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Neunundzwanzigstes Kapitel.
Gute Freunde


In diesem Augenblicke fuhr der Graf aus seinen Träumereien auf, da er ein leises Räuspern neben sich vernahm, und sah seinen Kammerdiener, der mit gedämpfter Stimme fragte, ob Seine Erlaucht für Baron Fremont und Herrn von Tondern zu Hause sei?

Der Graf dachte einen Moment nach, dann sagte er laut: »Ich habe gerade nichts Dringendes vor.« Leise setzte er hinzu: Das Geschwätz der Beiden wird mich zerstreuen; obendrein hat mir Doktor Flecker verboten, mich zu anhaltend und zu innig mit irgend einem Gegenstände zu beschäftigen. Ich war nahe daran, sein Gebot tüchtig zu überschreiten. – »Die beiden Herren sind mir willkommen,« sprach er hierauf zu seinem Kammerdiener, der alsbald verschwand.

Graf Helfenberg hatte eben noch Zeit, die Mappe mit den Plänen zuzuwerfen, als auch schon die beiden Gemeldeten in das Zimmer traten, Herr von Tondern langsam, scheinbar gelangweilt und mit seinem gewöhnlichen mißmuthigen Blicke, Baron Fremont dagegen heiter und lustig wie immer, über Alles sich freuend, sei es ein wirklich interessanter Gegenstand oder sei es ein ihm unbekanntes Spiel, von ein paar Gassenjungen an irgend einer Straßenecke aufgeführt.

Herr von Tondern reichte dem Grafen nachlässig die rechte Hand, während er mit der linken einen Fauteuil zum Kaminfeuer schob und sich darauf gähnend in denselben fallen ließ.

»Wie geht es, Graf?« fragte er alsdann. »Wie ich mit großem Vergnügen höre, außerordentlich gut,« setzte er, seine eigene Frage beantwortend, hinzu und machte es sich vor dem lodernden Feuer so bequem wie möglich.

»Tondern sagt,« erwiderte der Kranke lachend, »er habe mit Vergnügen gehört, es gehe mir besser, und macht dabei ein Gesicht, als bedaure er diese Nachricht aufrichtig, der vortreffliche Freund!«

»Nein, nein,« sprach Baron Fremont eifrig, »da thun Sie ihm Unrecht. Er kann nur die Kälte nicht ertragen, der gute Tondern, und da findet er sich jedes Mal unbehaglich.«

»Daran ist schon etwas Wahres,« entgegnete der, über welchen gesprochen wurde, beinahe mürrisch. »Wie so manches Andere greift die Kälte meine Nerven an; ich leide innerlich. Was das aber heißt, davon hat Fremont freilich keine Idee, denn bei ihm spiegelt sich Alles auf der Oberfläche ab. Ja, ja, Freund, das kannst du nicht läugnen, die Hitze im Sommer verursacht dir eine krankhafte, erschreckende Blässe und die Kälte im Winter eine allerliebste blaurothe Nase.«

»Dieser Tondern ist köstlich!« rief Fremont mit einem Tone des Schreckens, wobei er einen raschen Blick in den Spiegel warf. »Ich hätte eine blaurothe Nase? das könnte mich in der That derangiren!«

Wenn auch Herr von Tondern übertrieb, so zeigte doch allerdings die Nase seines Freundes eine leichte röthliche Schattirung, was demselben sehr unangenehm war, denn er hielt viel auf sein Aeußeres, namentlich auf seinen hellen Teint und seine weißen Zähne.

»Uebrigens ist es gar kein Wunder,« sagte der Graf, »wenn man bei dem Wetter eine rothe Nase hat. Sie werden aber sehen, Herr von Tondern, wie bald das bei dem angenehmen Kaminfeuer verschwindet. – Sie finden es doch behaglich warm hier?«

»Es wird ihm zu heiß sein,« entgegnete statt des Gefragten lachend Baron Fremont, der vor Begierde brannte, die blaurothe Nase heim zu geben. »Er pflegt bei sich nur sparsam einzuheizen.«

Worauf der Andere erwiderte: »Darin hast du allerdings Recht; wer so viel natürliche Wärme besitzt, wie ich, dem wird ein heißes Zimmer lästig. Alte Leute, überhaupt entnervte Personen müssen schon ein paar Grad mehr für sich haben; ich brauche das nicht. Hier ist es mir aber bis jetzt nach der Kälte draußen noch recht angenehm.«

Dabei hob er den Arm auf und langte aus einem Kistchen, das auf dem Kamine stand, eine Cigarre, die er mit großer Umständlichkeit abschnitt, anzündete und sich alsdann vor dem lodernden Kaminfeuer wieder behaglich ausstrecke.

Auch der Graf hatte sich niedergelassen, und Baron Fremont auf eine Handbewegung ebenfalls eine Cigarre genommen, welche er anzündete, es dann aber, wie er sagte, vorzog, noch eine Zeit lang im Zimmer auf und ab zu spazieren.

