Wilhelm Heinse
Ardinghello und die glückseligen Inseln
Wilhelm Heinse

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Wilhelm Heinse

Ardinghello und die glückseligen Inseln

Eine Italienische Geschichte aus dem sechzehnten Jahrhundert

Erster Band

Es ist eine Lust, in den italienischen Bibliotheken herumzuwühlen: man spürt auch in den geringeren zuweilen unbekannte Handschriften auf. Ob ich an dieser, von welcher ich hier die getreue Übersetzung liefre, einen guten oder schlechten Fund getan habe, mag jeder Leser für sich bestimmen. Ich entdeckte sie bei Cajeta in einer verfallnen Villa, die auf einer reizenden Anhöhe den zaubrischen Meerbusen beherrscht, unter alten Büchern und Papieren, als ich mit einem jungen Römer einen glücklichen Herbst dort zubrachte, während er die Verlassenschaft seines Oheims in Besitz nahm.

Sollte verschiedenen, wegen Ferne des Landes und der Zeit, einiges dunkel oder zu gelehrt vorkommen: so können sie solches bequem überschlagen und sich bloß an den Faden der Begebenheiten halten; in der Natur selbst müssen die Weisesten manches so vorbeigehn.

Vielleicht findet mein Freund noch anderswo das übrige der Geschichte; aus Familiennachrichten scheint hier Fiordimona, die man darin kennenlernen wird, ihre Tage beschlossen zu haben.

Der Verfasser setzt seiner Schrift folgende Fabel vor, um sinnlich zu machen, daß auch das Nützlichste unschuldigerweise schädlich sein kann.

»Ein wächserner Hausgötze, den man außer acht gelassen hatte, stand neben einem Feuer, worin edle campanische Gefäße gehärtet wurden, und fing an zu schmelzen.

Er beklagte sich bitterlich bei dem Elemente. ›Sieh‹, sprach er, ›wie grausam du gegen mich verfährst! Jenen gibst du Dauer, und mich zerstörst du!‹

Das Feuer aber antwortete: ›Beklage dich vielmehr über deine Natur; denn ich, was mich betrifft, bin überall Feuer.‹«

Geschrieben im Dezember 1785.


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