Friedrich Gerstäcker
Das alte Haus
Friedrich Gerstäcker

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Kapitel 10.

Marie hatte sich von jenem Unfalle bald erholt, war aber, Schwindel und Kopfweh vorschützend, früh zu Bett gegangen. Ihre Mutter indeß, der Schrecken und Sorge schwer auf dem Herzen lasteten, sprach sich dem Manne, der Schwägerin und selbst ihrem jungen Gaste gegenüber über Alles aus, was sie fürchtete und dachte. Der junge Schierling war ja doch auch kaum noch ein Fremder, und als Zeuge der Ohnmacht hätte er ja sonst Gott weiß was davon denken können.

Daß er sich für das Erzählte interessirte, läßt sich denken; stand doch sein Erbstück damit im genauesten Zusammenhange. Allerdings hatte ihm der Regierungs-Rath auch schon früher von der jetzt vermauerten Thür gesagt, und welcher Aberglaube darüber herrsche, und er schien es ein Paar Mal auf den Lippen zu haben, den Frauen, nach den jetzt erhaltenen Aufschlüssen, sich selber als die wahrscheinliche Ursache von des jungen Mädchens Ohnmacht anzuklagen. Aber er unterließ es, hatte auch vielleicht ganz andere Sachen im Kopfe. Er war zerstreut, gab ein Paar Mal auf an ihn gerichtete Fragen ganz verkehrte Antworten und ging ebenfalls früh zur Ruhe.

Eine volle Woche war seit jenem Abend verflossen, und Marie hatte sich schon längst vollkommen wieder erholt. Aber ihre Wangen sahen nichts desto weniger bleich aus, die Augen lagen ihr tief in den Höhlen, und es war fast augenscheinlich, daß irgend ein Schmerz, ob wirklich, ob eingebildet, an ihrem Herzen nage. Helene hatte sie indessen öfters besucht und ihr freundliches Wort sie aufgemuntert, sich ihr zu vertrauen. Marie wagte es aber nicht. Selbst den zärtlichsten Bitten und Fragen ihrer Mutter wich sie aus. Es schien fast, als ob sie nur eine kurze Frist gewinnen wolle gegen sich selbst, und wunderbarer Weise hatte bei ihr in der That die feste Ueberzeugung Raum gewonnen, daß mit der Eröffnung des alten Hauses auch ihr eigenes Schicksal entschieden werden müsse. – Ob zum Guten, ob zum Bösen, war ihr selber noch nicht klar; aber sie zitterte vor der Stunde, während sie zugleich Alles gethan haben würde, was in ihren Kräften stand, sie zu beschleunigen.

Doctor Hetzelhofer hatte indessen in der Stadt viel von sich reden machen. Er war mit seinem Advocaten, dem Doctor Quetzlinberger, vier Tage lang fort gewesen. Niemand wußte wohin; dann aber schienen die Beiden sich über irgend Etwas überworfen zu haben. Im Hause selber mußten heftige Auftritte zwischen ihnen stattgefunden haben, und es hieß sogar, daß Doctor Hetzelhofer seine Ansprüche wolle fallen lassen. Wie dem auch sei, von ihm selber hatte wohl schwerlich irgend Jemand etwas darüber erfahren; denn seit sich die Sache mit dem Proceß gegen ihn zu wenden begann, verkehrte er fast mit Niemandem, kam fast gar nicht mehr aus seinem Zimmer heraus und ließ Schwiebus seine Patienten ganz allein besuchen.

Am Vorabend der Uebergabe war er allerdings noch einmal auf dem Rathhause gewesen und hatte dorthin einige neue Papiere mitgenommen. Diese schienen aber doch von keiner so großen Wichtigkeit gewesen zu sein, den einmal gefaßten Beschluß des Schiedsrichter-Amtes aufzuheben. Wenigstens war in der Stadt noch nicht das Mindeste bekannt geworden, daß die Uebergabe des alten Hauses, auf die sich besonders die Jugend freute, aufgeschoben werden würde.

Aber selbst den alten Leuten in der Stadt war es ein Ereigniß, die Räume, die sie seit frühester Kindheit nur geheimnißvoll geschlossen gekannt, dem Licht und der Luft freigegeben zu sehen, und viele, die den alten Aberglauben daran mit der Muttermilch eingesogen, wollten selbst jetzt noch nicht daran glauben. »Der alte Herr Quetzlinberger leidet es nicht,« sagten sie, hartnäckig auf ihrem Sinne beharrend – »der sitzt noch immer hinter den alten gelben Gardinen, wie er die langen Jahre da gesessen hat, und so viel weiß ich, ich möchte der Erste nicht sein, der die alte Treppe wieder beträte und die Hand auf die Klinke legte.«

