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7.

Fünf-Uhr-Tee im »Hotel Royal«. Der gedämpfte Schein der Lüster wird tausendfach zurückgeworfen von den großen Spiegeln an den Wänden. Auf dicken roten Plüschläufern der unhörbare Schritt der Kellner. Gedämpfte Stimmen unterbrechen die Stille, wenn die Weisen der kleinen Zigeunerkapelle verklungen sind.

Richard Degerby trat aus dem Vestibül in den Teeraum. An seiner Frackweste blitzte ein brillantenbesetztes Chatelaine. Er sah suchend im Räume umher und nahm schließlich an der Tür an einem Tisch Platz, der noch vollkommen frei war, und von dem aus er das Vestibül übersehen konnte. Während der Kellner den Tee servierte, fragte er: »Haben Sie Miß Dane heute schon gesehen?«

»Nein, Herr Degerby, Miß Dane kommt auch nicht mehr. Sie läßt sich den Tee heute im Zimmer servieren.«

»Danke – ich hätte sie gern gesprochen – aber wenn sie Besuch hat – –«

»Ja, ein Herr Birger Lost ließ sich vor einer Stunde anmelden«, dienerte der Kellner.

Ein ewiges Kommen und Gehen herrschte im Vestibül. Eine kleine Störung entstand. Raul Harper wollte mit einem Karton unter dem Arm durch die Halle. Der Portier holte ihn zurück und bedeutete ihm, daß Lieferanten einen bestimmten Eingang zu benutzen hätten. Diese kleine Auseinandersetzung wurde von Degerby beobachtet.

»Raul Harper?« flüsterte er vor sich hin. »Da bin ich doch neugierig!«

Er trat hinaus und fragte den diensthabenden Geschäftsführer, was der junge Mann wollte.

»Oh, er hatte nur für Miß Dane etwas abzugeben«, erwiderte dieser. Degerby ließ sich mit dem Fahrstuhl ins zweite Stockwerk fahren. Ein Zimmermädchen blickte ihm nach, als er durch den langen Gang ging. Kein Laut drang durch die Doppeltüren der Zimmer. Degerby ging langsam an Nummer zweiundvierzig vorüber, dem Vorzimmer der von Miß Dane bewohnten Räume. Er schloß seinen Frack, nahm eine Serviette und einige Gläser von einem Abstelltisch. Entschlossen drückte er die Klinke von Nummer zweiundvierzig nieder und trat durch die Doppeltür ein. Es war niemand darin. Aus dem Salon, nur durch eine Tür verschlossen, drangen Stimmen.

»Kommen Sie morgen in mein Büro«, hörte er.

Auf einem Tisch stand der Karton, den Raul Harper unter dem Arm trug, als er die Hotelhalle betrat. Degerby hob ihn an. »Verdammt leicht«, flüsterte er, »wollen doch mal sehen, was drin ist!«

Leicht und schnell war der Faden gelöst, der Deckel gehoben; der Karton war leer. Degerby riß ein Blatt aus seinem Notizbuch – von nebenan hörte er Raul Harpers Stimme und Miß Danes glockenreines Lachen –, er warf einige Zeilen auf das Papier: »Nehmen Sie sich in acht, Harper! Ein zweites Mal entrinnen Sie Ihrem Schicksal nicht!«

Degerby schloß den Karton und befestigte den Bindfaden, dann verließ er ruhig das Zimmer. Auf dem Gang war niemand zu sehen, der Herrn Degerby in der Rolle als Zimmerkellner hätte bewundern können.

Vom Hotel aus fuhr Degerby nach Hause. Jack Garden kam ihm mit verlegenem Lächeln entgegen.

»Herr Staatsanwalt Kronberg war hier und wollte Sie sprechen«, sagte er.

»Wird nicht so wichtig gewesen sein«, antwortete Degerby und ließ sich den Mantel abnehmen. »Mein Besuch im ›Royal‹ war nicht uninteressant«, fuhr Degerby fort, »Herr Birger Lost ist in Erscheinung getreten. Er bewirbt sich formell um die Gunst unserer entzückenden Miß Dane. Sollte er der Urheber dieses tölpelhaften Giftmordversuches auf mich gewesen sein?«

»Es mußte jemand geben, der hinter Järnvägen stand«, erwiderte Jack Garden, »Staatsanwalt Kronberg erzählte mir, daß Inspektor Torget meiner Vergangenheit nachgeforscht hat!«

»Ist mir bekannt, Jack. Er wird damit nicht viel anfangen können. Wenn nur diese gefährliche Rundfunkdurchsage nicht wäre!«

»Das kann unsere Dispositionen eines Tages umstoßen«, gab Jack Garden zu.

