Wilhelm Hauff
Mitteilungen aus den Memoiren des Satan
Wilhelm Hauff

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Drittes Kapitel

Der schauervolle Abend (Fortsetzung)

Der Professor hatte seine Erzählung geendet, wir saßen eine gute Weile still und nachdenkend. Das lange Schweigen ward mir endlich peinlich, ich wollte das Gespräch wieder anfachen, aber auf eine andere Bahn bringen, als mir ein Herr von mittleren Jahren in reicher Jagduniform, wenn ich nicht irre, ein Oberforstmeister aus dem Nassauischen, zuvorkam.

»Es ist wohl jedem von uns schon begegnet, daß er unzählige Male für einen andern gehalten wurde, oder auch Fremde für ganz Bekannte anredete, und sonderbar ist es, ich habe diese Bemerkung oft in meinem Leben bestätigt gefunden, daß die Verwechslung weniger bei jenen platten, alltäglichen, nichtssagenden Gesichtern, als bei auffallenden, eigentlich interessanten vorkommt.«

Wir wollten ihm seine Behauptung als ganz unwahrscheinlich verwerfen, aber er berief sich auf die wirklich interessante Erscheinung unseres Natas; »Jeder von uns gesteht«, sagte er, »daß er dem Gedanken Raum gegeben, unsern Freund, nur unter anderer Gestalt, hier oder dort gesehen zu haben, und doch sind seine scharfen Formen, sein gebietender Blick, sein gewinnendes Lächeln ganz dazu gemacht, auf ewig sich ins Gedächtnis zu prägen.«

»Sie mögen so unrecht nicht haben«, entgegnete Flaßhof, ein preußischer Hauptmann, der auf die Strafe des Arrestes hin, schon zwei Tage bei uns gezaudert hatte, nach Koblenz in seine Garnison zurückzukehren, »Sie mögen recht haben; ich erinnere mich einer Stelle aus den launigen Memoiren des italienischen Grafen Gozzi, die ganz für Ihre Behauptung spricht: ›Jedermann‹, sagt er, ›hat den Michele d'Agata gekannt und weiß, daß er einen Fuß kleiner und wenigstens um zwei dicker war, als ich, und auch sonst nicht die geringste Ähnlichkeit in Kleidung und Physiognomie mit mir gehabt hat.

Aber lange Jahre hatte ich alle Tage den Verdruß, von Sängern, Tänzern, Geigern und Lichtputzern als Herr Michele d'Agata angeredet zu sein und lange Klagen über schlechte Bezahlung, Forderungen usw. anhören zu müssen. Selten gingen sie überzeugt von mir weg, daß ich nicht Michele d'Agata sei.

Einst besuchte ich in Verona eine Dame; das Kammermädchen meldet mich an, ›Herr Agata‹. Ich trat hinein und ward als Michele d'Agata begrüßt und unterhalten, ich ging weg und begegnete einem Arzt, den ich wohl kannte; ›Guten Abend, Herr Agata‹, war sein Gruß, indem er vorüberging. Ich glaubte am Ende beinahe selbst, ich sei der Michele d'Agata.«

Ich wußte dem guten Hauptmann Dank, daß er uns aus den ängstigenden Phantasien, welche die Erzählung des Professors in uns aufgeregt hatte, erlöste. Das Gespräch floß ruhiger fort, man stritt sich um das Vorrecht ganzer Nationen, einen interessanten Gesichterschnitt zu haben, über den Einfluß des Geistes auf die Gesichtszüge überhaupt und auf das Auge insbesondere, man kam endlich auf Lavater und Konsorten; Materien, die ich hundertmal besprochen, mochte ich nicht mehr wiederkäuen, ich zog mich in ein Fenster zurück. Bald folgte mir der Professor dahin nach, um gleich mir die Gesichter der Streitenden zu betrachten.

