Jacob Grimm
Deutsche Mythologie
Jacob Grimm

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

H. aus doctor Hartliebs (leibarztes herzog Albrechts von Baiern) buch aller verboten kunst, ungelaubens, und der zauberei. geschrieben 1455 an Johans markgrafen von Brandenburg. (cod. pal. 478, einer hs. zu Wolfenbüttel erwähnen Uffenbachs reisen 1, 310.)[nachträge in Mones anz. 7, 315.]

cap. 31. 32 von dem faren in den lüften. In der bösen schnöden kunst nigramancia ist noch ain torhait das die lewt machen mit iren zauberlisten ross, die komen dan in ain alts hus, vnd so der man wil, so sitzt er daruff, vnd reitt in kurzen zeiten gar vil meil. wan er absitzen wil so behelt er den zavm, vnd so er wider vfsitzen wil, so rüttelt er den zavm, so chomt das ros wider. Das ros ist in warhait der recht tewffel. zu solicher zaubrey gehört vedermeusplůt damit musz sich der mensch dem tiuffel mit vnkunden worten verschreiben, als debra ebra. das stuck ist by ettlichen fürsten gar gemain, vor dem sol sich dein fürstlich gnad hütten.

427 Zu sölichen farn nützen auch man und weib, nemlich die vnhulden, ain salb die haissen vngentum pharelis. die machen sie vss siben krewtern vnd prechen yechlichs krawt an ainem tag der dan demselben krawt zugehört, als am suntag prechen u. graben si solsequium, am mentag lunariam, am erctag verbenam, am mittwochen mercurialem, am phinztag barbam jovis, am freitag capillos veneris, darvss machen sie dan salben mit mischung etlichs plutz von vogel auch schmalz von tieren, das ich als nit schreib das yeman darvon sol geergert werden. wann sie dan wölln, so bestraichen sie penk oder seule, rechen oder ofengabeln, und faren dahin.

cap. 34. hagel und schaur zu machen ist auch der kunst aine, wan wer damit umbgan wil der můss nit allain sich dem tiufel geben, sunder auch gotz, des hailigen tauffs und aller cristenlicher gnad verlaugnen. Die kunst tůnd und treiben nit mer dan die alten weib die dan an got verzagt sind. Hör und merk, o hochgelobter fürst, ain grosse sach die mir selbst begegnet ist, und geschehen ist da man zalt von Christi Jhesu gepurt tusend vierhundert und im sechs und vierzigsten jare. Da wurden ettlich frawen zu Haidelberg verprannt vmb zaubreye, ir rechte lermaistrin kam darvon. darnach in dem andren jar kam ich in potschaft von München zu dem durchleuchtigen hochgepornen pfalzgraufen herzog Ludwig, dem got genad, wan sol ain fürst durch sein trüi behalten werden, so ist er ye bey got. In den selben tagen kamen mär wie die maistrin gefangen wär. Ich batt sein genad das er mich zu ir liess, der fürst was willig. Er tett die frawen, auch den ketzermeister, mir zupringen in ain stätlin haisst Götscham in seins hofmaisters hus genant Petter von Talhaym. Ich erwarb von dem fürsten die genad, wann mich die fraw lernet schaur und hagel machen, das er sie leben wolt lassen, doch das sie sein land verswern solt. Als ich zu der frawen und dem ketzermaister in ain stuben allain kam u. begert ir lere. die fraw sprach, sie möcht mich die sach nit gelernen, ich wolt dan alles tůn das sie mich lernet. Ich fragt was das wär, damit ich got nit erzürnet und nit wider cristenlichen gelauben tätt, das wolt ich tůn. Sy lag mit ainem fůss in ainem eysen, und sprach zu mir dise wort: ›lieber sun, du must am ersten gotz verlaugnen, der tauf und aller sacrament, damit du gesalbt und bezaichent bist. darnach můst du verlaugnen aller hailigen gotes und voruss seiner můter Maria, darnach so můst du dich mit leib und sel ergeben den drei tiüflen die ich dir nenn, und die geben dir ain zeit zu leben und versprechent dein willen zu laisten als lang bis die zeit verendet wirt‹. Ich sprach zu der frawen: ›was můss ich mer tůn?‹ die fraw sprach: ›nit mer, wann du der sach begerst, so gang an ain gehaym, und růf den gaisten, und opfer in das. so chomen sy und machent dir in ainer stund hagel wa du wilt.‹ Ich sagt der frawen das ich der sach chaine tůn wolt, wann ich vor geredt hett, möcht sie mir sölich kunst mittailen, das ich gott 428 nicht erzürnet, auch wider cristenlichen glauben nit tät, so wolt ich sie ledig machen. Sy sprach das sie die sach nit anders kündt. Die fraw wart wider geantwurt Hansen von Tailhaim, der tett sie verprennen, da er sie gefangen hett.