Sehr still und zurückgezogen hielt sich auch der junge Schierling in den letzten Tagen. Er schrieb viel Briefe Abends auf seinem Zimmer (wobei er zum Entsetzen der Frau Regierungs-Räthin gar nicht einheizen ließ), und widmete selbst der Frau Kreis-Räthin weit weniger Zeit als früher. Marien aber hatte er seit jenem Abend gar nicht wieder gesehen, da sie nicht bei Tisch erschien und meist ihr eigenes Zimmer hütete. Marie war nicht mehr krank, und der Arzt hatte ihr sogar jede mögliche Zerstreuung und Unterhaltung angerathen, aber sie bat nur noch um einige Tage Ruhe, und versprach, sich dann Allem willig zu fügen, was man ihr rathen würde. Daß in der Stadt das Gerücht ging, der junge Schierling werde Fräulein Sigelinde Olekamp heirathen, wußte sie.

An diesem Tage war bei der Frau Kreis-Räthin Olekamp großer Thee, wie man munkelte thé dansant, um Sigelindens Geburtstag sowohl, wie die glückliche Beendigung des Processes zu feiern, und Regierungs-Rath Hechner mit Frau und Tochter eben sowohl wie Herr Schierling dazu eingeladen worden. Marie ließ sich natürlich entschuldigen, ihr waren die Leute außerdem verhaßt, und ihre Mutter wäre ebenfalls gern zu Hause geblieben, hätte das der Vater gelitten. Dieser aber wußte eine Menge Gründe anzugeben, weßhalb man die Freundlichkeit gerade nicht ausschlagen konnte – kurz, sie hatten zugesagt, und Abends um sieben Uhr hielt der bestellte Wagen vor der Thür.

Der junge Schierling, der nach Verabredung denselben mit benutzen sollte, kam übrigens herüber, sich zu entschuldigen, da er noch ein Paar, die morgende Uebernahme betreffende, ganz nothwendige Briefe zu schreiben hätte. Er würde kaum im Stande sein, vor acht oder halb neun Uhr nachzufolgen, Regierungs-Raths mußten also allein fahren.

Der Wagen hatte eben die Thür verlassen, und das dumpfe Rollen desselben war auf dem etwas holprigen Pflaster der Straße verhallt, als die Hausthür unten wieder geöffnet wurde und gleich darauf das Stubenmädchen in Mariens Zimmer trat und Herrn Famulus Schwiebus anmeldete, der nach dem Befinden des Fräuleins fragen, sie aber unter keiner Bedingung stören wolle.

Marie erschrak – jene entsetzlichen Bilder, die jener Mann damals vor ihrer Seele heraufbeschworen, tauchten wieder und lebendiger vor ihr auf. Schwiebus hatte sich aber, besonders gegen sie, stets so herzlich und theilnehmend gezeigt und war gerade in der letzten Zeit, wie ihr Helene mitgetheilt, so namenlos niedergeschlagen und elend herumgegangen, daß sie ihn nicht kränken wollte. Sie ließ ihn bitten herein zu treten.

Schwiebus folgte der Einladung auf dem Fuße, und ein flüchtiges Roth belebte, als er das Zimmer betrat, die bleichen, eingefallenen Züge und gab dem Blicke des Unglücklichen einen sanfteren, milderen Glanz.

»Sie dürfen es mir nicht übel nehmen, mein Fräulein,« sagte er, auf Marien zugehend und ihr die Hand entgegen reichend, »daß ich so spät noch zu Ihnen herüber komme. Den ganzen Tag bin ich aber von einem Kranken zum andern gehetzt worden, und wie ich heute Abends hörte, daß Sie wieder kränker geworden wären und das Zimmer hüten müßten, litt es mich nicht länger, und ich beschloß wenigstens den Versuch zu machen, Sie zu sehen.«

»Ich danke Ihnen, Herr Schwiebus,« sagte Marie freundlich; »das Gerücht hat mich da aber wohl kränker gemacht, als ich, Gott sei Dank! bin. – Nur zwischen vergnügte Menschen pass' ich noch nicht und bin daher heute zurück- und zu Hause geblieben.«

»Das freut mich wahrhaftig recht von Herzen,« sagte Schwiebus und ließ sich auf den Stuhl nieder, den ihm Marie ihr gegenüber bezeichnete – »das freut mich recht von Herzen – und es giebt wenig jetzt in der Welt, worüber man sich gerade von Herzen freuen könnte.«

»Und geht es Helenen gut? Ich hatte gehofft, sie heute Abends bei mir zu sehen!«

»Sie wäre so gern gekommen,« sagte Schwiebus, »aber der Doctor ist mit dem langen Störenfried, dem alten Advocaten, zurückgekommen und dreht die Wohnung drüben von unterst zu oberst.«

»Doctor Hetzelhofer?«

»Ist in einer Laune, Brunnen zu vergiften,« sagte der Famulus, sich dabei wie vor innerem Behagen die Hände reibend.

