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15.

Staatsanwalt Kronberg saß fröstelnd vor seinem Schreibtisch. »Kalt hier«, knurrte er, »mal schaffen sie eine Wachtstubenhitze von dreißig Grad, mal lassen sie uns hier anfrieren.« Es war Staatsanwalt Kronbergs Wintersorge, die mit den ersten Novembertagen ihren Einzug hielt. Wenn er des Morgens ins Büro trat, war seine erste Arbeit, ein kleines Thermometer an die Wand zu hängen. Eine Stunde ließ er dem Wärmemesser Zeit, dann mußte der für die Zentralheizung verantwortliche Beamte kommen und sich sagen lassen, daß es eine Rücksichtslosigkeit sei, den Vertreter des Rechts in seinem Büro erfrieren zu lassen. Als Antwort zog der Mann schweigend eine Lexikonausgabe von Thermometer aus dem Rock und hing es neben die »Taschenausgabe« des Staatsanwalts. Kronberg nahm sich immer vor, den »Kampfstand« der beiden Rivalen gegen Mittag festzustellen, aber wie immer, so auch heute, kam er nicht dazu. Es wurde ihm der Besuch des Obersten Humle gemeldet.

»Jetzt fehlt noch, daß Wade plötzlich hereinkommt«, flüsterte Kronberg und knöpfte seinen Gehrock zu. Diese Geste war für ihn gleichbedeutend mit Zurückhaltung und Verschlossenheit. Robert Humle hatte einen Briefumschlag in der Hand, mit dem er dem Staatsanwalt entgegenwinkte.

»Eine wichtige, äußerst wichtige Entdeckung, Herr Staatsanwalt«, keuchte er atemlos, »bei einiger Überlegung, wie Fred sagen würde, komme ich zu dem Schluß, daß Sie mir die Ergänzungen hierzu geben können!«

»Handelt es sich um Dirk Humle?« fragte Kronberg mißtrauisch und bot seinem Gast einen Stuhl an.

»Halb und halb«, erwiderte der Oberst, sich setzend. »Sie erinnerten mich damals an mein Versäumnis, mich nie wieder um meine Frau und mein Kind gekümmert zu haben. Bitte, ich habe es nachgeholt. Würden Sie diesen Brief lesen?«

Humle reichte dem Staatsanwalt den Umschlag hinüber. Kronberg vertiefte sich neugierig in den Inhalt, und als er den Brief zurückreichte, versetzte er: »Allerdings wußte ich bereits seit langem, daß Fräulein Elke Järta Ihre Tochter ist, Herr Humle. Ich wollte Ihnen aber nicht früher diese Eröffnung machen, als bis ich genügend Beweise für die Unschuld Ihrer Frau hatte. Ihr Anwalt teilt Ihnen mit, daß Ihre Frau vor einem Jahr in New York verstorben ist – –«

»Bleiben Sie ruhig bei der Wahrheit, Herr Staatsanwalt«, unterbrach der Oberst ihn, »mein Anwalt schreibt mir, daß Frau Eri Humle in New York einem Unfall zum Opfer fiel, der sehr stark nach einem Verbrechen aussah! Man fand sie an einem Abend mit einer schweren Kopfverletzung in Hoboken. Sie starb im Krankenhaus, ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben.«

Robert Humle machte eine Pause. »Wollen Sie mir nicht lieber sagen, daß die Akten über den Fall ›Atlanta‹ wegen Mangel an bündigen Gegenbeweisen geschlossen sind? – Eine Rehabilitierung nach fünfundzwanzig Jahren, Herr Staatsanwalt – dazu für eine Frau, die die Wiederherstellung ihres Rufes nicht mehr erleben konnte!«

Robert Humle hatte sehr leise gesprochen. Nur das Ticken der Uhr unterbrach die Stille. Kronberg erhob sich und ging einige Male auf und ab; minutenlang betrachtete er die beiden Thermometer an der Wand, dann drehte er sich nach seinem Besucher um. »Was ist Schuld? Es ist eine manchmal sehr stark gefärbte Parteilichkeit.« Er lachte. »Ja, man bezeichnet unsere Akten allgemein als das Trockenste, was es außer der Prohibition gibt. Dennoch haben diese Akten Leben, Herr Oberst! Sie fordern, sie verlangen – und sei es auch nur, einen Schlußstrich unter eine Tragödie zu ziehen. So werden auch die Akten über den Fall ›Atlanta‹ nicht eher geschlossen werden können, als bis das Recht zur Geltung gekommen ist.«

