Jacob Grimm
Deutsche Mythologie
Jacob Grimm

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n. vermischte samlung.

795. zerreißt ein weib die hochzeitsschuh, so wird sie vom mann geschlagen.

796. wer erbsen und bohnen ißt, darf selbe woche keine säen, sonst misrathen sie.

797. geht eine kindbetterin ohne neue schuhe, so muß das kind, wann es laufen lernt, gefährlich fallen.

798. wer einen leibsschaden hat, wasche ihn während man zu grabe läutet, mit frischem bachwasser.

799. wer ein messer kauft, gebe den ersten damit geschnittnen bissen dem hunde zu fressen, so verliert er das messer nie.

800. eier der henne freitags untergelegt gedeihen nicht, die ausschliefenden küchlein frißt der vogel.

801. wer im spiel dem mond den rücken kehrt, verliert.

802. wenn dir das rechte ohr singt, sagt man etwas wahres, wenn das linke, eine lüge von dir; beiß in den obern haft deines hemdes, so wächst dem lügner eine blase auf der zunge.

803. ißt eine magd gesotten milch oder brei aus der pfanne, so regnets bald; und sie bekommt einen mann sauer wie sauerkraut.

804. heilwag heißt das wasser, das man weihnachten, solange die glocke XII schlägt, sammelt: ist gut wider nabelweh.

805. wegebreit unter die füße gelegt schützt vor ermüden.

806. wer ein wolfsherz bei sich trägt, den frißt der wolf nicht.

807. wer die weiße schlangenkrone findet, gelangt zu schätzen.

808. wer durch ein todtenbret schaut, kann die hexen sehn.

809. einer jungfrau huld zu erwerben, schreib deinen und ihren namen auf jungfernpergament, wind es in jungfernwachs, und hänge es an deinen leib. 463

810. wer eines montags drei stunden nach sonnenaufgang zur zeit der sommernachtgleiche geboren wird, kann mit geistern umgehen.

811. wider die flechte hilft frühmorgens, eh man mit jemand gesprochen, zu singen: ›de flockasch un de flechte, de flogen wol över dat wilde meer; de flockasch kam wedder, de flechte nimmermer.‹

812. an die wiege muß ein drutenfuß gemahlt sein, sonst kommt der schlenz, und saugt die kinder aus.

813. ostern tanzt die sonne am himmel vor ihrem untergang, und thut drei freudensprünge. das volk geht haufenweise vor die thore, das mit anzusehn. (Rollenhagens ind. reise. Altstettin 1614. p. 153.)

814. ißt man in den zwölften hülsenfrüchte, so erkrankt man, ißt man fleisch, so fällt das beste vieh im stall.

815. ein todtenkopf im pferdestall vergraben gibt den pferden gedeihen.

816. hat man schafe gekauft und eingetrieben, so mache man mit einem grauen feldstein drei kreuze auf die offenstehende thür, daß sie es sehn können.

817. eine frau, die über die hälfte ihrer schwangerschaft ist, bleibt sie vor einem eßschranke stehn, so wird das kind gefräßig. (vgl. 42.) hilfe dagegen ist, das kind hernach entw. in den schrank selbst oder in einen winkel zu setzen und, es mag schreien wie es wolle, solange da sitzen zu lassen, bis die frau neunerlei arbeit verrichtet.

818. will ein kind nicht gehen lernen, lasse man es drei freitag morgen durch einen an beiden enden in die erde eingewachsnen brombeerstrauch stillschweigends kriechen.

819. vom felde kommend nehme man den pflug von der schleife ab, sonst ruht der teufel darunter.

820. die milch gerinnt, wenn man mit einem eimervoll über eine wagendeichsel tritt, oder ein schwein am eimer riecht. man lasse darauf einen hengst aus dem eimer trinken, so schadets nichts. vgl. schwed. 92.

821. was man montags beginnt, wird nicht wochenalt, daher auf diesen tag keine hochzeit und keine wasche anzustellen ist.

822. was über mahlzeit verabredet wird mislingt.

823. tritt eine zum butterfaß und überruft sie mit den worten: ›das ist ein schön faß milch!‹ so schäumt die milch und bringt wenig butter. man entgegne: ›wäre dein groß maul nicht, so geriethe sie noch besser.‹

824. auf dem freien feld soll man nicht spinnen. die hexen heißen feldspinnerinnen.

825. wer aus dem linken nasloch blutet, dem mislingt sein vorhaben.

826. regnets vormittag, so wird nachmittag noch besser wetter, wann die alten weiber sich ausgereuspert.

827. eh der jäger dem wild naht, muß er die büchse umgekehrt tragen, sonst fehlt sie.

828. erseufzt der leichnam noch einmal auf dem stroh, bleibt er weich, zieht er dem mund nahe bänder, zipfel und tücher ein, öfnet er die augen noch einmal (todtenblick); so folgt ihm ein glied der verwandtschaft bald nach.

829. wenn die leiche beim glockengeläute die farbe wechselt, sehnt sie sich nach der erde.

830. man soll dem todten keinen namen zurufen, sonst wird er aufgeschrien.

831. küssen zwei kinder einander, die noch nicht reden können, so muß eins davon sterben. [Rääf 129. 132.]

832. wenn zwei nachtwächter an zwei straßenenden zusammenblasen, stirbt eine alte frau in der straße.

833. rollt auf dem kirchweg den brautleuten ein stein entgegen, so bedeutet es böses.

834. wer leichensteine auf dem gottesacker liest, verliert das gedächtnis.[nec sepulcra legens vereor, quod ajunt, me memoriam perdere. Cic. in Cato maj. 21.] 464

835. zwei die trauer haben, da sie sich zuerst sehen, sollen sich nicht verlieben.

836. der dieb soll etwas vom gestolnen ins wasser werfen.

837. wem bei einer feuersbrunst die schuhe angehn und zu brennen anfangen, der wird für den brandstifter gehalten.

838. wenn dem bauer ein füllen oder kalb zu wiederholtenmalen fällt, so vergräbt ers im garten und pflanzt eine fach- oder satzweide dem leichnam ins maul. der daraus wachsende baum wird nie geköpft noch der zweige beraubt, sondern wächst wie er will, und soll das bauerngut in zukunft vor ähnlichen fällen bewahren. (bei Stendal in der Altmark. allg. anz. der Deutschen 1811. n°. 306.)[vgl. Müllenhoff no. 327.]

839.839 bis 864 aus Jul. Schmidt topographie der pflege Reichenfels (im Voigtland) Leipz. 1827 p. 113–126. bei hochzeiten wird außer dem großen kuchen ein junggesellenkuchen verfertigt, den die ledigen mädchen zerreißen; welche davon das größte stück kriegt, bekommt zuerst einen mann.

840. ist ein paar verlobte auf der hochzeit, so darf es nicht mit dem neuen ehpaar an einem tische sitzen, nicht einmal die füße unter den tisch stecken, wo jenes sitzt, sonst hat eins der paare allerlei unglück.

841. bei der brautfahrt darf der fuhrmann weder umlenken noch einhemmen, sonst würde die ehe kinderlos sein.

842. bei der taufe dürfen die gevattern das westerhemd nicht an den zipfeln fassen.

843. leute, denen früher kinder gestorben sind, tragen das neugeborne zur taufe nicht durch die thüre, sondern stecken es durch das fenster.

844. eine wöchnerin darf vor sechs wochen in kein fremdes haus gehen, wenn sie es thut, soll sie vorher an einem fremden ort etwas kaufen, sonst bringt sie unglück in das haus.

845. sie darf während der zeit aus keiner quelle wasser schöpfen, die quelle würde sonst sieben jahre lang versiegen.

