Nikolai Gogol
Die toten Seelen
Nikolai Gogol

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Neuntes Kapitel

Zur frühen Morgenstunde, noch vor der Zeit, die in der Stadt N. für Visiten bestimmt ist, flatterte aus der Türe eines orangegelben hölzernen Hauses mit einem Mezzanin und blauen Säulen eine Dame in einem eleganten karierten Überwurf, begleitet von einem Lakai in einem Mantel mit mehreren Kragen und goldenen Tressen auf dem glänzenden Hut. Die Dame flatterte sofort mit ungewöhnlicher Eile die herabgelassene Stufe der vor dem Hause wartenden Equipage hinauf. Der Lakai schlug die Wagentür hinter ihr zu, warf das Trittbrett hinauf, klammerte sich an den Riemen hinten fest und rief dem Kutscher zu: »Vorwärts!« Die Dame hatte eine Neuigkeit, die sie soeben gehört hatte, bei sich und fühlte einen unüberwindlichen Drang, sie so schnell als möglich jemand anderem mitzuteilen. Jeden Moment blickte sie aus dem Wagenfenster hinaus und stellte zu ihrem unsagbaren Ärger fest, daß noch immer die Hälfte des Weges übrigblieb. Jedes Haus schien ihr heute länger als sonst; das weiße, steinerne Spital mit den schmalen Fenstern zog sich unerträglich in die Länge, so daß sie es schließlich nicht mehr aushielt und rief: »Der verfluchte Bau, er will gar kein Ende nehmen!« Der Kutscher hatte schon zweimal den Befehl bekommen: »Schneller, schneller, Andrjuschka! Du fährst heute unerträglich langsam!« Endlich war das Ziel erreicht. Die Equipage hielt vor einem gleichfalls hölzernen zweistöckigen Hause von dunkelgrauer Farbe mit kleinen weißen Basreliefs über den Fenstern, mit einem hohen hölzernen Gitter dicht vor den Fenstern und einem schmalen Vorgärtchen, hinter dessen Gitter die schmächtigen Bäumchen ganz weiß von dem sie immer bedeckenden Straßenstaub waren. In den Fenstern erblickte man Blumentöpfe, einen Papagei, der sich in seinem Käfig schaukelte, indem er sich mit dem Schnabel am Ring festhielt, und zwei Hündchen, die in der Sonne schliefen. In diesem Hause wohnte eine intime Freundin der Dame, die soeben angekommen. Der Autor ist in Verlegenheit, wie er die beiden Damen so nennen soll, daß keine von ihnen ihm zürne, wie man es einst zu tun pflegte. Einen Familiennamen erfinden, wäre gefährlich. Welchen Namen man auch erfinden mag, immer wird sich in irgendeinem Winkel unseres Landes, das ja groß genug ist, jemand finden, der diesen Namen trägt; dieser könnte dem Autor ernsthaft böse werden und sagen, daß er absichtlich im geheimen hingereist sei, um alles auszuspionieren und zu erfahren, was für ein Mensch er sei, was für einen Pelz er trage, was für eine Agrafena Iwanowna er zu besuchen pflege und was er gern esse. Wollte man die Menschen aber mit ihrem Rang bezeichnen, so könnte es, Gott behüte, noch gefährlicher werden. Alle Stände und Rangklassen sind bei uns jetzt dermaßen gereizt, daß ihnen alles, was sie in einem gedruckten Buche finden, als eine persönliche Anspielung erscheint: diese Stimmung hängt einmal in der Luft. Wenn man bloß sagt, daß in einer gewissen Stadt ein dummer Mensch wohnt, so wird das gleich als eine persönliche Beleidigung aufgefaßt: sofort tritt ein Herr von ehrwürdigem Äußeren vor und ruft: »Auch ich bin ein Mensch, folglich bin auch ich dumm«; mit einem Worte, er errät sofort den Zusammenhang. Darum wollen wir die Dame, die eben den Besuch empfing, so nennen, wie sie fast einstimmig in der Stadt N. genannt wurde: »die in allen Beziehungen angenehme Dame«. Diesen Namen hatte sie auf eine rechtmäßige Weise erworben, denn sie hatte kein Mittel gespart, um als im höchsten Grade liebenswürdig zu erscheinen, obwohl durch diese Liebenswürdigkeit zuweilen eine unheimliche Gewandtheit des weiblichen Charakters hindurchschimmerte. In manchem ihrer angenehmen Worte steckte ein höchst gefährlicher Stachel! Und was erst in ihrem Herzen kochte gegen jede, die sich auf irgendeine Weise oder durch irgendein Mittel den ersten Platz zu erkämpfen suchte, davor möchte Gott einen jeden behüten! Dies alles war aber in den feinsten Anstand gehüllt, den man in einer Gouvernementsstadt überhaupt treffen kann. Jede ihrer Bewegungen war mit feinem Geschmack berechnet, sie liebte sogar Verse, sie hielt sogar zuweilen ihren Kopf träumerisch gesenkt, und alle waren sich darin einig, daß sie wirklich eine in allen Beziehungen angenehme Dame sei. Die andere Dame, d. h. die, die soeben gekommen war, hatte keinen so vielseitigen Charakter, und darum wollen wir sie »die einfach angenehme Dame« nennen. Der Besuch weckte die beiden Hündchen, die in der Sonne schliefen: die zottige Adèle, die sich fortwährend in ihren eigenen langen Haaren verfing, und den Rüden Potpourri mit den dünnen Beinchen. Beide Hunde trugen bellend ihre geringelten Schwänze ins Vorzimmer, wo der Besuch seinen Umhang ablegte und plötzlich in einem Kleid von moderner Farbe und Muster, mit langen Schwänzen am Halse, dastand; durchs Zimmer zog ein Duft von Jasmin. Sobald die in allen Beziehungen angenehme Dame von der Ankunft der einfach angenehmen Dame erfahren hatte, lief sie sofort ins Vorzimmer hinaus. Die beiden Damen griffen sich bei den Händen, küßten sich und schrien auf, wie die Institutsschülerinnen aufzuschreien pflegen, wenn sie sich bald nach der Entlassung aus der Anstalt begegnen und ihre Mütter ihnen noch nicht erklärt haben, daß der Vater der einen ärmer sei und im Range tiefer stehe, als der Vater der anderen. Der Kuß schallte so laut, daß die beiden Hündchen wieder zu bellen anfingen, wofür sie einen Klaps mit dem Taschentuch bekamen – und die beiden Damen begaben sich in den Salon, der selbstverständlich blau war und ein Sofa, einen ovalen Tisch und sogar eine efeuumwundene spanische Wand enthielt. Ihnen folgten knurrend die zottige Adèle und der schlanke Potpourri auf seinen dünnen Beinchen. »Hierher, hierher, in diese Ecke!« sagte die Hausfrau, den Besuch in eine Ecke des Sofas nötigend. »Ja, so! Ja, so! Da haben Sie auch ein Kissen!« Mit diesen Worten stopfte sie ihr hinter den Rücken ein Kissen, auf dem mit bunter Wolle ein Ritter gestickt war, und zwar so, wie man solche Ritter immer auf Kanevas zu sticken pflegt: die Nase bildete eine Treppe und der Mund ein Viereck. »Wie freue ich mich, daß Sie . . . Ich höre eben jemand vorfahren und frage mich, wer mich wohl so früh besuchen könnte. Parascha sagt: ›Es ist die Vizegouverneurin‹, und ich sage: ›Da ist wieder die dumme Gans gekommen, um mich zu langweilen!‹ Ich wollte schon sagen lassen, ich sei nicht zu Hause . . .«

Die eben angekommene Dame wollte zur Sache schreiten und ihre Neuigkeit mitteilen; aber ein Ausruf, den die in allen Beziehungen angenehme Dame in diesem Augenblick von sich gab, lenkte das Gespräch in eine andere Richtung.