Robert Humle nickte bekümmert. »Wie Sie gelesen haben, teilt mir mein Anwalt noch mit, daß er anläßlich einer diesbezüglichen Anfrage bei der hiesigen Polizeibehörde über den Aufenthalt meines Bruders Dirk keine Auskunft erhalten konnte. Wie habe ich das zu verstehen?«

»Haben Sie noch einige Tage Geduld, Herr Oberst! Dirk Humle ist, wie ich Ihnen jetzt gern eingestehe, für die Polizei tätig. Seien Sie versichert, daß er sich um die Aufklärung des Falles ›Atlanta‹ sehr verdient gemacht hat.«

Ein Beamter trat ein und flüsterte dem Staatsanwalt etwas zu. Auf Kronbergs Gesicht drückte sich Bestürzung aus.

»Es ist gut«, erwiderte er, dann wandte er sich an Humle. »Ich hoffe, Ihnen schon in den nächsten Tagen erfreuliche Nachrichten geben zu können. Doch nun entschuldigen Sie mich, bitte, Herr Oberst, ich werde zu einer Konferenz erwartet.«

»Auch ich werde erwartet, hoffe es wenigstens«, versetzte Humle, »doch was Sie mir da von Dirk sagen – –«, er schüttelte den Kopf, »er ist zwanzig Jahre jünger als ich, ein wenig leichtsinnig, aber eine ehrliche Haut, Herr Staatsanwalt!«

Humle schüttelte Kronberg die Hand.

»Sie sind ihm sehr zu Dank verpflichtet«, erklärte Kronberg, worauf Humle lächelnd das Zimmer verließ.

Die Tür war kaum geschlossen, als Sergeant Wade aus dem Nebenraum eintrat.

»Ich habe Höllenqualen ausgestanden, Kronberg«, rief er, »beinahe wäre ich vor einer halben Stunde hier unangemeldet hereingeplatzt!«

»Vielleicht hätte er Sie gar nicht erkannt«, meinte Kronberg.

»Das wollen wir dahingestellt sein lassen. In Vasastaden hatte ich so im Vorübergehen das Gefühl, als wenn er Verdacht geschöpft hätte. Können wir diese Komödie denn nicht bald beendigen?« – Sergeant Wade sah zum Fenster hinaus.

»Wollen Sie verderben, was Sie mit langer Arbeit vorbereitet haben?« fragte Kronberg.

»Oh, es liegt nur an Ihnen, das Netz um Birger Lost zu schließen«, sagte Nathanel Wade. »Warum zögern Sie noch?«

Staatsanwalt Kronberg lehnte sich in seinen Sessel zurück. »Als Sie mir von New York aus schrieben, daß es Ihnen durch einen Zufall gelungen sei, auf die Spur der ›Atlanta‹-Verbrecher zu kommen, war ich gern bereit, Ihnen Näheres über diese Sache zu schildern. Seit dem Attentat auf die ›Atlanta‹ haben sich die Fälle von Anschlägen auf Schiffe mit hoher Versicherung Jahr um Jahr gemehrt. Wir haben das Ermittlungsverfahren gegen die oder den Täter mit aller Energie betrieben, ohne einen Erfolg verbuchen zu können. Ich teilte Ihnen damals nach New York mit, daß ich Verdacht auf Personen haben müßte, die auf irgendeinem geheimen Wege von unseren Maßnahmen Kenntnis erhielten. Nur ein neuer, den hiesigen Verbrecherkreisen unbekannter Mann konnte noch die Aussicht haben, die Verfolgung der Täter mit Erfolg aufzunehmen. Aus diesem Grunde kamen Sie aus New York. Es war nicht leicht, den Generalstaatsanwalt von dieser Notwendigkeit zu überzeugen. Bis jetzt habe ich Sie mit aller Konsequenz gedeckt. Nun erstrecken sich Ihre Ermittlungen aber bereits auf ein Gebiet, das ureigenst der Behörde gehört. Sie verdächtigen einen meiner Beamten! Damit ist gegen einen bereits jahrelang im Dienst der Polizei stehenden Mann die ungeheure Beschuldigung erhoben worden, mit den Verbrechern unter einer Decke zu stecken. Unter diesen Umständen muß ich noch auf längere Geheimhaltung Ihrer Identität bestehen. – Oberst Humle wird sich noch gedulden müssen.«