846. die ausgetragne leiche wird dreimal auf der schwelle niedergelassen; so bald sie aus dem hofe ist, verschließt man das thor, macht in die sterbstube drei salzhaufen, kehrt sie aus, und wirft kehricht samt dem besen aufs feld; einige verbrennen auch das bettstroh auf dem felde.

847. abends vor Andreas bilden die ledigen mädchen einen kreis und lassen einen gänserich hinein, zu welcher er sich zuerst dreht, die bekommt einen mann.

848. Johannis, in der mittagsstunde von XI–XII pflücken die ledigen mädchen neunerlei blumen, wobei aber drei nicht fehlen dürfen: weide, storchschnabel, feldraute. diese blumen werden zu einem kranz gewunden, wozu der faden von der binderin in der selben stunde gesponnen sein muß. ist der kranz vollendet, so wird er noch in dieser verhängnißvollen stunde von der verfertigerin rückwärts auf einen baum geworfen. so oft der kranz geworfen wird ohne hängen zu bleiben, so viel jahre währt es noch bis zu ihrer verheiratung. alles dies muß aber stillschweigends geschehen.

849. hat einer ein leichenmaß stillschweigends entwendet, und lehnt es nachts an eine hausthür, so kann er die bewohner des hauses, ohne daß einer aufwacht, bestehlen.

850. die wurzel des fünffingerkrauts Johannis vor sonnenaufgang gegraben, hilft zu mancherlei, und erwirbt dem, der sie bei sich trägt, die zuneigung anderer.

851. wespennester tragen mädchen bei sich, in der meinung, dadurch die neigung der männer zu gewinnen.

852. hat sich ein mann verirrt, und kehrt die taschen um, eine frau, und bindet die schürze verkehrt um, so finden sie den rechten weg.

853. hat ein kind fräsel (krämpfe), so kehre man eine schindel auf dem dache um, oder lege dem kind die brautschürze untern kopf. 465

854. weihnachten oder neujahr treten sie, in der stunde XI–XII auf einen kreuzweg, um zu horchen, dann erscheint alles, was ihnen im nächsten jahr merkwürdiges begegnet. das horchen geht auch in solchen stuben zum fenster hinaus an, wo der träger über dem fenster ist; oder auf Walpurgisnacht im grünen korn.

855. wenn vom feuer der heiligen drei abende (vor neujahr, weihnachten und dem hohen neuen jahr) am andern morgen noch glühende kohlen im ofen sind, so mangelt es das ganze jahr lang an nichts.

856. der tod eines hausvaters ist im abnehmenden monde für die familie unheilbringend, wohlthätig aber bei zunehmendem. gut ist, wenn sich ein grab beraset. wiedererscheinen eines verblichenen findet gewöhnlich am neunten tage nach dem tode statt.

857. wird die erste frucht von einem baum gestolen, so trägt er sieben jahre lang nicht.

858. der drache trägt den mist auf dem hofe seinen freunden zu.

859. eine schwangere darf durch keinen zaun kriechen.

860. ist eine leiche im haus, hat eine kuh gekalbt, so bekommt kein bettler etwas.

861. abziehendes gesinde hütet sich, überzogen zu werden, d. h. es zieht ab, ehe das neugemiethete einzieht, oder schaft wenigstens seine sachen früher fort.

862. der neue dienstbote kommt zu mittag und verzehrt seine klöse auf der ofenbank. die herschaft hütet sich, ihm diesen tag sauerkraut vorzusetzen, sonst würde ihm alle arbeit beschwerlich fallen. der abgehende dienstbote erhält für jedes jahr, das er im dienste verlebt hat, ein dienstbrot.

863. thut es nachts drei schläge, heult die wehklage, wühlt das erdhuhn, so trifft ein todesfall ein.

864. gegen schwäche der kinder: ihr harn wird in einem neuen topfe aufgefangen, in diesen das ei einer kohlschwarzen henne, ungehandelt erkauft, gethan, neun löcher ins ei gestochen, und nun der topf, mit leinwand zugebunden, in einen ungesucht gefundnen ameisenhaufen nach sonnenuntergang eingegraben. wer einen solchen topf findet, bedient sich seiner nicht, er würde die vergrabne krankheit bekommen.

865. das hauptweh (de farren) wird im Diepholtischen auf folgende weise geheilt. eine sachkundige frau bringt zwei schalen herbei, eine mit kaltem wasser, die andere mit geschmolznem talg angefüllt. nachdem der kopf des kranken eine zeitlang in jene gehalten worden ist, wird das talg durch einen erbhechel ins wasser gegossen, und die frau spricht: ›ik geete‹. der kranke: ›wat gütst?‹ die frau: ›de farren‹. darauf sagt sie eine zauberformel her, das ganze verfahren wird dreimal wiederholt, und das wasser an einen ahornbusch (hollunder) gegossen, das erkaltete talg ins feuer geschüttet, und das übel ist weg. (annalen der braunschw. lüneb. churlande. achter jahrg. st. 4. p. 596.) vgl. 514.

866. wenn in Hildesheim auf dem lande jemand stirbt, wandert der todtengräber schweigend zum hollunderbusch (sambucus nigra) und schneidet eine stange, um das maß der leiche zu nehmen; der knecht, der sie zu grabe führt, thut ein gleiches, und hält dann diese stange statt der gewöhnlichen peitsche. (Spiels und Spangenbergs archiv 1828 p. 4.)

867. Matthiesnacht (24. febr.) sammelt sich die jugend, die mädchen flechten einen kranz von singrün, einen andern von stroh, und tragen als drittes eine handvoll asche. damit gehen sie um mitternacht schweigend an ein fließendes wasser, wo die drei sachen schwimmen müßen. schweigend mit verbundnen augen tanzt ein mädchen nach dem andern um das wasser, und greift sich dann die vorbedeutung, im singrün den brautkranz, im stroh unglück, in der asche tod. die glücklichen unter ihnen treiben das spiel weiter, und werfen gerstenkörner aufs wasser, worunter sie sich junggesellen denken, und beachten, wie sie zusammenschwimmen. Andere werfen auch sonst drei blätter aufs wasser, mit dem namen der mutter, des vaters und des kindes bezeichnet, und spähen, welches zuerst untergehe. (daselbst.)

868. der kirchgang der kindbetterin heißt in einigen hannöverischen gegenden die brummie. denn auf den dörfern wird bei solchen anlässen von 466 der bademutter, dem vater des kinds, und den eingeladnen gevattern sowol des letztgetauften kinds, als der früher getauften ein gebrumme, als eines bären, angestellt. (braunschw. anz. 1758. p. 1026. hannov. nützl. saml. 1758. p. 991, wo brümmie.)

869. vom hollunder, der in den weiden wächst, macht man den kindern ein angehenke, neun stücklein in einen zundel mit einem rothseidnen faden, so daß es auf der herzgrube liegt. zerspringt der faden, soll man mit einem zänglein das bändlein abnehmen und in fließendes wasser werfen. (Ettners hebamme p. 859.)

870. angehenke vom rechten auge des wolfs, säcklein von steinen, blinden schwalben aus dem magen geschnitten. (daselbst 862.)

871. puer si in veri genitoris indusium nigrum seu maculatum involvatur, si epilepsia ipsum angat, nunquam redibit. (das. 851.)

872. nimmt ein kind ab, so bindet man ihm einen faden rother seide um den hals, fängt eine maus, zieht ihr den faden mit einer nadel durch die haut über den rückgrat, und läßt sie laufen. die maus verdorrt, das kind nimmt wieder zu. (das. 920.)