»Ach, was für ein lustiger Kattun!« rief die in allen Beziehungen angenehme Dame, das Kleid der einfach angenehmen Dame betrachtend.

»Ja, er ist sehr lustig. Praskowja Fjodrowna findet aber, daß es schöner wäre, wenn die Karos etwas kleiner und die Punkte nicht braun, sondern blau wären. Meiner Schwester schickte ich neulich einen Stoff: das ist etwas so Entzückendes, daß man es mit Worten gar nicht sagen kann. Denken Sie sich nur: schmale, ganz schmale Streifchen, so schmal, wie sie sich die menschliche Phantasie nur ausmalen kann, der Grund ist blau, und zwischen je zwei Streifchen sind immer Äuglein und Pfötchen, Äuglein und Pfötchen, Äuglein und Pfötchen . . . Mit einem Worte, unvergleichlich! Man darf entschieden behaupten, daß es auf der Welt noch nichts Ähnliches gegeben hat.«

»Liebste, das ist doch zu bunt!«

»Ach nein, es ist gar nicht bunt!«

»Ach, es ist zu bunt!«

Es ist zu erwähnen, daß die in allen Beziehungen angenehme Dame in gewisser Beziehung Materialistin und zur Negation und zu Zweifeln geneigt war und vieles im Leben verneinte.

Die einfach angenehme Dame erklärte ihr aber, daß es durchaus nicht zu bunt sei und rief: »Ach ja, ich gratuliere Ihnen: man trägt keine Falbeln mehr!«

»Wieso trägt man keine mehr?«

»Statt ihrer trägt man nur noch kleine Festons.«

»Ach, das kann nicht schön sein!«

»Lauter Festons, überall Festons: die Pelerine aus Festons, an den Ärmeln Festons, Epaulettes aus Festons, unten Festons, überall Festons.«

»Das kann nicht schön sein, Ssofja Iwanowna, wenn überall Festons sind!«

»Es ist entzückend, Anna Grigorjewna, gar nicht zu sagen, wie entzückend das ist: sie werden mit zwei Säumchen genäht und haben oben einen breiten Hohlsaum . . . Aber, jetzt kommt etwas, worüber Sie sich noch mehr wundern werden, Sie werden sagen, daß es . . . Also staunen Sie, denken Sie sich nur: die Taillen werden jetzt noch länger getragen, vorn haben sie einen Vorsprung, und das vordere Fischbein ragt ganz aus dem Rahmen hinaus; der Rock wird rundherum gerafft, wie man es bei den alten Reifröcken hatte, hinten wird er sogar ein wenig wattiert, so daß es ganz ›belle femme‹ wird.«

»Nun, da muß ich gestehen! . . .« sagte die in allen Beziehungen angenehme Dame, den Kopf mit großer Würde schüttelnd.

»Ja, Sie haben ganz richtig bemerkt: da muß ich gestehen!« entgegnete die einfach angenehme Dame.

»Sie können sagen, was Sie wollen, diese Mode mache ich nicht mit.«

»Auch ich nicht . . . Nein, wirklich, wenn man bloß bedenkt, was die Mode sich nicht alles erlaubt . . . das ist schon wirklich zu viel! Ich habe sogar meine Schwester um ein Schnittmuster gebeten, nur zum Scherz; meine Malanja ist schon beim Nähen.«

»Sie haben also ein Schnittmuster?« rief die in allen Beziehungen angenehme Dame nicht ohne eine sichtliche innere Bewegung.

»Gewiß, meine Schwester hat es mir mitgebracht.«

»Liebste, geben Sie es mir, um Gottes willen!«

»Ach, ich habe es schon Praskowja Iwanowna versprochen. Höchstens nach ihr.«

»Wer wird es denn nach Praskowja Iwanowna tragen wollen? Das wäre sehr merkwürdig von Ihnen, wenn Sie eine Fremde Ihrer Freundin vorzögen.«

»Sie ist doch meine Tante zweiten Grades.«

»Ach, was ist sie für eine Tante: doch nur seitens Ihres Mannes . . . Nein, Ssofja Iwanowna, davon will ich gar nichts hören; es sieht so aus, als wollten Sie mich beleidigen . . . Offenbar sind Sie meiner überdrüssig; offenbar wollen Sie die Bekanntschaft mit mir abbrechen.«

Die arme Ssofja Iwanowna wußte gar nicht, was anzufangen. Sie fühlte selbst, daß sie zwischen zwei mächtige Feuer geraten war. Das kommt davon, wenn man prahlen will! Sie wäre bereit, sich zur Strafe dafür ihre dumme Zunge mit Nadeln zu zerstechen.

»Nun, was hört man von unserem Herzensbrecher?« fragte indessen die in allen Beziehungen angenehme Dame.

»Ach, mein Gott! Wie kann ich bloß so dasitzen?! Das ist wirklich schön! Wissen Sie, Anna Grigorjewna, was ich Ihnen für eine Neuigkeit bringe?« Der Atem der angenehmen Dame stockte, die Worte waren im Begriff, wie die Habichte einander nachzujagen, und nur solch ein Unmensch, wie es ihre intime Freundin war, konnte es übers Herz bringen, sie hier zu unterbrechen.

»Sie können ihn noch so loben und preisen«, sagte sie viel lebhafter, als sie sonst zu sprechen pflegte. »Ich werde Ihnen aber ganz offen sagen, ich werde es auch ihm ins Gesicht sagen, daß er ein nichtswürdiger Mensch ist! Ein nichtswürdiger, ein ganz nichtswürdiger Mensch!«

»Hören Sie doch nur, was ich Ihnen erzählen will . . .«

»Man hat die Ansicht verbreitet, daß er ein hübscher Mann sei; er ist aber gar nicht hübsch, und auch seine Nase – auch seine Nase ist höchst unangenehm.«

»Lassen Sie mich Ihnen erzählen . . . Liebste, liebste Anna Grigorjewna, lassen Sie mich erzählen! Das ist doch eine ganze Geschichte, verstehen Sie, eine Geschichte, ce qu'on appelle histoire!« sagte die angenehme Dame mit verzweifeltem Ausdruck und flehender Stimme. Es schadet nicht zu bemerken, daß das Gespräch der beiden Damen sehr viele fremdsprachige Worte und sogar ganze französische Sätze enthielt. Aber so sehr auch der Autor den heilsamen Nutzen anerkennt, den die französische Sprache unserer Heimat bringt, so groß auch seine Ehrfurcht vor der lobenswerten Gewohnheit unserer höheren Klassen ist, diese Sprache zu allen Stunden des Tages, natürlich nur aus tiefster Liebe für ihr Vaterland, zu gebrauchen, trotzdem kann er sich unmöglich entschließen, in dieses russische Poem einen Satz aus irgendeiner fremden Sprache aufzunehmen. Darum fahren wir auf russisch fort.

