Leo Frobenius
Schwarze Sonne Afrika
Leo Frobenius

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Biton, der König von Segu

Felszeichnung

Biton war aus dem Stamme der Kulloballi hervorgegangen. Sein eigentlicher Name soll Sunu Mamari gewesen sein. Seine Mutter, Sunu Sako, stammte aus Kamba. Biton wanderte nach Djundia. Erst schlug er sich als Jäger durchs Leben. Segu bestand damals aus den vier Dörfern Segu-korro, Segu-bugu, Segu-kurra und Segu-sikollo, welches seinen Namen nach einem mächtigen Butterbaum (Se-korro) erhalten hatte. Biton beschloß, sich in Segu-korro niederzulassen. Er begann dies auf folgende Weise: Auf der Jagd fand er eines Tages sehr schönen Honig. Er bereitete daraus ein ausgezeichnetes Honigbier (Li-dollo). Er machte sich dann mit seiner Mutter und dem Li-dollo auf den Weg nach Segu-korro, wo er schon verschiedentlich Fleisch von seiner Jagdbeute verkauft hatte. Er bat nun die Leute von Segu-korro, die vordem von seinem Wildbret gekauft hatten, heute mit ihm den Li-dollo zu trinken. Die Leute taten es gerne und fanden sich bei diesem Trinkgelage ganz außerordentlich wohl. Das erste Trinkfest, das Biton in Segu-korro veranstaltete, fand an einem Donnerstag statt. Die Segu-korro-Leute fanden das Fest ganz ausgezeichnet gelungen, und als am folgenden Donnerstag Biton wieder mit einer großen Menge Honigbier erschien, hatte sich die Zahl seiner Gäste ungemein vermehrt und diese verabredeten untereinander, daß, wenn am nächsten (dritten) Donnerstag Biton wieder ein solches Gelage veranstalten würde, ihm jeder Gast ein Geschenk von zwanzig Kaurimuscheln mitbringen solle. Und so geschah es. An diesem Donnerstag tötete Biton für seine Gäste eine Ziege.

Die Folge dieser aufmerksamen Geste war, daß die bewirteten Bewohner Segu-korros verabredeten, am nächsten Donnerstag dem Biton ein weit größeres Geschenk zu machen, indem jeder diesmal hundert Kaurimuscheln beisteuern solle. Nun gab es bei Segu-korro ein Dorf namens Sando. Die Einwohner Sandos sagten unter sich: »Heute hundert Muscheln, das kann ja mit der Zeit eine schöne Abgabe werden. Nein, wir gehen da nicht hin. Wir bleiben diesem Gelage fern und brauchen somit auch keine Kauri zu senden. Wir glauben überhaupt, daß das mit diesem Biton eine ernste Sache werden wird.«

Am kommenden (vierten) Donnerstag tötete Biton für seine Freunde in Segu-korro einen Ochsen, um sich für das letzte Kopfgeschenk von zwanzig Kauri zu revanchieren. Außerdem brachte er heute noch größere Mengen von Li-dollo mit, und da dieses sehr gut und sehr stark und die Vergnüglichkeit sehr groß war, wurden zum Schluß die Bewohner Segu-korros in arge Betrunkenheit versetzt. In diesem bezechten Zustand fiel es einigen Leuten ein zu fragen: »Wer ist heute nicht gekommen? Wer hat unserem Biton heute keine Kauri gebracht?« Andere sagten: »Hallo, die Leute von Sando haben heute Biton ja kein Dankesgeschenk gebracht.« Wieder andere riefen: »Das ist zu undankbar das können wir nicht dulden – wir wollen sie mit Krieg überziehen.« Andere sagten: »Ja, das tun wir.«

Darauf rüsteten sich die Leute von Segu-korro und fielen über die Ortschaft Sando her. Die Bewohner des Weilers wurden von den Wütenden sehr schnell überwältigt und allesamt nach Segu-korro in Gefangenschaft geführt. Daheim wieder angekommen, sagten die Kriegerischen: »Wir wollen die Hälfte der Beute Biton abgeben, der das schöne Gelage am Donnerstag veranstaltet und dazu einen Ochsen geschlachtet hat.« Somit brachten sie die Hälfte der gefangenen Weiber und die Hälfte der gefangenen Burschen dem Biton. Biton verkaufte sogleich alle Weiber und schaffte dafür Stoff an, aus dem er Überhänge und Hosen für die eben erhaltenen männlichen Sklaven machen ließ. Die machten so einen stattlichen Eindruck.