»Aber in der That,« nahm Herr von Tondern nach einer Pause das Wort, »Sie haben wirklich eine bessere Miene, als noch vor Kurzem, bester Graf.« – Er versuchte dabei, einige Wärme in den Ausdruck seiner Stimme zu legen. – »Ist es wahr, – man sagt, Sie hätten sich einer neuen Kur unterworfen, und zwar bei jenem Arzte, den wir neulich Abend das Vergnügen hatten, hier zu sehen? – Ich habe nie daran gezweifelt, daß Ihr Leiden nur vorübergehend und daß bei Ihrer kräftigen Constitution die Krankheit, wenn wirklich eine vorhanden wäre, am Ende doch unterliegen müßte.«

»Ja, das hat er immer gesagt,« bekräftigte Fremont, der vor dem Portrait stand und den vergeblichen Versuch machte, unter der rothseidenen Schärpe auf das durch dieselbe verdeckte Gesicht einen Blick zu werfen. »Und ich muß mich seiner Meinung ausnahmsweise anschließen,« fuhr er fort, »und habe auch vorgestern zu Breda gesagt, daß ich Ihr ganzes Wesen vollkommen und sehr vortheilhaft verändert finde.«

»Dieser Doktor – wie heißt er doch?« – warf Tondern nachlässig ein, »muß ein ausgezeichneter Arzt sein; ich werde mir seine Adresse in Fremont's Interesse merken. Der liebe Freund kränkelt zuweilen.«

»Mach keine so schlechten Späße!« entgegnete der Baron; »du kannst wirklich unausstehlich sein. Nebenbei gesagt, gewöhnst du dir das nicht angenehme Air eines großen Herrn an, der Fragen stellt und die Beantwortung gar nicht abwartet.«

»Eine Frage, wie sie der gute Tondern gestellt,« sagte Graf Helfenberg, »und zwar an einen ewigen Kranken gerichtet, wie ich es nun leider einmal bin, bedingt auch eigentlich keine Antwort und ist wohl nichts mehr und nichts weniger, als der Ausdruck eines tiefen Mitgefühls.« – Dies sprach er mit einem feinen, sarkastischen Lächeln. – »Was übrigens meinen Zustand anbelangt,« fuhr er darauf fort, »so muß ich gestehen, ich befinde mich nicht schlechter; ich könnte sogar sagen: etwas besser; doch kenne ich meine Krankheit zu genau, um zu glauben, der Frühling kehre wieder, wenn ich nach langer Winternacht eine kleine, ärmliche Blüthe aufsprossen sehe.«

»Das ist sehr schön gesagt,« versicherte Fremont. Und er meinte das in der That ehrlich. Der Baron hatte ein leicht bewegliches Gemüth, und da er eine Zeit lang den Kranz von verwelkten Vergißmeinnicht betrachtet, so fühlte er sich weich gestimmt.

»Doktor Flecker,« fuhr der Graf fort, »sucht meinen Zustand durch die einfachsten Mittel von der Welt zu lindern; er räth mir Bewegung an, läßt mich baden, und will vor allen Dingen, daß ich einen guten Humor behalten solle.«

»Da müssen Sie Tondern verbieten, daß er Sie gar zu häufig besucht,« rief lachend der Baron, näher kommend, während er seinem Freunde auf die Schulter klopfte zum Beweise, daß er sich einen freundlichen Scherz erlaube. »Tondern,« fuhr er darauf fort, indem er unter dem Klopfen auf die Schulter einen bezeichnenden Druck anzubringen wußte, der natürlicher Weise dem Grafen entgehen mußte, »ist wirklich in der letzten Zeit von einem so unangenehmen Humor, daß ich, der das Glück seiner genauen Bekanntschaft genießt, sehr viel darunter zu leiden habe. – Das kannst du nicht läugnen.«

Tondern zuckte statt aller Antwort mit den Achseln, zog die Augenbrauen hoch empor und blies den Dampf seiner Cigarre so stark aus dem zugespitzten Munde, daß es war, als habe er dabei einen leichten Seufzer unterdrücken wollen.

»Er hat demnach etwas Unangenehmes gehabt?« fragte der Graf theilnehmend. »Ihr wißt beide, wenn ich irgendwo nützlich sein kann, so stehe ich mit Person und Einfluß zu Diensten.«

»Fremont übertreibt, wie gewöhnlich,« erwiderte Tondern ärgerlich; »ich hatte wohl eine kleine verdrießliche Geschichte, aber es ist nicht der Mühe werth, so ein Aufheben davon zu machen.«

»Es droht ihm ein Prozeß,« warf Fremont leicht hin, wieder ins Zimmer hineinschreitend.

