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Sechstes Kapitel.

Es duftet nach Ambra. Alle die schillernden, bunten und gleißenden leuchtenden Stoffe scheinen einen besonderen Geruch auszuströmen. Grüne Palmen, stehende und hängende Pflanzen, Ampeln, die ihr diskretes Licht sanft abgetönt spenden. Taghelle Räume, dämmrige Ecken, mit Polstern und Teppichen reich ausgestattet. Ein Durcheinanderschwirren von Menschen, die plaudern, lachen, singen, Musik machen, dazwischen jammerndes und bettelndes Volk und laut feilschende Händler, die ihre Waren anpreisen. Ein unsauberes Gelichter von Herumlungerern, die aussehen, als möchte man keinen mit einem Stock berühren, neben üppigster Prachtentfaltung. Das ist wirklich der Orient! Der Orient in seiner ganzen Farbenglut, seinem bezaubernden, malerischen Reiz. Weiber aller Raffen und Stämme, verschleiert und unverschleiert, Männer der verschiedensten Stände, schön und häßlich, pompös oder in Fetzen gekleidet. Ernstes, düsteres Schweigen neben lauter, aufdringlicher Lustigkeit.

Bei einem grünen mit leuchtend roten Granatblüten durchzogenen Gitter unter einer mächtigen Musa sitzt ein junges Mädchen, und zwei Beduinen lagern zu seinen Füßen. Der eine ist ein älterer Mann. Unter einem gestreiften Tuch sieht sein feingeschnittenes, bronzefarbenes Gesicht prächtig aus. Der andere, genau wie er gekleidet, ist bedeutend jünger, hat aber wohl auch die Dreißig überschritten. Der erste der Beduinen, den eine Unmenge prächtiger Waffen belastet, steht auf und fängt an, sich einiger zu entledigen.

»Der Teufel soll's holen, die ganze Komödie! Ich halt's einfach nimmer aus. Wie ich mich nur dazu hab' bringen lassen? Bloß die kleine Krott dort war schuld daran. So was Zuwidriges, wie die ganze Sach' da.«

Die anderen lachen.

»Komm her, ich helfe dir!« meint sein Genosse.

»No, – und du, – kannst du's vielleicht aushalten?«

»Ganz gut, – ich weiß nicht, warum dir's so schwer fällt.«

»Wahrscheinlich, weil ich ein alter Esel bin, der zu so was nimmer taugt!«

»Geh', Onkel Toni, sei doch nicht grantig!«

Er sieht schon wieder ganz vergnügt aus. »Das bin ich gar net, Traudl! So, – seht ihr, – jetzt ist mir's wieder wohl. Aber schön ist's heut! Das muß man dem Uz lassen, – der versteht's.«

»Sicher! Allein nicht bloß das, – woher hat Doktor Degenhardt nur alle diese Prächtigen Dinge? Ich kenne doch den Orient so genau. Was immer hier verwertet ist, alles ist echt. Manche Gruppen so, daß sie geradezu täuschend wirken.«

»Bernheimer, – alles Bernheimer!« lacht Gertrud Degenhardt. »Papa steht sehr gut mit ihm. Ich glaube, der Mann räumte sein halbes Lager aus, um ›seinem Doktor‹ zu dienen!«

»No, – weißt aber auch, – was der für G'schäft durch deinen Vater macht, so das ganze Jahr hindurch!«

Professor Roland Halliger schaut indessen unverwandt das junge Mädchen an, das in einem duftigen, wie aus lauter goldübersäten Schleiern bestehenden Gewand berückend schön aussieht. Er nimmt eine der schmalen Hände und küßt sie: »Kleines Traudl, – liebes, liebes!«

Sachte verschwindet Anton Buchlehner, nicht ohne bemerkt zu haben, daß in den schönen Augen des jungen Mädchens Tränen aufstiegen. Drüben in den anderen Räumen finden Gauklervorstellungen statt, und Fakire verblüffen durch die Echtheit ihres Aussehens und ihrer Unternehmungen. Dieser Raum hier ist nun fast leer. Der feine Strahl eines Springbrunnens plätschert, und die metallene Ampel wirft ein magisches Licht.

