Muhammad Schams ad-Din Hafis
Gedichte
Muhammad Schams ad-Din Hafis

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    Obgleich ich alt geworden bin
    und herzenskrank und schwach,
So ward ich doch stets wieder jung,
    sobald ich von dir sprach.

Gottlob, daß noch ein jedes Ding,
    das ich von Gott begehrt,
Wenn ernstlich ich danach gestrebt,
    mir immer ward gewährt!

Am Heerweg ew'gen Glückes stieg
    ich auf des Glückes Thron,
Und, wie die Freunde es gewünscht,
    mit einem Weinglas schon.

Genieße, junger Rosenbaum,
    des Glückes Frucht, denn ich
Erhob zur Nachtigall der Welt
    in deinen Schatten mich!

Bekannt war von der Welt mir einst
    kein Buchstab' und kein Laut;
In deines Grames Schule erst
    ward ich damit vertraut.

Und seit dein Schelmenblick mich traf,
    seit jener frohen Zeit
Ward ich von jeder Schelmerei
    der künft'gen Zeit befreit.

Seit jenem Tag erschloß sich mir
    des Sinnes hohes Tor,
An dem des Wirtes Wohnhaus ich
    zum Aufenthalt erkor.

Das Schicksal weiset unbedingt
    mich an die Schenke an,
So sehr dagegen und dafür
    ich auch bisher getan.

Mich macht' nicht Jahr noch Monat alt,
    der falsche Freund allein,
Der, gleich dem Leben, mir entflieht,
    gab mir des Alters Schein.

Die Huld des Herrn gab gestern nacht
    die frohe Kunde mir:
Hafis, bereue! Für der Schuld
    Vergebung bürg ich dir.

(Übersetzung:
Ritter V. von Rosenzweig-Schwannau)

 


 


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