»Mit seinen Ansprüchen an die Erbschaft steht es, glaub' ich – so viel ich wenigstens gehört habe – nicht besonders.«

»Er hat lange darauf gewartet,« sagte der Famulus, und ein eigenes, fast dämonisches Lächeln zuckte über seine Züge, »und jetzt läßt ihn sein Compagnon doch noch im Stiche.«

»Der Doctor Quetzlinberger?«

»Noch ein Anderer,« murmelte der Famulus – »noch ein Anderer.«

»Es sollte mir leid thun, wenn es so gar widrig für ihn ausfiele und er es sich sehr zu Herzen nähme,« sagte Marie freundlich. »Und doch ist es auch wieder ein Glück, daß dieser lange Streit endlich in Frieden geendet wird. – Aber Sie sehen selber leidend aus, Herr Schwiebus, sind Sie auch krank gewesen?«

»Frieden? – ja,« sagte der Famulus, der die letzte Frage überhört zu haben schien, »Frieden. – Wie man sagt, soll ja der alte Herr Quetzlinberger zu Frieden eingehen, wenn das alte Haus wieder an seine rechtmäßigen Erben fällt. – Hat jetzt eine lange, lange Zeit hinter den alten gelben Gardinen darauf gewartet.«

Marien gab es bei den Worten einen Stich durch's Herz, aber sie faßte sich gewaltsam und sagte lächelnd:

»Lassen Sie den alten Herrn, Herr Schwiebus, und erzählen Sie mir lieber von sich selbst. Spielen Sie noch fleißig auf Ihrer Violine? Ich habe mich ordentlich danach gesehnt, Sie wieder einmal zu hören.«

»Die Violine?« sagte der Famulus kopfschüttelnd – »fragen Sie den langen Störenfried – der kann sie nicht leiden und hat sich das Spielen verbeten. Ich habe einmal, ich weiß nicht mehr von wem, gehört, daß Wölfe, Hyänen und Haifische keine Musik vertragen könnten. – Sie haben zu schwache Nerven.«

»Aber der wird nicht immer bei Ihnen bleiben,« lächelte Marie, »und dann sind Sie ja wieder ungestört.«

»Ungestört? – gewiß,« sagte der Famulus rasch – »morgen schon.«

»Also wird er morgen schon abreisen?«

»Wer? – der Lange? – das weiß ich nicht, und es kümmert mich auch nicht,« lachte der Famulus – »aber ich ziehe aus.«

»Sie?« rief Marie rasch, »so wollen Sie den Doctor verlassen?«

»Ei, die rechtmäßigen Erben nehmen ja morgen das alte Haus in Besitz!« rief Schwiebus, »wissen Sie denn das nicht? und da beziehe ich doch jedenfalls mein altes Stübchen wieder – 's ist eine schmerzlich lange Zeit, daß ich nicht drüben war.«

»Im alten Hause?« rief Marie erschrocken.

»Im alten Hause,« sagte der Famulus langsam und leise dabei mit dem Kopfe nickend, während sein Blick den Boden suchte und er mehr mit sich selber als zu der Jungfrau sprach – »im alten Vaterhause. O, wie lange treiben wir uns doch draußen weit in der Fremde umher, glauben das Glück da zu erjagen, glauben die Seligkeit da zu finden, und am Ende liegt es doch nur daheim, nur in dem engen Raume, der mehr und mehr zusammenschrumpft, bis zuletzt ein Paar schmale tannene Breter dem rastlosen Geiste genügen! – Es ist doch eine wunderliche, große Sache um das Heimweh – und wenn die Heimath das Grab wäre!«

»Sie fallen in Ihre alten Träume, Schwiebus,« sagte Marie rasch und ängstlich. – »Ich bitte Sie um Gottes Willen, verschonen Sie mich nur heute damit. Ich wäre vielleicht nicht im Stande, den Gedanken zu ertragen.«

»Träume?« sagte Schwiebus kopfschüttelnd – »die Träume sind hoffentlich vorbei, und wer es gut mit sich meint, sollte sie nie Macht über sich gewinnen lassen.«

»Aber wenn sie doch kommen; wenn sie sich gewaltsam in's Hirn drängen, ja, wenn sie lebendig werden und uns entgegentreten im hellen, klaren Sonnenlichte?« rief Marie, vor deren regem Geiste die Worte wieder all die wirren Bilder ihrer Phantasie heraufbeschworen, und die nicht mehr vermochte, sie zurück zu scheuchen.