»Was ist das für eine Geschichte?«

»Ach, liebste Anna Grigorjewna! Wenn Sie sich doch nur die Lage vorstellen könnten, in der ich mich befand! Denken Sie nur: da kommt zu mir heute die Protopopenfrau, die Frau des P. Kirill, und was denken Sie? Unser stiller, sanfter Gast, was der bloß angestellt hat!«

»Wie, hat er denn auch der Protopopenfrau den Hof gemacht?«

»Ach, Anna Grigorjewna, wenn er ihr bloß den Hof gemacht hätte, das wäre noch nicht so schlimm! Hören Sie nur, was mir die Protopopenfrau erzählte. Es kam zu ihr die Gutsbesitzerin Korobotschka, ganz außer sich vor Schreck und bleich wie der Tod, und erzählte ihr . . . Gott, was sie ihr erzählte! Hören Sie nur, es ist ein ganzer Roman: plötzlich, zur Mitternachtstunde, als alles im Hause schläft, ertönt vor dem Tore ein Lärm, so schrecklich, wie man ihn sich gar nicht vorstellen kann! Und eine Stimme schreit: ›Macht auf, macht auf! Sonst wird das Tor eingeschlagen! . . .‹ Wie gefällt Ihnen das? Ist das nicht ein reizender Mensch?«

»Wie ist denn diese Korobotschka? Ist sie hübsch und jung?«

»Keine Spur, ein altes Weib.«

»Das ist ja entzückend! So hat er sich an die Alte herangemacht? Einen guten Geschmack haben unsere Damen, die sich in ihn verliebten.«

»Aber nein, Anna Grigorjewna, es ist etwas ganz anderes, als Sie glauben. Denken Sie sich nur: er erscheint vom Kopf bis zu den Füßen bewaffnet wie ein Rinaldo Rinaldini und verlangt: ›Verkaufen Sie mir alle Seelen, die gestorben sind.‹ Die Korobotschka antwortet ihm ganz vernünftig: ›Ich kann sie nicht verkaufen, denn sie sind tot.‹ – ›Nein,‹ sagt er, ›sie sind nicht tot; es ist meine Sache,‹ sagt er, ›zu wissen, ob sie tot sind oder nicht; sie sind nicht tot, sie sind nicht tot!‹ schreit er: ›Sie sind nicht tot!‹ Mit einem Worte, er macht einen furchtbaren Skandal; das ganze Dorf läuft zusammen, die Kinder weinen, alle schreien, keiner versteht den anderen, kurz – horreur, horreur, horreur! . . . Aber Sie können sich gar nicht vorstellen, wie ich mich aufregte, als ich das alles hörte. ›Liebste Gnädige,‹ sagt mir Maschka, ›schauen Sie doch nur in den Spiegel, wie blaß Sie sind.‹ – ›Ach was, Spiegel,‹ sag ich ihr, ›ich muß sofort zu Anna Grigorjewna fahren und es ihr erzählen.‹ Sofort befehle ich den Wagen anzuspannen. Der Kutscher Andrjuschka fragt mich, wohin er fahren soll, aber ich kann kein Wort hervorbringen, ich schaue ihm nur ganz blöde in die Augen; ich glaube, er dachte sich, ich sei verrückt geworden. Ach, Anna Grigorjewna! Wenn Sie sich nur vorstellen könnten, wie erschrocken ich war!«

»Es ist doch wirklich merkwürdig«, sagte die in allen Beziehungen angenehme Dame: »Was hat es wohl mit diesen toten Seelen für eine Bewandtnis? Ich gestehe, daß ich gar nichts begreife. Schon zum zweitenmal höre ich von diesen toten Seelen; und mein Mann sagt, daß Nosdrjow einfach lügt. Etwas wird aber schon wahr sein.«

»Versetzen Sie sich nur in meine Lage, Anna Grigorjewna, wie es mir zumute war, als ich dieses hörte. ›Nun weiß ich nicht,‹ sagt die Korobotschka, ›was ich tun soll. Er zwang mich,‹ sagt sie, ›irgendein gefälschtes Papier zu unterschreiben und warf mir fünfzehn Rubel in Banknoten hin; ich bin‹, sagt sie, ›eine unerfahrene, hilflose Witwe, ich weiß nichts!‹ Ja, das sind Sachen! Wenn Sie sich nur vorstellen könnten, wie mich das alles aufgeregt hat!«

»Sie können sich denken, was Sie wollen, es handelt sich aber sicher nicht um die toten Seelen, es muß etwas anderes dahinter stecken.«

»Auch ich muß gestehen«, sagte nicht ohne Erstaunen die einfach angenehme Dame und fühlte sofort die heftigste Begierde zu hören, was wohl dahinter stecken möge. Sie fragte sogar gedehnt: »Was glauben Sie, steckt wohl dahinter?«

»Nun, was denken Sie?«

»Was ich mir denke? . . . Ich muß gestehen, ich bin ganz ratlos.«

»Ich möchte doch gerne wissen, was Sie sich wohl darüber für Gedanken machen?«

Doch die angenehme Dame wußte nichts zu sagen. Sie hatte nur die Fähigkeit, sich aufzuregen, doch irgendeine kluge Kombination aufzustellen, brachte sie nicht fertig, und darum hatte sie mehr als jede andere das Bedürfnis nach zärtlicher Freundschaft und Ratschlägen.

»Also hören Sie, ich will Ihnen sagen, was hinter diesen toten Seelen steckt«, sagte die in allen Beziehungen angenehme Dame, und die einfach angenehme Dame wurde bei diesen Worten ganz Ohr: ihre niedlichen Ohren spitzten sich ganz von selbst, sie richtete sich auf, so daß sie fast nicht mehr auf dem Sofa saß; obwohl sie recht korpulent war, wurde sie plötzlich leicht und dünn wie ein Federflaum, der beim leisesten Lufthauch in die Höhe steigt.

So wird ein russischer Gutsbesitzer, der auf Hunde und auf die Jagd versessen ist, wenn er sich dem Walde nähert, aus dem jeden Augenblick der von den Treibern aufgescheuchte Hase herausspringen kann, mit seinem Pferd und mit der zum Schlage erhobenen Peitsche zu einem erstarrten Augenblick, zu Schießpulver, das nur auf einen Funken wartet. Seine Augen bohren sich in die trübe Luft, er wird schon das Tier einholen, er wird ihm schon den Garaus machen, und wenn auch die ganze schneeverwehte Steppe sich gegen ihn erhebt und seinen Mund, seinen Schnurrbart, seine Augen und Brauen und seine Bibermütze mit silbernen Sternen überschüttet.

»Die toten Seelen . . .« sagte die in allen Beziehungen angenehme Dame.

»Was? Was?« fiel ihr die Freundin ganz außer sich ins Wort.