»Nicht so ganz,« sagte Herr von Tondern, indem er sich gegen den Freund umwandte. »Wenn du etwas sagen willst, so sage es auch richtig. – Ich drohe mit einem Prozesse.«

»Nun ja, du drohst mit einem Prozesse,« versetzte der Baron begütigend; »das ist in diesem Falle am Ende gleich viel; der Prozeß wird da sein, und da wir einmal davon sprechen, so kannst du den Grafen um seinen Rath bitten.«

»Das wird Tondern wohl nicht nöthig haben,« sprach lachend Graf Helfenberg, »denn wie er uns oft versichert, ist er selber ein Rechtsgelehrter.«

»Da haben Sie vollkommen Recht,« entgegnete Jener. »Aber er« – damit nickte er gegen den Baron hin – »kann sich nun einmal nicht daran gewöhnen, sich recht auszudrücken. Allerdings möchte ich Sie etwas fragen, bester Graf, aber Gott soll mich bewahren, Ihnen etwas von einer langweiligen Prozeßgeschichte vorzuerzählen. Da nun aber Fremont einmal diesen Punkt berührt hat, so werden Sie wohl so freundlich sein, mir zu sagen, ob Sie mit Ihrem ständigen Rechtsfreunde, dem Herrn Doktor Plager, vollkommen zufrieden sind.«

»Demselben,« erläuterte Fremont, »der neulich hier – verzeihen Sie mir, bester Graf – den wahrhaftig ganz unnöthigen Akt vorgenommen.«

Dabei grinste er so freundlich und wohlwollend, daß man seine sämmtlichen Zähne sah, und machte mit der Hand ein leichte, ein wenig verächtliche Bewegung.

»Was den Doktor Plager anbelangt,« sprach ernst Graf Helfenberg, so kann ich ihn als Rechtsbeistand mit bestem Gewissen außerordentlich empfehlen; er kennt das Recht und alle Gesetzbücher nebst Commentaren aufs Genaueste; er versteht einen Fall richtig aufzufassen und scharfsinnig durchzuführen; er ist dabei gewissenhaft und fleißig, versäumt keine Termine, und was seine Rechnungen anbelangt, so ist er keiner von denen, der die Gebühren für eine Unterredung aufschreibt, wenn Sie auf der Straße zu ihm gesagt haben: Guten Tag, wie geht's? – Kurz, er ist in seiner Art ein vortrefflicher Mann.«

»Das ist eine vortreffliche Empfehlung,« meinte der Baron, und nachdem Herr von Tondern zustimmend mit dem Kopfe genickt, sagte er: »Wäre es nach alle dem unbescheiden von mir, bester Graf, wenn ich Sie um zwei freundliche Zeilen ersuchte, worin Sie mich dem Doktor Plager als einen Bekannten empfehlen würden, für den –«

»Sie ihn bäten, etwas Außerordentliches zu thun?« ergänzte Baron Fremont, welche Ergänzung übrigens sein Freund mit einem finsteren Blicke belohnte und sich dann mürrisch wieder dem Feuer zuwandte.

»Mit dem größten Vergnügen will ich Ihren kleinen Wunsch erfüllen,« versetzte der Graf, »und wenn es Ihnen recht ist, besorge ich das sogleich. Ich kann in der That den Doktor Plager aufs Beste empfehlen.«

Damit erhob er sich von seinem Stuhle und setzte sich an den Schreibtisch, wo er ein paar Worte schrieb.

»Und wenn der vortreffliche Graf dich dem Rechtsconsulenten eben so sehr empfiehlt,« lachte Baron Fremont, indem er sich an Tondern wandte, »so könnte euch beiden geholfen werden.«

Zu gleicher Zeit warf er einen eigenthümlichen Blick auf seinen Freund, worauf ein kurzes Lächeln über dessen mißvergnügte Züge flog.

»So, da haben Sie das Gewünschte,« sagte Graf Helfenberg nach einer Pause, während welcher er geschrieben, das Papier in ein Couvert gesteckt, dieses zugesiegelt und die Aufschrift gemacht.

Fremont eilte ihm entgegen, nahm das Billet aus seiner Hand und reichte es Tondern dar, der es mit einem mäßigen Danke in die Brusttasche seines Rockes steckte.

Der Hausherr ließ sich wieder auf seinem Platze am Kamine nieder, während Fremont, jetzt sanft die Hände reibend, wieder anfing, in dem Gemache auf und ab zu spazieren und bald Dieses, bald Jenes zu betrachten. Jetzt trat er ans Fenster und äußerte sich entzückt über die weite, prachtvolle Schneelandschaft; dann warf er einen Blick auf den Schreibtisch und sprach aufs Natürlichste seine Verwunderung aus über die kleinen eleganten Sachen, mit denen derselbe bedeckt war. Alles war aber auch hier in der That bemerkenswerth: Schreibzeug, Lineale, Papierhalter, Briefbeschwerer, Siegellackträger, Oblatenschalen, Petschafte, Falzbeine, kurz, alle die nöthigen und unnöthigen Kleinigkeiten, wie sie auch heißen mögen, waren lauter Kunstwerke, bestehend aus eingelegtem, kostbarem Holz, aus Bronze, Silber, Gold, edlen Steinen und dergleichen.