Inzwischen kamen die Bewohner des Dorfes Surroba, die bis dahin auch an dem Umtrunk, der donnerstags stattfand, teilgenommen hatten, zusammen und sagten: »Die Abgaben für Gastmahl und Gelage des Biton werden uns nachgerade zu hoch. Außerdem scheint uns diese Sache in einer anderen Weise enden zu wollen, als man bisher annehmen konnte. Es nimmt für uns Landbewohner kein gutes Ende. Wir wollen nicht mehr hingehen. Wir wollen nächsten Donnerstag fernbleiben.« Und bei diesem Vorsatz blieben sie.

Dieser nächste Donnerstagabend gestaltete sich zu einem großen Fest, denn die Bewohner von Segu-korro hatten die Ortschaft Sando bewältigt und damit eine hübsche Einnahme erzielt, die man dem Umtrunk bei Biton verdankte. Also entsprach der freudigen Stimmung auch bald eine gründliche Bezechtheit. Und als die Bürger soweit waren, fragten einige: »Wer fehlt denn heute beim Umtrunk?« Andere fragten: »Hat jemand auch nur einen Bürger aus Surroba gesehen?« Und dann fragten die Bürger insgesamt Biton: »Willst du, daß wir gegen die Bürger von Surroba mit Waffen und bewaffneten Sklaven zu Felde ziehen? Sieh, sie haben dich beleidigt, indem sie alle fortgeblieben sind.« Biton sagte: »Das ist nicht meine Sache, denn ich will mich nicht derart rächen, aber wenn ihr glaubt, daß die Leute euch damit gekränkt haben und daß das euer Vorteil ist, dann will ich euch mit meinen Sklaven und meinen Waffen gern begleiten.«

Daraufhin eilten alle zu den Waffen und machten sich auf den Weg, die Bewohner Surrobas mit Krieg zu überziehen. Diese Unternehmung war abermals von Glück begünstigt, und alle Surrobaner kamen in Gefangenschaft. Mit reicher Beute kamen sie heim und sagten: »Wir verdanken diese Vermehrung unseres Besitzes Biton und seinen fröhlichen Gelagen. Deshalb wollen wir ihm die Hälfte abgeben.« Somit brachten sie Biton wieder die Hälfte der gewonnenen Sklaven und Sklavinnen als Geschenk dar. Biton aber verkaufte wieder die Sklavinnen, handelte dafür Kleider, Bogen und Pfeile ein und stattete seine Leute herrlich aus. Viele Leute kamen nun, ihm kleine Geschenke darzubringen und Biton ihren Respekt zu erweisen. Er gab allen Kleidung und Waffen, so daß sie gute Anhänger wurden. Dann errichtete er eine hohe Kugu (Mauer).

 

Bitons Mutter, Sunu Sako, hatte dicht am Nigerufer ein Feld von Nkojo (Auberginen) angelegt. Jede Nacht nun kam der Faro (eine Art Wasserteufel) aus dem Flusse aufgestiegen und stahl und aß die reifen Nkojo. Sunu Sako sagte: »Manchmal trägt der Garten viele Nkojofrüchte. Manchmal verschwinden alle Nkojo. Es muß noch jemand außer uns davon essen. Ich weiß nicht, wer das ist.« Biton sagte: »Laß nur, Mutter, ich werde einmal aufpassen und der Sache auf die Spur zu kommen suchen. Heute nacht werde ich nachsehen und dir morgen früh Bescheid sagen.«