»Die toten Seelen! . . .«

»Ach, sagen Sie es doch, um Gottes willen!«

»Die toten Seelen sind nur ein Vorwand, die Sache ist aber folgende: er will die Gouverneurstochter entführen.«

Diese Schlußfolgerung war in der Tat höchst unerwartet und in jeder Beziehung ungewöhnlich. Als die angenehme Dame das hörte, erstarrte sie zu Stein, erbleichte, erbleichte wie der Tod und bekam ernsthaft Angst. »Ach, mein Gott!« rief sie, die Hände zusammenschlagend: »Das hätte ich wirklich niemals erwartet!«

»Ich muß aber sagen, daß ich, gleich als Sie den Mund aufmachten, schon ahnte, worum es sich handelt«, entgegnete die in allen Beziehungen angenehme Dame.

»Was für einen Wert hat nach alledem die Institutserziehung, Anna Grigorjewna! Was soll man von dieser Unschuld halten?!«

»Eine nette Unschuld! Ich hörte sie solche Sachen sagen, die ich gar nicht nachzusprechen wage.«

»Wissen Sie, Anna Grigorjewna, da bricht einem das Herz entzwei, wenn man sieht, was für Fortschritte die Unsittlichkeit macht.«

»Und die Männer sind alle in sie vernarrt. Ich muß aber gestehen, daß ich an ihr nichts finden kann . . .«

»Sie ist ganz unerträglich affektiert.«

»Ach, liebste Anna Grigorjewna! Sie ist wie eine Statue, ohne den geringsten Ausdruck im Gesicht.«

»So affektiert! So furchtbar affektiert! Mein Gott, wie affektiert! Wer sie das gelehrt hat, weiß ich nicht; aber ich habe noch nie ein weibliches Wesen gesehen, das so furchtbar affektiert wäre.«

»Herzchen! Sie ist eine Statue und bleich wie der Tod.«

»Ach, Ssofja Iwanowna, sagen Sie das nicht: sie schminkt sich ja, daß es eine wahre Schande ist.«

»Was sagen Sie nur, Anna Grigorjewna: sie ist ein Stück Kreide, Kreide, die reinste Kreide.«

»Liebste, als ich neben ihr saß, sah ich es: die Schminke ist fingerdick aufgetragen und bröckelt ab wie Mörtel von der Wand. Die Mutter hat sie es gelehrt, die Mutter ist eine Kokette, doch die Tochter wird die Mutter noch überflügeln.«

»Aber erlauben Sie, Sie können mir selbst einen beliebigen Eid auferlegen, ich bin bereit, sofort meine Kinder, meinen Mann, mein ganzes Hab und Gut hinzugeben, wenn an ihr auch nur ein bißchen, auch nur eine Spur, auch nur ein Schatten von lebenswarmer Farbe ist!«

»Ach, wie können Sie das nur sagen, Ssofja Iwanowna!« rief die in allen Beziehungen angenehme Dame und schlug die Hände zusammen.

Es darf dem Leser nicht wunderlich erscheinen, daß beide Damen verschiedener Ansicht darüber waren, was sie zur gleichen Zeit gesehen hatten. Es gibt in der Welt tatsächlich viele solche Dinge, die diese Eigenschaft haben: der einen Dame erscheinen sie vollkommen weiß, einer anderen dagegen so rot wie Preißelbeeren.

»Hier haben Sie noch einen Beweis dafür, daß sie blaß ist«, fuhr die angenehme Dame fort. »Ich erinnere mich, als ob es heute geschehen wäre, wie ich neben Manilow saß und zu ihm sagte: ›Schauen Sie nur, wie blaß sie ist!‹ Nein, wirklich, man muß schon so dumm sein, wie es unsere Männer sind, um sie bezaubernd zu finden. Und unser Herzensbrecher . . . Wie ekelhaft kam er mir vor! Sie können sich gar nicht vorstellen, wie ekelhaft er mir vorkam, Anna Grigorjewna!«

»Ja, und doch fanden sich gewisse Damen, die sich für ihn begeisterten.«

»Meinen Sie etwa mich, Anna Grigorjewna? Das dürfen Sie niemals sagen, niemals, niemals!«

»Ich spreche doch gar nicht von Ihnen! Als ob es außer Ihnen keine anderen Damen gäbe . . .«

»Niemals, niemals, Anna Grigorjewna! Erlauben Sie mir die Bemerkung, daß ich mich sehr gut kenne; vielleicht meinen Sie gewisse andere Damen, die die Rolle von Unnahbaren spielen.«

»Sie müssen schon entschuldigen, Ssofja Iwanowna! Erlauben Sie mir, Ihnen zu sagen, daß ich mir noch nie etwas so Skandalöses zuschulden kommen ließ. Vielleicht trifft das auf jemand anderen zu, doch nie auf mich!«

»Warum fühlen Sie sich getroffen? Es waren ja auch noch andere Damen da, die sich des Stuhles an der Türe bemächtigen wollten, um möglichst nahe bei ihm zu sitzen.«

Nach diesen Worten der angenehmen Dame hätte eigentlich unbedingt ein Sturm losbrechen müssen; doch zu unserem größten Erstaunen wurden die beiden Damen plötzlich still, und es erfolgte nichts. Die in allen Beziehungen angenehme Dame erinnerte sich, daß das Schnittmuster zu dem modernen Kleide sich noch nicht in ihren Händen befand, und der einfach angenehmen Dame fiel es ein, daß sie noch gar keine Einzelheiten über die von ihrer intimen Freundin gemachte Entdeckung erfahren hatte; darum wurde der Frieden sehr schnell geschlossen. Man kann übrigens nicht sagen, daß die beiden Damen in ihrer Natur das Bedürfnis hätten, einander Unannehmlichkeiten zu bereiten; in ihren Charakteren war überhaupt nichts Boshaftes; allerdings wenn sie miteinander sprachen, regte sich in ihnen zuweilen, ohne daß sie es merkten, ganz von selbst der Wunsch, einander einen kleinen Stich zu versetzen; es bereitete ihnen einfach eine kleine Freude, einander bei Gelegenheit ein giftiges Wort zu sagen: »Da hast du es! Nimm und friß es!« Die Herzen des männlichen wie des weiblichen Geschlechts haben nämlich zuweilen verschiedene Bedürfnisse.