873.873 bis 887 aus Weddigens westphäl. mag. 3, 710-721. wenn eine alte frau das herzgespan segnet und bötet, haucht sie die schmerzhafte stelle kreuzweise an, streicht sie, bindet salz und roggenmehl darauf und spricht dann die formel aus: ›hertgespan, ik segge di an, flüg van den ribben, asse Jesus van den kribben!‹ ist der kranke mit krämpfen behaftet, so soll er sich an einen pflaumenbaum ausstrecken, wobei gesagt wird: ›rankebom stand, plumkebom wasse!‹

874. manche menschen haben einen so schädlichen blick (schlimme augen), daß sie durch bloßes ansehen, oft ohne ihr wissen, menschen und vieh in lebensgefahr bringen.

875. es gibt leute die durch besprechen (hermurmelung einer gewissen formel) im stande sind, ein pferd im vollen laufe aufzuhalten, einen wachsamen hund schweigen zu machen, das blut zu stillen, dem feuer zu wehren, daß es um sich greife.

876. die gestohlne sache kann man wieder zu wege bringen, wenn man etwas von der erde, auf welche der dieb getreten hat, in einen beutel füllt, und täglich zweimal mit einem stock solange darauf schlägt, bis feuer daraus kommt. der dieb empfindet diese schläge und muß, wenn er die sache nicht zurückbringt, ohne schonung sterben.

877. bauholz gegen den holzwurm zu sichern, schlage man Peterstag vor sonnenaufgang mit einem stück eichenholz dran und spreche dabei: ›sunte worm wut du herut, sunte Peter is kommen!‹

878. wen die nachtmahr besucht, ein großes weib mit lang fliegendem haar, bohre ein loch unten in die thür und lege so viel schweineborsten hinein, bis es ausgefüllt wird. dann schlafe er ruhig, und verspreche der nachtmahr, wenn sie kommt, ein geschenk: sie wird ihn verlassen und das gelobte den andern tag in menschengestalt abholen.

879. wer nie am sonntag eine arbeit vorgenommen hat, dem rührt kein vogel sein getraide oder seine gartenfrüchte an.

880. wer unter der frühpredigt des ersten weihnachtstags geboren wird, kann geister sehen.

881. wirft der maulwurf in der waschkammer, so bedeutet es den tod der hausfrau.

882. unwillkommner gast ist, wem unterweges eine herde säue begegnet, willkommner, wem eine herde schafe.

883. schimmelt die rinde des aufbewahrten hochzeitsbrots, so steht eine unzufriedne ehe bevor.

884. an einigen orten schneidet der vater der braut etwas von der obern rinde eines wol ausgebacknen brotes, und reicht es der jungen frau nebst einem glas brantwein. diese faßt die rinde, ohne sie mit der hand zu berühren, mit den lippen, wickelt sie in ein tuch und verwahrt sie in einem kasten. das glas brantwein wirft sie über den kopf weg auf die erde. 467

885. geht die wöchnerin das erstemal zur kirche, so wirft man ihr auf der diele den topf nach, aus dem sie die sechs wochen über warmbier gegessen hat.

886. wirft man über den kopf zweideutiger katzen, hasen, einen stahl, so steht plötzlich die gestalt eines alten weibes da, die als katze oder hase über den weg lief.

887. wer eine schwarze kuh und einen schwarzen ochsen einschlachtet, hat einen todesfall in seinem haus zu gewarten.

888. greift die braut beim heimgang aus der kirche zuerst die hausthür an, so behauptet sie die herschaft, zumal wenn sie dabei spricht: ›ich greife an diese thür, all mein wille gehe für!‹ hört der bräutigam diesen segen, so kann er ihn unwirksam machen durch die worte: ›ich greif an diesen thürring, faust und maul wird ein ding.‹

889. gackern oder fliegen die aglaster um ein haus her, springen die brände am feuer hinten über und schnappen, so nahen fremde gäste dem haus.

890. wer in den krieg zieht, und beim weggehen hinter sich zurück schaut, kommt selten wieder heim.

891. wenn man das garn vom samstag den sonntag über auf dem haspel stehn läßt, werden lauter würste daraus.

892. geister werden zwischen die thüren verwiesen; man soll thüren nie hart zuschlagen, sonst quält man die geister zusehr.

893. einem der geister und vorgeschichten sieht, schaue man über die linke schulter, so kann man es auch.

894. wenn zwei freunde zusammen gehn, und ungefähr ein stein zwischen beide fällt, oder ein hund quer über den weg lauft, so wird die freundschaft bald getrennt.

895. wer beim ausgehen an die schwelle stößt, kehre alsbald zurück, sonst hat er ein unglück.

896. tags vor fastnachtsonntag kochen viele leute für die lieben engelein das beste und leckerste, was sie im haus haben, setzen es abends auf einen tisch, öfnen den engeln die fenster, und legen sich dann schlafen. (Obersensbach im Odenwald.)

897. wer sommers zuerst mit fruchtschneiden auf seinem acker fertig ist, nimmt einen weidenzweig, schmückt ihn mit blumen, und steckt ihn an den letzten fruchtwagen, der eingefahren wird. (Gernsheim.)

898. im augenblick, wo jemand stirbt, wird die frucht auf dem speicher geschaufelt, der wein im keller gerüttelt, sonst geht das gesäte korn nicht auf, und der wein wird sauer. (Gernsheim.) vgl. 576. 664. 698.

899. Sanct Blasientag hält der pfarrer zwei brennende kerzen ins kreuz, alt und jung geht hin, hält den kopf zwischen die kerzen und läßt sich segnen; das bewahrt vor kopf- und halsweh das ganze jahr über. (daselbst.)

900. eine verstorbene kindbetterin wird in einigen gegenden Westphalens nicht ins gewöhnliche todtenhemd, sondern ganz so angekleidet, wie sie in die kirche gehen wollte, um sich aussegnen zu lassen, und so wird sie begraben.

901. das geticke des arbeitenden holzwurms in alten stülen, tischen und bettstellen heißt die todtenuhr; man glaubt, daß der todt vorbeigehe und der schlag seiner uhr gehört werde.

902.902 bis 919 aus Schmellers mundarten Baierns p. 529. a Peder und Pauli mueß me d henne asetzn, so legens vil aer.

903. am Silvestetag mueß me d scherhäufn ausenanda reißn, nache wirft de scher nimmer auf.

904. es is net guet, wenn de gucku nach Johanni schreit.

905. wen mer am fasinat erte vor sunneraufgang drischt, so vertreibt me d schermäus.

906. wenns am kürzesten tag gfriert, so fällts korn, is s glind, so steigts in preis.

907. an Maurizi tag soll me kaen waez san, suest wird e rueßi. 468

908. wen mer an tag Johannisenthauptung in en bam haut, so mueß er astê.

909. auf en mierzn nebl kimt in hundert tagng e wede.

910. wen i de neujahrsnacht de wind get, so bedeuts en sterb.

911. an Martinstag sieht mer a n brustbae vo de gans, obs en kaltn winte git ode nit.

912. hüeln (hünlein), de aus de antles aer wern, änden alle jar d far.

913. der am charfreide durst leidt, den schadt s ganz iar kae trunk. vgl. 356.

914. wenn me d feden inn wachsedn mo in e bett fillt, so schliefe s wideraus.

914. b. am aschemike jagd de teufl s holzweibl in wald rum.

915. wen mer am halinger abmd, oder am neujar, oder am genachtabmd en waschhaden an en zau henkt, und nache d ros damit putzt, so werns fett.

916. i de rauchnächt sol me net dreschn, sunst verdirbt s traed, so weit me n schall hört. vgl. 418.