»Apropos!« rief jetzt mit einem Male der Baron, »neulich sagte mir Frau von Breda, Sie wären im Begriff, Ihrem Palais hier einen Wintergarten anzufügen. Es ist wohl so, lieber Graf? denn an der Aufschrift dieser Mappe sehe ich, daß Sie sich mit den Plänen des Breda'schen Hauses befassen.

Obgleich nun Graf Helfenberg wohl wußte, daß Baron Fremont, der, wie er von sich selbst sagte, diskret bis zum Exceß war, die Mappe nicht aufschlagen würde, was ihm bei seinen Gefühlen als eine Profanation erschienen wäre, so war es ihm doch schon unlieb – weßhalb, wußte er selbst nicht recht – daß dieser auch nur gesehen, er habe die Pläne des besagten Hauses bei sich. Da es nun aber einmal geschehen war, so sagte er in gleichgültigem Tone: »Es war eine Idee von mir, die ich neulich gegen George äußerte, und worauf er so freundlich war, mir jene Mappe zu schicken. Das sind Gedanken, wie sie einem Kranken wohl in langweiligen Stunden kommen können, bei denen er aber im gleichen Augenblicke einsteht, daß sie sich schwerlich realisiren lassen.«

»Das wüßte ich doch nicht,« entgegnete der Andere; »Sie haben Platz genug in Ihrem großen Garten, und in Ihrer glücklichen Lage brauchen Sie Ihrem Baumeister nur den Befehl zur Erbauung eines solchen Wintergartens zugehen zu lassen.«

»In meiner glücklichen Lage allerdings,« versetzte der Graf mit einem ironischen Lächeln. »Ach! mein lieber Fremont, in meiner glücklichen Lage sind solche Bauwerke zu hoch und zu weit für mich; ich werde in den nächsten Jahren weniger Raum brauchen. Glauben Sie mir, ich kenne meine Lage genau.«

Nach diesen Worten hatte der finstere Geist, der so oft seine Flügel um den Kranken schwang, ihn wieder unsanft berührt, und er saß da, zusammengesunken in seinem Stuhl, düster vor sich hinstarrend.

Herr von Tondern warf einen forschenden Blick auf den Grafen, worauf er seinen Freund flüchtig von der Seite ansah.

Dieser näherte sich dem Grafen, legte seine Hand auf dessen Schulter und sagte: »O, nicht diesen Ton! Wenn derselbe bei Ihnen anklingen will, so müssen Sie ihn mit aller Gewalt verjagen. Sie sagten ja vorhin selbst, der Arzt habe unter seinen Heilmitteln einen guten Humor obenangestellt. Der Teufel auch, Verehrtester! den muß man festhalten; ja, wer über alles, was uns morgen, übermorgen, übers Jahr, über zehn Jahre treffen kann, finster und argwöhnisch grübelt, der wird seines Lebens nicht froh. Was ist jeder Mensch für eine schwache Maschine! Ich erkälte mich einfach auf der Straße: ich kann morgen die Schwindsucht am Halse haben; ich glitsche auf der glatten Treppe aus und bin vielleicht eine Stunde nachher ein stiller Mann.«

»Oder du issest dir eine schwere Indigestion,« meinte Herr von Tondern, »was häufig genug vorkommt, und bekommst den schönsten Schlagfluß, wozu du überhaupt geneigt bist.«

»Ja, auch das,« fuhr der Baron fort, doch war er auf die Bemerkung seines Freundes etwas kleinlaut geworden. – »Ich versichere Sie, bester Graf,« meinte er, nachdem er an das Fenster gegangen und einen Blick hinaus geworfen, »dort hinten wäre ein wunderbarer Platz für einen Wintergarten; ich würde mich wahrhaftig freuen, wenn Sie die Idee ausführten – für Sie eine große Ressource und für Ihre Bekannten, die Sie häufig genug besuchen würden, von einer ungeheuren Annehmlichkeit. Nicht wahr, Tondern?«

Dieser hatte seine Füße auf die Kaminstange gesetzt und schaute ein paar Augenblicke in das spielende Kaminfeuer, ehe er kopfnickend zur Antwort gab: »Ohne einen Vergleich anstellen zu wollen, habe ich für meine Person das Gleiche gedacht, was Fremont eben aussprach, als damals George von Breda Haus und Garten baute. Es ist nicht viel davon in Erfüllung gegangen; wir haben uns verdammt wenig da getroffen. Das müßt Ihr selbst zugeben.«

Der Kranke hatte sich gern aus seiner finsteren Laune heraus reißen lassen und schien mit einem leisen Athemzuge alle seine drückenden Sorgen verjagt zu haben. »Es ist wahr,« gab er auf die Frage des Herrn von Tondern zur Antwort, »George hat nicht so den zuvorkommenden Wirth seines Hauses gemacht, wie wir alle erwartet. Aber wer kann ihm das übel nehmen, einem jungen Ehemann, der anfänglich an der Gesellschaft seiner Frau vollkommen genug hatte und dieselbe jeder andern vorzog!«

