Muhammad Schams ad-Din Hafis
Gedichte
Muhammad Schams ad-Din Hafis

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        Auf, Schenke! den Pokal gefüllt
    für unsre durst'ge Tafelrunde;
Die Liebe, die mich einst beglückt,
    Jetzt richtet kläglich mich zugrunde.

Wie bluteten erwartungsbang
    die Herzen bei den Moschusdüften,
Vom Ostwind aus der Liebsten Haar
    uns hergeweht als holde Kunde!

Den Teppich zum Gebete färbt
    mit rotem Wein nach Wunsch des Wirtes!
Ein weiser Mann ist unser Wirt,
    man kommt bei ihm zu gutem Funde.

Wie kann ich mich der Liebe freun,
    klingt – wie Geläut der Karawane –
Die Mahnung immer mir ins Ohr:
    Nun rüste dich zur Scheidestunde!

Was wissen die vom Graun der Nacht,
    von Meersgebraus und wildem Strudel,
Die, aller Bürd' und Sorge frei,
    am Ufer gehn auf trocknem Grunde?

Was kühnen Geistes ich getan,
    hat bösen Leumund mir erworben
Beim Pöbel – und wo bleibt geheim,
    was umgeht in des Pöbels Munde?

O Hafis, folge deinem Stern
    und kehre dieser Welt den Rücken,
Soll dich beglücken, was du liebst,
    und willst du, daß dein Herz gesunde.

(Übersetzung: Friedrich Bodenstedt)

(vgl. die Übersetzung »Reich mir, o Schenke, das Glas...« von Joseph von Hammer-Purgstall)

 


 


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