917. an Valentins tag mueß me kaen bruethenn ansetzn, sunst fauln alle aer.

918. wer übe s Johannesfeuer springt, kriegt des sel jar s fiebe net.

919. wenn me en rossn am Steffelstag ade laßt, so bleibms s ganz jar gsund.

920. wer mit einem messer, am goldnen sonntag gewetzt, verwundet wird, kann schwer oder gar nicht geheilt werden.

921. wer an einem solchen sonntag die rechte hand mit einem faden oder strick umwindet, daran ein dieb am galgen gehangen, trifft im zielschießen allemal das schwarze.

922. wenn einer ein neues kleid an hat, soll man ihn darauf schlagen, mit den worten ›das neue muß man klopfen, das alte muß man stopfen‹. dadurch bekommt das kleid längere dauer.

923. kranke schafe lasse man durch eine gespaltne junge eiche kriechen.

924. ein schwangere soll nie aus einem kessel essen, oder das essen kosten, sonst wird ihr kind stammeln.

925. wenn sie über land fährt, soll sie nie über die stange des wagens oder über die linien der pferde steigen, sonst verwickelt sich das kind in der nabelschnur. vgl. 933.

926. wenn ein sechswochenkind viel schreit, ziehe man es dreimal stillschweigends durch ein unausgekochtes stück garn. hilft das nicht, so muß die mutter am kirchgangstage stillschweigend aus der kirche gehn, sich stillschweigend ausziehen und alle ihre kleidung rücklings auf die wiege werfen.

927. wird das hornvieh zuerst auf die weide getrieben, überziehe man eine holzaxtjedes werkzeug von stahl auf die schwelle gelegt reicht hin. vgl. reichsanz. 1794 p. 656. mit einem rothen weiberstrumpf und lege sie an die schwelle der stallthür, so daß jedes haupt darüber schreitet. vergl. 752.

928. kohl gegen raupen zu sichern, soll eine weibsperson dreimal im vollmond nackend und rücklings kreuz und quer durch den kohlgarten gehn.

929. ist eine ledige im verdacht der schwangerschaft, so soll der knecht vor sonnenaufgang einen erntewagen in zwei theile theilen, die vorderseite gegen mittag, die hinterräder gegen mitternacht kehren und so stellen, daß das mädchen genöthigt ist, bei ihren geschäften zwischen dem ausgespannten wagen durchzugehen. dadurch wird sie gehindert ihre frucht abzutreiben.

930. läßt sich ein heimchen hören, so stirbt einer im haus: es singt ihn zu grabe.

931. ein gegen pfeile und kugeln schützendes nothhemd muß auf christtag von einer reinen, keuschen jungfrau gesponnen, gewoben und genäht werden; vom hals an bedeckt es den halben mann, auf den brusttheil werden zwei köpfe genäht, der zur rechten seite mit einem langen bart, der zur linken ein teufliches gesicht mit einer krone. vgl. 115. 469

932. die schlüsselprobe geschieht folgendermaßen: in ein gesangbuch wird ein schlüssel gesteckt, um das buch ein band gebunden, dann der ring des eingesteckten scblüssels auf die finger gesetzt, so daß er darauf umlauft, und nun geschehen fragen.

933. eine schwangere soll nicht unter einer hangenden linie hergehn, sonst entgeht ihr kind dem strick nicht. sie weichen selbst bindfaden aus, woran der vogelbauer in der stube hängt. vgl. 925.

934. beim erbsenpflanzen nehme man vor sonnenuntergang einige erbsen in den mund, und halte sie während dem pflanzen stillschweigend darin, so sind die gesteckten vor den sperlingen sicher.

935. der todtengräber gräbt das grab erst den tag des begräbnisses; sonst hat man vor dem todten keine ruhe.

936. ungetauft sterbende kinder schweben zwischen himmel und erde.

937. kinder sollen nicht den zeigefinger gen himmel strecken, sie tödten damit jedesmal ein liebes engelein. vgl. 334. 947.

938.938–949 aus Christ. Weises drei erznarren. Lp. 1704 pag. 253–257. da ließe sich mancher eher todtschlagen, ehe er durch zwei weibespersonen durchgienge.

939. ein ander zeucht sein weiß hembde am montage an, und gienge lieber nackend, als daß er sich am sonntage solte weiß anziehen.

940. ich kenne leute, die stehn in der meinung, wenn sie nicht an der aschermittwoch gelbe muß, am grünen donnerstage ein grün kraut von neunerlei kräutern, an der pfingstmittwoche schollen mit knoblauch äßen, so würden sie noch dasselbe jahr vor Martini zu eseln. vgl 275.

941. braut und bräutigam, wenn sie sich trauen lassen, sollen dicht zusammen treten, daß niemand durchsehen kann.

942. sie sollen den zapfen vom ersten bier oder weinfasse in acht nehmen, und zugleich ins bette treten.

943. der bräutigam soll sich in einer badeschürze trauen lassen.

944. wer das maul ans tischtuch wischt, wird nicht satt.

945. es ist nicht gut, wenn man das kleid am leibe flicken läßt. vgl. 43.

946. das brot welches zuletzt in den ofen geschoben wird, zeichnen sie und nennen es den wirt, solange der wirt im hause sei, mangle es nicht an brot, werde es vor der zeit angeschnitten, erfolge theuerung.

947. ›bei leibe, weise nicht mit dem finger, du erstichst einen engel!

948. ›liebes kind, lege das messer nicht so, die lieben engel treten sich hinein!‹ wenn man zugleich ein kind im feuer und ein messer auf dem rücken liegen sieht, soll man eher dem messer zulaufen, als dem kinde. vgl. 209. 596. 597.

949. es ist nicht fein, becher oder kannen zu überspannen, wer daraus trinkt, bekommt herzgespann. vgl. 11.

950.950. 951 ebendaher p. 360. es ist diensam kranke mit einer ruthe, die aus einem alten zaun gebrochen ist, und neun enden oder zweige hat, zu beräuchern.

951. ebenso mit heu, das aus einer erbscheune, ungeredt und ungescholten, vom boden geholt ist.

952. zu zeit der löslnächte (vor advent, vor christtag, vor dreikönigstag und samstag der lichtmesse) begeben sich die gasteiner dirnen, sobald es dunkel geworden ist, in den schafstall und greifen stracks hinein unter die heerde; erwischen sie nun auf den ersten grif einen widder, so sind sie getrost, daß sie noch in diesem jahr heirathen werden.Muchars Gastein. p. 146.

953.953–959 aus Praetorii Saturnalia. Lips. 1663. mitten in der christnacht nehmen einige ein gefäß mit wasser und messen es mit einem gewissen kleinen maße in ein ander gefäß. dies wiederholen sie etlichemal und sehen dabei zu, ob sie mehr wasser finden, als das erstemal: daraus schließen sie zunahme an hab und gütern im folgenden jahr. findet sich einerlei maß, so glauben sie an einen stillstand des glücks, findet sich aber weniger wasser, an abnahme und rückgang. vgl. 258. 470

954. etliche nehmen einen erbschlüssel und einen knäuel zwirn, binden den zwirn fest an den schlüssel und bewinden das knaul, daß es nicht weiter ablaufen kann und etwa ein elen oder sechs los hängt. dann stecken sie es zum fenster hinaus und bewegen es von einer seite zur andern an den wänden, und sprechen dabei ›horch, horch!‹ von der gegend und seite her, wohin sie freien werden und zu wohnen kommen, läßt sich alsdann eine stimme vernehmen. vgl. 110.