cap. 50. es ist aber ain ungelaub, wann man ain verlust tůt, so sind lütt, die beswern ain prot und stechen darein driü messer in driü crütz und ain spindel und ainen enspin[Schmeller 3, 570.] daran und halten das zwain person uf den ungenanten vinger, und beswert bey den hailigen zwölfboten.

cap. 51. mer vind man lewt die ainen käs segnent und mainent, wer schuldig sei an dem diebstal der müg des käs nit essen. wiewol darein etlich saiffen für käs geben wird, noch ist es sünd.

cap. 55. 56. 57. wann der maister in diser kunst (ydromancia) will erfragen diebstal, schätz graben, oder sunst was er dann haimliches wissen will, so gat er ain suntag vor der sunnen uffgang zu drein fliessenden prunnen und schöpft us yeglichem ain wenig in ain lauter puliertz glas, und tregt es haim in ainen schönen gemach, da prennt er dan kerzen vor und legt dem wasser ere an sam gott selber. Darnach nimbt er ain rain kind, und setzt das uf ainen schönen stůl für das wasser. wann nun das rain kind da sitzt, so stat der zaubermaister hinder im und spricht im etliche unerkante wort in die oren. darnach list er unerkante wort, und haisst im das rain kint die wort nachsprechen. was die wort bedeuten, kan noch kain maistr ussgelegen, dann das der mensch mit sölichen verporgen worten sich selb got benimbt und sich dem bösen tewfel gibt. Wenn nun der maister den knaben also vor im hat, so haisst er in sehen was er sech, und fragt dann nach dem schatz, diebstal oder sunst wornach er will. die ainfalt des kinds macht das es spricht, es sech diss oder das, darin vermist sich dan der böse tiüfel und lasst erscheinen oft das unwar für das war.

cap. 58. Es sind noch gar vil weg wie man das wasser schöpfen sol. wan etlich nemen es in fliessenden wassern, das lassen sie auch gefallen, und tunt das in ain glas. Etlich die hollen sölich wasser in steenden weyern, und sieden das alsweg in den ern der gaist, die dan sie mainen gewalt zu haben über die wasser, der aller herre und fürst ist Salathiel, als die maister sprechen.

cap. 60. Etlich weib besprengen ire kraut oder pflanzen mit geweichtem wasser, und mainent das die krautwürm mit daran komen süllen, das ist als ein ungelaube. Es sind etlich hoflüt, wann die new sporn haben, so stossen sie die mit den rädlen in ainen weichprunnen und sprechen, was sie damit hawen das geschwell nimermer. das ist alles ein ungelaube. Etlich zaubrerin die gänd zu ainem mülrad, und vahent das wasser in dem luft, 429 das von dem rad uffspringt, mit dem selben wasser treibent sie manigerhand zaubrei zu lieb und zu feintschaft. auch wer nit gůt man gesein mag, dem helfen sie damit das er gůt man müg gesein. das ist alles ein ungelaub.

cap. 61. auch sind etlich bös christen die mit manigerhand wasser zaubrei treiben, als von dem gesegneten gweichten tauf, daran aller cristen hail und säld ligt, damit zaubern si und machent gar vil damit das nit zu schreiben ist. ja, wellichs alt weib mag gehaben den tauf die maint das sie hab den haan ertanzt.