»Na, na!« machte Herr von Tondern; indem er die Augenbrauen emporzog und leicht mit dem Kopfe schüttelte, »so arg mags doch auch nicht gewesen sein.«

»Und der sich mit der Zeit daran gewöhnte,« fuhr der Hausherr fort, »für sich zu sein, was überhaupt seiner Neigung von jeher zugesagt.«

Baron Fremont war hinter den Stuhl des Sprechenden getreten und sagte, mehr zu sich selber als zu den Andern:

»Es ist doch schade, man könnte da schöne Feste feiern. Ein superbes Haus! Aber zu groß für das kinderlose Paar.«

»Ja, es war zu groß,« sprach Herr von Tondern, indem er einen starken Ausdruck auf das »war« legte, »aber jetzt ist es vollkommen ausgefüllt.«

»Wie so?« fragte der Baron.

Auch der Graf blickte aufmerksam in die Höhe.

»Nun, wie so? Das bedarf doch eigentlich gar keiner Frage. Hat Breda nicht eine Nichte seiner Frau zu sich genommen? Und so eine junge Dame, standesgemäß lebend, füllt vollkommen die leerstehenden Apartements aus. – Dieser George ist ein speculativer Kopf,« setzte er nach einigem Nachsinnen hinzu, während er durch eine Handbewegung die Asche seiner Cigarre ins Feuer warf. »Er hat keine Kinder zu erwarten, – nun gut! er findet sich aufs vortrefflichste darein, und um doch nicht allein zu sein, verziert er sein Haus mit dem liebenswürdigsten jungen Mädchen, mit einer Pflegetochter, schön, fein, gebildet, die ihm in allen Beziehungen ebenso viel, wenn nicht mehr Ressourcen bietet, als jede wirkliche Tochter.«

In diesen Worten lag an und für sich nichts Verfängliches; doch mochte es der Ton sein, mit welchem Herr von Tondern sie aussprach, genug, Graf Helfenberg fühlte sich wieder unangenehm davon berührt und hätte gern das Gespräch geändert.

»O, es ist höchst angenehm für ihn,« sagte nun Baron Fremont, den Faden desselben aufnehmend; »es war bis jetzt ein äußerst langweiliges Haus, das Breda'sche, etwas frostig, allen Humor unterdrückend – sie fast den ganzen Tag lesend und nur zum Sprechen geneigt, wenn man auf ihre wissenschaftlichen Themas einging; er in seinen Papieren arbeitend und seine Rechnungen besorgend, wenn er nämlich zu Hause war. Und das gehörte zu den Ausnahmen. Vor ein paar Tagen dinirte ich da, vortrefflich, wie man es bei George gewohnt ist, aber das Diner war vortrefflich in jeder Beziehung und wahrhaftig nur durch jenes reizende junge Mädchen; die Unterhaltung animirt, George sprudelnd von Humor und Liebenswürdigkeit und Eugenie hinreißend in ihren einfachen, aber geistvollen Antworten.«

»Und die Baronin?« fragte Herr von Tondern, ohne den Blick vom Kaminfeuer zu erheben.

»Selbst die Baronin war anders als früher. Daß sie sich viel in die Unterhaltung gemischt hätte, könnte ich gerade nicht sagen, doch freute sie sich sichtbar über unseren lebhaften Wortwechsel; sie schaute lächelnd zu und blickte mit stillem Wohlgefallen auf George und das junge Mädchen, wahrhaftig gerade so, als sei sie eine dritte unbetheiligte Person, die sich –«

»An dem Glücke eines jungen Paares erfreute,« endigte Herr von Tondern die Rede des Anderen, worauf Baron Fremont erstaunt bemerkte: »Das habe ich allerdings sagen wollen; wie wußtest du das?«

»O, die Harmonie Ihrer Gefühle ist bekannt,« sprach der Hausherr nicht ohne Schärfe und Bitterkeit, denn ihn hatte die Aeußerung Tonderns tief verletzt.

»Da haben Sie allerdings Recht, bester Graf,« fuhr hastig der Baron fort; »aber Tondern war gar nicht bei dem Diner und konnte nicht wissen, was dort vorging.«

»Tondern weiß manches, was er nicht mit eigenen Augen gesehen,« sagte dieser lächelnd, »und was das Fräulein von Braachen anbelangt, so habe ich mich stets für das schöne und liebenswürdige Mädchen interessirt.«

»Das habe ich allerdings schon bemerkt,« versetzte Fremont, »und wenn ich verschiedene Aeußerungen, die du in ähnlicher Richtung gethan, zusammenfasse, so könnte man wahrhaftig glauben, daß –«