955. einige schneiden den tag vor weihnachtabend neunerlei holz ab, machen davon mitternacht ein feuer in der stube, und ziehen sich ganz nackend aus, indem sie ihre hemden zum gemache hinaus vor die thüre werfen. beim feuer niedersitzend sprechen sie: ›hier sitze ich splitterfasenackig und bloß, wenn doch mein liebster käme, und würfe mir mein hemd in den schoß.‹ der liebhaber wird kommen, das hemd hereinwerfen, und sie können sein gesicht erkennen.

956. andere nehmen vier zwiebeln, stellen sie in die vier winkel der stube und geben ihnen namen von junggesellen; die zwiebeln lassen sie stehen von weihnachten bis auf dreikönigstag. wessen zwiebel nun keimt, der wird sich als freier melden; ist keine ausgeschlagen, so kommt keine hochzeit zu stande.

957. einige kaufen tags vor dem heil. abend für einen pfennig das letzte endstößchen semmel, schneiden ein bißchen rinde ab und binden es unter den rechten arm, tragen es so den tag über, und beim schlafengehn christnachts legen sie es unter ihren kopf, sprechend: ›jetzt hab ich mich gelegt und brot bei mir, wenn doch nu mein feins lieb käme und äße mit mir!‹ Findet sich frühmorgens etwas von der semmel abgenagt, so wird die heirat das jahr über geschlossen werden; ist alles unverletzt, so schwindet die hofnung.

958. mitten in der christnacht gehen knechte oder mägde zum holzhaufen, ziehen einen scheit heraus, und betrachten, ob es krum oder gerade sei; danach befinden sie des liebsten gestalt. vgl. 109.

959. einige kaufen christnachts für drei heller semmel, theilen sie in drei bissen und verzehren sie durch drei gassen, in jeder gasse ein stücke; in der dritten gasse wird man den liebsten sehn.

960. man nimmt christnachts eine tiefe schüssel, gießt wasser hinein, setzt in zwei ledige nußschalen wachslichtlein und deutet eins auf sich, das andere auf die geliebte; beide schalen läßt man dann oben auf dem wasser schwimmen. gehen sie nun zusammen, so gelingt die heirat, gehn sie von einander, so wird nichts daraus. (ungewiss. apotheker p. 649.)

961. ist einem der dienstbote, oder einer schwangern dirne der liebhaber entlaufen, so legt man einen gewissen pfennig in das pfännlein einer müle, und läßt die müle angehn und stärker laufen. dann kommt den flüchtigen solche angst an, daß er nicht zu bleiben weiß, sondern hals und kopf heimkehrt. das heißen sie ›einem die angst thun‹ (beschr. des Fichtelbergs. Lp. 1716. 4. p. 154.)

962. zu erforschen, was das jahr über geschehen werde, stellen sie sich in der christnacht XII uhr auf einen kreuz oder scheideweg, stehn eine stundelang, ohne zu reden, stockstill, da sich dann alles künftige vor ihren augen und ohren zeigt. das nennen sie ›horchen gehn‹. (das. s. 155.)

963. auf S. Andrestag nimm ein glas voll wasser: kommt ein feucht naß jahr, so laufts über, wird ein dürres, so schwimmts oben entbor. (aller practic großm.)

964. auf Andreasabend achten die mägde, woher die hunde bellen: aus der gegend kommt ihr bräutigam.

965. sie binden einen heller auf die große zehe, setzen sich an den kirchweg, und schauen unter den frühmettgängern nach ihrem bräutigam. (Tharsander 1, 84.)

966. zu erfahren, ob ein kind beschrien, setze man unter seine wiege ein gefäß mit fließendem wasser, und werfe ein ei hinein; schwimmt es oben, so ist das kind beschrien. (Val. Kräutermann zauberarzt 216.)

967. böse leute haben in Schlesien zu gewisser zeit ein messer schmieden lassen, damit nur ein kleines ästlein von jedem baum geschnitten, worauf in kurzer zeit der ganze wald verdarb. (Carlowitz sylvicultur p. 46.) 471

968. die eiche ist ein weissagender baum. eine fliege in galläpfeln bedeutet krieg, ein wurm theuerung, eine spinne pestilenz. vgl. 1046.

969. holz in den hundstagen gefällt brennt nicht.

970. Johannistag vor sonnenaufgang stillschweigend eichenholz auf den leib gestrichen heilt alle offenen schaden.

971. elsbeerbaum heißt auch drachenbaum. äste davon auf walburgis über haus und stallthür gehangen hindern die einkehr des fliegenden drachen.

972. eiche und nußbaum haben widerwillen gegen einander, und können nicht zusammen stehn, ohne zu verderben. ebenso schwarzdorn und weißdorn: stehn sie zusammen, so behält der weißdorn allemal die oberhand, der schwarzdorn geht aus.

973. im bösen wadel (zunehmenden mond) darf kein holz gehauen werden; schlagholz im neumond gefällt schlägt behende wieder aus, das im abnehmenden gefällte brennt besser.

974. wenn saugende kinder sterben, gibt man ihnen eine flasche muttermilch mit in den sarg, dann vergeht der mutter die milch ohne brustschmerzen.

975. wer warzen hat nehme eine große braune schnecke und nagle sie mit einem hölzernen hammer an den thürpfosten; vertrocknet sie, so dörrt auch die warze ab.

976. begegnet einem frühmorgens eine alte frau und grüßt, muß man ihr antworten, ›euch eben so viel!

977. es gibt leute, die einen fahrenden heuwagen fest machen können, so daß er sich nicht von der stelle rührt: man schlage auf alle radnägel, so wird er wieder los.

978. in diebsfußstapfen lege man brennenden zunder: dadurch wird er gebrannt und verrathen.

979. fliegt eine schwalbe in den stall und unter der kuh weg, so gibt diese blut statt milch: man führe sie auf einen kreuzweg, melke sie dreimal durch einen ast und schütte ihr die gemolkene milch dreimal rückwärts über den kopf.

980. ein bund wilden thymian oder dosten bei die milch gelegt hindert das behexen.

981. geht man auf fastensonntag einmal um seinen gartenhag herum, so kann das ganze laufende jahr keine planke daraus entwendet werden.

982. sind viel schnecken auf dem land, gehe man frühmorgens vor sonnenaufgang hin und nehme eine schnecke an der ostseite weg, dann über norden nach westen und lese auch da eine auf, von da nach norden, von da über osten nach süden; hängt man die vier aufgelesenen schnecken in einem beutel in den schornstein, so kriegen alle übrigen schnecken vom land nach dem haus in den schornstein und sterben.

983. wird beim krautabschneiden im herbst ein maulwurfhaufen unter dem kohl gefunden, so stirbt der hausherr.

984. wenn man ein brot aufschneidet, nennt man in Westfalen das obere knüstchen den lacheknost, das untere den grieneknost. geht magd oder knecht aus dem dienst, so kriegt sie einen jammerknost mit, den verwahren sie lange jahre.

985. wenn kinder den schluckuk haben, wächst ihnen das herz.

986. sieht der bauer zum erstenmal im jahr den storch, so wirft er sich zur erde, wälzt sich herum, und bleibt nun das ganze jahr frei von rückenweh.

987. wer aus fremdem dorfe eine kuh kauft, gibt außer dem preis einen milchpfennig, damit die milch nicht zurückgehalten werde. an der grenzscheide dreht er sie dreimal um und läßt sie nach der alten heimat schauen, das benimmt ihr die sehnsucht.

988. manche heften blühendes farnkraut über die hausthüre: dann geht alles gut so weit die peitsche beim fuhrwerk reicht.

