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Zweiter Teil


IX.
Im französischen Bayreuth

Wie habt ihr die Tage, wie habt ihr den Winter verbracht? Wie ertrugt ihr die Fremdherrschaft, wie ertragt ihr sie weiter?

Diese Fragen standen oft vor Alexander Egloff auf, wenn er in Ansbach an seinen Vater, an Ulrike dachte. Ihre Briefe mußten der Zensur angepaßt sein, wenn sie den Adressaten erreichen sollten. Es durfte nur eine freudige und gehobene Stimmung in der jetzt kaiserlich französischen Provinz Bayreuth geben. Wer seine wirklichen Gedanken ausdrückte, brachte sich und die Seinen um Freiheit und Eigentum, oder er verlor, wie der Nürnberger Buchhändler Palm, sein Leben. Die alte Reichsstadt Nürnberg, die sich notgedrungen dem Kaiser Napoleon unterworfen hatte und von ihm nun, gleich dem Fürstentum Ansbach, dem neugeschaffenen Königreich Bayern einverleibt war, hatte ihren tapferen Buchhändler nicht retten können.

In Ansbach waltete nun ein Graf Thürheim als Bevollmächtigter des Königs Max, der sich den Titel von Napoleon hatte schenken lassen und sein Rheinbundvasall geworden war. Das Schicksal von Bayreuth lag noch im Ungewissen. Vorerst herrschte dort ein französischer General mit seinem Stab und forderte Fröhlichkeit von der Bevölkerung. Daß jemand der Hohenzollernherrschaft nachtrauere, wäre ein Staatsverbrechen gewesen. Die Einwohner des Bayreuther Landes mußten sich beglückt und geehrt fühlen, unter französischer Regierung zu stehen. Es geschah allerdings mancherlei für das Gebiet. Eine neue topographische Aufnahme erfolgte, Straßen und Wege wurden verbessert, die Hilfsquellen des Landes nachdrücklicher erfaßt. Eines jedoch hatte die napoleonische Herrschaft weder aufgehoben noch verboten: das war die Armut.

Die Besitzlosen durften hungern und in elenden Hütten wohnen. Sie durften ungestört ihre erbärmlichen Kleider noch mehr abtragen. Doch die Eheschließungen waren leicht gemacht, der Habenichts konnte nach dem »Code Napoleon« der Bettelarmen »Schutz und Liebe« und eine Nachkommenschaft geben, um die er sich nicht zu kümmern brauchte.

Alexander erfuhr aus Ulrikes Briefen, daß sie viele Besuche bei Armen und Kranken mache und oft gar seltsame Menschen kennenlerne. Es sei bewundernswert, welches Gottvertrauen in mancher Tagelöhnerin wohne, welch zäher Fleiß aufgeboten werde, um eine so bitter armselige Existenz zu fristen. Papa gebe ihr, Ulrike, ein schönes Taschengeld, und so habe sie eine Weißnäherin und eine Schneiderin bewegen können, ärmsten Mädchen Unterricht zu erteilen, dem sie manchmal beiwohne. Es sei wohl gut, daß auch sie mehr verstehe als nur Filetarbeiten und Straminstickereien.

Mein Gott, was ist aus meiner kleinen Ulrike geworden, dachte Alexander. Und er wünschte, er könne ihr Gelder zuwenden, damit sie ein Waisenhaus gründe und Pflegerinnen anstelle. Der Capitaine de la Chaumière, las er in ihren Briefen, habe einen Freund, den baltischen Baron Lieven, nach Bayreuth gerufen, dieser studiere bei einem nunmehr in stiller Zurückgezogenheit lebenden Gelehrten, der die Weltreisen von Georg Forster und Cook mitgemacht habe, Sprachen, besonders die englische, denn Baron Lieven dränge es, in den Elendsdistrikten von Wales eine Herrnhuter Gemeine zu gründen.