»Welch ein leichtsinniges Volk«, seufzte er, »ich habe sie jetzt soeben gewarnt und die Hölle ihnen recht heiß gemacht, ja sie wagten in keine Ecke mehr zu sehen, aus Furcht, der Leibhaftige möchte daraus hervorgucken, und jetzt lachen sie wieder und machen tolle Streiche, als ob der Versucher nicht immer umherschliche?«

Ich mußte lachen über die Amtsmiene, die sich der Professor gab; »Noch nie habe ich das schöne Talent eines Vesperpredigers an Ihnen bemerkt«, sagte ich, »aber Sie setzen mich in Erstaunen durch Ihre kühnen Angriffe auf die böse Welt und auf den Argen selbst. Bilden Sie sich denn wirklich ein, dieser harmlose Natas . . .«

»Harmlos nennen Sie ihn?« unterbrach mich der Professor, heftig meine Brust anfassend, »harmlos? Haben Sie denn nicht bemerkt«, flüsterte er leiser, »daß alles bei diesem feinen . . . . Herrn berechneter Plan ist. Oh, ich kenne meine Leute!«

»Sie setzen mich in Erstaunen, wie meinen Sie denn?«

»Haben Sie nicht bemerkt«, fuhr er eifrig fort, »daß der gebildete Herr Oberforstmeister dort mit Leib und Seele sein ist, weil er ihm fünf Nächte hindurch alles Geld abjagte, und den Ausgebeuteten gestern nacht fünfzehnhundert Dukaten gewinnen ließ? Er nennt den abgefeimten Spieler einen Mann von den nobelsten Sentiments und schwört auf Ehre, er müsse über die Hälfte wieder an den Fremden verlieren, sonst habe er keine Ruhe. – Haben Sie ferner nicht bemerkt, wie er den Ökonomierat gekörnt hat?«

»Ich habe wohl gesehen«, antwortete ich, »daß der Ökonomierat, sonst so moros und misanthrop, jetzt ein wenig aufgewacht ist, aber ich habe es dem allgemeinen Einfluß der Gesellschaft zugeschrieben.«

»Behüte. Er läuft schon seit zwanzig Jahren in den Gesellschaften umher und wacht doch nicht auf; auf dem Weg ist er ein Bruder Lüderlich zu werden; der Esel reist krank im Lande umher, behauptet einen großen Wurm im Leib zu haben und macht allen Leuten das Leben sauer mit seinen exorbitanten Behauptungen, und jetzt? jetzt hat ihn dieser Wundermann erwischt, gibt ihm ein Pülverlein, und rät ihm, nicht wie ein anderer vernünftiger Arzt, Diät und Mäßigkeit, sondern er soll seine Jugend, wie er die fünfzig Jahre des alten Wurms nennt, genießen, viel Wein trinken etc., und das et cetera und den Wein benützt er seit vier Tagen ärger als der verlorne Sohn.«

»Und darüber können Sie sich ärgern, Herr Professor? der Mann ist sich und dem Leben wiedergeschenkt –«

»Nicht davon spreche ich«, entgegnete der Eifrige, »der alte Sünder könnte meinetwegen heute noch abfahren; sondern daß er sich dem nächsten besten Charlatan anvertraut und sich also ruinieren muß, ich habe ihn vor acht Jahren in der Kur gehabt, und es besserte sich schon zusehends.«

Der Eifer des guten Professors war mir nun einigermaßen erklärlich, der liebe Brotneid schaute nicht undeutlich heraus. –

»Und unsere Damen?« fuhr er fort, »die sind nun rein toll. Mich dauert nur der arme Trübenau, ich kenne ihn zwar nicht, aber übermorgen soll er hier ankommen, und wie findet er die gnädige Frau? Hat man je gehört, daß eine junge gebildete Frau in den ersten Jahren einer glücklichen Ehe sich in ein solches Verhältnis mit einem ganz fremden Menschen einläßt, und zwar innerhalb fünf Tagen!« –

»Wie, die schöne, bleiche Frau dort?« rief ich aus.