»Ich kann nur das eine nicht verstehen«, sagte die einfach angenehme Dame: »Wie konnte sich Tschitschikow, der hier doch nur auf der Durchreise ist, zu so einem kühnen Streich entschließen. Es kann nicht sein, daß er keine Helfershelfer hätte.«

»Glauben Sie vielleicht, daß er keine hat?«

»Wer, glauben Sie, könnte es sein?«

»Nun, zum Beispiel Nosdrjow.«

»Was, Nosdrjow?«

»Warum denn nicht? Das sähe ihm doch ähnlich. Sie wissen ja: er wollte seinen leiblichen Vater verkaufen oder genauer gesagt, auf eine Karte setzen und verlieren.«

»Ach, mein Gott, was für interessante Neuigkeiten ich von Ihnen höre! Ich hätte mir niemals gedacht, daß auch Nosdrjow in diese Geschichte verwickelt sei!«

»Ich habe es mir aber immer gedacht.«

»Wenn man bloß bedenkt, was in der Welt alles geschieht! Wer hätte es damals ahnen können, als Tschitschikow, Sie erinnern sich doch noch, in unsere Stadt kam, daß er einen so seltsamen Marsch durch die Welt antreten würde? Ach, Anna Grigorjewna, wenn Sie wüßten, wie ich mich aufregte! Wenn nicht Ihre Zuneigung und Ihre Freundschaft . . . ich wäre wirklich am Rande eines Abgrundes . . . was hätte ich anfangen sollen? Meine Maschka sieht, daß ich bleich bin wie der Tod. ›Liebe Gnädige‹, sagt sie zu mir. ›Sie sind bleich wie der Tod.‹ – ›Maschka,‹ sage ich ihr, ›was kümmert mich das jetzt!‹ So ein Fall! Also ist auch Nosdrjow in die Sache verwickelt! Eine schöne Geschichte!« Die angenehme Dame wollte gern die weiteren Einzelheiten über die Entführung erfragen, d. h. zu welcher Stunde diese stattfinden sollte und so weiter, aber ihr Wunsch war unbescheiden. Die in allen Beziehungen angenehme Dame sagte einfach, sie wisse nichts Näheres. Sie konnte nicht lügen: etwas kombinieren – das ist eine andere Sache, und auch das konnte sie nur, wenn die Kombination sich auf eine tiefe innere Überzeugung gründete; wenn sie diese innere Überzeugung wirklich hatte, so verstand sie auch, für sie einzutreten; da hätte nur der geschickteste Advokat, berühmt durch seine Kunst, fremde Ansichten zu widerlegen, versuchen sollen, ihr zu opponieren: er würde sehen, was tiefe innere Überzeugung heißt!

Daß die beiden Damen schließlich fest von der Sache überzeugt waren, die vorher nur eine Kombination gewesen war, ist durchaus nicht merkwürdig. Auch wir Männer, die wir uns für klug halten, verfahren fast genau so, und als Beweis dafür können unsere gelehrten Untersuchungen gelten. So ein Gelehrter packt die Sache wie ein richtiger Gauner an und beginnt schüchtern, gemäßigt mit der bescheidensten Frage: »Kommt es vielleicht daher? Verdankt nicht dieses Land seinen Namen jener Gegend?« oder: »Gehört nicht diese Urkunde in eine andere, spätere Zeit?»oder: »Soll man nicht unter dieser Bezeichnung das und das Volk verstehen?« Er zitiert sofort eine Reihe von Schriftstellern des Altertums, und sobald er nur irgendeine Andeutung oder etwas, was ihm als eine Andeutung erscheint, sieht, wird er gleich kühn, beginnt mit diesen Schriftstellern des Altertums wie mit seinesgleichen zu sprechen, richtet an sie Fragen, die er selbst für sie beantwortet, und vergißt ganz, daß er mit einer schüchternen Hypothese angefangen hat; es kommt ihm schon vor, als ob er es alles deutlich sehe, als ob alles sonnenklar sei, und er schließt seine Untersuchung mit den Worten: »So verhielt es sich also: dieses Volk ist also hier gemeint! Von diesem Standpunkte aus muß also die Sache angesehen werden!« Dann verkündet er es öffentlich vom Katheder herab, und die neuentdeckte Wahrheit tritt ihren Marsch durch die Welt an und gewinnt neue Anhänger und Verfechter.