Ein baltischer Baron, der in Elendsdistrikte ziehen und eine Brüdergemeine gründen will, nein, das war keine Partie für Ulrike. Sie soll auf ein gutes, altes fränkisches Schloß heiraten und Kinder haben, dachte der Bruder und beschloß, zu Hause nachzusehen. Jean Paul, der Dichter der Armen und Bedrückten, förderte vielleicht in Ulrike jene Sehnsucht nach Aufopferung und Hingabe an Kränkliche, die leicht in weiblichen Seelen erwacht, wenn sie nicht die Kraft eines Ehegatten zu fröhlicheren Werken führt.

Ein Brief Maryas, der sieben Monate nach dem kurzen Wiedersehen eintraf, rief Alexander dann zu eigenen Plänen auf.

»Wir reisen nach Petersburg. Paris oder Petersburg ist heute die Parole. Wie gerne möchte ich meinen Freund endlich wiedersehen«, schrieb sie.

Der Mensch muß sich einmal der Weite zuwerfen und seine Kräfte im Weltgetriebe messen – sonst hat er sich das Leben zu leicht gemacht, dachte Alexander von Egloff.

Nach kurzem Entschluß stand er in einem Vorzimmer des alten Markgrafenschlosses von Ansbach.

Eine Herrschaft gehen, die andere kommen sehen, und jeder nach bestem Können dienen, nein, das wollte er nicht länger. Der Vater hatte sich darein gefunden, denn er hing leidenschaftlich an den Wäldern des ihm unterstellten Gebirges. Doch eine Schreibstube, worin man erst für den König von Preußen, dann für den Marschall Bernadotte und nun den König von Bayern Akten anlegte, konnte ihn nicht fesseln.

In das Vorzimmer trat eine Ordonnanz: »Etzatla tuns no alleweil wartn, Herr Assessor? Es ist halter dem Herrn Grafen sa Brotzeit, wissen's.«

Oh, Graf Thürheim benannte sein Nachmittagsbier so volkstümlich Brotzeit? Wie anheimelnd!

»Ich warte bis nachher«, antwortete Alexander von Egloff.

Doch er hatte Glück. Der Generalkommissar ließ gnädig in den mit Delfter Kacheln ausgelegten Speisesaal des Schlosses bitten. Dort knisterte ein Kaminfeuer, denn der frühe Maitag war noch kühl. Graf Thürheim rieb sich die Hände, warf Alexander einen Blick aus matten Augen zu und sagte:

»No, Baron, Sie werden mir ja keine Hiobspost zu melden haben? Also können wir es gemütlich abmachen.« Er griff nach einem der beiden mit Münchner Hofbräu gefüllten Krüge: »Auf das Wohl Seiner Majestät, unseres guten Vaters Max.«

Egloff verbeugte sich und trank.

Graf Thürheim machte es sich in seinem Lehnstuhl bequem und wies Egloff einen Platz an.

»Also, was gibt's Neues? Ihr fränkisches Land ist soweit ganz schön. Aber mir fehlen halt die Berg'. Und Seen sind hier auch keine. Es ist alles so protestantisch hier, selbst die Landschaft. Ihre Religion ist ohne Glanz und Schimmer. Wir hingegen haben ein Mysterium.«

Der Herr Generalkommissar begibt sich ins Religiöse, dachte Alexander von Egloff erstaunt.

»Wir müssen altbayerische Beamte hierher versetzen«, fuhr Graf Thürheim fort und breitete sich weiter über das Thema aus. Alexander von Egloff sah in das langgezogene, stubenfarbige Gesicht mit den matten Augen, der langen Nase, der vollen, vorgeschobenen Unterlippe. Auf Mitte Vierzig mochte man den Grafen schätzen. Sein lockiges Haar war kunstvoll zum Scheitel hin frisiert. Er trug ein Ordenskettchen, eine hohe weiße Binde und einen sehr modischen Frack mit gewölbtem, hochgestelltem Kragen.