»So lange war's von damals bis heute! Von Oktober bis Februar – und doch zu kurz für mich, um – gescheit zu werden!« sagt Professor Halliger mit weicher Stimme.

Die kleine, heiße Hand zuckt in der seinen.

»Morgen reise ich, Fräulein Gertrud, – weit, weit fort, – auf lange, vielleicht später auch wieder wissenschaftlich. Allein, so weit ich auch gehen mag und wär's an das Ende der Welt, ich nehme eine leuchtende Erinnerung mit mir fort. Nicht nur Ihr heutiges, berückendes, gleißendes Bild. Nein, auch ein bescheideneres, aber deshalb nicht minder schönes! Damals, wie Sie in Ihrem Reisekleid – aber wozu quäle ich mich selbst und falle Ihnen vielleicht nur lästig!«

»Nein, – nie

Sie sagt es rasch und erregt. Dann legt sie sich in die Polster zurück und schließt die Augen. Ihre Hand überläßt sie dem Beduinen und merkt es gar nicht, daß sie noch immer von seinen Fingern eingeschlossen ruht. Halblaut, mit einem ihn rührenden Klang in der Stimme sagt sie:

»In Ihrer Nähe ist mir wohl, – so ruhig und friedlich, so behütet fühle ich mich. So, als könnte nichts im Leben mir an. Allein hier zu Haus, – es ist ja schrecklich, – aber – ich fühle mich unglücklich daheim!«

Er streichelt ihre weichen Finger und das feine Gelenk in langsamen, zarten Bewegungen. So erregt er auch ist, spricht er dennoch kein Wort.

»Zerrissen im Gemüt fühle ich mich, halb unbefriedigt und ruhelos. An allen Ecken und Enden fehlt mir irgend etwas, und ich meine beständig, auf einem Vulkan zu leben. Wie oft reut es mich nun schwer, daß ich ohne weiteres und tieferes Denken meine Pensionszeit selbst noch etwas verlängert und doch nichts Ernstes damit für meine Zukunft vorbereitet habe. Jetzt möchte ich wohl einen Beruf ergreifen; aber ich kann und weiß ja gar nichts Wirkliches. Ich kann das alles keinem Menschen sonst sagen, höchstens Onkel Toni; die anderen würden nur lachen. Ludl zum Beispiel schilt, wenn ich dergleichen nur andeute, und sagt, ich wäre in der Pension so anders und überspannt geworden. Ich komme mir auch so alt gegen ihn vor, und früher waren wir uns doch weitaus am nächsten gestanden. Wir haben uns ja so lieb gehabt!«

»Das kommt wieder. Es ist ein Übergangsstadium. Ich kenne Ihren jüngsten Bruder wenig, aber nach dem, was Sie mir von ihm erzählten, muß er Ihnen noch am meisten ähneln.«

Sie nickt verträumt. Beide schweigen. Plötzlich tritt rasch eine bunte, in Seide raschelnde Gestalt ins sonst leere Zimmer. Über dem Gesicht Isoldens liegt das weiße Schleiertuch. Vorsichtig sieht sie sich um, denkt aber doch nicht an die Ecke hinter der Blumenwand. Ein Türke, in schöne, reiche Gewänder gehüllt, mit einem prächtigen Säbel, folgt ihr auf dem Fuß und legt ohne weiteres seinen Arm um ihren Leib. Ein rasches, leidenschaftliches Zwiegespräch.

»Schnell, schnell, einen Kuß, ich vergehe!«

Sie willfahrt ihm und preßt sich dicht an ihn. Endlos hängen ihre Lippen aneinander.