Biton versteckte sich am Ufer. In der Nacht stieg Faro aus dem Wasser. Er ging in den Garten Sunu Sakos und nahm eine Aubergine. Er aß sie. Er nahm eine zweite Aubergine und aß sie. Er wollte eine dritte Aubergine nehmen, um sie zu essen. Da sprang aber Biton hervor und packte den Affen und sagte: »Aha, du Faro bist es, der die Nkojo meiner Mutter ißt.« Faro sagte: »Oh, töte mich nicht. Töte mich nicht. Schließe lieber mit mir Freundschaft, komm mit mir zu meiner Mutter.« Biton sagte: »Gut, gehen wir also zuerst zu deiner Mutter.«

Faro sagte: »Wenn meine Mutter dir ein Amulett anbietet, damit du viele Sklaven gewinnst, so nimm das nicht an. Wenn meine Mutter dir ein Medikament anbietet, damit du viele Kühe gewinnst, so nimm das nicht an. Fordere aber von meiner Mutter eine Firina (Lampe) und Fini (Kornart). Dieses beides wird dir zu großer Macht und zu großem Ansehen verhelfen.« Beide machten sich dann auf und kamen zur Mutter Faros.

Die Mutter Faros sagte: »Ich will dir ein Amulett geben, damit du viel Gold gewinnst.« Biton sagte: »Das habe ich nicht nötig.« Die Mutter Faros sagte: »Ich will dir ein Amulett geben, damit du viele Sklaven gewinnen kannst.« Biton sagte: »Das habe ich nicht nötig.« Die Mutter Faros sagte: »Ich will dir ein Amulett geben, damit du viele Kühe gewinnen kannst.« Biton sagte: »Das habe ich nicht nötig.«

Die Mutter Faros sagte: »Ja, was willst du denn gern haben?« Biton sagte: »Gib mir eine Firina und Fini.« Die Mutter Faros sagte: »Wer hat dir diesen Rat gegeben?« Biton sagte: »Diesen Wunsch habe ich aus mir selbst.« Darauf gab ihm die Mutter die Lampe und den Fini und sagte: »Für den Fini bereite ein Feld am Niger. Wenn er aufgegangen ist und reif ist, iß ihn nicht, sondern überlaß ihn den Vögeln und Affen.« Biton sagte: »Es ist gut.« Er nahm beides und ging damit nach Hause.

Er kam heim und sagte zu seiner Mutter: »Der Dieb deines Nkojo war der kleine Faro. Ich erwischte ihn und ging mit ihm zu seiner Mutter. Faro hatte mir gesagt, ich sollte nicht die Amulette seiner Mutter zur Vermehrung des Goldes und der Sklaven und der Kühe annehmen, sondern sollte mir eine Firina und Fini ausbitten. Das tat ich. Die Mutter Faros sagte mir, ich solle für den Fini ein Feld am Ufer des Niger herrichten und sollte nachher den Fini nicht essen, sondern das Korn für Affen und Vögel stehenlassen.«

Sunu Sako sagte: »Die Mutter Faros hat dir einen guten Rat gegeben. Denn der Vogel fliegt weit, und die Samenkörner, die er irgendwo aufnimmt, trägt er weit fort bis in sein Heimatland. Die Affen aber ziehen weit herum, und wo der Mist dieser Affen zu Boden fällt und wohin auch die Vögel die Samenkörner deines Ruhmes tragen, wird dein Ruhm und die Kenntnis deiner Macht getragen werden.«

Biton verfuhr nach diesem Ratschlag. Seine Macht und sein Ansehen breiteten sich bald mächtig aus. Die Lampe brennt noch heute in Sekorro und heute noch kann man dort die ganze Nacht hindurch das Licht von Faros Lampe sehen.

Hierzu bemerken die Anwesenden, daß bei allen Malinke bis in die jüngste Zeit hinein nur Holzfackeln als Leuchte gedient hatten, daß man aber da, wo man eine Lampe sah, sagt: »Die kommt aus Segu.« Ebenso soll sich auch das Korn »Fini« von Segu aus in das obere Mandeland ausgedehnt haben.