»Die nämliche bleiche«, antwortete er, »vor vier Tagen war sie noch schön rot, wie eine Zentifolie, da begegnet ihr der Interessante auf der Straße, fragt, wohin sie gehe, hört kaum, daß sie rouge fin kaufen wolle (denn solche Toilettengeheimnisse auszuplaudern, heißt bon ton), so bittet und fleht er, sie solle doch kein Rot auflegen, sie habe ein so interessantes je-ne-sais-quoi, das zu einem blassen Teint viel besser stehe. Was tut sie? wahrhaftig, sie geht in den nächsten Galanterieladen und sucht weiße Schminke; ich war gerade dort, um ein Pfeifenrohr zu erstehen, da höre ich sie mit ihrer süßen Stimme den rauhhärigen Bären von einem Ladendiener fragen, ob man das Weiß nicht noch etwas › ätherischer‹ habe? Hol mich der T . . . . .! hat man je so was gehört?«

Ich bedauerte den Professor aufrichtig, denn wenn ich nicht irrte, so suchte er von Anfang die Aufmerksamkeit der schönen Frau auf den schon etwas verschossenen »Einband seiner gelehrten Seele« zu ziehen. Daß es aber mit Natas und der Trübenau nicht ganz richtig war, sah ich selbst; von der Schminkgeschichte, die jenen so sehr erboste, wußte ich zwar nichts, aber wer sich auf die Exegese der Augen verstand, hatte keinen weitern Kommentar nötig, um die gegenseitige Annäherung daraus zu erläutern.

Der Professor hatte, in tiefe Gedanken versunken, eine Zeitlang geschwiegen; er erhob jetzt sein Auge durch die Brille an die Decke des Zimmers, wo allerlei Engelein in Gips aufgetragen waren; »Himmel«, seufzte er, »und die Thingen hat er auch; Sie glauben nicht, welcher Reiz in diesem ewig heitern Auge, in diesen Grübchen auf den blühenden Wangen, in dem Schmelz ihrer Zähne, in diesen frischen, zum Kuß geöffneten Lippen, in diesen weichen Armen, in diesen runden vollen Formen der schwellenden –«

»Herr Professor!« rief ich, erschrocken über seine Ekstase, und schüttelte ihn am Arm ins Leben zurück. »Sie geraten außer sich, Wertester, belieben Sie nicht eine Prise Spaniol?«

»Er hat sie auch«, fuhr er zähneknirschend fort, »haben Sie nicht bemerkt, mit welcher Hast sie vorhin nach seinen Verhältnissen fragte? wie sie rot ward? Jung, schön, wohlhabend, Witwe – sie hat alles, um eine angenehme Partie zu machen; geistreiche Männer von Ruf in der literarischen Welt, buhlen um ihre Gunst, sie wirft sie an einen – Landstreicher hin; ach, wenn Sie wüßten, bester Doktor, was mir neulich der Oberkellner aber mit der größten Diskretion, daß man ihn vorgestern nachts aus ihrem Zimmer . . .«

»Ich bitte, verschonen Sie mich«, fiel ich ein, »gestehen Sie mir lieber, ob der Wundermensch Sie selbst noch nicht unter den Pantoffel gebracht hat.«

»Das ist es eben«, antwortete der Befragte verlegen lächelnd, »das ist es, was mir Kummer macht. Sie wissen, ich lese über Chemie; er brachte einmal das Gespräch darauf, und entwickelte so tiefe Kenntnisse, deckte so neue und kühne Ideen auf, daß mir der Kopf schwindelte; ich möchte ihm um den Hals fallen und um seine Hefte und Notizen bitten, es zieht mich mit unwiderstehlicher Geisterkraft in seine Nähe, und doch könnte ich ihm mit Freuden Gift beibringen.«

Wie komisch war die Wut dieses Mannes, er ballte die Faust und fuhr damit hin und her, seine grünen Brillengläser funkelten wie Katzenaugen, sein kurzes schwarzes Haar schien sich in die Höhe zu richten.

Ich suchte ihn zu besänftigen; ich stellte ihm vor, daß er ja nicht ärger losziehen könnte, wenn der Fremde der Teufel selbst wäre; aber er ließ mich nicht zum Worte kommen.