»Es fragt sich nur, ob sich Birger Lost solange geduldet«, wandte Wade ein. »Daß ich eigentlich keinerlei amtliche Eigenschaft habe, hat er längst bemerkt. Ich habe Molly Dane noch einmal heute morgen im Krankenhaus besucht. Es geht ihr besser. Der Arzt berichtete mir, daß Birger Lost bereits zweimal dort war. Natürlich hat man ihn immer abgewiesen und von der Genesung Molly Danes nichts verraten. Da nach ärztlicher Auskunft gegen eine Vernehmung der Artistin nichts mehr einzuwenden ist, könnten Sie immerhin in diesen Tagen bei der Dane vorsprechen.«

»Gewiß«, erwiderte Kronberg eifrig, »die Dane wird uns das fehlende Glied zu unserer Beweiskette liefern. Ich denke, wir könnten Harper jetzt entlassen.«

»Damit würde ich an Ihrer Stelle noch etwas warten. Seine Unbesonnenheit kann uns einen bösen Streich spielen.«

»Gut, warten wir«, erwiderte Kronberg, »doch es ist inzwischen Mittag geworden. Kommen Sie, Herr Wade-Degerby, wenn ich Sie noch ein Weilchen so nennen darf, gehen wir ins Kasino. Ein Imbiß wird uns nicht schaden.«

Kronberg sah noch auf die beiden Thermometer. Als er die Feststellung machte, daß der große Bruder des kleinen Thermometers wieder wie immer mehrere Grade im voraus hatte, steckte er den Kleinen kopfschüttelnd ein und folgte dem Sergeanten.

Im Speiseraum trafen sie Inspektor Torget.

»Er trägt wieder ein Gesicht, das man stundenlang backpfeifen könnte«, flüsterte Wade, laut setzte er hinzu: »Ah, Inspektor, schon gespeist?«

»Danke, Sergeant, mein Appetit ist wie immer vorzüglich«, antwortete Torget und begrüßte die beiden.

»Wann erstatten Sie mir neuen Bericht, Inspektor?« fragte Kronberg. »Vergessen Sie nicht, daß ich mich morgen von ›oben‹ wieder auf ›Zigarren‹ gefaßt machen muß.«

»Eine gute Sorte, Herr Staatsanwalt«, erwiderte Torget lachend, »sie schafft nur vorübergehend Beschwerden.«

»Inspektor Torget hat sicher eine große Überraschung in Vorbereitung«, bemerkte Wade, »zweimal war ich schon in den letzten Tagen in seiner Wohnung in der Valhallavägen, ohne ihn anzutreffen.«

»Ja, wo stecken Sie bloß immer«, fragte Kronberg scherzend, »auf einer frischen Fährte?«

Torget schmunzelte. »Kann schon möglich sein, werde mich hüten, vorher etwas auszuplaudern.«

Sie aßen, und Inspektor Torget verabschiedete sich.

»Da geht er hin und hat gelogen«, knurrte Wade.

»Sie sollten den Mann auch mal mit anderen Augen, als mit denen des Mißtrauens, ansehen«, sagte Kronberg.

»Tu ich bereits seit einigen Wochen«, erwiderte Wade mißmutig, »aber er ist glatt wie ein Aal!« –

Nach dem Essen gingen sie ins Büro hinunter, und Staatsanwalt Kronberg begann noch einmal an Hand der Akten den Fall »Atlanta« mit Wade durchzusprechen. Diese Arbeit hielt sie bis zum Spätnachmittag in Atem. Kronberg hatte den Gehrock abgelegt und saß in Hemdsärmeln. »Weiß Gott, heute morgen fand ich es hier kalt, und nun heizen die Kerle wie die Teufel!« sagte er.