»Ja, wenn sie lebendig werden,« sagte der Famulus, der ihr erstaunt in's Auge gesehen, mit einem stillen, unheimlichen Lächeln, »dann bleibt uns freilich nichts übrig, als ihnen gerade in's Auge zu sehen und sie bei der Hand zu nehmen. Und doch sind's schlimme Burschen, und gut Verkehren ist nicht mit ihnen.«

»Sie sollen mich nicht furchtsam machen, Schwiebus,« sagte Marie, die noch einmal gegen die vor ihr aufsteigenden Schreckbilder ankämpfte. »Ich weiß, Sie lieben solch tolle Laune, und Ihre Phantasie beschwört Ihnen zu jeder beliebigen Stunde tausend dienstbare Geister. Aber ich bin jetzt krank und könnte wahnsinnig werden, wenn ich mich solchen Gedanken hingäbe. – Ich bitte Sie um Gottes Willen, verschonen Sie mich nur heute damit.«

»Sie haben Recht, Fräulein Marie,« sagte der Famulus, langsam von seinem Stuhl aufstehend und seinen Hut wieder ergreifend – »fort mit den Gedanken! und wenn ich den Bach wüßte, wo man Vergessenheit alles Geschehenen trinken könnte, ich wandelte Monate, Jahre lang, um ihn zu erreichen. – Es ist eine verwünschte Geschichte, so ein gutes Gedächtniß,« setzte er dann plötzlich wieder in seiner gewöhnlich trockenen und kurz abgebrochenen Weise hinzu, »eine ganz verwünschte Geschichte – besonders für den Famulus Schwiebus beim Doctor Hetzelhofer.«

»Und Sie wollen schon fort?«

»Es ist mir eine große Freude gewesen,« erwiderte der Famulus, »Sie weit wohler gefunden zu haben, Fräulein Marie, als ich drüben hörte. Seien Sie mir nicht böse, daß ich Sie gestört habe, und ich hoffe, wir werden auch künftig gute Nachbarschaft halten.«

»Sie wollen wirklich mit in das alte Haus ziehen?« fragte Marie, und sonderbarer Weise war es ihr dabei, als ob gar kein anderer Mensch dazu ein Recht habe, wie eben jene geheimnißvollen Wesen.

»Aufgefordert hat mich allerdings noch Niemand dazu,« lächelte Schwiebus vor sich hin, »aber ich kenne Hausgelegenheit, und wenn die Anderen Frieden bekommen,« setzte er so leise hinzu, daß die Worte kaum zu Mariens Ohr drangen, »will ich auch nicht allein zurückbleiben draußen in dem falschen, abgetragenen Gehäuse. – So, gute Nacht, Fräulein Marie. – Fräulein Helene wird morgen früh, sobald sie sich nur einen Augenblick Zeit abstehlen kann, selber zu Ihnen herüber kommen. Schlafen Sie recht ruhig!«

Und noch mit freundlichem Kopfnicken, aber einem unendlich wehmüthigen Zug um die bleichen, dünnen Lippen verbeugte sich der Mann vor dem jungen Mädchen und verließ rasch das Haus.

Marie blieb allein in ihrem Zimmer – allein mit ihren Gedanken, denen schon Schwiebus' Erscheinen wieder eine neue wilde Richtung gegeben, und rasch in dem kleinen Raume zuerst eine Zeit lang auf- und abgehend, suchte sie durch die schnelle Bewegung die trüben Bilder, wenn nicht zu verscheuchen, doch in den Hintergrund zu drängen. Aber auch das ging nicht – sie waren zu mächtig, und wieder trat Gundelrebe's Gestalt vor allen Anderen aus dem dunkeln Rahmen heraus.

Sie sah ihn auf's Neue dort unten an der Treppe stehen, wo der schmale dunkle Gang in das alte Haus führte – sie hörte die Worte, die er jubelnd hinein zu ihnen rief – zu ihnen? nein, war er selbst nicht draußen und die Margareth, und saß der alte Herr nicht jetzt allein da drinnen? – Zu ihm allein hatte er ja auch nur gesprochen, und daß es Gundelrebe wirklich war, wie hätte sie noch einen Moment auch nur daran zweifeln können? Sein ganzes räthselhaftes Auftreten dabei im Hause – seine Bekanntschaft mit Frau Bause – mit Schwiebus sogar, der ebenfalls so geheimnißvoll über die alten Räume sprach – und doch hatte sie nicht gewagt, ihn deßhalb zu fragen. Eben so war des jungen Schierling Vorname ihr noch ein Geheimniß geblieben – Geheimniß? – und kannte sie denn nicht die Bedeutung des G. hinter dem auf seiner Karte und seinem Koffer stehenden Konrad? Konrad G. Schierling – und weßhalb verheimlichte er das Gundelrebe? – ihretwegen? doch wohl kaum. Und wie fremd hatte er die ganze Zeit gegen sie gethan!

Die Gedanken quälten sie mehr und mehr – sie bereute schon fast, der Einladung nicht lieber gefolgt zu sein, wenn sie ihm auch dort begegnen mußte. Das Durcheinanderdrängen einer so großen Gesellschaft hätte sie doch zerstreut. Und wollte er wirklich Sigelinde zum Altare führen? – es gab ihr einen Stich in's Herz, sie wußte selbst nicht weßhalb, denn lieben konnte sie doch nicht ein Wesen, das dieser Erde gar nicht angehörte und nur wie ein Fremdling im Sonnenlichte wandelte.