cap. 63. aber ain zauberlist von dem wasser. ettlich nemen zwai ding als hölzlen, hälmlen oder ringe münz als haller, und nemen ains nach ainer person, und das ander nach der andern person, und wann die zwai ding zusammen rinnen uff dem wasser in ainem peck, so süllen die zwai zusamen chomen; flüicht aber ains vor dem andern, so süllen si nit zusamen chomen, und welichs am ersten flüicht des sol die schuld sein. Die maister dis ungelaubens versůchen auch damit, welliches under zwai eelüten ee sterben sol, wann sie mainen wellichs ee versink, das sol am ersten sterben.

cap. 67. 68. Nun wil ich schreiben von der vierden kunst die verboten ist, und haisst aremancia, und gat zu mit dem luft, auch was darin swebt und lebt. Die kunst ist gar vast bei den haiden, die habent auch darin sölich gross ungelauben, das sie das eren und anbeten, das in am ersten erscheint, und das eren sie dan desselben tags für iren got. Die bösen cristen treiben mit der kunst vil ungelaubens, wan sie reden wann ainem ain has begegne das sei ungelück, und wann ainem ain wolf begegne so soll das ain gross gelück sein. der ungelauben sint gar vil in manigen tieren. Es sint lewt die mainent, wann ainem die vogel fliegen zu der rechten hant, so sol es bedeuten grossen gewin und gross gelück, und wan sie fliegen zu der glinggen seiten, so sol es ungelück und verlust bedeuten. Das alles ist ain ungelaub. Es sint lüt die gross glauben haben an den aren und mainent, ye wan er taschenhalb flieg, es süll bedeuten gross gelück oder grossen gewin. Es sind leut die habent so grossen gelauben daran, das sie ir taschen an die andern seiten keren. wann dann der ar sich auch umbkert, das oft von geschicht komt, allererst so habent si dan grossen gelauben und mainent das es nit väl . . . . . sunder zweifel der tewfel ist der kunst rechter erdichter und einplaser, er verwandelt sich auch selb in sölich gefügel darumb das er die lüt betrüg.

cap. 69. Es sind auch etlich fürstenherrn arm und reich, die ir gejaid halten auf etlich tag und wann der oder diser wind tůt wäen, das ist alles ungelaub . . . . . . . . Etlich lüt tragen hoch vedern in den hüten das tünd sie darumb das si wissen, von wannen der wind gang und mainent das sie in etlichen sachen gelück haben wider den wind, und in etlichen andern sachen 430 habent sie gelück von dem wind, das ist alles ein ungelaub und zaubrei.

cap. 73. Es ist noch ein ungelaub in der kunst die ist also, wan ein mensch nieset, damit sich dan natürlich das hirn ravmet, das haben sie für ein gross zaichen glück oder unglücks, und nemen daruss ir weissagung als ob der nieser drei sind, so sein vier dieb umb das hus. Ist ir dan zwen so sol der mensch wider ufsten, und sich anders legen schlaufen, ist ir aber dreizehen so sol es vast gůt sein, und was in die nacht erscheinet, das sol im als in gut wär werden. auch des morgens so der mensch von dem pett gat, so bedeuten die nieser aber anders, der ding sind gar vil, und das alles ist ain rechter ungelaub.

cap. 74. es sprechen auch etlich natürlich maister, das sölich niesen fast nahet dem schlag. wan solten die groben wind in dem hiren verschopt beleiben und nit ussgan, den menschen schlüg der schlag als zu hand, wann darumb haissen das etlich maister die minder applexia, das ist der clain schlag. wann so der mensch niest so ist er vil seiner gelider in dehainen weg gewaltig, aber von den genaden gottes so wert es nit lang das ist das pest.

cap. 77. Es sind auch etlich lewt und nemlich gross fürsten, die gar und ganz gelauben und mainen wann gross ungestüm kämen, dass dann gross verrätrei geschehen süllen, das ist ein gross irrung.