»Ich auf den Baron eifersüchtig wäre? Wer weiß!«

»Ah, Tondern!« nahm Graf Helfenberg das Wort, wobei er heftiger sprach, als er gewollt, sich aber, dies selbst bemerkend, zu einem Lächeln zwang, »so dürfen wir über unsere Freunde nicht reden.«

»Aber, bester Graf,« erwiderte Herr von Tondern scheinbar erstaunt, »ich habe doch nichts gesagt! Meine eben gesagten Worte könnte ich vor der ganzen Welt wiederholen, selbst vor George von Breda.«

»Doch nicht so ganz,« meinte Fremont; »wenn man sagt, man sei auf Jemand eifersüchtig, so muß man doch auch Gründe haben und diese Eifersucht motiviren können.«

»Das Ganze ist vielleicht nur ein Scherz von Tondern,« bemerkte der Hausherr mit leiser Stimme.

»Nehmen wir es als Scherz,« sagte Herr von Tondern. »Aber wenn ich mich ernstlich für Fräulein Eugenie interessirte, so könnte ich doch vielleicht manches finden, was mir gerade nicht besonders angenehm wäre.«

Der Graf wollte etwas entgegnen, doch fürchtete er, seine Bewegung zu verrathen, und schaute deßhalb mit einem fragenden, beinahe auffordernden Blicke auf Fremont.

Dieser verstand den Blick und erwiderte ihn mit einem Augenzwinkern, als wollte er damit ausdrücken: Lasten wir Tondern einmal seine Weisheit auskramen:

»Auf deine Gründe wäre ich begierig; du wirst mir zugeben müssen, daß George von Breda die junge Dame gerade so behandelte, als wenn sie seine Tochter wäre.«

»Zugestanden,« antwortete Tondern, »aber daß sie nicht seine Tochter ist, darin liegt der große Unterschied. Er reitet mit ihr allein, er fährt mit ihr in dem kleinen Phaeton spazieren.«

Ja, in dem kleinen Phaeton, dachte seufzend Graf Helfenberg, den sie so sehr liebt!

»Und wenn er mit ihr reitet und fährt, hängt sein Auge mit einem Interesse an ihr, das wir an dem wilden George gar nicht gewohnt waren. In allen Dingen ist er mit dem jungen und sehr schönen Mädchen aux petits soins, und alles das hätte neben jeder anderen Frau vielleicht nicht das Geringste zu bedeuten, aber nehmen wir Frau von Breda mit ihrer mehr als gewöhnlichen Ruhe, mit ihrer Gleichgültigkeit und Theilnahmlosigkeit –«

»Halten Sie, Tondern!« rief Graf Helfenberg, der in der That nicht mehr hören wollte.

Doch – wollte der Sprecher den Ernst dieses Ausrufes nicht verstehen, oder verstand er ihn wirklich nicht, genug, er fuhr mit einer gefälligen Handbewegung fort: »Waren wir doch alle bei der Vermählung unseres gemeinschaftlichen Freundes, des Herrn von Breda, überzeugt, daß nie eine größere Convenienz-Heirath geschlossen wurde als diese. Da war doch wahrhaftig von einer gegenseitigen Zuneigung nicht die Rede; sie betrachtete ihren Mann als einen vortrefflichen Verwalter und Rechnungsbeamten, und er sie als eine brave und verehrungswürdige Frau, die ihm zu einer höchst angenehmen und mehr als sorgenfreien Existenz verholfen. Und das ist ein sehr zusagendes Verhältniß, welches vor allen Dingen die Eifersucht ausschließt.«

Mochte der Baron Fremont bei diesen Worten seines Freundes vollkommen richtig in den finsteren Blicken des Hausherrn gelesen haben, der die Lippen zusammenbiß und unruhig hin und her rückte, oder mochte er sich denken, der Graf nehme die Worte des Herrn von Tondern nur aus Freundschaft für den Baron übel, und wir glauben das Letztere annehmen zu dürfen – er versuchte, der Unterredung eine minder ernste Wendung zu geben.

»Wie ich Sie vorhin versichert, bester Graf,« rief er aus, »so hat Tondern heute seinen schlimmen Tag, und Sie haben jetzt zur Genüge gesehen, daß meine Behauptung vollkommen richtig war. Ich versichere Sie, wenn böse Laune über ihn kommt, so ist seine Zunge so scharf, wie die eines alten keifsüchtigen Weibes, und wir hören dann von ihm Dinge, die er selbst nicht glaubt. – Ja, ja, Tondern, es ist so,« fuhr er eifriger fort, als er sah, daß dieser etwas erwidern wollte. »Gib das dieses Mal zu, liebe Seele, du hast ja auch sonst deine guten Eigenschaften und pflegst selbst zu sagen: wo viel Licht ist, findet man auch Schatten. – Aber, Teufel!« unterbrach er sich, vielleicht nicht ohne Absicht, um das Gespräch von vorhin gänzlich zu Ende zu bringen, indem er einen Blick auf die Uhr warf, die auf dem Kamingesims stand, »schon eilf Uhr vorüber! Da müssen wir gehen, Tondern; du weißt, wir haben um die Stunde ein Rendezvous. Wenn ich sage, wir haben ein Rendezvous,« sprach er etwas geckenhaft lachend zum Hausherrn, »so ist das ganz ungefährlich.«