 

Als Biton zu großer Macht und Ansehen in Segu gekommen war, so daß er schon zu den einflußreichsten Leuten gehörte, lud er eines Tages alle Alten und Familienältesten der umliegenden Dörfer zum Umtrunk ein. Er ließ sagen: »Kommt nicht am Donnerstag, denn da wird von den Jüngeren soviel getrunken und gestritten. Kommt an einem Montag, dann seid ihr schön unter euch und vergebt auch der Würde eures Alters und eurer Stellung nichts, wenn ihr euch einmal ordentlich betrinkt.« Die Alten sagten alle zu dem Boten: »Gewiß werden wir kommen.«

Inzwischen ließ Biton in seinem Hof in einem Winkel ein großes und vor allem sehr tiefes Loch graben. Er sagte zu seinen Leuten: »Paßt genau auf: Wenn einer der Alten von mir fortgeschickt wird, damit er in einem Winkel seinen Rausch ausschlafe, dann stoßt ihn nur einfach in diese Grube. Schlagt ihm aber vorher den Kopf ab, damit er nicht allzusehr schreit.«

Am besagten Montagabend kamen alle Alten aus den Dörfern Konno Dimini, Gara, Diado und Dugukuna. Biton hatte ein sehr wohlschmeckendes, aber schweres Honigbier bereiten lassen. Dazu gab es gute Gerichte zu essen, derart, daß alsbald eine große Heiterkeit entstand. Als der erste Alte soweit betrunken war, daß er nicht mehr stehen und sitzen konnte, sagte Biton: »Geh, mein Alter, schlaf jetzt in jenem Winkel deinen Rausch aus.« Der Alte ließ sich gerne dahin führen, wo das Loch war, und dort schlugen die Sklaven ihm den Kopf ab und warfen ihn dann in die Grube. So ging es mit einem der Alten nach dem anderen, bis zuletzt alle alten Gäste in dem tiefen Loch versammelt waren.

Am andern Tage rief Biton alle Seguleute zusammen und fragte sie: »Wer ist jetzt König von Segu?« Darauf riefen alle: »Du bist König von Segu.« Biton sagte: »Wenn ihr wollt, daß ich euer König sei, so will ich das sein.« So wurde Biton König.

Der Bruder Bitons, Massa Kulloballi, lebte in Sundiana bei Segu. Als er vernahm, wie sein Bruder zu Macht und Ansehen gekommen war, überfiel ihn Schrecken und er floh, um einem bösen Schicksal zu entgehen, nach Kaarta in das Dorf Girinkume, in dem er sich ansiedelte. Sein Sohn Manso Sita oder Mansa Sata floh mit ihm.

Biton war nun uneingeschränkter Herrscher und von vielen Seiten wurde ihm freiwilliger oder unfreiwilliger Tribut überbracht.

 

In Njola im Lande Ngonjakalla, nicht weit von Segu, lebte ein Mann namens Niari, der hatte einen kleinen Sohn namens Ngolo. Wenn Ngolo mit den anderen zum Eidechsenfang auszog, hatte niemand soviel Glück wie Ngolo. Wenn die Burschen ausgezogen waren, um Perlhühner, Feldhühner oder andere kleine Tiere zu fangen, brachte bei weitem keiner so viele Beute heim wie der kleine Ngolo. Als nun eines Tages das Djenbuguri (Erdorakel) befragt wurde, sagte er: »Ngolo wird einmal ein großer König werden.« Darauf sagten die Leute: »Das kann man sich recht gut denken.« Ngolo, der Knabe, war aus dem Stamm der Diarra.

Eines Tages trugen die Leute Njolas ihre Abgabe zu dem König Biton. Sie bestand in Hirse. Aber zu jener Zeit war die Hirseernte nicht geraten. Der König Biton war deswegen sehr ungnädig, und da man seinen Zorn fürchtete, sagten sie: »Der Knabe Ngolo Diarra ist bei uns. Wenn es dir recht ist, wollen wir ihn als Geisel bei dir lassen. Du magst ihn behalten, bis wir unsere Abgaben voll aufgebracht haben werden, was einige Zeit in Anspruch nimmt.« König Biton sagte: »So laßt den Jungen hier.« Ngolo kam an den Hof des Königs Biton.

In Segu gab es damals vier große Baschi (Zaubermittel), die waren über alle Maßen stark. Diese

  1. Mba Kungoba (angeblich der große Wald),
  2. Nangoloko (nichts über den Sinn des Namens zu erfahren),
  3. Sammanere (nere = Frucht; samma = hoch?),
  4. Binjadiugu (= Horn großer Ochsen).