»Vorläufig nicht – ich sorge schon dafür, daß Kronberg uns Zeit läßt. Robert Humle muß in einer verzweifelten Stimmung sein.«

»Er könnte einem leid tun«, pflichtete Jack Garden bei.

»Hart sein, Jack, hart sein! Wir müssen unser Ziel erreichen. Doch nun mein Bad! Dieser Frack wirkt geradezu entmutigend auf mich!«

Unter dem Plätschern der Brause entwickelte Richard Degerby ein Aktionsprogramm, das Herrn Lost sicher sehr in Unruhe versetzt hätte, wenn er es hätte belauschen können.

»Briefe aus New York gekommen?« fragte Degerby zwischen Badelaken und Hausanzug.

»Nichts, Herr Degerby«, erwiderte Jack Garden, »wollen Sie heute noch ausgehen?«

»Ja, zum Donner, es ist ja schon neun Uhr! Ach, wenn Sie wüßten, wie es mich nach der Upsalagatan zieht!«

Er riß Garden zu sich heran.

»Ach, Sie meinen Sergeant Wade?« fragte Garden und befreite sich lachend.

»Nein, ich meine eine entzückende junge Dame – dieselbe, die Olaf Järnvägen so ans Herz gewachsen war.«

 

Am Morgen des nächsten Tages stand Raul Harper in Birger Losts Privatbüro vor dem großen Schreibtisch und sah gebannt auf den goldenen Schraubstift, den Herr Lost mit leichter Hand über eine Seite seines Scheckbuches führte. Ein Scheck über hundert Kronen. Das war für Raul Harper eine gewaltige Summe. Nun konnte er den Rest seiner Wohnungsmiete zahlen, konnte mit Elke Järta ein Theater besuchen, gemeinsam zu Abend essen und – Raul Harper wagte es nicht auszudenken – eine kleine intime Loge in einem Tanzlokal mieten. In diese, Raul Harpers Herzschlag beschleunigenden Erwägungen klang plötzlich die Stimme Birger Losts:

»Wohlgemerkt, Herr Harper, diesen Scheck erhalten Sie, wenn Sie mir die Papiere bringen!«

»Aber ich dachte, meine Andeutungen würden Ihnen genügen, um – –«, stammelte Raul Harper.

»Dieser Scheck ist keine Andeutung!« erklärte Lost. »Oder würden Sie sich mit Andeutungen bezahlen lassen? Also geben Sie sich Mühe! Sie haben Järnvägens Vertrauen genossen. Es ist Ihnen leicht gewesen, die für mich so wichtigen Papiere verschwinden zu lassen. Bringen Sie mir diese Papiere! Oder hatten Sie sich Ihr freundliches Angebot anders gedacht? Wollten Sie etwa die Polizei benachrichtigen?«

Lost schob das Scheckbuch in die Tasche, ohne das Formular herauszunehmen. Raul Harper sah seinen Traum in Nichts zerrinnen. Er sah alle seine Zukunftspläne und damit auch das glückliche Verhältnis zu Elke Järta zerstört.

»Herr Lost, meine Andeutungen würden aber vollkommen genügen, um Ihnen den Hals zu brechen!« rief er aus.

Birger Lost sah ihn lächelnd an. »Eine romantische Ansicht, junger Mann!« erwiderte er kühl. »Sie haben etwas über Järnvägen und mich gehört und glauben nun, mit dem Erlauschten irgendein Revolverblatt schmücken zu können. Da unsereins gegen öffentliche Skandale sehr empfindlich ist, wollen Sie diese Situation ausnutzen und das Honorar für den ›Radauartikel‹ bei mir kassieren! Nicht wahr, um etwas anderes handelt es sich doch wohl nicht?«