cap. 79. man vindt etlich zaubrerin die machent pild und atzman von wachs und andern dingen. sie machen die zu etlichen stunden und nennen etlichen kund und unkund namen, und henken das in die luft, und so der wind das rürt so mainen si, das der mensch in des namen es gemacht ist der sol kein rue haben. das alles ist ain grosser ungelaub und zaubrei. etlich künt (l. tünt) das mit ainem aspenplat und schreiben daruf auch ir zaubrei, und mainent damit lieb zwischen lüten zu machen. Von sölichen atzmannen hab ich gar vil gelesen in der kunst magica, da ist vermischung des gestirns und auch etlicher unkunder wort und sunst gar vil främder ding. das alles ist rechte zaubrei und ain böser umgelaub. ich hab auch vil hören sagen wie die weib sölich atzman machen und sie pei ainem fewr päen, damit sie dan kestigen die man.

cap. 80. Es sind frawen und man die sich underwinden fewre zu machen und in dem fewre dan sehen geschechne und künftige ding. Die maister und maistrin diser tewflischer kunst haben besunder tag, darin lassen sie in holz zuberaiten, und wann sie ir kunst treiben wöllen, so gand sie an ain gehaime stat und füren mit in die armen torhaftigen menschen den sie dan warsagen süllen. sie haissen sie niderkniegen und dem engel des fewrs, den sie eren und anbäten, auch opfern. mit dem opfer zünden sie das holz an, und sicht der maister gar genaw in das fewr, er merkt wol was im darin erscheint. 431

cap. 83. Die kunst pyromancia[fiursehen. altd. bl. 1, 365.] treibt man gar mit manigerlei weis und form. etlich maister der kunst nemen ain rains kind und setzen das in ir schoss, und heben dan sein hand uff und lassen das in seinen nagel sehen, und beschweren das chind und den nagel mit ainer grossen beswerung, und sprechen dan dem chind in ain ore driu unchunde wort, der ist ains Oriel, die andern beschweig ich von ergrung wegen. darnach so fragen sie das chind umb was sie wöllen, und mainen das chind süll das sehen in dem nagel. das alles ist ain rechter ungelaub, und du cristenmensch solt dich hütten davor.

cap. 84. mer ist ain trugenlicher list in der kunst, das die maister nemen öl und russ von ainer pfannen, und salben auch ain rains chind, es sei maid oder kneblin, die hant und machent das vast gleichent, und heben die hand an die sunnen da die sunn darein schein, oder sie heben kerzen, die heben sie gegen der hend und lassen das chind darein sehen, und fragen dan das chind wornach sie wöllen; so ist ir mainung was das chind in sag das süll war sein, sie wissen aber laider nit wie der bös tiüfel sich darein mischet, unn vil mer unrecht dan recht erscheinen lasst.

cap. 88. Die maister und irgleichen die treiben die kunst auch in ainem schlechten spiegel und lassen kinder darein sehen die sie dan auch vast beswern und in auch verporgne wort einraunen und mainent vast vil darin zu erfragen. das ist alles ein ungelaub und des bösen tewfels gespenst und verfürung. hüt dich du cristen, ich warn dich gar treulich. auch treibt man die sach in ainem schönen glanzen pulierten swert, und die maister diser kunst mainent ettlich wann man müg wol nach streit oder grümsamen sachen fragen. so sol das (ain) swert sein, das vil leut damit ertöt sein, so komen die gaist dester ee und pelder. wann man fragen wil nach lust und fräden, kunst erfinden, oder schätz zu graben, so sol das swert rain und unvermailigt sein. ich waiss selbs ain grossen fürsten, wer dem pringt ain altes haher swert, der hat in hoch geert.

