

Entführe stumm zu ihrem Herzen,
Das einzig meinem Gram gefällt,
Den Strahl der Hoffnung und der Schmerzen,
Der meine Öde bleich erhellt.

Sprich mit des Ährenfeldes Demut,
Das sich dem Sommerregen neigt,
Daß meiner Liebe ferne Wehmut
In ihre Seele niedersteigt.

Laß meines Zweifels banges Schwanken
Zu ihren Füßen zärtlich ruhn,
Die späten Blüten der Gedanken
Und all mein hoffnungsloses Tun.

Daß sie die eigne Güte spiegelnd
In meinem Herzen möge sehn ...
Der Schatten seltsam Glück besiegelnd,
Die flüchtig kommen und vergehn.

Kannst du der Wolken Zug, der blasser
Gen Westen gleitet, hemmen? – sag!
Ach, wie das Rieseln klarer Wasser
Entfließt zur Nacht mein grauer Tag!

So laß sie sich als Strahl empfinden,
Der durch mein tiefes Dämmern bricht,
Vor dem die Wolkenschatten schwinden,
O letztes, bald entrücktes Licht.

Laß nur das Bild der Hoffnung sprießen,
Die meinem trüben Blick zerrann,
Und deiner Milde mich genießen,
Daß ich mein Leben tragen kann.


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