»Ist, meine Isi! Mittwoch abend wieder, – aber sicher, – was?«

»Wieder bei dir? Du, ich hab Angst, – deine Wirtin hat neulich ein so komisches Gesicht gemacht!«

Er lacht. »Na ja, – freilich, wenn's im Zimmer nachher aussieht, als wenn die jungen Hunde gerackelt hätten!«

»Geh', – du!«

Wieder küßt er sie heiß. Dann fahren sie aber eilends auseinander, denn der Pascha mit seinem glänzenden Harem naht; Doktor Degenhardt und Frau hatten es verstanden, allen schlechten Witzen die Spitze abzubrechen, indem sie ihnen zuvorkamen. Frau Thilde, in einer schwarzen täuschenden Perücke, trefflich und diskret geschminkt und äußerst geschickt angezogen, macht trotz all ihrer Stärke durch ihre Erscheinung die Jüngsten tot. Hinter ihr folgt ein Troß schöner Weiber, von denen die Mehrzahl nicht nur an diesem Karnevalsfest dem Harem Degenhardts angehört. Mohren schreiten fächelnd nebenher. Die meisten Gäste schließen sich lachend und kreischend dem Zuge an. Die allgemeine Stimmung ist schon in ein Stadium getreten, das Vorsichtige an die Abschiedsstunde denken läßt. Aber da beginnt die Hauptsache in diesem Haus erst recht. Isolde geht nun züchtig mit dem Leutnant von vorhin, der prächtig unter seinem Turban aussieht und sich harmlos mit ihr zu unterhalten scheint. Emmy hat mit ihrem Mann, Doktor Burger, eine Szene gehabt ihres äußerst gewagten Bajaderen-Kostüms wegen und schlendert schmollend und widerstrebend an seiner Seite. Er wirft wütende Blicke auf den Maler, der das Kostüm verschuldet hat und augenblicklich Frau Emmys hauptsächlichster Verehrer ist.

Keinem von beiden, die hinter dem Geflecht von Buchs und feurigen Granatblüten den bunten, lauten Strom an sich Vorüberrauschen lassen, fällt es ein, sich etwa rasch und unbemerkt darunter zu mischen. Totenbleich lehnt Gertrud Degenhardt in den weichen, goldgestickten Atlaspfühlen. Von ihren Fingerspitzen kriecht es eiskalt herauf, höher, immer höher, bis ans Herz. Sie schließt die Augen fest. Nur jetzt nicht Roland Halliger ins Gesicht schauen müssen! Dieser steht auf, und indem er seinen mächtigen Mantel ausbreitet, um sie möglichst zu verbergen, nestelt er mit einer Hand dazu an seinen Waffen. Zwei als Mohren verkleidete Diener stellen Tischchen mit Erfrischungen auf und rollen auch ein Wägelchen mit solchen beladen herein. Das Souper ist vorüber, aber Getränke, Eis und Leckereien sollen nun serviert werden.

»Herrgott sakra, – dös verfluchte G'schmier im G'sicht. Mir rinnt alleweil d' ranzige schwarze Fetten ins Maul!« Dann der andere: »Bal' i nur nimmer maschkara gehn muaß; mir war's gnua!«

Die zwei Schwarzen entfernen sich, ohne weiter auf den Beduinen zu achten, den sie flüchtig an seinem Kostüm etwas ordnen sahen. Dieser beugt sich nun über Gertrud.

»Sie leiden! – Ich begreife ja, – allein, – aber,« er weiß nicht recht, wie er ihr ausdrücken soll, daß für ihn das eben Beobachtete gar nichts weiter bedeutet und an seiner Liebe und seinem Vertrauen zu ihr durchaus nicht zu rütteln vermöge.