cap. 90. 91. In der kunst pyromancia sind auch gar vil ander ungelauben, und nemlich ainer der sol des gewiss sein, der ist der allerschnödest und bösest, wann so man ie vester gelaubt an sölich zaubrei so si iemer ist sünd. das stück gat zu, das die knaben künftige und alle ding süllen sehen in ainem cristallen. das stück treiben die valschen verzweifelten und verzagten cristen, den dann lieber ist des tiüfels gespenst und trugnuss, dan die warheit gottes in maniger hand weis. Ettlich haben gar ain lautern schönen gepulierten cristallen oder parillen, den lassen sie waihen und halten in gar rain und lesen dazu weirravch, mirren und desgleichen, und wann sie die kunst treiben wöllen, so warten si uf gar ainen schön tag oder haben ain rain gemach und darin gar vil geweichter kerzen. Die maister gand den gen bad und 432 nemen dann das rain chind mit in und beclaiden sich dan in raines weiss gewand, und sitzen nider und sprechen in zauber bät, und prennen dann ir zauberopfer und lassen dann den knaben in den stain sehen und raunen im in seine oren verporgen wort die süllen vast hailig sein, warlich, die wort sind tewflisch. Darnach fragen sie den knaben, ob er icht sech ainen engel? wan der knab spricht ja, so fragen sie in was varb er anhab? spricht der knab rott, so sprechen die maister ie, der engel ist zornig, vnd bäten aber mer und opfernt dem bösen tewfel aber mer. darinn hat dan der bös tewfel ain wolgefallen. spricht der knab dan, der engel ist schwarz, so spricht der maister, der engel ist vast zornig wir müssen noch mer bätten und mer liecht prennen, damit wir senften den zorn des engels. und bätten dan mer und opfernt mit ravch machen und andern dingen . . . . . . wan dan den tiüfel bedunkt, das er dienst genüg hab, so lasst er erscheinen den engel in weiss, so ist dan der maister fro, so fragt er dan das chind was hat der engel in der hand? er fragt in also lang bis er spricht ›ich sich ain zedel in des engels hand‹. so fragt er dan so lang bis er sicht puchstaben. die selben puchstaben sambent dan der maister und macht daruss wort, so lang bis er hat darnach er gefragt hat.

cap. 94. Es ist wol geschehen das etlich priester uf sölich visiones so gar verhaft waren, das si die hailigen patenas, daruf man got in der mess handelt und wandelt, namen, die liessen die kind darinne sehen und hetten glauben, das allein die hailigen engel darin erscheinen möchten und chain tewfel. dieselben haben gar vast geirret etc.

cap. 96. noch treibt man ainen zauberlist den man auch zuschreiht der kunst pyromancia . . . die maister der kunst nemen plei oder zin und zerlassen das, und giessen es dan in ain wasser, und nemen das pald wider darus und beswern die varb und löchlen des pleis oder zins, und sagen künftige oder vergangne ding davon, das alles ain ungelaub ist.

cap. 102. noch wiss, das die menschen auch ansehen die vinger, ob der clain vinger gang an dem goltvinger über das ober glide. das sol gross glück bedeuten und so es ie vester darübergang so sei das glück ie grösser. Mer ob der selb clain vinger das glid an dem benanten goltfinger mit rür, derselb mensch sol so gar unglückhaftig sein. ker dich nicht dran du guter cristen, es ist ain tand.

cap. 103. Es ist ain volk züicht vil in der welt umb, das haisst zygainer, das selb volk weib und man kind und auch alt die treiben die kunst gar vast und verfüren manich ainfalticlichen menschen etc.

cap. 106. 107. 108. von einer warsagerin, die doctor Hartlieb selbst gekannt, und welche vorgab: das die kunst lange jar in irem geschlecht gewesen wär und nach irem tod so käm die genad uf ire elteste. die frau wird von den leuten geehrt und 433 eingeladen. Ich batt sie ir kunst mit mir auch zu tailen. si was willig, sie hiess mich wäschen mein hend und trücknet die mit ir hand selb und neigt ihr gesicht gar genaw uf mein hend und sagt mir sach, die an mir nicht müglich sind zu geschehen.