989. am ersten fasttag laufen knaben und mädchen mit angezündeten strohwischen wie wütend auf den feldern, um den bösen sämann auszutreiben. (Rhöne.) 472

990. in der ersten christnacht wälzen sich die Rhönleute auf ungedroschnem erbsenstroh. die ausgefallnen erbsen werden unter die andern gemengt, dann gedeiht die aussaat besser.

991. unschuldigekindertag wird jeder erwachsene mit einer ruthe geschlagen und muß sich durch eine gabe lösen. auch die bäume werden geschlagen; das fördert ihre fruchtbarkeit.

992. wer sonntags an bett oder kleidern etwas näht, kann nicht darin sterben bis es aufgetrennt ist.

993. steht man vom spinnrad auf ohne die schnur los zu drehen, so kommt das erdmännchen und spinnt darauf: man sieht es nicht, hört aber die sich umdrehende spule schnurren.

994. ein armer der ganz seine schuld bezahlen will, muß so viel vaterunser beten, als grashalme das ihm gegebne brotstücklein bedecken. weil sie das nicht können sagen sie ›gottlohns‹.

995. man soll die thür nicht hart zu schlagen: es sitzt ein geist dazwischen, dem es wehthut.

996. das erste kind, das auf neueingesegneten taufstein getauft wird, empfängt die gabe geister und vorgeschichten zu sehn, bis ein andrer aus vorwitz ihm auf den linken fuß tritt und über die rechte schulter sieht: dann geht die gabe auf ihn über. jene wirkung wird aufgehoben, wenn die taufpathen einen strohhalm, eine stecknadel oder ein stück papier ins taufbecken werfen.

997. wer immer betet, sich aber etwas darauf einbildet, der betet sich durch den himmel und muß jenseits die gänse hüten.

998. läßt man butterbrot fallen und es fällt auf die butterseite, so hat man den tag schon eine sünde gethan.

999. wenn die mädchen jäten, suchen sie sich das kräutchen ›leif in de meute‹ (lieb entgegen) und stecken es gar heimlich bei; der erste junggeselle, der ihnen dann entgegen kommt, ist ihr schatz.

1000. wer ein haus baut muß gekauftes, gestolnes und geschenktes holz dazu nehmen, sonst hat er kein glück. im Lippischen so gemeiner aberglaube, daß die größten meier, die eigen holz haben, doch einen baum dazu stehlen und sich dann angeben und ihn bezahlen.

1001. wenn das heilige wetter (gewitter) einschlägt, kann es nicht mit wasser, nur mit milch gelöscht werden. vgl. 1122.

1002. beim flachsjäten ziehen die mädchen das unkraut den rothen Henrich aus der erde: wo die wurzel hingewachsen ist, aus der gegend kommt der schatz; ist sie gerade in die erde gewachsen, so stirbt das mädchen bald. (vgl. dän. abergl. 126.)

1003. wer den storch zu allererst sieht einkehren und heißt ihn willkommen, dem thut das jahr kein zahn weh.

1004. wenn man schlafen gebt, ohne den tisch abzuraumen, kann das jüngste im haus nicht schlafen.

1005. welche magd sonntags die kunkel nicht abspinnt, dieselben fäden bleichen sich nimmer weiß.

1006. welche einen rost über das feuer setzt, und nichts darauflegt, die bekommt einen schurz im gesicht (wird runzelig).

1007. wenn man einen neuen besen umgekehrt hinter die hausthür stellt, so kann keine hexe hinein noch hinaus.

1008. wenn eine frau auf dem markstein des scheidewegs sitzend ihr kind stillt, bekommt es nie zahnweh.

1009. nach des vaters tod geborne kinder haben die kraft, felle, die auf den augen wachsen, drei freitage hinter einander abzublasen.

1010. warumb gibt man nicht die beinlein von dem osterlamb den hunden, das gesegnet ist? man spricht, sie werden unsinnig. man mag sie inen wol geben, es schadet nüt. (Keisersb. ameis 52.)

1011. wiltu ein pfert hinkent machen, so nimb des baums da der hagel ein hat geschlagen, und mach daraus ein nagel, oder eins neuen galgen, oder von einem messer, das einer pfaffenkellerin ist gewesen (vgl. pfaffenweib 8. beschwör. XXXIV), oder von einem stumpf von einem messer, do einer mit erstochen ist worden, und drucks in den trit. (cod. pal. 212, 53b.) 473

1012. zu erfahren wie viel gute holden in einen menschen verzaubert sind, schöpfe er stillschweigend wasser, nehme glühende kohlen aus dem ofen und werfe sie ins wasser; so viel kohlen untergehn und auf den boden fallen, so viel gute holden hat er in sich.

1013.1013–1104 aus der neuen bunzlauischen monatsschrift, jahrg. 1791. 1792. hält der sturmwind drei tage ohne aufhören an, so erhängt sich einer.

1014. wer sich am ersten ostertag in kaltem wasser badet, bleibt das ganze jahr gesund.

1015. wer zu wichtigen unternehmen ausgeht, begegnet ihm ein altes weib, so ist er unglücklich, ein junges mädchen, glücklich.

1016. schreit bei tag die nachteule, so kommt feuer aus.

1017. wer sich ein kind in den windeln ansieht, bekreuze es und sage: ›gott behüte dich!‹

1018. wer das korn zuerst blühen sieht, esse neun blüten davon, so bleibt er frei von fieber. vgl. 718.

1019. hält der heulende hund den kopf in die höhe, bedeutet es feuer, gegen die erde, einen sterbfall.

1020. wer auf Johannisabend so viel Johanneswurzeln, als im haus leute sind, in einen stubenbalken steckt, die pflanzen nach den leuten benennend, kann sehn, in welcher ordnung sie sterben: wessen pflanze zuerst dorrt, der stirbt am ersten. vgl. dän. abergl. 126.

1021. auf den ort, wo ein gewitter steht, ist es nicht gut mit fingern zu deuten.

1022. zur ader gelassenes blut stets in fließendes wasser zu gießen.

1023. nach sonnenuntergang keine milch und butter aus dem haus zu verkaufen.

1024. mäler am gesicht vertreibt, wenn man die hand eines todten darauf legt und daran erwarmen läßt.

1025. mit regenwasser, das auf leichensteinen stehn bleibt, vertreibt man sommersprossen.

1026. sieht man abends blau feuer brennen, werfe man ein messer hinein und gehe vor sonnenaufgang hinzu, so wird man geld finden.

1027. ausgekämmte haare sind zu verbrennen: denn trägt sie ein vogel in sein nest, so bekommt man kopfschmerzen, trägt sie ein staar zu neste, wird man staarblind.

1028. wenn die schalaster um das haus herum schreit, nahen gäste.

1029. wen der schlucken rückt, trinke aus dem glas über den henkel.

1030. regnets unter sonnenschein, so fällt gift vom himmel.

1031. ein verkauftes kalb mit dem schwanz aus der thüre hinaus zu führen, so grämt sich die kuh nicht; eine gekaufte kuh mit dem schwanz rückwärts in den stall einzuführen, so gewohnt sie gut ein.

1032. wenn sich die diele splittert, kommen freier.

1033. wenn der gehangne abgeschnitten wird, muß man ihm eine ohrfeige geben, sonst kehrt er wieder.

1034. scheint der mond auf ein ungetauftes kind, wird es mondsüchtig.

1035. wenn das leichenbret fällt, stirbt einer in drei tagen; wers nicht gehört hat, den trift es.

1036. wen die rechte hand krümmert, der nimmt geld ein, wen die linke, muß viel ausgeben.

1037. wenn einen unvermutet schauert, so lauft der tod übers grab.

1038. erlischt die altarkerze von selbst, stirbt der prediger unter einem jahr.