»Herr Graf kommen mir zuvor. Da nunmehr viele altbayerische Beamte hier eintreten, wird keinerlei Lücke sein, wenn ich um meine Enthebung vom Dienst ersuche.«

Thürheim sah ihn scharf an: »Wollen Sie einen Witz machen, Baron? Oder haben Sie Angst, ich stelle Sie kalt? Nein, das würde ich schon Ihrem Herrn Vater nicht antun.« Wohlwollend fuhr er fort: »Haben Sie denn zu Haus gefragt, ob es dem Papa recht ist, wenn Sie gehen? Sollen Sie auf die Güter? Wollen Sie heiraten? No, ein junger Herr wie Sie kann doch eine Partie machen, die so viel in die Ehe bringt, daß man von einem Assessorgehalt leben kann.«

Wirklich, der Generalkommissar war ein gemütvoller Herr.

»Ich möchte meine Bildung durch Reisen vervollkommnen, Exzellenz. Ich habe meist in den fränkischen Fürstentümern gelebt und vorzugsweise in Erlangen studiert.«

»Reisen? Schon recht. Als ich auf der Karlsschule in Stuttgart war, wo ich den Schiller recht gut leiden konnte, dachte ich auch an große Reisen. No, ich bin immerhin weiter in der Welt herumgekommen als der Schiller. Dem hat sein Platz in Jena-Weimar nicht einmal die Reisespesen in die Schweiz eingetragen. Also, was haben Sie denn für Pläne, Baron? Ich kann Ihnen einen Urlaub geben, wenn Sie eine Kavalierstour im Kopfe haben.«

»Zu gütig, Exzellenz. Vielleicht möchte ich Kriegsdienste machen. Ich bin nicht seßhaft genug für einen Beamten.«

Thürheim nahm wieder einen Schluck Münchner Hofbräu. Er zwinkerte aus matten Augen: »Reisende Leute soll man nicht halten. Sie werden eine gute Figur als Offizier machen. Und an Krieg wird es in den nächsten Zeiten nicht fehlen.«

Graf Thürheim gedachte eines Verwandten, den er an Egloffs Platz berufen konnte. So nickte er Egloff Gewährung zu.

»Sie können wieder bei mir vorfragen, Baron, wenn draußen in der weiten Welt die Chancen nicht so dick gesät sind, oder wenn nicht in jedem Tornister ein Marschallstab liegt!«

Thürheim erhob sich: »Also Servus, Baron. Die Entlassung erhalten Sie – aber auf eine Pension können Sie bei Ihrer Jugend nicht rechnen.«

*

Alexander nahm Eilpost nach Bayreuth. Er fuhr über sein altes Erlangen, die Hugenottenstadt, kam nach einer weiteren Tagereise an den Rand der Fränkischen Schweiz und hatte seine Freude daran, ihre wunderlichen Bergkronen und turmartigen Felsgebilde aufragen zu sehen. Wohl lagen Mühlen am Wege, doch im ganzen Lande spürte man die Kargheit der Ackerkrume und die schwere Mühsal der Bewohner.

Ob die neue Herrschaft hier Wandel schaffen kann, dachte er. Vielleicht erwarteten das die Menschen, die in so großer Dulderkraft es hinnahmen, nun einer anderen Regierung zugeworfen zu sein.

Alexander kam am frühen Morgen in der Wohnung seines Vaters an und hörte, der Herr Oberjägermeister und die gnädige Baronesse seien seit gestern in Berneck, man erwarte sie jedoch im Laufe des Tages zurück. Er vertrieb sich die Wartezeit mit der Lektüre eines Buches von Jean Paul. Er fand die angestrichene Stelle:

»Wir vermögen nur, mit Verzicht auf Waffenschimmer, die alte Rechtlichkeit und Redlichkeit zu leben, zu eifern und zu streben. Denn nur der ruhigen Seele offenbart sich das Recht am reinsten. Unsere Freiheit ist nur Rechtlichkeitsliebe, nicht Glanz- und Raubsucht. Und solange der Sinn nach Rechtlichkeit in uns nicht zu ermorden ist, werden wir Knechtschaft hassen und das Vaterland lieben. Rechtlichkeit verknüpft die Deutschen – eigentlich die Menschen –, und wehe dem, der das Band durchschneidet, woran die Welt hängt.«