»Traudl! Sie können doch nichts dafür! Sie sind ja doch ganz anders!«

Ein Zittern befällt sie. Auch ist sie überanstrengt durch die großartigen Vorbereitungen, die nötig waren, um das elterliche geräumige Haus in dieses Märchenland zu verwandeln. Ernst Degenhardt genießt den Ruf der Berühmtheit in den Arrangements derartiger Festlichkeiten. Nicht selten nehmen sogar Künstler seinen Rat und seine Hilfe in solchen Angelegenheiten in Anspruch. Wenn er nun hier auch durchaus nicht in der Anwendung bezahlter, fremder Hilfskräfte gegeizt hatte, so hatte dies alles doch immerhin die Ruhe und Gemütlichkeit einiger Tage gekostet. In dieser Zeit war ein gutes, eigenes Bett bei Degenhardts Illusion gewesen. Der Hausherr blieb freilich einfach in seinem Absteigequartier der äußeren Karlstraße, das er sich aus allerlei Gründen hält, indem er die große Entfernung der Bank von seiner Wohnung dabei betont. Wo die Seinen für diese Nächte, da er ein Tohuwabohu in diesem Hause geschaffen, unterkommen mögen, darüber zerbricht er sich nicht den Kopf.

Das junge Mädchen fühlt sich vor Scham fast erdrückt. Es kann sich nicht länger beherrschen und bricht in Tränen aus. Zu vieles ist auf sie seit dem Herbst eingestürmt, da sie nach zweijähriger Abwesenheit in der Pension wieder ins Elternhaus zurückgekommen. Wie einstmals Anton Buchlehner das Kind so oft ruhig hatte ausschluchzen lassen, so läßt nun sein jüngerer Freund Halliger Gertrud heute weinen, ohne sie weiter zu fragen. Er weiß genug und hat reichlich beobachtet, um ihre Gemütsverfassung verstehen zu können. Nur gedämpft dringt der Festesjubel bis zu ihnen; er klingt wie fernes Meeresbrausen. Auf der im Hinterhaus aufgeschlagenen Bühne beginnt gerade ein unendlich toller, aber farbenprächtiger, malerischer Tanz. Emmy hatte ihrem Mann so lange widerwärtige Szenen bereitet, bis sie es durchgesetzt, dabei Mitwirken zu dürfen. Ihr Freund, der Maler, ist Arrangeur der Gruppenbilder, der Beleuchtungseffekte und der Kostüme.

Traudl beruhigt sich allmählich. Der Professor geht an eines der Tischchen, holt geeiste Limonade, die sie fast austrinkt und taucht in ein Wasserglas einen Zipfel seines Gewandes, mit dem er ihr Augen und Wangen betupft. »Bei Ihnen kann man es ja, – es färbt nicht ab,« versucht er zu scherzen. Sie lächelt ihm zu, und als wolle sie entschlossen eine Last abwerfen, reicht sie ihm wieder die Hand. Nun aber überkommt ihn aufs neue ein überwältigendes Gefühl. Seine Stimme klingt rauh und erregt.

»Ich weiß, daß Sie Bewerber haben, Fräulein Gertrud, – zum Beispiel Baron Schöll und Doktor Maßhalter, beide vermögend, Männer von Ansehen. Sie aber schlugen deren Anträge aus oder winkten ab. Drängt es Sie unter all den Umständen nicht sehr aus dem Elternhaus, obgleich Sie noch ein halbes Kind sind?«

Sie wirft ihm einen ganz entrüsteten Blick zu: »Das sagen Sie? Soll ich's etwa machen wie Emmy und heiraten, nur um herauszukommen? – Ich mochte noch nie einen leiden!«

»Aber, wenn einer käme, den – Sie – lieb genug haben würden?«

»Es kommt aber keiner!«

Sie errötet heiß, wendet sich ab und spielt mit den Enden ihrer Schleiergewänder. Vor Halligers Augen wirbelt blaues Gewölk, – Feuerrauten, – wogende Wellen.