»Nein, nein, fort mit diesen Bildern!« rief sie, zusammenschaudernd, mit leiser Stimme vor sich hin – »ich will und muß mich zerstreuen. Selbst des Famulus geisterhafte Nähe wäre besser als solche Einsamkeit. – Mit diesem Entschlusse faßte sie ihre Lampe auf und eilte in das Mittel- oder Gesellschafts-Zimmer, in welchem das Pianoforte stand, entzündete dort die Lichter und suchte in der Musik Hülfe, Schutz gegen die wilden Mißtöne, die ihrem Herzen entquollen.

Selber wild und stürmisch, wie ihr eigener Geist, waren im Anfange diese Melodien; aber wie Oel über die erregte Fluth zogen die Töne bald weicher und schmelzender über das tobende Meer ihrer Gedanken, und in melodischen Accorden löste sich endlich der herbe Schmerz zu leisen Thränen auf.

»Fräulein Marie!«

Wie von einem elektrischen Schlage getroffen, fuhr sie von ihrem Stuhle empor, und so jäh zitterte der Schrecken durch ihre Nerven, daß er nicht einen Schrei zum Auswege fand. Vor ihr stand Gundelrebe, schlank und groß, wie er ihr fast noch nie erschienen, aber todtenbleich, als ob er so eben erst dem Grabe entstiegen wäre.

»Herr Schierling!« fand sie endlich die Worte, die sich ihr widerstrebend aus den Lippen rangen, »wo kommen Sie her? – Sind Sie denn nicht – sind Sie denn nicht mit meinen Eltern eingeladen, und ist das hier, was jetzt vor mir steht . . .?«

»Zürnen Sie mir nicht,« sagte mit freundlicher, bittender Stimme der junge Mann. »In meinem Zimmer dicht nebenan noch mit einigen wichtigen Briefen beschäftigt, hörte ich Ihr seelenvolles Spiel, und war ein stiller, tief ergriffener Horcher.«

»Und Sie sind nicht . . .«

»Eingeladen allerdings bei der Frau Kreis-Räthin,« sagte der junge Schierling lächelnd, »und auch gezwungen, wenigstens später auf kurze Zeit dort zu erscheinen. Ich bin aber kein Freund von solchen langweiligen Gesellschaften und werde so spät als möglich gehen.«

Marie lauschte den Worten, deren Sinn sie kaum verstand. Nur die Töne weckten lang' verträumte Klänge in ihrem Herzen, und sie zitterte, wenn sie der Quelle nachdachte, aus der sie entsprangen. Das Alleinsein mit dem Fremden war ihr auch unheimlich. Mit den freundlichen Zügen vor sich, um deren Lippen nur ein leiser Schmerz zu spielen schien, wollte es ihr fast die Angst vor etwas Uebernatürlichem verscheuchen – und doch auch wieder waren das Gundelrebe's Augen, wie sie hell und stechend aus dem bleichen Antlitz nach ihr herüber schauten – Gundelrebe! – ein leises Frösteln lief über ihren Körper, und fast unwillkürlich griff sie nach dem neben ihr stehenden Lichte, um sich zu entfernen.

»Fräulein Marie!« sagte da plötzlich Schierling, und es war fast, als ob er sich nur gewaltsam zum Sprechen zwinge. »Sie werden vielleicht böse auf mich werden, Sie können das, was ich Ihnen jetzt sage, als Vermessenheit, als Zudringlichkeit ansehen; aber die letzte Woche, in der ich Ihnen nicht nahen durfte, hat mich über manches Fremde aufgeklärt, und da vielleicht der günstige Augenblick, wie ich ihn heute getroffen, nie wiederkehrte, gestatten Sie, daß ich ihn benutze.«

»Ich verstehe Sie nicht,« sagte Marie, und seine Worte klangen ihr in der That fremd und wunderbar. Hätte Gundelrebe so mit ihr gesprochen?

»Und darf ich reden?«

»Reden Sie.«

»So verzeihen Sie denn, wenn ich einen früheren Theil Ihres Lebens berühre, in dem ich selber, wie ich fast fürchte, wenn auch unschuldiger Weise, eine Rolle spiele.«

»Sie selber!« rief Marie, und fühlte dabei, wie ihr das Blut in den Adern stockte.