cap. 115. 116. Spatulamancia ist der siben verpotten kunst aine, die kunst gat gar mit ainem spähen fremden list zu. und so ich alle kunst wol betracht, so hab ich noch nie kaine oder ungelauben funden, der minder grunds hab dan die kunst, zwar es ist wol ain gespöttische kunst . . . . . . die maister diser kunst nemen ain schultern von ainem toten ochsen oder pfärd, ku oder esel. wan ich hab sie gefragt das si sagten, nach ains menschen schultern, die dan die pest sei, so sein aller grosser tier schultern vast gut, und wäschen die schultern gar wol mit wain, darnach mit weichwasser. Si pinden si in ain rain tuch, und so si ir kunst und zauberlist treiben wöllen, so pinden si uf die schultern und tragen sie an ain stat usserhalb tachs und sehen dan in die schultern und mainen das sich die schulter vercher nach ainer jeglichen frag. si haben weder ain liecht noch opfer, aber das ist ain grosser ungelaub, das si die schulter wäschen mit weichwasser und das sie gelauben das sich die schulter durch ir frag vercher und verwandel. der maister gelaub ist so gross das si nach kainem grund der kunst fragen. si sagen von freiem herzen alles das in dan einfelt, uf sölich frag zu lösen und zu entschaiden . . . . . sie mainen das sie alle ding erfragen mügen.

cap. 120. die maister diser kunst haben auch lavg und ufsehen, wie die schulter varb hab, an dem end an der mitt und an allen örtern. darnach pläst in dann der teufel ein, was sie gelauben und reden süllen.

cap. 121. am ersten wil ich schreiben von dem gennspain, als man zu sant Martinstag oder nacht die gans geessen hat, so behalten die eltesten und die weisen das prustpain, und lassen das trucken werden bis morgens fru und schawen dan das nach allen umbstenden, vorn hinden und in der mitt. Darnach so urtailen si dan den winter wie er sol werden kalt warm trucken oder nass, und sind so vest des gelauben, das si daruf verwetten ir gut und hab. si haben auch daruf ain sunder loss das nit välen soll noch mag, als si sagen von dem schnee ob der gross werden sol oder clain, das alles kann das gensspain. Vorzeiten giengen die alten pawren uff den ainöden damit umb, nun ist der ungelaub gewachsen in küngen fürsten und dem ganzen adel, die an sölich sach gelauben.

pag. 76b. 77a. Noch will ich dir ains schreiben von dem genspain das mir in kürz gesagt hat ain gross siglich capitani, an den gross fürsten und gemain gross gelauben haben, ains durch sein tät, das ander durch sein weishait, das dritt durch sein trüi die er allweg in allen nöten an sein erbfürsten gehalten hat. derselb gut man sprach hewr in dem jar tusent vierhundert und fünf und fünfzig jar an sant Niclaustag zu mir, ›lieber maister, 434 wie wirt der winter hewr stan, nachdem als ir sternseher halt?‹ Ich was pald und pald als ich noch bin, und sprach ›her Saturnus gat in dem monat in ain fewrin zaichen, so sind auch ander stern darnach geschickt das in drein jarn kain herter winter wirt‹. Der unverzagt man, der cristenlich haubtman zoch uss seiner wennd den kezrischen ungelauben, das gennspain, und zaigt mir, das nach liechtmess vast grosse keltin werden solt und möcht nicht gefälen. was ich sagt, er sagt mir noch mer, und sagt mir das die tewtschen herrn in Brewssn all ir krig nach dem genspain getriben hetten und wie das genspain gezaigt hett, also hetten si ir zwů fert, aine im sumer die ander im winter, ussgericht. er sprach noch mer dise wort: ›die weil der teutsch orden dem pain volget die weil hetten sie gross wird und ere, seid aber si das gelassen haben, so waiss got wol wie es umb sie statt.‹ Ich sprach ›hett der teütsch orden ander kunst, hilf und stuir nit dan das gennspain so wer ir zuversicht clain‹. mil dem schied ich von meinem reichen wirt.

pag. 76a. Das wissen die natürlichen ärzt wol und sprechen das ain krankhait sei die haisst bolismusβούλιμος. oder apetitus caninus. die selb krankhait mag man mit kainem essen oder trinken dan allain mit ertznei erfüllen. wann alle speis gat ungedäwt durch den leibe, also verschwindt das flaisch und die pain beleiben in ir grösse. das macht das chind so ungestalt, umb das haisst man die chind wächselkind.pag. 78b am ende steht: Clara Hätzlerin, name der schreiberin; von ihrer hand ist auch cod. pal. 677.


 << zurück weiter >>