»Gibt es gar keinen solchen? Gar keinen, Traudl? Können Sie sich das wirklich nicht denken? Sie sagten mir, ich brächte Ihnen stets Frieden und Ruhe. Sehen Sie, ich liebe Sie so heiß und so tief, wie Sie wohl kaum ahnen. Vielleicht ist's ja lächerlich, wenn ich mit meinen Achtunddreißig so zur Siebzehnjährigen spreche, – aber ich kann nicht anders. Und draußen, – an der Heide von Seedland – steht mein stilles Elternhaus. Schön ist es dort für einen, der Herz und Seele, Sinn auch für die Natur hat. Nach jeder, jeder Reise zieht es mich zuerst nach dort hin. Meine Rastlosigkeit gäbe ich natürlich auf, wohl auch einen Teil der Wissenschaft, für Sie, – ich weiß es nicht, was ich alles täte! Traudl, liebes kleines, willst du mit mir nach Seedland ziehen?«

Eine wilde Jagd von Szenen und Ereignissen rast in tollen Bildern an den geistigen Augen des jungen Mädchens vorüber. Der erste Eindruck wird wieder lebhaft in ihm, den es empfangen, als es im Oktober bei der Heimreise als Reisegefährten den blassen, vornehm aussehenden Herrn gefunden. Das war gewesen bei einer Flucht aus dem überfüllten Damencoupé in ein solches für Nichtraucher. Sofort hatte der Professor sie an Onkel Toni gemahnt, obwohl er bedeutend jünger war und sich alsbald als Norddeutscher entpuppte. Auch jetzt fällt ihr Buchlehner ein. Zugleich muß sie ihres kindischen Verlöbnisses mit diesem gedenken. Ganz klar steht vor ihr, was damals das Kind zu dem Getreuen gezogen. Ein dunkler Drang und Instinkt! Und Ähnliches meint sie jetzt wieder zu fühlen. Ihr ist mit einem Mal, als befände sie sich auf einer Flucht, und ein großes Tor in festen Angeln schlösse sich hinter einer Welt, die ihr Schrecken eingejagt. Zu gleicher Zeit liegt vor ihr eine bunte Wiese mit sonnigen Blumen, ein friedliches Haus und in seinem Rücken dunkle Wälder. Seedland! Im Norden liegt es! – Da durchfährt es sie: Im Norden! Weit, weit vom alten München und seinen plumpen, lieben Türmen. Sie hätte die ganze Stadt umarmen können, als sie deren Boden nach so langer Zeit wieder betreten hatte. Dem ersten bayrischen, gemütlichen Schaffner aber hatte sie aus ihrer zusammengeschmolzenen Barschaft ohne allen Grund zwei Mark geschenkt, und Tränen der Freude waren ihr bei seinem breiten Dialekt in die Augen getreten. Fort von München! Aber sei es! Mit ihm, dem Treuen, Guten, Klugen und Ehrenhaften, – da würde sie es wagen. Und es zieht sie zu ihm, der stumm den Sturm beobachtet, der sie ganz sichtbar innerlich durchbraust. Tief ergriffen fühlt sie sich und befreit, zugleich auch wie auf einen Thron erhoben: steht doch dieser Mann so hoch über ihr. Sie ist ja nur ein dummes, kleines Mädchen von siebzehn Jahren, das sich fürchtet allein zu sein im Dunkel des Lebens. Und dieser Mann hat sie lieb, – so lieb! Wie in scheuer Frage blickt sie ihn an. Jetzt sieht sie wieder ganz aus wie das Traudl vor fünf Jahren, wenn es bei Onkel Toni gesessen und sich über etwas ganz furchtbar gewundert hatte.

Leise zieht Roland Halliger ihre schlanke, schmiegsame Gestalt an sich. Sein weicher, brauner Bart mischt sich mit ihrem schimmernden Gelock, das rot aussieht im Scheine der Ampel.

» Mein Traudl!«

Ihr ist wie im Traume. Sie flüstert: »Mit dir geh ich bis ans Ende der Welt!«

Weiter, immer weiter rückt das Bild der Stadt von ihr hinweg; und immer leiser wird das Brausen, alle die Geräusche, die daraus ertönen. Nur mehr aus nebelhafter Ferne streben daraus zwei dunkle, lange Schatten mächtig empor. Aber ganz nahe, tief und klar, wahrhaftig, wie ewige Treue spricht, dröhnen die feierlichen Glocken des Domes ›Unserer lieben Frau‹.


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