Wenn man das Fest dieser vier Baschi feiern wollte, bedurfte es eines gefangenen Häuptlings und eines Ochsen. Beide wurden in gleicher Weise geschlachtet und aus ihrem Fleisch wurde ein ausgezeichnetes Essen bereitet. Es war eine Suppe, in der die einzelnen Fleischstückchen durcheinanderlagen. Diese Fleischstückchen waren schon geschnitten, so daß man nicht nötig hatte, noch ein Messer zu nehmen oder sie mit den Zähnen abzubeißen. Zu dem heiligen Zeremonial dieses Mahles setzten sich die Anhänger der vier mächtigen Baschi in kleinem Kreis eng gedrängt nieder, und zwar mit dem Rücken nach innen, mit dem Gesicht nach außen.

Alsdann griff ein jeder viermal in die Schüssel mit der Speise hinter sich. Er nahm einen Fleischbrocken aus der Brühe und führte ihn, ohne ihn anzusehen, zum Mund. Dazu sagte er: »Mbakungoba sugu, sugu bombali« (Mbakungoba = das erste Baschi, sugu = Fleisch, bombali = nicht kennen, d. h. Fleisch des Mbakungoba, das Fleisch kenne ich nicht). Er nahm wieder einen Fleischbrocken aus der Brühe und führte ihn, ohne ihn anzusehen, zum Mund. Dazu sagte er: »Nangoloko sugu, sugu bombali.« Er nahm einen dritten Fleischbrocken aus der Brühe und führte ihn, ohne ihn anzusehen, zum Mund. Dazu sagte er: »Sammanere sugu, sugu bombali.« Er nahm einen vierten Fleischbrocken aus der Brühe und führte ihn, ohne ihn anzusehen, zum Mund. Dazu sagte er: »Biniadiugu sugu, sugu bombali.« Diejenigen, die an dieser Mahlzeit teilgenommen hatten, gehörten zusammen und waren unter- und miteinander zu Brüderschaft verbunden.

Das Blut der Opfer dieser vier Baschi galt als ganz besonders wertvoll und geeignet, die Zaubermittel damit zu besprengen. Besonders Biton wußte die Macht dieser Baschi zu schätzen, und in jeder Mitternacht wusch er sich mit Wasser, das durch die vier Baschi eine besondere Kraft erhalten hatte. Das tat er auf dem Dache des Hauses, und er verfuhr dabei so, daß er das Wasser von vorn gegen sich und von oben über seinen Rücken hinter sich goß.

Der Knabe Ngolo, der sehr klug war, erkannte bald, welche Kraft ihm diese Baschiwäsche verleihen konnte. So hockte er denn eines Nachts, als Biton sich wusch, hinter dem König nieder und ließ sich von dem nach hinten geschleuderten Baschiwasser bespritzen. In der nächsten Nacht machte er es ganz ebenso. Aber Biton sah einmal während des Bades hinter sich, und da merkte er, daß der Knabe Ngolo sich von ihm mitbesprengen ließ. Deshalb brachte er in der dritten Nacht eine Lanze mit, und als er gegen Ende der Zeremonie hinter sich sah und wieder Ngolo erblickte, schleuderte er seine Waffe nach ihm. Ngolo wurde durch die Lanze berührt, aber sie vermochte nicht, ihn zu verwunden, so stark hatten die Bäder mit dem Baschiwasser schon auf ihn gewirkt.

Aber Ngolo mußte fliehen. Ein Moriba (Marabut oder Derwisch) nahm sich seiner an und führte ihn mit sich nach Kong. In Kong erlernte Ngolo das Kaufmannsgewerbe und kam nach einigen Jahren als ein angesehener und wohlhabender Kaufmann nach Segu zurück. Er schenkte Biton, dem König von Segu, die Hälfte aller seiner Waren, und Biton schloß Freundschaft mit ihm. Diese Freundschaft hielt an, bis Biton Kulloballi starb. Nachher wurde Ngolo Diarra König von Segu.


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