Jacob Grimm
Deutsche Mythologie
Jacob Grimm

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N. aberglaube der Litthauer.Besseldt in Büschings wöch. nachr. b. 3. Bresl. 1817 p. 223. 339.

1. wenn der alb rothe farbe hat, bringt er den leuten gold, wenn blaue getraide oder unglück.

2. es ist nicht gut, wenn eine leiche so steht, daß sie im spiegel zu sehen ist, einige sagen, der todte stehe auf und beschaue sich im spiegel, den man daher lieber verhängt.

3. neujahrsabend werden neunerlei dinge: geld, wiege, brot, ring, todtenkopf, alter mann, alte frau, leiter, schlüssel von teig gebacken, unter neun einzelne teller gelegt und jeder greift dreimal darnach. was er bekommt wird ihm das jahr über zu theil werden.

4. denselben abend nimmt jedes mädchen werg oder flachs, rollt eine kugel daraus, zündet sie an und wirft sie in die höhe. wessen kügelchen am höchsten steigt oder am längsten brennt, die wird im kommenden jahr heirathen.

5. wenn man zu fastnacht spinnt, so geräth der flachs nicht. fährt man aber diesen tag spazieren, so bekommt man guten flachs. durch ganz Litthauen wird an diesem tage gefahren. thut es die herrschaft selbst nicht, so läßt man die dienstboten fahren.

6. erbsen säe man, wenn der wind aus einer weichen (d. i. regenbringenden) gegend weht, dann lassen sie sich gut kochen.

7. gras, im neuen lichte abgemäht, frißt das vieh nicht oder ungern.

8. der tod des hauswirts oder der hauswirtin muß den pferden durch klingeln mit den schlüsseln, auch dem andern vieh, besonders den bienen angezeigt werden, weil sonst das vieh fällt, die bäume eingehn, die bienen aussterben und wegziehen.

9. lauft ein hase quer über den weg, so bedeutet es unglück; hingegen ein fuchs glückliche reise und gute nachrichten.

10. wer charfreitags eine nadel in die hand nimmt, den verfolgt das gewitter (vgl. deutsch. abergl. 43). jede arbeit an diesem tag ist unheilbringend.

11. mädchen müssen bei abnehmendem lichte entwöhnt werden, sonst bekommen sie einen zu großen busen; knaben in vollem lichte, damit sie groß und stark werden. alle kinder dürfen aber nicht beim vögelzuge entwöhnt werden, sonst werden sie unruhig und unstät.

12. wenn jemand nach einem besuch wegfährt, darf stube und hausflur nicht sogleich gefegt werden, das würde dem reisenden unglück bringen.


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