Während die beiden Damen dieses so komplizierte Problem so glücklich und geistreich gelöst hatten, trat in den Salon der Staatsanwalt mit seinem ewig unbeweglichen Gesicht, den buschigen Augenbrauen und dem immer blinzelnden Auge. Die Damen berichteten ihm um die Wette von allen Ereignissen, erzählten vom Kaufe der toten Seelen, von der Absicht, die Gouverneurstochter zu entführen und machten ihn so konfus, daß er, solange er auch auf dem gleichen Fleck stand, mit dem linken Auge blinzelte und sich mit dem Taschentuch auf den Bart schlug, um ihn vom Tabak zu reinigen, absolut nichts begreifen konnte. Die beiden Damen verließen ihn in diesem Zustande, und eine jede eilte in eine andere Richtung, um die Stadt in Aufruhr zu versetzen. Es gelang ihnen, dieses Unternehmen in kaum mehr als einer halben Stunde zu vollenden. Die Stadt war in Aufruhr; alles befand sich in Gärung, und kein Mensch konnte etwas verstehen. Die Damen brachten es fertig, alle Köpfe dermaßen zu verwirren, daß alle, besonders aber die Beamten, eine Zeitlang ganz betäubt waren. Ihre Lage glich in den ersten Augenblicken der eines Schuljungen, dem seine Kameraden, die früher als er aufgestanden, als er noch schlief, einen »Husaren«, d. h. eine Papiertüte mit Tabak in die Nase gesteckt haben. Nachdem er den ganzen Tabak mit der ganzen Kraft eines Schlafenden in die Nase eingezogen hat, erwacht er, springt auf, glotzt wie ein Narr nach allen Seiten und kann nicht begreifen, wo er ist und was mit ihm geschieht; dann erst erkennt er die von den schrägen Sonnenstrahlen beleuchteten Wände, hört das Lachen der Kameraden, die sich in allen Ecken versteckt haben, und sieht den zum Fenster hereinblickenden Morgen mit dem erwachten Wald, in dem Tausende von Vogelstimmen zwitschern, den in Licht getauchten Bach, der hier und da in glänzenden Windungen im dünnen Schilfe verschwindet und voller nackter Kinder ist, die zum Baden rufen; – dann erst merkt er, daß ihm in der Nase der »Husar« sitzt. Genau so war im ersten Augenblick die Verfassung der Bürger und der Beamten der Stadt. Ein jeder blieb wie ein Hammel mit glotzenden Augen stehen. Die toten Seelen, die Gouverneurstochter und Tschitschikow vermischten sich in den Köpfen zu einem tollen Durcheinander; erst als die erste Betäubung vorbei war, fingen sie an, diese Dinge voneinander zu unterscheiden und gesondert zu sehen; sie fingen an, Rechenschaft zu fordern und sich zu ärgern, als sie sahen, daß die Sache sich durchaus nicht aufklären wollte. »Was ist das für eine Geschichte, in der Tat, was ist das für eine Geschichte mit den toten Seelen? In den toten Seelen steckt doch gar keine Logik! Wie kann man tote Seelen kaufen? Was für ein Narr wird tote Seelen kaufen wollen? Wo wird er das Geld dazu hernehmen? Was kann man bloß mit den toten Seelen anfangen? Und was hat das Ganze mit der Gouverneurstochter zu tun? Wenn er sie entführen wollte, was brauchte er dann die toten Seelen zu kaufen? Und wenn einer schon die toten Seelen kauft, was braucht er die Gouverneurstochter zu entführen? Wollte er ihr etwa die toten Seelen schenken? Was für einen Unsinn verbreitet man in der Stadt? Was ist das für eine Geistesrichtung: ehe man sich's versieht, lassen die Leute ein Gerücht los, das nicht den geringsten Sinn hat . . . Immerhin wird das Gerücht verbreitet, folglich muß auch etwas dahinter stecken . . . Aber was kann hinter den toten Seelen stecken? Nicht der geringste Anhaltspunkt läßt sich da entdecken. Es ist einfach ein Unsinn, albernes Zeug, Gefasel! Da kennt sich der Teufel aus! . . .« Mit einem Worte, man redete und redete, und die ganze Stadt sprach nur von den toten Seelen, von der Gouverneurstochter und von Tschitschikow, und alles kam in Aufruhr. Die Stadt, die bis dahin in Schlaf versunken schien, erhob sich, wie von einem Wirbelsturm erfaßt. Alle Siebenschläfer und Faulpelze, die in ihren Schlafröcken seit Jahren zu Hause hockten und die Schuld bald auf den Schuster, der ihnen die Stiefel zu eng gemacht hatte, bald auf den Schneider und bald auf den versoffenen Kutscher schoben, kamen aus ihren Löchern gekrochen; alle, die schon längst jeden Verkehr mit ihren Bekannten abgebrochen hatten und nur noch mit den Gutsbesitzern Lieginskij und Schlafinskij verkehrten (berühmte termini technici, die von den Verben »liegen« und »schlafen« stammen und in Rußland ebenso verbreitet sind wie der Ausdruck: »bei Schnarchikow und Schnaubizkij einkehren«, worunter das Schlafen auf der Seite, auf dem Rücken und jeder anderen Lage mit Schnarchen, Pfeifen durch die Nase und sonstigen Begleiterscheinungen verstanden wird); alle, die man nicht einmal durch eine Einladung zu einer Fischsuppe im Werte von fünfhundert Rubel mit zwei Ellen langen Sterlets und allerlei im Munde schmelzenden Pasteten aus dem Hause locken konnte – mit einem Worte, es zeigte sich, daß die Stadt groß und stark bevölkert war. Es tauchten sogar ein gewisser Ssyssoj Pafnutjewitsch und ein gewisser Macdonald Karlowitsch auf, von denen man vorher noch nie etwas gehört hatte; in den Salons zeigte sich plötzlich ein unheimlich langer Kerl mit durchschossenem Arm, von einer Körpergröße, wie man sie noch nie gesehen hatte. Auf den Straßen erblickte man gedeckte Droschken, unbekannte Kutschen, allerlei Fuhrwerke mit rasselnden und quietschenden Rädern – und die Geschichte ging los. Zu einer anderen Zeit und unter anderen Umständen hätte man diesen Gerüchten vielleicht gar keine Beachtung geschenkt; die Stadt N. hatte aber schon seit langer Zeit keinerlei Neuigkeiten gehört. Im Laufe der letzten drei Monate hatte sich sogar nichts ereignet, was man in den Hauptstädten commérage nennt und was für eine Gouvernementsstadt bekanntlich dasselbe bedeutet, wie die Zufuhr von Lebensmitteln. Im städtischen Geschwätz zeigten sich plötzlich zwei durchaus entgegengesetzte Meinungen und bildeten sich zwei gänzlich entgegengesetzte Parteien: die männliche und die weibliche. Die Männerpartei war die stupidere und wandte ihre Aufmerksamkeit ausschließlich den toten Seelen zu. Die Weiberpartei widmete sich ausschließlich der Entführung der Gouverneurstochter. Zur Ehre der Damen muß hier festgestellt werden, daß in dieser Partei viel mehr Ordnung und Umsicht herrschte. Das brachte wohl die Bestimmung der Frauen, gute Wirtinnen zu sein und auf Ordnung im Hause zu sehen, mit sich. Alles nahm bei ihnen eine lebendige, bestimmte Gestalt an, kleidete sich in klare, handgreifliche Formen, klärte und läuterte sich und ergab zuletzt ein vollkommenes Bild. Es stellte sich heraus, daß Tschitschikow schon längst verliebt war, daß er mit der Betreffenden im Garten bei Mondenschein mehrere Rendezvous gehabt hatte, daß der Gouverneur ihm seine Tochter sogar gerne gegeben hätte, weil Tschitschikow so reich wie ein Jude war, wenn er nicht schon anderweitig verheiratet wäre und seine Frau sitzen gelassen hätte (woher man erfahren hatte, daß Tschitschikow verheiratet war, wußte niemand zu sagen); daß Tschitschikows Frau, die an ihrer hoffnungslosen Liebe litt, an den Gouverneur einen rührenden Brief gerichtet hatte, worauf Tschitschikow, da er sah, daß die Eltern niemals einwilligen würden, den Entschluß faßte, das Mädchen zu entführen. In anderen Häusern wurde die Geschichte etwas anders erzählt: Tschitschikow habe überhaupt keine Frau; da er aber ein fein berechnender und sicher gehender Mann sei, hätte er, um mit der Zeit die Hand der Tochter zu bekommen, den Anfang bei der Mutter gemacht und mit dieser ein kleines Techtelmechtel begonnen und dann erst um die Hand der Tochter angehalten; die Mutter aber hätte Angst bekommen, daß ein auch von der Religion verdammtes Verbrechen geschehen könne, und, von Gewissensbissen geplagt, Tschitschikow die Hand ihrer Tochter aufs entschiedenste verweigert, worauf sich dieser entschlossen habe, die Tochter zu entführen. Dazu kamen noch viele Erklärungen und Ergänzungen, die immer anwuchsen, je tiefer die Gerüchte in die entlegensten Gassen drangen. In Rußland lieben es die niederen Gesellschaftskreise überhaupt, von Klatschgeschichten aus den höheren Gesellschaftskreisen zu sprechen; darum fing man über diese Sache auch in solchen Häusern zu reden an, wo man Tschitschikow niemals gesehen hatte und gar nicht kannte; und so kamen neue Ergänzungen und Kommentare auf. Der Gegenstand wurde von Minute zu Minute interessanter, nahm von Tag zu Tag immer bestimmtere Formen an und kam schließlich in seiner letzten Vollendung der Gouverneurin selbst zu Ohren. Die Gouverneurin fühlte sich als Familienmutter, als die erste Dame der Stadt und schließlich als eine Dame schlechthin, die nichts Ähnliches geahnt hatte, durch diese Geschichte aufs tiefste gekränkt und geriet in eine in jeder Beziehung gerechte Empörung. Die arme Blondine hatte das unangenehmste tête-à-tête zu bestehen, das einem sechzehnjährigen jungen Mädchen je beschieden war. Es kam eine ganze Flut von Fragen, Untersuchungen, Rügen, Drohungen, Vorwürfen und Ermahnungen, so daß das junge Mädchen in Tränen ausbrach; sie schluchzte und konnte kein einziges Wort verstehen. Der Portier erhielt den strengsten Befehl, Tschitschikow zu keiner Stunde und unter keinem Vorwande vorzulassen.

Nachdem die Damen ihr Ziel bei der Gouverneurin erreicht hatten, machten sie sich an die Männerpartei heran und versuchten, sie für sich zu gewinnen, indem sie die Behauptung aufstellten, daß die toten Seelen erfunden seien, um jeden Verdacht abzulenken und die Entführung erfolgreicher ausführen zu können. Viele von den Männern ließen sich bekehren und traten der Damenpartei bei, obwohl sie sich den heftigsten Vorwürfen seitens ihrer Genossen aussetzten, die sie Frauenzimmer und Weiberröcke nannten, was bekanntlich vom männlichen Geschlecht sehr übel genommen wird.