Graf Helfenberg hatte sich so rasch als möglich erhoben und sagte mit ziemlich gleichgültigem Tone: »Das bedaure ich unendlich; ich hatte schon gehofft, Sie würden bei mir frühstücken. Vielleicht das nächste Mal?«

»Das nächste Mal gewiß, bester Graf,« antwortete Baron Fremont, indem er nach« seinem Hut langte; »man frühstückt bei Ihnen deliciös wie nirgends. – Komm, Tondern!«

Dieser hatte ebenfalls einen Blick auf die Uhr geworfen und sich dann sehr langsam erhoben, wobei er sagte: »Es ist das hier eine vortreffliche Feuerecke, und es thut mir in der That leid, sie verlassen zu müssen.«

»Dieser Tondern ist doch ein mürrischer, grober Kerl, wenn er seinen schlimmen Tag hat,« lachte der Baron. »Von unserer Unterhaltung spricht er gar nicht. Graf Helfenberg wird froh sein, deinen Rücken zu sehen. – Nun, er wird sich bessern.«

Bei diesen Worten zeigte er freundlich grinsend mehrmals seine Zähne und reichte dann zum Abschied dem Hausherrn die Hand.

Auch Tondern ergriff die Rechte des Grafen, welcher sie ihm beinahe widerstrebend ließ, dann sagte er:. »Ich bin in der That heute ungenießbar und bitte deßhalb um Verzeihung; wie Fremont sagt, will ich mich bessern und hoffe in den nächsten Tagen, wenn wir«wieder zusammen sind, zur Unterhaltung angenehmer beitragen zu können. – Adieu, Gras Helfenberg. Ich wünsche von Herzen einen guten Tag und die besten Fortschritte in der Besserung.«

Damit gingen die Beiden hinaus, und als Graf Helfenberg allein in seinem Zimmer war und hörte, wie die Schritte der sich Entfernenden verklangen, stampfte er heftig auf den Boden und rief aus: »Wie kann ich so thöricht sein und mir das Geschwätz eines solchen Narren zu Herzen nehmen! – Und doch hat mich's tief ergriffen. – Es ist die Stelle, wo ich am sterblichsten bin,« sagte er nach einer Pause, nachdem er düster nachsinnend eine Weile in die Gluth des Kaminfeuers gestarrt. O, das wäre entsetzlicher als Alles, entsetzlicher als meine Leiden, entsetzlicher, als wenn ich selbst dem geliebten Mädchen mich nicht mehr nähern dürfte! – Doch nein, nein, Tonderns böse Zunge ist ebenso bekannt, als daß George von jeher ein Weiberfeind war; ein so ruhiger Mensch, ein so fester Charakter. – – Ja, fest, wiederholte er träumerisch, und unnachgiebig, wenn er einmal einen Entschluß gefaßt hat, wenn etwas sein Herz bewegt. – Aber er kennt keine Bewegungen des Herzens, vielleicht aber auch erkennen wir die seinigen nicht. »Ah, fort, fort mit diesen Gedanken! Bin ich doch, weiß Gott im Himmel, auch ohne dieselben elend genug.«

Er ging, indem er dies Letztere halblaut aussprach, hastig auf den Schreibtisch zu und warf die Mappe mit den Plänen auf. – Da steht Eugenie, dachte er alsdann, und hier wieder, und dort steht der geliebte Name abermals; das könnte seltsam erscheinen und ist doch bei George wieder so natürlich. Hat er doch von jeher die Wuth gehabt, Alles zu bezeichnen und zu numeriren; es sollte mich gar nicht wundern, wenn er auf die betreffenden Stühle und Bänke ihren Namen einschrieb. Er ist ein Pedant, und ein Pedant kennt selten die wahren Gefühle der Liebe! –

So dachte der Graf und schlug dann abermals das Blatt auf, auf welchem das Zimmer des jungen Mädchens dargestellt war. Er betrachtete es mit einem tiefen Seufzer, und wieder fuhr er mit dem Finger auf dem Bildchen von der Thür bis zu jenem Fauteuil hin, und dachte dabei vielleicht dasselbe, was wir früher angedeutet. Und doch war's nicht ganz so. Der heitere Ausdruck auf seinem Gesichte war nicht mehr wie vor einer Stunde zu sehen; er biß die Lippen krampfhaft zusammen, und seine Finger zuckten, als er zwischen den Zähnen murmelte: Und er hat ein Recht, dort einzutreten, so oft er will, und wenn er dort einträte und leise näher ginge zu ihr, sich über sie herabbeugte und seine Lippen aus ihr süßes, duftiges Haar drückte – wenn er das thäte, und wenn sie darauf leicht zusammen führe und den Kopf herumwendend ausriefe: »Ah, George!« und er vielleicht antwortete: »Meine Eugenie!« – – dann – verflucht! verflucht! Dann wäre jener Arzt, der mir gesagt, er könne mir vielleicht helfen, mein Mörder, und er würde mich zu einem Leben erretten, das qualvoller wäre als jeder Tod. – Verfluchte Gedanken! – –

»Was soll's?«

Dieser Ausruf galt dem Kammerdiener, der abermals herein getreten war und nun meldete, der Jäger Klaus sei draußen und wünsche Seine Erlaucht zu sprechen.