»Er ist es, der Satan selbst logiert hier in den Drei Reichskronen«, rief er, »um unsere Seelen zu angeln. Ja, du bist ein guter Fischer, und hast eine feine Nase, aber ein . . . .r Professor, wie ich, der sogar in demagogischen Untersuchungen die Lunte gleich gerochen, und eigens deswegen hieher nach Mainz gereist ist, ein solcher hat noch eine feinere als du.«

Ein heiseres Lachen, das gerade hinter meinem Rücken zu entstehen schien, zog meine Aufmerksamkeit auf sich; ich wandte mich um, und glaubte Natas höhnisch durch die Scheiben hereingrinsen zu sehen. Ich ergriff den Professor am Arm, um ihm die sonderbare Erscheinung zu zeigen, denn das Zimmer lag einen Stock hoch; dieser aber hatte weder das Lachen gehört, noch konnte er meine Erscheinung sehen; denn als er sich umwandte, sah nur die bleiche Scheibe des Mondes durch die Fenster dort, wo ich vorhin das greulich verzerrte Gesicht des geheimnisvollen Fremdlings zu sehen geglaubt hatte.

Ehe ich noch recht mit mir einig war, ob das, was ich gesehen, Betrug der Sinne, Ausgeburt einer aufgeregten Phantasie oder Wirklichkeit war, ward die Türe aufgerissen, und Herr von Natas trat stolzen Schrittes in das Zimmer. Mit sonderbarem Lächeln maß er die Gesellschaft, als wisse er ganz gut, was von ihm gesprochen worden sei, und ich glaubte zu bemerken, daß keiner der Anwesenden seinen forschenden Blick auszuhalten vermochte.

Mit der ihm so eigenen Leichtigkeit hatte er der Trübenau gegenüber, neben der Frau von Thingen Platz genommen, und die Leitung der Konversation an sich gerissen. Das böse Gewissen ließ den Professor nicht an den Tisch sitzen, mich selbst fesselte das Verlangen, diesen Menschen einmal aus der Ferne zu beobachten, an meinem Platz im Fenster. Da bemerkten wir denn das Augenspiel zwischen Frau v. Trübenau und dem gewandtesten der Liebhaber, der, indem er der Tochter des Ökonomierats so viel Verbindliches zu sagen wußte, daß sie einmal über das andere bis unter die breiten Brüßler Spitzen ihrer Busenkrause errötete, das feingeformte Füßchen der Frau von Thingen auf seinem blankgewichsten Stiefel tanzen ließ.

»Drei Mücken auf einen Schlag, das heiße ich doch – meiner Seel, aller Ehre wert«, brummte der zornglühende Professor, dem jetzt auch seine letzte Ressource, die ökonomische Schöne, so was man sagt, vor dem Mund weggeschnappt werden sollte. Mit tönenden Schritten ging er an den Tisch, nahm sich einen Stuhl und setzte sich, breit wie eine Mauer, neben seine Schöne. Doch diese schien nur Ohren für Natas zu haben, denn sie antwortete auf seine Frage, ob sie sich wohl befinde, »übermorgen«, und als er voll Gram die Anmerkung hinwarf, sie scheine sehr zerstreut, meinte sie »1 fl. 30 kr. die Elle«.

Ich sah jetzt einem unangenehmen Auftritt entgegen. Der Professor, der nicht daran dachte, daß er durch ein Sonett oder Triolett alles wieder gut machen, ja durch ein paar ottave rime sich sogar bei der Trübenau wieder insinuieren könnte, widersprach jetzt geradezu jeder Behauptung, die Natas vorbrachte; und ach! nicht zu seinem Vorteil; denn dieser, in der Dialektik dem guten Kathedermann bei weitem überlegen, führte ihn so aufs Eis, daß die leichte Decke seiner Logik zu reißen und er in ein Chaos von Widersprüchen hinabzustürzen drohte.

Eine lieblich duftende Bowle Punsch unterbrach einige Zeit den Streit der Zunge, gab aber dafür Anlaß zu desto feindseligeren Blicken zwischen Frau von Trübenau und Frau von Thingen. Diese hatte, ihrer schönen runden Arme sich bewußt, den gewaltigen silbernen Löffel ergriffen, um beim Eingießen die ganze Grazie ihrer Haltung zu entwickeln; jene aber kredenzte die gefüllten Becher mit solcher Anmut, mit so liebevollen Blicken, daß das Bestreben, sich gegenseitig soviel als möglich Abbruch zu tun, unverkennbar war.