Birger Lost erhob sich, seine Stimme hatte einen bedrohlichen Unterton. Da in diesem Augenblick auf der Spiegelwand neben Raul Harper die vierschrötige Gestalt eines Mannes erschien, dessen kantige Kinnladen auf einen unbeherrschten Charakter schließen ließen, trat er einen Schritt zurück und beeilte sich zu versichern:

»Gut, Herr Lost, ich werde Ihren Wünschen entsprechend handeln. Es kam nur so im Augenblick über mich, weil ich total abgebrannt bin und mit einem kleinen Vorschuß gerechnet hatte.«

»Ich wußte doch, daß Sie ein vernünftiger junger Mann sind«, erwiderte Lost lächelnd. Er riß den Scheck aus dem Buch. »Hier, Ihr Vorschuß! Der Herr dort wird Sie hinausbegleiten.«

Raul Harper vermochte nur zu nicken. Sie gingen durch die Verkaufsräume. Der Goliath immer dicht neben ihm, verbindlich lächelnd, als sei der junge Mann ein bevorzugter Runde. Als sie auf der Straße standen, sagte Harpers Begleiter:

»Sie wohnen in Södermalm, wie ich hörte – feine Gegend, ein Freund von mir wohnt ganz in Ihrer Nähe. Ach, Sie werden ihn nicht kennen, Herr Harper, aber er kennt Sie ganz genau! Es war mir ein Vergnügen, Herr Harper!«

Er stand allein und wartete auf den Bus. Trotz der hundert Kronen war seine Stimmung hin. Die Straße in Södermalm, wo Raul Harper wohnte, war menschenleer. Doch plötzlich hörte er gleichmäßige Schritte hinter sich. Ohne sich umzudrehen, ging er weiter, aber die Schritte folgten ihm.

Er schloß das Haustor auf, drängte sich schnell durch die Tür und lauschte. Die Schritte verharrten – dann verklangen sie in der Ferne.

Als Raul Harpers Wirtin den Tee brachte, stand der junge Mann am Fenster und sah durch die Gardine auf die Straße hinunter. Eine Taxe fuhr vorüber, ein Gemüsewagen – sonst nichts; aber war der Mann auf dem Fahrrad, der jetzt gerade gegenüber dem Hause hielt, nicht verdächtig? Raul Harper schien es, als sähe er heimlich herauf. Der Mann zündete sich eine Zigarette an und fuhr weiter. Harpers Wirtin stellte den Tee auf den Tisch und hustete vernehmlich. Der junge Mann drehte sich nicht um.

»Auf dem Rauchtisch liegt Ihr Mietgeld«, sagte er, »bitte, nehmen Sie es sich!«

»Oh, es war doch noch nicht so eilig«, erwiderte die Frau freundlich, beeilte sich aber, das Geld zusammenzuraffen.

»Ein Herr hat nach Ihnen gefragt!«

Raul Harper drehte sich hastig um.

»Was wollte er?«

»Oh, er fragte nur, ob hier ein Herr Harper wohne. Zu bestellen hatte er nichts. Er ging auch gleich wieder.«

Raul Harper ließ den Tee und die Brötchen unberührt. Inspektor Torget hatte ihn zwar neulich zu Unrecht verdächtigt, im Besitze eines Revolvers gewesen zu sein, aber jetzt hatte er sich wirklich! einen solchen verschafft, denn der Umgang mit seinen neuen »Geschäftsfreunden« schien ihm gefährlich.

»Sie beobachten mich schon«, brummte er vor sich hin, »ich möchte nur wissen, wer von den Halunken mir den Zettel in den Karton gelegt hat! Ob Birger Lost davon weiß? – Pah, dieser alte Knacker soll mir noch eine Weile zahlen. Ich quetsche ihn aus wie eine Zitrone, und gibt er nichts mehr her, dann lasse ich ihn und die ganze Bande hochgehen! Ich werde nicht so albern sein und die Briefe von der Dane herausgeben. Die sind an einem sicheren Ort versteckt, Herr Lost! Und wenn Sie sie haben wollen, kosten sie wenigstens fünfhunderttausend Kronen!«

Dieses Selbstgespräch brachte Raul Harper in bessere Stimmung. Er zog sich um und fuhr nach der Brunnsgatan, um Elke Järta vom Geschäft abzuholen. Seit er freigelassen war, hatte er sie nicht wieder gesehen.

Elke Järta war anscheinend von seiner Anwesenheit nicht erbaut. Sergeant Wades Warnung gab ihr zu denken.