Eine hastige Handbewegung des Grafen, sowie ein Nicken mit dem Kopfe gab den Befehl, den Gemeldeten augenblicklich eintreten zu lassen.

Klaus erschien in seinem grauen Jägerrocke; er hatte den Hut in der Hand und blieb mit einer demüthigen Verbeugung an der Thür stehen.

Der Graf warf die Mappe zu und eilte, so schnell er konnte, dem treuen Diener entgegen, den er bei der Hand ergriff und hastig gegen das Fenster zog.

»Was ist's, Klaus?« fragte er dann, »was hast du mir zu sagen?«

Dabei schaute er aber den Jäger nicht an, sondern seine Blicke schweiften durch das Fenster auf die weite Landschaft, nach den fernen Bergen hin, wo er jene Stelle suchte, die ihm so bekannt und lieb war.

»Ich habe das gnädige Fräulein wieder gesprochen,« sagte Klaus, »und habe ihr auch gesagt, mein Neffe, der Jäger, frage mich oft nach ihr.«

»Gut, gut! Und das nahm sie freundlich auf?«

»Freundlich wie ein Engel, Erlaucht,« antwortete Klaus; »sie erkundigte sich nach Ihrem Befinden und sagte alsdann, es solle sie recht freuen, wenn sie im Frühjahr wieder in die Berge komme und Sie dort bester und heiterer sehe, als im vorigen Jahre.«

»Weiter, weiter!« drängte der Graf.

»Dann sagte ich ihr auch, mein Neffe, obgleich er nicht ausgehen solle, habe das doch gewagt und sie vor ein paar Tagen zu Pferde reitend gesehen.«

»Gut! Und das nahm sie nicht übel auf?«

»O Gott, nein, Erlaucht! sie lächelte und gab mir zur Antwort: Hätte ich das gewußt, so würde ich nach deinem Neffen gesehen haben.«

Graf Helfenberg sah sehr bleich aus, preßte die Hand auf das Herz, und seine Lippen zuckten.

»Und das Andere?« fragte er alsdann; »das Wichtigere?«

»Habe ich bestens besorgt,« erwiderte der Jäger Klaus. »Das gnädige Fräulein erinnerten sich, von der Kammerfrau der hochseligen Frau Baronin gehört zu haben. O, sie hat ein so gutes Herz, Erlaucht; sie hat mir versprochen, zu überlegen, ob es ihr möglich sei, einen Besuch dort zu machen.«

»Und wenn das geschähe, Klaus,« rief der Graf hocherfreut, »glaubst du, ich könnte mich dort sehen lassen?«

»Ich glaube, es würde gehen,« meinte der Diener: »der Schwiegersohn jener Frau ist ein Bekannter von mir, obendrein der Jäger des Herrn Barons von Breda; da hat es nichts Auffallendes, wenn sich dort zuweilen einmal ein anderer Förster sehen läßt.«

»Vortrefflich,« entgegnete der Graf. »Ah! ich erinnere mich, das ist der Brenner; ich kenne ihn ja genau. Er wird mich Wohl nicht mehr erkennen; habe ich mich doch sehr verändert,« setzte er traurig hinzu, »seit er mich nicht mehr gesehen. Doch ist das für unseren Plan um so besser. – Vor allen Dingen aber laß nicht nach und suche genau zu erfahren, wann – sie den Besuch machen wird. Du weißt, Klaus, wie viel mir daran liegt, und du weißt auch, wie dankbar ich dir sein werde.«

Der Jäger senkte den Kopf tief herab und machte eine so frohe Miene, daß man aus derselben wohl las, wie die Zufriedenheit seines guten Herrn schon an sich sein schönster Lohn war. Dann fragte er, ob Seine Erlaucht sonst noch etwas zu befehlen hätten, worauf der Graf, der gern allein mit seinen Gedanken sein wollte, ihm die Hand reichte und ihn freundlich entließ.

– – Und wenn alles das vergeblich wäre! sprach der Kranke zu sich selber, als er wieder allein war; wenn ich – nicht dieser Tondern – ein Recht hätte, eifersüchtig zu sein! wenn George wirklich in jenes Zimmer träte, – wenn er wirklich – – doch nein, nein! – Hoffen, ja, hoffen!


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