»Sie hatten in Ihrer Jugend einen Traum,« fuhr Schierling fort, als ob er fühle, daß jedes Zögern die peinliche Spannung der Jungfrau nur vermehren müsse. »Wilde Phantasien, denen sich dem Kinde zu früh eingepflanzter abergläubischer Spuk beimischte, verwirrten Ihren Geist und ließen Sie, vom Aether betäubt, einen Traum träumen, der so lebhaft gewesen sein muß, daß er selbst beim Erwachen kaum wieder weichen wollte.«

»Ein Traum?« fragte Marie, und ihr Blick haftete starr und fest auf den bleichen, aber doch belebten Zügen des jungen Mannes – »und woher wissen Sie . . .?«

»Auf die natürlichste Weise von der Welt,« lächelte der junge Mann, »durch Ihre Mutter selbst, die neulich Abends nach dem Unfalle, der Sie vielleicht gar durch meinen Uebermuth betroffen, in ihrer Herzensangst dem Fremden das Geheimniß ihres Hauses öffnete. Dadurch aber gab sie mir auch möglicher Weise die Mittel an die Hand, Ihnen zu helfen. Ich fand dadurch den Schlüssel nicht allein zu dem wunderlichen Namen, den Sie mir entgegen riefen, als Sie in meinen Armen die Augen öffneten, sondern, wie ich glaube, auch die richtige Spur. Hierdurch kann ich mir denn auch erklären, wie in diesen letzten Wochen jene schon fast verblichenen Traumgebilde in neuer Schärfe und Lebendigkeit vor Ihre Seele traten.«

»Ich begreife Sie nicht.«

»Sie sollen es bald,« sagte Schierling entschlossen. »Der Name, den Sie mir, unverkennbares Entsetzen in den bleichen Zügen, entgegen riefen, gehörte jenem Knaben, den Sie in Ihrem Traum erblickt.«

»Und ist er nicht der Ihre?« rief Marie, und ihr Auge schien das Wort, ehe es gesprochen, von den Lippen des Mannes erhaschen zu wollen.

»Nein,« erwiderte dieser und schüttelte lächelnd dabei den Kopf.

»Sie heißen nicht Gundelrebe?« rief Marie, und es war ihr fast, als ob der Name, wie eine Zauberformel, das Schreckgespenst ihrer Seele in voller Kraft und Furchtbarkeit herauf beschwören müsse. Schierling begegnete dem Wort aber mit derselben stillen Ruhe.

»Ich heiße nicht Gundelrebe, und mehr noch: Ich gehöre nicht in das dunkle Geisterreich hinüber, sondern hier auf Gottes freie schöne Erde, deren Sonnenschein noch hoffentlich viele lange Jahre auf meinen Lebensweg scheinen soll. Kann Sie das beruhigen?«

»Sie heißen nicht Gundelrebe?« wiederholte, mehr fast mit sich selber, als zu dem Jüngling redend, erstaunt und irr gemacht, Marie; denn in dem Einen Worte war sie jetzt die langen Jahre her gewöhnt gewesen, das Alles zu hegen und zu pflegen, und mit grausam sorgender Phantasie sich groß und stark zu ziehen, was ihr das Herz gequält und fast den Frieden ihrer Seele auch geraubt – »nicht Gundelrebe – aber Ihr Vorname,« fuhr sie dann rascher auf und sah ihm wieder scharf in's Auge – »das G. vor Ihrem Namen?«

»Ist Gustav,« lächelte der junge Schierling; »genügt Ihnen jetzt die Versicherung?«

»Gustav« – wiederholte Marie den Namen, wie in einem Traume redend. So leicht war aber der Verdacht nicht weggescheucht, ja, ängstlich fast klammerte sie sich jetzt daran, da man ihr rauben wollte, was nun die langen Jahre ihr alleiniges Eigenthum gewesen. »Gustav – und die Frau Bause?« setzte sie dann fast eben so leise hinzu.

»Merkwürdig ist allerdings, daß sich auch die Frau Bause mit in Ihren Traum verwebt hat,« lächelte Schierling, »wenn auch wohl begreiflich, da sie Ihnen ja als Kind nicht fremd und öfters freundlich war. Die alte Margareth ist aber eine der wenigen Personen, die meine Jugend freundlich bewachten, und für die ich in meinem Herzen auch eine liebe Erinnerung bewahrt habe. Meine Eltern starben früh, kaum erinnere ich mich noch meines Vaters; meine Mutter habe ich nie gekannt, und der arme allein stehende Knabe wurde zwischen Fremden umher gestoßen. Wir wohnten zu jener Zeit in Hamburg, und die einzigen Personen, die damals einen bleibenden Eindruck auf mich machten, waren eben diese meine alte treue Wärterin und ein Mann, den ich zufällig ebenfalls hier in Hellburg wieder getroffen habe, der sich aber kaum, wenn wirklich, nur noch dunkel meiner zu erinnern scheint: der Famulus des Doctor Hetzelhofer.«

»Schwiebus?«

»Ja, Sie kennen ihn ja wohl. Er wohnte in demselben Hause, das meinem Vormund gehörte, und wir Kinder, denen er mit stets gleich bleibender Freundlichkeit immer die wunderbarsten, herrlichsten Geschichten erzählte, hingen mit unglaublicher Liebe an ihm, wenn wir uns auch ein wenig vor ihm fürchteten.«

Marie strich sich mit der Hand über die Stirn – sie schloß die Augen, um das eben Gehörte überdenken, prüfen zu können, und sie wieder öffnend, fiel ihr Blick auf die Narbe an dem linken Schlaf des ihr Gegenüberstehenden.