Rechtlichkeit – wohin ist der König von Preußen damit gekommen, dachte Alexander. Aber wir sind nicht am Schluß der Dinge … –

Über Ulrikes Gesicht flog die Röte der Freude, als sie den Bruder wiedersah. In ihren Kleidern hing noch der Duft des Waldes. Ihre Hände hielten Frühlingsblumen. »Kommst du ganz heim?« fragte sie lebhaft.

Alexander beeilte sich, sofort Vater und Schwester von seinen Plänen in Kenntnis zu setzen. Er erklärte, daß er es nicht aushielte, in diesen Zeiten weiter Beamter zu bleiben, besonders nicht ein bayerisch-französischer, dessen Ideal ein Krug Münchner Bier sei, selbstverständlich neben der Treue gegen den König von Napoleons Gnaden.

Vater Egloff lachte grimmig auf, äußerte dann aber seine Bedenken: »Jeder Beamte, der nicht ein festes Gehalt über alles liebt und schon mit fünfundzwanzig Jahren seine Pensionsaussichten berechnet, hat einmal im Leben den Wunsch und Drang nach Ungebundenheit, nach freiem Spiel der Kräfte. Schließlich aber wissen wir doch, daß der Mann in ein Gefüge gehört.«

»In ein Gefüge unter napoleonischem Joch? Nein, und nochmals nein. Ich bin in Preußisch-Bayreuth geboren, ich sehe in Preußen das einzige Heil für Deutschland. Heute liegt Preußen in tiefstem Unglück darnieder. Es ist zur Hälfte von französischen Truppen besetzt, es wird sich nur mit Hilfe eines Bundesgenossen von der französischen Invasion befreien können.« Er atmete tief auf, wandte die klaren Augen dem Vater zu: »Und weil dieser Bundesgenosse nur Rußland sein kann, will ich jetzt aufbrechen und den Eintritt in die Armee des Zaren suchen.«

Er bittet nicht um meine Erlaubnis, nicht um meinen Rat, dachte der Vater und sah in das entschlossene Gesicht des Sohnes. »Das Vaterland ist dir zu eng?« fragte er knapp.

»Ich brauche einen weiteren Blick. Bliebe ich hier, so würde ich in tatenlose Melancholie versinken. Wer heute jung ist, kann seinen Wagemut nicht in Träumen ausleben.« –

Nach Tisch bat Alexander seine Schwester, mit ihm durch den Hofgarten zu gehen, und während sie die alten Wege schritten, sahen sie von ferne die etwas gebeugte, weißhaarige Gestalt des Großvaters Hügel. Gartenfrauen waren um ihn beschäftigt und empfingen ihre Anweisungen. »Der gute Alte befehligt noch immer sein Amazonenkorps«, lächelte Alexander. »Was aber ist aus Heinrich geworden?«

Ulrike antwortete mühsam: »Er hat nichts mehr hören lassen. Jean Paul schrieb für den Großvater an Heinrich Hügels Regiment in Naumburg. Die Antwort lautete, er sei verwundet in Gefangenschaft geraten.«

Tränen traten in ihre Augen: »Niemand weiß, wohin die Franzosen die einzelnen Gefangenen verschleppten. Sie sind wohl alle nicht in der Lage, eine Nachricht zu geben.«

»Ja, die große Nation ist sehr human.« Alexander faßte nach Ulrikes Hand, zog sie in seinen Arm. »Mein altes Mädchen«, flüsterte er zärtlich der jungen Schwester zu. »Ich wünschte dich weg aus diesem Garten unserer Kindheit, denn ich begreife, daß dir hier immer wieder die Erinnerung an den Gespielen aufsteigt. Wir alle denken wohl an manche, die nicht wiederkommen. Aber sie bleiben ewig jung, die nicht heimkehren aus einem Krieg. Daran denke, Ulrike, sie bleiben ewig jung, die für das Vaterland sich hingaben.«

»Du meinst, Heinrich ist tot?« rief sie ohne Fassung.