»Ich möchte nicht, daß Sie mich hier abholen«, sagte sie, »haben Sie sich denn nicht schon um eine andere Stellung bemüht?«

Raul Harper dachte vorläufig gar nicht daran, sich eine neue Stellung zu suchen. Augenblicklich nahm ihn ja das »Geschäft« mit Birger Lost und Molly Dane vollkommen in Anspruch. Er behauptete dennoch dreist:

»Ja, ein kleines Geheimnis, Elke, ich bin schon wieder auf dem Damm. Stehe mich bedeutend besser, als damals bei Järnvägen. – Wollen wir nicht heute abend zusammen ausgehen?«

»Und mehr haben Sie mir nicht zu sagen, Raul?« fragte Elke Järta ernst.

»Ach, was soll ich Ihnen erzählen? Daß an dem ganzen Quatsch kein wahres Wort war, wissen Sie auch so.«

»Und Sie wollten doch – etwas von Järnvägen, etwas Häßliches, Raul?« fragte Elke Järta eindringlich.

Raul Harper blickte geradeaus und gab keine Antwort. Sie hatten inzwischen die Haltestelle der Straßenbahn erreicht.

»Ich fahre jetzt nach Hause, Raul«, versetzte Elke Järta, »mit dem Ausgehen heute abend wird es nichts. Ich würde mir an Ihrer Stelle doch einmal überlegen, ob Sie immer korrekt gehandelt haben. Leben Sie wohl, Raul!«

Sie stieg in die ankommende Bahn, und Raul Harper sah sich allein.

»Verdammt nochmal«, knurrte er, »eingeschnappt! Sicher trägt nur dieser alberne Wade daran Schuld!«

Er ging zur Brunnsgatan zurück. Im Torweg des Geschäftshauses der Swea-Aktiengesellschaft stand der Portier. Raul Harper zog höflich den Hut.

»Ist Herr Lost wohl noch zu sprechen?«

»Herr Lost war heute morgen hier, aber nun ist er schon fort«, sagte der Mann, »da müssen Sie sich schon telephonisch anmelden. Der ist nicht immer hier. Jetzt, wo er das Geschäft von Herrn Järnvägen übernommen hat, kommt er ja öfter.«

»Danke, hier haben Sie eine Krone.«

Harper drückte ihm das Geldstück in die Hand, zog seinen Hut und ging.

»Wenn ich nur wüßte, wo er wohnt«, flüsterte er vor sich hin. »Er ist in keinem Adreßbuch zu finden, und seine Telephonnummer scheint geheim zu sein.«

Auch Elke Järtas Absage konnte Raul Harper heute nicht entmutigen. Er besuchte ein Café, schlenderte wieder durch die Straßen, stand schließlich an der Kasse des Södra-Theaters und verlangte eine Karte. Natürlich Orchestersessel, denn heute wollte Raul Harper einmal so leben wie die reichen Leute. Grelles Scheinwerferlicht fiel auf den Vorhang. Mit gelben Flammen übergossen die Rampenlichter goldene Quasten und Fransen. Das Orchester intonierte die Ouvertüre. Vor den täuschenden blauen Fernen des Kuppelhorizontes schwebte ein Trapez aus glänzendem Nickel. Aus einer Seitenkulisse torkelte ein altes Weib, in Lumpen gehüllt, die Schnapsflasche in der Hand. Vergeblich suchte es Halt an der herunterhängenden Strickleiter, fiel unter dem Jubel der Zuschauer, überschlug sich, rannte im Bogen über die Bühne und rettete sich nur mit einem kühnen Schwung vor dem Sturz in das Orchester. Es war ein Kabinettstück der Tölpelhaftigkeit, die Strickleiter immer wieder zu verfehlen und sich in den Querstricken zu verfangen. Plötzlich jedoch kletterte die Alte pfeilschnell an der Strickleiter in die Höhe und saß im nächsten Augenblick auf dem glänzenden Trapez. Auch jetzt hielt die scheinbare Trunkenheit noch an. Mit gefährlichen »Fehlgriffen« turnte die Alte am Trapez herum, und schließlich hing sie nur noch mit einem Arm an der Nickelstange. Sie verlor ihren zerrissenen Umhang, der wie eine gewaltige Fledermaus herniedersank. Ihre Schuhe polterten herunter, der Rock riß, und wie erbost über diese Schicksalstücke ließ sie die Bluse und alle anderen Lumpen nachfolgen. Dem unten harrenden Diener flog eine grauhaarige Perücke an den Kopf; oben aber auf dem Trapez saß Molly Dane, mit goldblonden Locken, in einem flitterglitzernden Kostüm, das man praktisch in einer handlichen Geldtasche hätte unterbringen können.