1039. wer in einem schuh oder stiefel lauft, verliert das maß, außer wenn er den nemlichen weg zurücklauft.

1040. das pferd erlahmt, in dessen frischen fußtritt man einen nagel schlägt. vgl. 1011.

1041. christabends im bloßen hemd den garten mit einem flegel gedroschen, wächst im folgenden jahr das gras gut. 474

1042. so lange eiszapfen winters vom dache hängen, so lange ist künftiges jahr der flachs am rocken.

1043. wenn ein strohhalm in der stube liegt, kommt schnee.

1044. charfreitagsregen muß man mit nadeln aus der erde kratzen, denn er bringt große dürre.

1045. wenn man den pathenbrief über des kindes mund aufbricht, lernt es früher reden.

1046. fliegen in galläpfeln bedeuten krieg, maden miswachs, spinnen pestilenz. vgl. 968.

1047. reiser auf die flachsbeete gesteckt, bleibt das vieh unbehext.

1048. abends dreimaliges anpochen, wenn niemand da ist, stirbt einer aus dem haus in drei tagen.

1049. stirbt eine wöchnerin, wasche man ihre plätsche (suppenschüssel) sogleich aus, sonst kommt sie wieder.

1050. wenn bräutigam und braut am hochzeitstag einen dreiköpfigen böhmen unter die rechte fußsohle legen, haben sie eheglück.

1051. am hochzeitstag schnee bedeutet glückliche, regen traurige ehe.

1052. wer essen oder trinken mit dem messer umrührt, bekommt leibschneiden, wer mit der gabel, stechen.

1053. stirbt einer schwer, so lege man ihn auf den wechsel (wo die enden der dielen zusammenstoßen), so hat er leichten tod.

1051. wer seinen tauben aus einem menschenschädel zu saufen gibt, in dessen schlag kommen fremde tauben geflogen.

1055. wenn hüner krähen kommt feuer aus.

1056. in welchem hause hahn, katze und hund von schwarzer farbe sind, kommt nie feuer aus.

1057. in welchem hause der kettenhund mit verbrennt, kommt bald wieder feuer aus.

1058. will das buttern nicht gerathen, so peitsche man das butterfaß mit einer weidenruthe, die aber nicht mit dem messer geschnitten werden darf.

1059. eines mädchens liebe zu erlangen, suche man unvermerkt eine stecknadel und ein haar von ihm zu erlangen, wickele das haar um die nadel und werfe sie rückwärts in einen fluß.

1060. werden aus versehen die grabtücher verkehrt auf die bahre gedeckt, so stirbt jemand aus dem hause nach.

1061. wer hund, katze, henne kauft, drehe sie dreimal um sein rechtes bein, so gewohnen sie gut ein.

1062. unter eines kranken bett setze man einen topf mit nesseln: bleiben sie grün, so genist, welken sie, so stirbt er.

1063. kein getragnes hemde soll man zum sterbekittel schenken, sonst zehrt der dem es gehörte, solange ab, bis das hemd verwest ist.

1064. sieht eine wöchnerin einer leiche nach, so bekommt ihr kind keine farbe.

1065. eines gehangnen finger im bierfaß aufgehängt schaft dem bier guten abgang.

1066. regnets in den brautkranz, so werden die neuen ehleute reich und fruchtbar.

1067. wer korn mißt muß auf sich zu streichen, so streicht er den segen ins haus; streicht er von sich ab, streicht er das korn dem teufel in die hand.

1068. hat ein kind großen nabel, nehme man stillschweigend einem bettler seinen stab, und drücke damit kreuzweise den nabel.

1069. soll eine gluckhenne hüner oder hähne brüten, so mache man ihr nest aus des weibes oder mannes bettstroh.

1070. wer auf den daumnägeln weiße flecken hat, wem die zähne nah an einander stehn, der bleibt in seinem vaterland.

1071. verliert eine frau oder jungfrau auf der gasse ein strumpfband, so ist ihr der mann oder freier ungetreu.

1072. zu erfahren wer einem thier vergeben hat, schneide man des thiers herz aus und hänge es, mit 30 nadeln durchstochen in den schornstein; der thäter wird dann solange gequält, bis er kommt und sich angibt. 475

1073. korn in der michaelswoche gesät, wird trespe, gerste in der ersten aprilwoche, hederich.

1074. wer fieberfrost hat gehe stillschweigends, und über kein wasser, zu einer holen weide, hauche dreimal seinen athem hinein, keile das loch schnell zu, und eile unumgesehn und stillschweigends heim, so bleibt das fieber fort.

1075. junge maiblumen vor sonnenaufgang gepflückt und unter das gesicht gerieben verhindern sommersprossen.

1076. eine schwangere soll sich auf keinen kasten setzen, der unter ihr zuschließen kann, sonst kommt das kind nicht zur welt, bevor man sie wieder darauf gesetzt und dreimal aufgeschlossen hat.

1077. wer vor sonnenaufgang unbethaute stellen im grase sieht, kann da geld finden.

1078. leinsamen zum säen einschüttend lasse man hoch in den sack laufen, so geräth der flachs lang.

1079. wer das fieber hat, gehe an einem tage über neun raine im feld so verliert ers.

1080. oder er jage eine schwarze katze so lange bis sie todt liegen bleibt. Wider die epilepsie hilft, eines enthaupteten blut zu trinken und gleich darauf so schnell und lange zu laufen, als man es aushält.

1081. Christabends setze man ein häufchen salz auf den tisch, schmilzt es über nacht, so stirbt man im nächsten jahr, steht es morgens noch unversehrt, so bleibt man leben.

1082. wer Walpurgisabend alle kleider verkehrt anzieht und rücklings bis zu einem kreuzwege kriecht, kommt in gesellschaft der hexen.

1083. wenn die weife verkehrt und der fitzfaden nach unten zu hängt und so ein kind im haus zur welt kommt, hängt es sich selbst auf. liegt dann ein messer mit aufwärts stehender schneide, so stirbt das kind durchs schwert.

1084. man pflegt die kleinste lade im haus vor das wochenbett zu stellen: wenn sich jemand darauf setzt und das wochenlädchen sich von selbst abschließt, so kommt die wöchnerin nicht wieder ins kindbett.

1085. so vielmal der hahn Christnachts unterm gottesdienste kräht, so viel böhmen gilt das nächste jahr das viertel korn.

1086. wer frühjahrs sieht ›den ersten bauer im pfluge, die erste schwalbe im fluge‹ hat ein glückliches jahr.

1087. wenn eine ledige frühjahrs bei ankunft der vögel zwei bachstelzen zuerst beisammen sieht, so macht sie das jahr hochzeit.

1088. begegnet dem brautpaar auf dem wege zur trauung ein fuder mist, so bedeutet das unglückliche ehe.

1089. man lasse die gerste vor dem säen durch ein mannshemde laufen, so schaden die sperlinge der frucht nicht.

1090. wer graupe ißt, den kann der schlag nicht rühren, solange er noch ein körnchen davon im magen hat.

1091. schlägt man an einer ecke des tisches oder heerdes feuer, so kommt der brand in den hirse.

1092 wenn die weiber waschen wollen, muß alles im hause freundlich aufstehn, so bekommt man schön wetter.

1093. ledige binden Johannisabend einen kranz von neunerlei blumen, werfen ihn rückwärts und stillschweigends auf einen baum. so oft er herunter fällt, so viel jahre bleiben sie noch unverheiratet. vgl. 848.

1094. hat ein brennender span im winter einen großen rispel, so bedeutets schnee; springt der rispel mitten von einander, gäste.

1095. es ist nicht gut, über kehricht zu gehn.