»Und jene Narbe?« sagte sie mit leiser, fast tonloser Stimme, indem sie langsam den Arm danach hob. – »Wenn ich wirklich geträumt – wenn nicht an jenem furchtbaren Abend meine Seele wirklich den bewußtlosen Körper verließ und jetzt, in seiner Gemeinschaft mit jenen unirdischen Wesen der Erde kaum mehr ganz angehörte, wie kam es, daß ich jene Narbe sah?«

»Narbe?« sagte Schierling, indem er erstaunt und fast unwillkürlich nach seiner Stirn griff, auf die des Mädchens Blick geheftet schien – »welche Narbe?«

»Die an Ihrem linken Schlaf, die aus den Haaren querüber nach dem linken Ohre hinläuft.«

Schierling eröthete leicht und sagte dann lächelnd:

»Das ist keine Narbe, mein Fräulein, wenn das Sie beruhigen kann. Fremd in der Welt und allein schon in früher Jugend mir selber überlassen, habe ich mich, fast kann ich sagen, von meiner Kindheit an, zur See und in fremden Welttheilen umher getrieben. Der Norden hatte dabei für mich die größte Anziehungskraft, und ein nordamerikanischer Indianer an der Küste der Behringsstraße, der mir einst das Leben rettete und mich später lieb gewonnen, hat mir zum Andenken hier diese rohen Zeichen seiner Kunst, die sich von der Stirn auf Brust und Nacken ausdehnen, eingegraben. Nach einem Sprachgebrauche der Südsee nennen wir es Tatowiren

»Wunderbar, wunderbar!« stöhnte Marie.

»Aber mit all diesem Zusammentreffen,« setzte der junge Schierling freundlich, ja, fast herzlich hinzu, »mit einer Aehnlichkeit vielleicht, die Sie zwischen mir und jenem Knaben gefunden zu haben glaubten, kann ich mir jetzt recht gut erklären, wie Sie erschraken, als ich an jenem Abend an die Wand klopfte, die mich nur noch von meinem künftigen Eigenthum trennte. Ihr Vater hatte mir erst an dem Tage selber alle die alten abergläubischen Sagen mitgetheilt, die von dem Hause in Umlauf waren, und meine eigene Phantasie mit aufgeregt. Das mag mich entschuldigen, daß ich mich dieser auf einen Augenblick hingab, und in jugendlichem Uebermuthe vielleicht die, von dem Aberglauben des Volkes hinein gezauberten Bewohner des Nachbarhauses anrief. Mehr aber noch wurde ich auf das alte Haus gespannt, als ich dann später Ihren Traum vernahm; ja, das Gebäude selber, das ich bis jetzt nur allein zu erwerben gesucht, die Stuben, die der Wohlthäter meines Großvaters und dieser selber bewohnt, nicht in fremde Hände fallen zu lassen, gewann durch diesen Umstand einen eigenthümlichen Reiz für mich. Ich gebe Ihnen mein Wort, ich zähle jetzt die Stunden schon, wo ich morgen jene stillen, seit einem Jahrhundert fast nicht betretenen Räume als Eigenthümer betreten soll. – An dieses aber, mein liebes Fräulein,« setzte er dann nach kleiner Pause hinzu, während er eine eigene Scheu oder Schüchternheit noch zu überwinden suchte, »möchte ich eine Bitte knüpfen – nicht allein meinet-, nein, auch Ihretwegen selber.«

»Und die betrifft?« sagte Marie, die sich noch nicht in den Gedanken hineinleben konnte, ihrem so gefürchteten, wie geliebten Phantasie-Gebilde auf immer Lebewohl zu sagen. Schaute sie ja doch auch noch immer zweifelnd in die ihr so bekannten Züge des jungen Mannes, und daß er selbst jetzt über jene Räume sprach, war das nicht auch Beweis für ihre Träume?