»Etwas Holz von der ›Atlanta‹ dürfte auch dabei sein«, versetzte Wade trocken, »aber wenn Sie nichts dagegen haben, möchte ich jetzt nach Vasastaden fahren. Ich wollte das eigentlich heute morgen schon tun.«

»Glückliche Fahrt«, sagte Kronberg lächelnd, »wollen Sie sich mit Ihrer roten Nase noch länger bei den Järtas unbeliebt machen?«

»Vorläufig, Kronberg, Sie glauben gar nicht, wie zweckmäßig manchmal solche roten Nasen sind!«

*

Frau Järta begrüßte Wade strahlend, als er ins Haus trat. »Gehen Sie nur nach oben«, sagte sie, »Sie können sich mit Norbert unterhalten. Er kann Ihnen alles erzählen.«

»Was soll er mir erzählen?« fragte Wade.

»Nun, das Glück von unserer Elke. Der Herr Oberst hat sie doch eingeladen. Stellen Sie sich das vor – –«

»Oh, ich habe im Augenblick ganz andere Vorstellungen«, erwiderte Wade böse. ›Das ist wieder die Stimme von damals, als er den Revolver in der Hand hatte‹, dachte Frau Järta. Er drängte sie zur Seite und lief die Treppe hinauf.

»Zum Donner, wo sind nur wieder meine Schlüssel?« fluchte er und suchte in seinen Taschen herum. Selbst das Öffnen der Zimmertür dauerte ihm zu lange, auch Oberst Humle in Nynäshamn meldete sich seiner Meinung nach eine Ewigkeit nicht, als die telephonische Verbindung hergestellt war. Wenn er schon geringe Hoffnung hatte, einen günstigen Bescheid zu bekommen, so schmetterte ihn das bestimmte »Nein« des Obersten doch fast zu Boden. Er lief zu Järtas hinüber und fragte Norbert Järta aus. Ein Auto, eine Taxe, habe vor dem Hause gehalten. Einen Brief habe Elke von dem Obersten bekommen.

»Alles Unsinn«, fauchte Wade, »der Brief war gefälscht!«

Er ließ den bestürzten Nachbarn einfach stehen und eilte die Treppe hinunter. Er stand schon auf dem Trittbrett einer Taxe, als es ihm einfiel, dem Chauffeur eine Adresse in Nynäshamn anzugeben. »Fahren Sie im Telegrammstil«, knurrte er den Mann an, »die Strafe bezahle ich. Gucken Sie mich nicht so an, ich habe keine Bank ausgeraubt!«

»Vielleicht sind Sie Ihrer Frau weggelaufen«, gab der Fahrer den Hieb zurück, aber er holte aus dem Motor heraus, was herauszuholen war. Außerhalb der Stadt flitzte der kleine Wagen nur so über die Chausseen. An der Station in Nynäshamn ließ Wade halten. Mehrere Telephongespräche nahmen eine halbe Stunde in Anspruch. Kronberg war verständigt, in Norrmalm hatte Jack Garden sich nicht gemeldet, er war also schon auf dem Wege nach Nynäshamn.

»Fahren Sie diesen Waldweg hinunter«, befahl Wade und warf sich in die Polster.

»Leicht gesagt«, murrte der Chauffeur, »es ist stockdunkel!«

»Dann halten Sie hier, ich gehe das Stück zu Fuß«, erwiderte Wade. »Haben Sie Zeit?«

»Vorhin hatten Sie's verdammt eilig, und jetzt soll ich warten?«

»Hier ist Ihr Geld, ich werde bald wieder hier sein«, versetzte Wade und drückte ihm einen Geldschein in die Hand. Taxenchauffeure haben in aller Welt ein »Gefühl« für Geldsorten. Diese Sorte war prächtig ausgefallen. Er zog also höflich die Mütze und versprach, zu warten, und wenn es bis zum Morgengrauen dauern würde.

Wade ging den Waldweg hinunter. Er schaltete seine Taschenlampe ein, um nicht gegen einen Baum zu laufen.

Wie eine Mauer umgrenzte die Buchsbaumhecke Birger Losts Grundstück. Hinter ihr erhob sich mit helleuchtenden Fenstern das Haus. Wade fand die Gittertür offen. Ein Griff überzeugte ihn, daß seine »Sicherheit« schußbereit in der Manteltasche steckte. Nach seinem Klopfen ließen sich schlürfende Schritte vernehmen. Die Tür wurde einen Spalt weit geöffnet, und er sah in das grinsende Gesicht von Birger Lost.