1096. kinder mit ruthen von schon gebrauchtem besen geschlagen, verdorren.

1097. sollen die kühe viel milch geben, so kaufe man den sommerkindern einen sommer ab, und stecke ihn über die thür des stalls.

1098. beim ersten weidetreiben der kühe bindet man ihnen ein rothes fleckchen um den schwanz, so können sie nicht behext werden. 476

1099. soll die hexe über das vieh keine macht haben, so sperre man nachtlang einen bären in den stall: dieser kratzt das versteckte, worin der zauber liegt, heraus und sobald es aus dem stall geschaft wird, hat das vieh keine anfechtung weiter.

1100. flachs auf Laurentii gekauft, verbrennt.

1101. wer etwas sagen will und es vergessen hat, schreite über die thürschwelle hinaus und wieder herein, so fällt es ihm wieder ein.

1102. ein bienenwirt schenke bei der honigernte vielen davon, so sind die bienen wieder mildthätig gegen ihn.

1103. am heil. Christabend lege man einen stein auf die bäume, so tragen sie desto mehr.

1104. neugebornen mädchen lege man über die brüste ein netz von einer alten weiberhaube, damit sie der alp nicht aussauge.

1105. allerheiligenabend werfen junge leute in Northumberland ein paar nüsse ins feuer. liegen sie still und brennen sie zusammen, so weissagt es eine glückliche ehe, fahren sie aber krachend von einander, eine unglückliche. (Brockett p. 152.)

1106. wenn die braut sich entkleidet stellt sie einen ihrer strümpfe einer brautjungfer zu, die ihn unter die versammelten hochzeitsgäste wirft. auf wen der strumpf niederfällt, der wird sich zunächst verheiraten. (das. 218.)

1107. braut und bräutigam setzen sich am ende der hochzeit auf das brautbett, in voller kleidung, ausgenommen schuh und strümpfe. eine der brautjungfern nimmt des bräutigams strumpf, stellt sich unten mit dem rücken an das bett und wirft mit der linken hand über die rechte schulter den strumpf, nach dem gesicht des bräutigams zielend. das thun dann alle mädchen nach der reihe, und die welche sein gesicht treffen werden bald verheiratet. Der strumpf der braut wird darauf von den jungen burschen auf gleiche weise geworfen, und ebenso daraus geweissagt. (das.)

1108. den abend des h. Marcus wachen einige junge leute die ganze nacht über im portal der kirche: dann sehen sie die geister aller, welche nächstes jahr sterben werden, in gewöhnlicher kleidung vorübergehn. Leute, die eine solche wache gehalten, sind der ganzen gemeinde ein schrecken. sie können durch bedeutende blicke oder winke den nahen tod der menschen angeben. (das. 229.) In Ostfriesland heißt es: ›solche leute können quad sehen‹.

1109. Christabends wird ein großer holzklotz ins feuer gelegt (yuleclog, yullclog, Christmas log) und wo möglich die folgenden tage brennend erhalten. ein stück davon bleibt gewöhnlich aufbehalten, um damit nächste Christmesse den neuen klotz anzuzünden, es bewahrt zugleich die familie vor schaden. (das. 243.) will der klotz nicht brennen, oder brennt er nicht aus, so weissagt das unheil.

1110. wenn der ackermann frühjahrs zu felde zieht, die erste furche mit ungekeiltem pflug ackert und diese erde in die vier ecken der stube streut, so weichen alle flöhe. (Krünitz 1, 42.)

1111.1111–1123 ostfries. abergl. (westfäl. anz. 1810 no. 68–72). auch hunde und schwarze schafe haben die gabe ›quad zu sehen‹, und man kann sie von ihnen lernen. wenn der heulende hund irgend ein gesicht hat, so sehe man ihm zwischen den ohren durch und hebe sein linkes bein auf; oder man nehme ihn auf die schulter und schaue so zwischen seinen ohren durch. Will man die kunst los sein, so kann man sie auf den hund übertragen, indem man ihm auf den rechten fuß tritt und ihn über seine rechte schulter sehen läßt.

1112. wohin der heulende hund die schnautze steckt, aus der gegend wird die künftige leiche hergetragen.

1113. zuweilen geben thurmglocken den dumpfen todtenklang von sich: dann wird bald einer in der gemeinde sterben, (vgl. no. 284). An welcher seite der glocke beim leichengeläute der klöppel zum letztenmal anschlägt, von der seite des dorfs kommt die nächste leiche. 477

1114. wenn eine kohlpflanze im ersten jahr blüte trägt, oder weiße stellen an den blättern bekommt, entsteht im hause des besitzers ein unglücksfall.

1115. ein haus, bei welchem ein stern niederfällt, darin wird nächstens einer sterben.

1116. es bedeutet krieg, wenn der kirschbaum im jahr zweimal blüht.

1117. scheint am lichtmesstage die sonne auf den altar, so ist ein gut flachsjahr zu gewarten.

1118. die hexe kann dem vieh dadurch schaden, daß sie auf seiner weide den thau vom grase streicht.

1119. eierschalen muß man zerknicken; sonst kann die hexe den menschen die daraus gegessen, den hünern die sie gelegt haben, schaden.

1120. wer etwas eßbares findet, werfe den ersten bissen davon weg, sonst könnten ihm die hexen schaden.

1121. von sieben mädchen aus einer ehe unmittelbar auf einander geboren ist eins ein werwolf.

1122. schlägt der blitz ein, so läßt sich der brand nur mit milch löschen: vgl. 1001.

1123. wer mit dem finger nach dem monde deutet, erhält einen hölzernen finger.

1124. strohwische von bettstroh, worauf ein todter gelegen, aufs feld gesteckt kommt kein vogel in die saat.

1125. vögel werden aus der saat abgehalten, wenn man beim eggen links geht und einen gewissen segen spricht, den man aber von einer person andern geschlechts erlernt haben muß.

1126.1126 bis 1142 aus des uhralten jungen leiermatz lustigem correspondenzgeist. 1668. p. 170–176. wenn ein kind in den spiegel sihet, so nicht sprechen kan, ist nicht gut.

1127. zwei kinder, so noch nicht sprechen können, soll man nicht zusammen sich küssen lassen.

1128. die grillen oder ofeneimichen bringen ein unglück.

1129. man sol nicht spinnen oder waschen so lange ein todter über erde stehet.

1130. wann einem drei tropfen bluts aus der nase fellet, bedeutet was sonderlichs.

1131. auf der see muß man nicht sagen thurm oder kirche, sondern stift, spitze und dergleichen.

1132. man muß nicht reden, wann ein ander trinket.

1133. es ist nicht gut daß zwei zusammen trinken.

1134. dafern das holz, wann es an dem feuer liget, und wegen der nässe luft auslesset und brauset, bedeutet keif.

1135. wann ein gerichte im topfe, nachdem es vom feuer, nachkochet, zeigets an daß keine hexen im hause.

1136. man kan die pocken verkaufen, und der sie kaufet, krieget so viel nicht als sonst.

1137. wann man außerhalb des hauses zu thun, und sich in der thür umbkehret, und nicht alsobald fortgehet, ist nicht gut.

1138. das nasejücken bedeutet einen rausch.

1139. wenn ein nagel bei dem einschlagen im sarke sich beuget und nicht hinein wil, folget bald einer.

1140. man muß auf keinen montag in den dienst treten, in ein haus ziehen oder sonst was beginnen, solches wird sonst nicht wochenalt.

1141. über die wiege sich zu spannen ist nicht gut, davon kompt das herzspann.

1142. wenn man salz und brot zuerst in ein haus bringet, das man beziehet, so hat man drin keinen lebensmangel. 478


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