Wie sehr sich die Männer auch wappneten und wehrten, mangelte es ihrer Partei doch an der Ordnung, die in der Damenpartei herrschte. Alles war bei ihnen roh, ungehobelt, ungeschickt, unschön, plump und häßlich; in ihren Köpfen herrschte ein Durcheinander, ihre Gedanken waren verworren, mit einem Worte, die hohle Natur des Mannes, die rohe, schwerfällige Natur, die weder Haushalttalente hat, noch herzlicher Überzeugungen fähig ist, die kleingläubige, faule, von ewigen Zweifeln und Ängsten erfüllte Natur kam ganz unverhüllt zum Vorschein. Sie sagten, das sei Unsinn, die Entführung der Gouverneurstochter sei eher die Sache eines Husaren als eines Zivilisten, Tschitschikow würde so etwas niemals tun, die Weiber schwatzen dummes Zeug, das Weib sei überhaupt wie ein Sack, was man hineinlege, das schleppe es mit sich herum; der Hauptgegenstand, den man nicht aus den Augen verlieren dürfe, seien die toten Seelen; was dahinter stecke, das wisse der Teufel, aber es stecke sicher etwas sehr Übles dahinter. Warum die Männer glaubten, daß etwas Übles dahinter stecke, das werden wir sofort erfahren. Für dieses Gouvernement war vor kurzem ein neuer Generalgouverneur ernannt worden; so ein Ereignis versetzt die Beamten bekanntlich immer in die größte Unruhe: es beginnen Untersuchungen, Rügen, Rüffel und allerlei amtliche Suppen, mit denen der Vorgesetzte seine Untergebenen traktiert. – »Wenn er nur erfährt,« dachten sich die Beamten, »daß in der Stadt so dumme Gerüchte verbreitet werden, so kann ihn schon das allein fuchsteufelswild machen.« Der Inspektor der Medizinalverwaltung erbleichte plötzlich und redete sich Gott weiß was ein: ob unter den »toten Seelen« nicht die Kranken gemeint seien, die in großer Zahl bei der Typhusepidemie, gegen die keinerlei Maßnahmen ergriffen worden waren, in den Lazaretten und an anderen Orten gestorben waren – und ob Tschitschikow nicht ein aus der Kanzlei des Generalgouverneurs zwecks einer geheimen Untersuchung abkommandierter Beamter sei? Diese Vermutung teilte er dem Kammervorsitzenden mit. Der Kammervorsitzende antwortete, daß es Unsinn sei; plötzlich erbleichte aber auch er selbst und fragte sich: wie, wenn die von Tschitschikow gekauften Seelen wirklich tot sind? Hat er doch selbst den Abschluß der Kaufverträge über diese Seelen zugelassen und obendrein die Rolle des Vertreters von Pljuschkin gespielt; wenn das dem Generalgouverneur zu Ohren kommt, was dann? Dies teilte er nur diesem und jenem mit, und plötzlich erbleichten auch dieser und jener: die Angst ist ansteckender als die Pest und teilt sich in einem Augenblick mit. Alle entdeckten plötzlich an sich solche Sünden, die sie sogar niemals begangen hatten. Das Wort »tote Seelen« klang so unbestimmt, daß sogar der Verdacht aufkam, ob es nicht eine Anspielung auf zwei Fälle sei, die sich vor gar nicht langer Zeit ereignet hatten, wo zwei Leichen voreilig begraben worden waren. Der erste Fall betraf einige Kaufleute aus Ssolwytschegodsk, die in die Stadt zum Jahrmarkt gekommen waren und nach Abschluß der Geschäfte zu Ehren ihrer Freunde, einiger Kaufleute aus Ustsyssolsk, ein Trinkgelage veranstaltet hatten – ein Trinkgelage in russischem Stil, doch mit deutschen Einführungen: wie Orgeaden, Punschen, Balsamen usw. Das Trinkgelage endete, wie es so geht, mit einer Schlägerei. Die von Ssolwytschegodsk prügelten die von Ustsyssolsk zu Tode, obwohl sie dabei selbst eine Anzahl kräftiger Bauch-, Genick- und Rippenstöße abbekamen, die von der ungeheuren Größe der Fäuste zeugten, mit denen die Verstorbenen begabt waren. Dem einen von den Siegern war, wie sich die Faustkämpfer auszudrücken pflegen, die »Luftpumpe« eingetrieben, d. h. die Nase so gründlich zermalmt worden, daß von ihr nur ein etwa einen halben Finger dickes Stück auf dem Gesicht zurückblieb. Die Kaufleute gestanden ihre Heldentat ein und gaben zu, daß sie ein wenig über die Schnur gehauen hätten. Ein Gerücht meldete, daß sie dieser Erklärung je vier größere Reichsscheine beigefügt hätten; die Sache war übrigens recht dunkel: die angestellte Untersuchung ergab, daß die Kaufleute von Ustsyssolsk an Ofendunstvergiftung gestorben waren, und sie wurden auch als solche beigesetzt. Der andere Fall, der sich vor kurzem ereignet hatte, war folgender: die der Krone gehörenden Bauern des Dorfes Wschiwaja-Spjeß hatten sich mit den gleichfalls der Krone gehörenden Bauern des Dorfes Browki, auch Sadirailowo genannt, verbündet und die Landpolizei in Person eines gewissen Assessors Drobjaschkin vom Erdboden vertilgt; und zwar weil die Landpolizei, d. h. der Assessor Drobjaschkin, sich angewöhnt habe, ihr Dorf allzuoft zu besuchen, was in gewissen Fällen viel schlimmer ist als eine Typhusepidemie; der Grund aber sei gewesen, daß die Landpolizei ein schwaches Herz gehabt und ein zu großes Interesse für die Weiber und Mädchen des Dorfes gezeigt habe. Es ist darüber nichts Sicheres bekannt, obwohl die Bauern in ihren Aussagen geradezu erklärten, die Landpolizei sei lüstern wie eine Katze gewesen; sie hätten sie schon mehr als einmal gewarnt und einmal sogar ganz nackt aus einem Bauernhause hinausgejagt, in das sie sich irgendwie Eingang verschafft hatte. Die Landpolizei hatte die Strafe für ihre Herzensschwäche natürlich wohl verdient, aber man durfte auch die Bauern von Wschiwaja-Spjeß wie auch die von Sadirailowo vom eigenmächtigen Verfahren nicht freisprechen, wenn sie sich tatsächlich den Mord zuschulden kommen lassen hatten. Die Sache blieb aber dunkel, die Landpolizei hatte man auf der Landstraße liegen gefunden, ihre Uniform und ihr Rock waren zerfetzt, und das Gesicht ließ sich überhaupt nicht mehr erkennen. Die Sache beschäftigte die Gerichte und kam schließlich vor die Kammer, wo sie im folgenden Sinne entschieden wurde: da es unbekannt sei, wer von den Bauern an der Sache beteiligt gewesen, ihrer aber im ganzen recht viele waren; da ferner Drobjaschkin ein toter Mann sei und folglich wenig Nutzen davon haben würde, wenn er die Sache gewönne, die Bauern aber andererseits noch am Leben seien und folglich ein Interesse daran hätten, daß die Sache zu ihren Gunsten entschieden