Ferdinand Freiligrath
Neuere politische und soziale Gedichte
Ferdinand Freiligrath

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An Richard Wehn

Fröhlicher Dank einem fröhlichen Geber

12. April 1875

Sonst glaubt' ich, Hameln produziere
Nur zwei »Artikel«: Nagetiere
Und Kinder! So bedünkt' es mich!
Denn an die Ratten und die Rangen
Dacht' ich, die dazumal gefangen
Bundting, der Strolch und Hexerich.

Heut aber kommt mir bess'res Wissen!
Auch edeln Fisch wird nennen müssen,
Wer Hameln preist: Lachs oder Salm!
Denn siehe da, in Holz und Halmen
Schickt heut mir Hameln einen Salmen, –
'Nen Riesensalm, – 'nen Salm-Salm-Salm!

O stille heimatliche Weser,
Heut' lern' ich erst, daß deine Gräser
Auf Salmenfänge niedersehn;
Daß Kerls wie dieser hier, vom Meere
Aufsteigend bis vor Hamelns Wehre,
In Hamelns biedre Netze gehn.

Wer aber schickt mir von der Reise
Aus Hameln solche Herrenspeise
Auf meinen bürgerlichen Tisch?
Ein Freund, ein wackrer, wie ich meine:
Den toten Dichtern weiht er Steine,
Doch den lebend'gen Brot und Fisch!

Westfälisch Roggenbrot, – auch einen
Rauchschinken wohl aus Herthas Hainen,
Und sonst noch guter Dinge viel!
Handschriften, Bücher, – o, der Schlaue!
Er hat 'ne Tasche, wie der Graue,
Der Schattenkäufer im Schlemihl!

Sein Edelmut kennt keine Schranken,
Man kommt bei ihm nicht aus dem Danken,
Ihr fragt erstaunt: Wen meist du? Wen?
Wen? Nenn', o nenn' uns diese Perle
Von einem Freund und treuen Kerle!
Wen? – Hört ihr nicht das Echo? – Wehn'


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