Muhammad Schams ad-Din Hafis
Gedichte
Muhammad Schams ad-Din Hafis

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    Gestern zechend, traumverloren,
    hörte ich es pochen leis:
Klopfend an der Schenke Toren
    standen – Engel still im Kreis.

Unsers Vaters Adam Asche
    taten sie in den Pokal,
Ihr vermählend aus der Flasche
    edlen Weines Purpurstrahl.

Huldvoll bot der gotterkornen
    lichten Welten sel'ge Schar
Mir, dem niedern Staubgebornen,
    den gefüllten Becher dar.

Fassen können Himmelshallen
    nicht der Liebe Herrlichkeit,
Und mir ist das Los gefallen,
    das mich ihrem Dienst geweiht!

Auf die Kunde von dem Bunde
    mit der Gnadensonne Glanz
Schlingen jubelnd in der Runde
    Huris den berauschten Tanz.

Soll im Leben nie berühren
    eitles Streben diese Brust,
Während Adam hie verführen
    konnte eines Apfels Lust?

Zweiundsiebzig Glaubenslehren
    klauben Worte leer und tot;
Ihnen tagt, sie zu bekehren,
    nie der Wahrheit Morgenrot.

Flamme mag ich das nicht nennen,
    was auf Kerzen freundlich blinkt;
Flamme ist ein lodernd Brennen,
    das den Tod dem Falter bringt.

Bräuten in der Locken Ranken,
    denen Schleier, leicht und licht,
Halb nur hüllen den Gedanken,
    gleicht, o Hafis, dein Gedicht.

(Übersetzung: G. Jacob)

 


 


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