»Hallo, Lost, ein später Besuch, doch ich muß Sie unbedingt sprechen!«

»Ach, Sergeant Wade? So spät noch?«

Er ließ ihn ein, und Wade folgte ihm ins Arbeitszimmer.

Mit schnellem Blick umfaßte der Sergeant den Raum.

»Sie sind allein?« fragte er.

»Allerdings, vermuteten Sie denn eine Gesellschaft bei mir?« Birger Lost kicherte in sich hinein.

»Warum nicht? So kleine Gesellschaften, wie neulich – –«, dehnte Wade, »will mich nicht lange mit der Vorrede aufhalten, Lost. Sie hatten sich zu heute mit Jack Garden verabredet!«

»So hat er doch mit Ihnen über unsere harmlosen Geschäfte gesprochen?«

»Ganz recht, soweit die Geschäfte in Hoboken harmlos zu nennen sind«, erwiderte Wade betont. »Heute bin ich jedoch zu Ihnen gekommen, um ein für allemal reinen Tisch zu machen.«

»Sie werden sicher Ihre Gründe dafür haben«, sagte Lost kopfschüttelnd, »aber würden Sie mir nicht sagen, was Sie überhaupt von mir wollen?«

»Wo ist Elke Järta?« fragte Wade drohend.

»Ich bedaure außerordentlich, aber ich bin weder Kindermädchen, noch habe ich Lust, mich um junge Damen zu kümmern, die sehr, sehr selbständig sind!«

Wade sah ihn durchdringend an.

»Sie haben ihr einen gefälschten Brief geschrieben!«

Birger Lost sah Wade nur mitleidig an.

»Leider bewohne ich dieses Haus allein, sonst könnte ich Ihnen Zeugen dafür bringen, daß ich seit gestern mein Haus nicht einen Schritt verlassen habe«, sagte er.

Wade hatte eine scharfe Entgegnung auf der Zunge, aber er beherrschte sich. »Sie behaupten also, von Elke Järta nichts zu wissen?«

»Allerdings, oder haben Sie mich nicht verstanden?« Birger Lost lauschte, dann fuhr er fort: »Ich glaubte, es sei Garden, als Sie klopften, sonst hätte ich gar nicht geöffnet. Man muß als alter Mann in dieser Einsamkeit sehr vorsichtig sein.«

»Gut, Lost«, knurrte Wade und erhob sich, »ich gebe zu, daß Sie sich famose Rückendeckung zu verschaffen wußten. Wir sprechen ein anderes Mal über diese Sache.«

Birger Lost begleitete ihn bis zur Haustür.

»Ich bedaure sehr, Ihnen nicht dienen zu können, Sergeant, aber junge Mädchen stehen nicht in meinem Programm«, sagte er noch.

Die Tür fiel zu. ›Da hast du dich wie einen dummen Jungen abspeisen lassen‹, dachte Wade. Der Mond war inzwischen aufgegangen und der Weg hell erleuchtet. Als er das Gittertor hinter sich zufallen ließ, sah er einen Mann an der Hecke stehen. Es war Jack Garden.

»Ein Regiefehler«, sagte der Amerikaner leise, »Sie hätten mir nicht dazwischen funken sollen!«

»Unsinn, Jack, Sie wissen nicht, was der Kerl für ein neues teuflisches Verbrechen begangen hat: Elke Järta ist seit heute verschwunden. Ein gefälschter Brief lockte sie nach Nynäshamn, wo sie angeblich ihr Vater, der Oberst Humle, erwarten wollte!«

»Donnerwetter!« entfuhr es Garden. »Was sollen wir nun tun?«

»Sie bleiben hier, Jack, und beobachten das Haus. Sie dürfen auf keinen Fall den Platz verlassen.«

»Gut, ich weiß ein Plätzchen im Hause, wo ich sicher bin, und Birger Lost mir nicht entschlüpfen kann!«

»Nur vorsichtig, Jack, er darf nichts merken«, warnte Wade.

»Keine Furcht, er wird sich nicht schlecht den Kopf darüber zerbrochen haben, wie ich in seine Behausung gekommen bin«, versetzte Garden und verschwand im Tor.

Das Auto wartete noch auf Sergeant Wade.

»So schnell wie möglich nach Stockholm!« rief er und stieg ein.


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