Muhammad Schams ad-Din Hafis
Gedichte
Muhammad Schams ad-Din Hafis

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          Ich bin es, dem der Schenke Winkel
    ein Haus des Gottesdienstes scheint,
Und der im Gruß des alten Wirtes
    ein Frühgebet zu hören meint.

Lass' ich auch nimmermehr erklingen
    der Morgenharfe süßen Ton,
Das Lied, das ich des Morgens singe
    entschuldigt mich genugsam schon.

Mich kümmern Kaiser nicht und Bettler,
    und dankbar preis ich Gott dafür;
Mein Kaiser aber ist, wer bettelt
    im Staub an meines Freundes Tür.

Im Gotteshaus und in der Schenke
    bezweck ich nur Verein mit dir:
Dies ist mein einziger Gedanke,
    und Gott bezeugt es selber mir.

Dein Bettler will ich lieber heißen,
    als Herrscher über Völker sein,
Denn all mein Ruhm und meine Ehre
    ist deine Härte nur allein.

Seit mein Gesicht an diese Schwelle
    ich hinzulegen mich gewohnt,
Steht mein Palast bei weitem höher
    als jener, wo die Sonne thront.

Nur wenn mir einst das Schwert des Todes
    mein Zelt zerstört, sonst aber nicht,
Verlasse ich des Glückes Pforte,
    wo mich Gewohnheit hält und Pflicht.

Hafis! Zwar liegt die Sünde nimmer
    in unsrer freien Wahl; allein
Du magst den Pfad der Tugend wandeln,
    die Sünde laß mein eigen sein!

(Übersetzung: Ritter V. von Rosenzweig-Schwannau)

 


 


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