Henrik Ibsen
Gedichte
Henrik Ibsen

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Volkstrauer

Nun dröhnt unzähl'ger Glocken Erz
Die Botschaft Nah und Fern:
Zwei Bruderstämme stehn voll Schmerz
Am Sarg des besten Herrn.
Im Kämmerlein, im Straßenschwarm
Viel Herzen und ein Schlag;
Im Königsschloß, im Hüttlein arm,
Ein Haus in Gram, ein Volk in Harm
Um Oskars Sarkophag.

Seit langem war des Fürsten Not
Des Volkes Not zugleich.
Nun liegt das Schloß des Königs tot;
Denn er verließ sein Reich.
Bald schließt sich der Kapelle Tor,
Drin sanft er möge ruhn!
Doch vor ihr sprießt, ein ewiger Flor,
Was er gesät, zum Licht empor;
Dem kann der Tod nichts tun.

Sein Leib blieb in der Kirche Hand,
Sein Geist fuhr himmelan,
Wo Vater er und Sohn wohl fand
In der Erwählten Bann.
Als wie der Held der Sage kam,
In der Gefallnen Hauf,
So König Oskar lobesam,
Mit einem Heer von Zeugen nahm
Den Weg zum Herrn hinauf.

Doch nicht der Walstatt Ernte gab,
Nicht Schwertvolk ihm 's Geleit,
Ein bessres hielt ihm übers Grab
Des Volkes Dank bereit.
Aus Oskars milden Spuren schlug
Ein Volk Lichtelben aus:
Das nahm mit ihm den Himmelsflug
Und trat, ein holdberedter Zug,
Mit ihm in Gottes Haus. –

So ruh' denn aus an Gottes Brust,
Dein Tagwerk ist zu End'.
Dein Wirken steht in Sommerblust,
Dein schönstes Monument.
Was heut die Stirn' uns sorgenvoll
Umwölkt, es wird vergehn, –
Doch wie dein Wort fürs Recht erscholl,
Bei Volk und Königssippe soll
In ewigem Ruhme stehn.


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