»Sie waren krank,« sagte da ermuthigt und entschlossen der junge Mann, »Ihr zarter Körper durch längeres Leiden angegriffen; Ihre Phantasie, übermäßig gereizt und erregt, hatte in einer Art Nervenschwäche jene Bilder vor Ihrem Geiste herauf beschworen, die einer späteren Zeit, in der sich der Körper entwickelte und kräftigte, weichen mußten. Jene Zeit scheint aber, wenn auch in ihren Abdrücken geschwächt, doch noch nicht ganz vergessen gewesen zu sein, und wie der Zufall gerade in einer Periode, in der das Gespräch über das alte Haus wieder lebendiger werden mußte, Ihnen eine leichte Aehnlichkeit mit jenem Traumbild vorführt, und eigenthümlicher Weise Manches sich dem anzupassen scheint, Manches von Ihnen selber gewaltsam dazu gezwungen wird, wacht, was bis dahin nur in Ihrer Seele geschlummert, wieder zu voller Schärfe auf und droht Sie auf's Neue zu verstricken und mit fortzureißen. Dagegen aber giebt es ein einfaches Mittel: das praktische Leben selbst, dem solche Wesen, wie sie uns ein Traum bescheert, nicht Stich halten können. Die lichte, helle Sonne ist das beste Mittel gegen solche Selbsttäuschung, die Wahrheit, die wir finden, muß uns die Lüge, mit der wir uns einst selbst betrogen, oder wenigstens die Täuschung, um ein milderes Wort zu nehmen, verjagen helfen. Ich selber bin unverschuldeter Weise die Ursache gewesen, Ihnen Schmerz zu bereiten, die alten Wunden Ihres Geistes aufzureißen – erlauben Sie mir jetzt auch, daß ich sie heile.«

Er schaute ihr mit seinen dunklen Augen recht ernst und treuherzig in das bleiche Antlitz, und da er hier ihrem fragenden Blicke begegnete, fuhr er mit lebhafter, bewegter und inniger Stimme fort:

»Morgen übernehme ich, wie Sie wissen, den Besitz des Nachbarhauses. Erlauben Sie mir, daß ich Sie dort, vor allen Anderen, in mein Eigenthum einführe. Begleiten Sie mich in jene Räume, und überzeugen Sie sich dann selbst, wie ein neckisches Spiel der Phantasie Ihnen Dinge vorgegaukelt, die nicht existiren. Wenn Ihnen dann in mir der geträumte Gundelrebe verschwindet, wenn die alten Räume da drüben das nicht sind, was Sie zu finden erwartet, dann werden Sie den dunklen Zauber, der Sie bis dahin befangen hielt, abschütteln, und frisch und frei wieder der goldenen Sonne, dem erwachenden sprossenden Frühlinge in's Auge schauen können.«

»Ich soll mit Ihnen morgen früh das alte Haus betreten?« fragte Marie, und tiefe Röthe schoß in diesem Augenblicke in das Antlitz der Jungfrau.

»Ich bitte Sie recht herzlich darum,« flehte der junge Mann; »wie kann ich besser hoffen, Sie von dem trüben Geiste zu befreien, der Ihren reinen Sinn in Banden hält?«

»Und morgen früh schon?«

»So früh als möglich. Jede Minute wäre ja Verlust, die Sie noch länger in diesem träumerischen Schmerze hielt. Glauben Sie mir, einmal davon befreit, und Lust und Leben werden in Ihre Seele wiederkehren. Nicht wahr, Sie willigen ein? – Ihren Vater, Ihre Mutter werde ich noch heute Abend um Erlaubniß fragen, und gern, gern werden die Eltern, wo es gilt, dem lieben Kinde zu helfen, diese geben. Hat sie doch selbst Ihr Leiden arg zu Boden gedrückt. Darf ich also kommen, Sie abzuholen?«

Marie schaute ihm still und ernst in's Auge, und so treuherzig blickte er sie dabei an, und streckte ihr seine Hand zum Einschlag entgegen, daß sie ihm endlich schweigend auch die ihrige reichte.

»Es ist das Beste,« sagte sie dabei, »Sie haben recht. Ich will Wahrheit, wie die auch ausfallen möge, und dann wird mir wohl werden.«

»Also darf ich kommen – Dank, tausend Dank!« rief er dann, als sie ihm leise zunickte. »O, Sie glauben nicht, wie glücklich ich mich fühlen werde, die trüben Wolken wieder zu verscheuchen, die, wie ich fast fürchte, meine Gegenwart allein über Ihren Lebenshimmel herauf beschworen. – Aber jetzt muß ich fort!« brach er kurz und tief aufseufzend ab. »Lieber Gott, gerade jetzt zwingt mich mein gegebenes Wort, in eine der langweiligsten, fadesten Gesellschaften zu gehen, die ich mir denken kann! So früh als möglich kehre ich aber von dort zurück, und morgen löse ich mein Versprechen. – Gute Nacht, Marie!« hauchte er mit leiser, kaum hörbarer Stimme, und drückte die Hand, die er noch immer in der seinen hielt, rasch, aber ehrfurchtsvoll an die Lippen.

Marie stand, als er schon durch die in sein Zimmer hinüberführende Thür verschwunden war, noch lange regungslos da, und selbst wie ein Traum kam ihr das eben Erlebte vor. Endlich drehte sie sich langsam ab, löschte die Lichter, schloß das Piano, und ihre Lampe wieder aufgreifend, kehrte sie in ihr eigenes Gemach zurück.



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