»Ich weiß nichts. Aber wenn er es wäre, so gehört er dir rein und groß im Erinnern. Ist die Erinnerung das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können, wie Jean Paul sagt, so bedenke auch, daß es niemand von uns beschieden ist, dauernd in einem Paradiese zu leben und zu wirken.« Er streichelte die schmale blasse Hand, die auf seinem Arm lag. »Ich wünsche dir ein eigenes Schicksal. Ich wünsche dir die Ehe und Kinder. Du darfst nicht mehr lange bei einem alternden Vater den Erinnerungen und der Wohltätigkeit leben. Du sollst einmal nicht in meinem Hause die gute Tante sein, Ulrike.«

Sie nahm den Sinn der Worte nicht auf. Sie hörte nur die herzliche Stimme, die ein wenig hoch war und ein wenig zu leise für einen jungen Mann.

»Du kommst über Naumburg, Alexander. Du wirst hören, wo die Gefangenen von der Schlacht bei Jena festgehalten sind. Kannst du nicht –«

Sie ließ den Satz in der Luft stehen, und Alexander versicherte, er würde sich alle Mühe geben, etwas über das Schicksal Heinrich Hügels zu erfahren. Vielleicht sei ihm eine Flucht in andere Dienste gelungen. Ein junger Mensch kann wohl das Heimweh besiegen, Ein junger Mensch kann auch mit einem Herzensgefühl sich abfinden, wenn er weiß, er würde mit seiner Neigung nur Konflikte in ein liebes Leben bringen.

Sie antwortete nicht. Es war nicht die Zeit, sich als Revolutionärin zu erklären, die die Gesetze ihres Standes, ihrer Sippe durchbrechen wollte.

Der Bruder ließ sich von ihrer Ruhe täuschen und war angenehm überrascht, als er beim Nachmittagstee den baltischen Baron Theodor von Lieven kennenlernte. Groß, breitschultrig, mit schmalen Hüften, schmalem Langschädel, blond und sehr rassig war die Erscheinung: so hatte sich Alexander einen Mann, der in Elendsdistrikten eine Herrhuter Gemeine gründen wollte, nicht vorgestellt.

Lieven schien heimisch am Egloffschen Teetisch zu sein. Er begrüßte Alexander wie einen guten alten Bekannten: »Die Menschen, welche das Glück haben, in diesem Hause verkehren zu dürfen, wissen alle nur Gutes voneinander.« Im weiteren Verlauf des Gesprächs erklärte Baron Lieven Alexander, daß er der vierte Sohn seiner Eltern sei, den die drei vorangehenden Brüder auf den Gütern entbehren könnten. Es wäre Sitte bei seiner Familie, daß jede Generation einen »Individualisten« dulde. Und da Kurland weder Kolonien und Dominions gründen und keine Territorialerweiterungen von Rang vornehmen könne, so wolle er als ein Sohn des »Gottesländchens« im Sinne des Grafen Zinzendorf handeln. In echter Baltenart überaus gewandt, ja fast ein Meister eigenwilliger Rede, wußte Lieven mit seinen Erzählungen zu fesseln. Ulrike erschien dem Bruder in Lievens Gegenwart verwandelt. Über ihren Zügen lag nicht mehr Kummer, ihre Stimme hatte einen belebten Klang. Ein Verehrer tut ihr doch wohl, dachte Alexander und sah erfreut, wie überlegen ihre Haltung war. Wenn Lieven ihr Herz gewinnt, hält sie ihn vielleicht hier fest, dachte der Bruder und nahm beruhigt Abschied zu seiner Ausreise.

Ulrike sah ihn zärtlich an und flüsterte: »Grüße Marya. Ich weiß, daß du um ihretwillen gehst.«


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