werde, so sei wie folgt zu beschließen: der Assessor Drobjaschkin trage selbst die Schuld, da er die Bauern der Dörfer Wschiwaja-Spjeß und Sadirailowo ungerechterweise unterdrückt habe; was aber seinen Tod betrifft, so sei er, als er in seinem Schlitten heimfuhr, einem Schlaganfall erlegen. Die Sache schien aufs beste erledigt; doch die Beamten bildeten sich, man weiß nicht warum, ein, daß mit den toten Seelen dieser Fall gemeint sei. Als die Herren Beamten sich in dieser schwierigen Lage befanden, liefen beim Gouverneur gleichzeitig zwei Papiere ein. Das eine meldete, daß nach den eingelaufenen Berichten sich im Gouvernement ein Hersteller von falschen Banknoten unter verschiedenen falschen Namen aufhalte; daher solle man unverzüglich eine strenge Untersuchung anstellen. Das andere Papier enthielt die Mitteilung des Gouverneurs des Nachbargouvernements über einen Räuber, der vor der gesetzlichen Verfolgung geflohen sei; falls also im Gouvernement ein verdächtiger Mensch auftauchen sollte, der weder einen Paß noch sonst welche Papiere vorweisen könnte, so sei dieser sofort zu verhaften. Diese beiden Papiere wirkten auf alle niederschmetternd. Alle bisherigen Kombinationen und Vermutungen stürzten zusammen. Natürlich konnte man unmöglich annehmen, daß Tschitschikow mit den beiden Angelegenheiten auch das geringste zu tun hätte; als aber ein jeder die Sache für sich überlegte und sich erinnerte, daß es ihnen gänzlich unbekannt war, wer Tschitschikow eigentlich sei, und daß er sich selbst höchst unklar über seine Person geäußert, obwohl er auch gesagt hatte, daß er den Staatsdienst als Opfer seines Gerechtigkeitssinns hatte verlassen müssen, was aber ebenfalls recht unklar klang; als sie sich obendrein seiner Erklärung erinnerten, daß er viele Feinde habe, die ihm nach dem Leben trachteten – so wurden sie noch nachdenklicher: seinem Leben drohte eine Gefahr; also wurde er von jemand verfolgt; folglich muß er etwas angestellt haben . . . Wer mochte er nun eigentlich sein? Man konnte natürlich nicht annehmen, daß er falsche Banknoten herstelle und um so weniger ein Räuber sei; sein Äußeres war dazu viel zu bieder; wer mochte er aber trotz alledem sein? Nun stellten sich die Herren Beamten eine Frage, die sie sich gleich am Anfang, d. h. im ersten Kapitel unseres Poems, hätten stellen sollen. Es wurde beschlossen, die Leute auszufragen, von denen er die toten Seelen erworben hatte, um wenigstens festzustellen, was das für Käufe gewesen seien und was unter diesen toten Seelen zu verstehen wäre; ob er nicht jemand zufällig, so nebenbei, etwas von seinen wahren Absichten gesagt oder jemand erzählt hätte, wer er sei. Zuallererst wandte man sich an die Korobotschka, konnte aber von ihr nicht viel erfahren: er hätte für fünfzehn Rubel Seelen gekauft; er kaufe auch Daunen und Federn ein; er hätte ihr versprochen, ihr noch allerlei andere Sachen abzukaufen, auch liefere er Schweineschmalz an die Behörden; darum sei er sicher ein Schwindler, denn es sei schon einmal so ein Mann dagewesen, der Federn und Daunen eingekauft und Schweineschmalz an die Behörden geliefert habe; dieser aber hätte alle begaunert und auch die Protopopenfrau um mehr als hundert Rubel geprellt. Alle ihre weiteren Aussagen waren nur eine Wiederholung dessen, was sie schon einmal gesagt hatte, und die Beamten sahen nur, daß die Korobotschka ein dummes altes Weib sei. Manilow sagte aus, daß er für Pawel Iwanowitsch stets wie für sich selbst bürgen werde, er würde sein ganzes Gut hingeben, nur um einen hundertsten Teil der Eigenschaften des Pawel Iwanowitsch zu besitzen; überhaupt äußerte er sich über ihn in den schmeichelhaftesten Ausdrücken und fügte mit zusammengekniffenen Augen einige Sentenzen über die Freundschaft im allgemeinen hinzu. Diese Sentenzen zeugten in hinreichender Weise von den zarten Regungen seines Herzens, vermochten aber den Beamten nichts von der Sache zu erklären. Ssobakewitsch sagte bei der Vernehmung, Tschitschikow sei nach seiner Ansicht ein anständiger Mensch; die Bauern, die er ihm verkauft habe, seien lauter ausgesuchte und in jeder Beziehung lebendige Leute gewesen; für die Zukunft könne er aber nicht garantieren: wenn sie bei der schwierigen Übersiedlung unterwegs sterben, so sei das nicht seine Schuld, das liege nur in Gottes Hand; es gebe nicht wenig Epidemien und tödliche Krankheiten in der Welt, und man hätte schon Fälle erlebt, wo ganze Dörfer ausgestorben seien. Die Herren Beamten wandten noch ein Mittel an, das zwar nicht sehr edel ist, das man aber zuweilen doch anzuwenden pflegt: sie ließen die beiden Diener Tschitschikows auf Umwegen, unter Zuhilfenahme ihrer Bekanntschaften in Lakaienkreisen, ausfragen, ob sie nicht irgendwelche Einzelheiten aus dem Vorleben ihres Herrn wüßten; aber auch auf diesem Wege erfuhren sie nicht viel. Von Petruschka bekamen sie nur den bewußten muffigen Geruch zu riechen, und von Sselifan hörten sie, daß sein Herr »im Staatsdienste gewesen und früher bei einem Zollamte gedient habe« und sonst nichts. Diese Klasse von Menschen hat eine höchst seltsame Angewohnheit. Wenn man sie direkt nach etwas fragt, so wissen sie nichts zu sagen; es will ihnen nichts einfallen, und sie antworten einfach, daß sie nichts wissen; wenn man sie aber nach etwas anderem fragt, so kommen sie gerade auf das Gewünschte zu sprechen und bringen sogar solche Einzelheiten vor, die man gar nicht wissen will. Alle die von den Beamten angestellten Untersuchungen zeigten ihnen nur das eine, nämlich, daß sie nichts Sicheres darüber wußten, wer Tschitschikow eigentlich war, daß er aber doch sicher etwas sein mußte. Endlich beschlossen sie, diese Sache endgültig zu besprechen und sich wenigstens darüber zu einigen, was sie zu tun hätten, was für Maßregeln zu ergreifen wären und wer Tschitschikow eigentlich sei: ob ein Mensch, den man als unzuverlässig verhaften müßte, oder einer, der sie selbst alle als unzuverlässig verhaften könne. Zu diesem Zweck wollte man einmal beim Polizeimeister zusammenkommen, dem den Lesern schon bekannten Vater und Wohltäter der Stadt.


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