Raul Harper sah wie gebannt auf die schöne Frau, die nun in wundervoller Exaktheit ihre Übungen am Trapez beendete. Donnernder Applaus folgte der Darbietung, und Raul Harper beteiligte sich eifrig daran. Molly Dane mußte sich zu Zugaben bequemen, einen ihrer besten Tricks noch einmal vorführen. Im grellen Licht der Scheinwerfer rotierte der Körper, in schillernde Flitter gehüllt, um die glänzende Nickelstange.

Da – niemand konnte später sagen, wie es geschah – glitt Molly Dane vom Trapez ab, das Gerät schleuderte durch den Raum, und der Körper der Artistin schlug hart auf den Boden auf. Ein Aufschrei ging durch die Reihen im Parkett, in Logen und Rängen. Das Orchester verstummte, die Bühne füllte sich mit Theaterpersonal, und langsam senkte sich der Vorhang. Das Publikum drängte zu den Ausgängen. Ein Mann im weißen Kittel, der Regisseur des Södra, trat aus dem Proszenium und rief einige Worte in die Unruhe im Saal. Er konnte sich unmöglich verständlich machen und wollte schon achselzuckend abtreten, als ein Mann die kleine Treppe zur Bühne, die vom Orchester hinaufführte, emporstieg.

»Sie dürfen hier nicht 'rauf«, erklärte der Regisseur.

»Irrtum, mein Bester«, entgegnete der Mann, der seinem schäbigen Äußeren nach augenscheinlich von der Galerie gekommen war.

»Mein Name ist Wade, Sergeant der Staatspolizei!«

»Oh, aber – ein Unglück, mein Herr! Wir hatten alle vorschriftsmäßigen Sicherheiten getroffen. Es ist uns unerklärlich, wie so etwas passieren konnte. Eine vorübergehende Schwäche von Miß Dane sicher – –«

»Das wird sich ja feststellen lassen«, antwortete Wade und drängte sich durch den Vorhangspalt. Der Regisseur folgte ihm. Mehrere Herren kamen auf die beiden zu. Der Regisseur stellte vor: »Direktor Bransson, Doktor Törgens, unser Arzt, und unser Requisiteur! – Dies ist Sergeant Wade von der Staatspolizei, meine Herren!«

»Wie steht es um Miß Dane?« wandte Wade sich an den Arzt.

»Schwere Verletzungen, Herr Sergeant. Wir ließen Miß Dane sofort in eine Klinik bringen. Ich habe jedoch wenig Hoffnung – –«

»He, was machen Sie da oben?« unterbrach Wade den Arzt und schaute zum Schnürboden hinauf, wo auf einem Gerüst einige Bühnenarbeiter standen und an den Drähten hantierten. »Kommen Sie sofort herunter! Die Geräte bleiben so, wie sie sind.«

Er sah sich um. »Wo kann ich hier telephonieren?«

Ein Bühnenarbeiter führte ihn zu dem Apparat, der in dem für den Inspizienten bestimmten Raum stand. Als Wade zurückkam, erklärte er: »Keiner darf das Haus verlassen, die Untersuchungskommission wird bald eintreffen!«

Der Direktor war indessen vor den Vorhang getreten und hatte das noch anwesende Publikum in kurzen Worten unterrichtet. Die Vorstellung wurde wegen des bedauerlichen Unfalles von Miß Dane abgebrochen. Der Saal leerte sich. Raul Harper hatte als einer der ersten den Saal verlassen. Er sah den Krankenwagen vor der Tür des Bühnenhauses stehen. Miß Dane wurde auf einer Bahre hineingetragen. Neugierige hatten sich angesammelt, unter ihnen sah Raul Harper – er hätte es auf seinen Eid nehmen können – Inspektor Torget, der jetzt über die Straße ging und in eine wartende Taxe stieg.


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