Als aber der sehr starke Punsch die leisen Schauer des Herbstabends verdrängt hatte, als er anfing, die Wangen unserer Damen höher zu färben, und aus den Augen der Männer zu leuchten, da schien es mir mit einem Mal, als sei man, ich weiß nicht wie, aus den Grenzen des Anstands herausgetreten; allerlei dumme Gedanken stiegen in mir auf und nieder, das Gespräch schnurrte und summte wie ein Mühlrad, man lachte und jauchzte und wußte nicht über was? man kicherte und neckte sich, und der Oberforstmeister brachte sogar ein Pfänderspiel mit Küssen in Vorschlag. Plötzlich hörte ich jenes heisere Lachen wieder, das ich vorhin vor dem Fenster zu hören glaubte; wirklich, es war Natas, der dem Professor zuhörte, und trotz dem Eifer und Ernst, mit welchem dieser alles vorbrachte, alle Augenblicke in sein heiseres Gelächter ausbrach.

»Nicht wahr, meine Herren und Damen«, schrie der Punsch aus dem Professor heraus, »Sie haben vorhin selbst bemerkt, daß unser verehrter Freund dort jedem von Ihnen, nur in anderer Gestalt, schon begegnet ist? Sie schweigen? Ist das auch Räson, einen so im Sand sitzen zu lassen? Herr Oberforstmeister! Frau von Thingen, gnädige Frau! sagen Sie selbst; namentlich Sie, Herr Doktor!«

Wir befanden uns durch die Indiskretion des Professors in großer Verlegenheit; »ich erinnere mich«, gab ich zur Antwort, als alles schwieg, »von interessanten Gesichtern und ihren Verwechslungen gesprochen zu haben, und wenn ich nicht irre, wurde auch Herr von Natas aufgeführt.«

Der Benannte verbeugte sich, und meinte, es sei gar zuviel Ehre, ihn unter die Interessanten zu zählen; aber der Professor verdarb wieder alles.

»Was da! ich nehme kein Blatt vor den Mund!« sagte er; »ich behauptete, daß mir ganz unheimlich in Dero Nähe sei, und erzählte, wie Sie in Stuttgart den armen Hasentreffer erwürgt haben; wissen Sie noch, gnädiger Herr?«

Dieser aber stand auf, lief mit schrillendem Gelächter im Zimmer umher und plötzlich glaubte ich den unglückbringenden Doktor meiner Vaterstadt vor mir zu haben; es war nicht mehr Natas, es war ein älterer, unheimlicher Mensch.

»Da hat man's ja deutlich«, rief der Professor, »dort läuft er als Barighi umher.«

»Barighi?« entgegnete Frau von Trübenau, »bleiben Sie doch mit Ihrem Barighi zu Hause, es ist ja unser lieber Privatsekretär Gruber, der da hereingekommen ist.«

»Ich möchte doch um Verzeihung bitten, gnädige Frau«, unterbrach sie der Oberforstmeister, »es ist der Spieler Maletti, mit dem ich in Wiesbaden letzten Sommer assosiert war.«

»Ha! Ha! wie man sich doch täuschen kann«, sprach Frau von Thingen, den auf und ab Gehenden durch die perlmutterne Brille beschauend, »es ist ja niemand anders, als der Kapellmeister Schmalz, der mir die Gitarre beibringt.«

»Warum nicht gar«, brummte der alte Ökonomierat, »es ist der lustige Kommissär, der mir die gute Brotlieferung an das Spital in D—n verschaffte.«

»Ach! Papa«, kicherte sein Töchterlein, »jener war ja schwarz und dieser ist blond! Kennen Sie denn den jungen Landwirt nicht mehr, der sich bei uns ins Praktische einschießen wollte?«

»Hol mich der Kuckuck und alle Wetter«, schrie der preußische Hauptmann, »das ist der verfluchte Ladenprinz und Ellenreiter, der mir mein Lorchen wegfischte! Auf Pistolen fordere ich den Hund, gleich morgen, gleich jetzt.« Er sprang auf und wollte auf den immer ruhig auf und ab Gehenden losstürzen; der Professor aber packte ihn am Arm: »Bleiben Sie weg, Wertester!« schrie er, »ich hab's gefunden, ich hab's gefunden, kehrt seinen Namen um, es ist der Satan!«


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