Ferdinand Freiligrath
Neuere politische und soziale Gedichte
Ferdinand Freiligrath

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Zur Vermählung des Herrn Dr. Schauenburg mit Fräulein Mathilde v. Westhoven

1. Januar 1850.

Mann der Liebe, Mann der Ferien,
Wohl erhebt es, wenn mit Zährigen
Sich das Weib dem Mann verschreibt;
Freudenvoller Unterrichtiger,
Wohl ist jener Tag ein wichtiger,
Da ein Edler sich beweibt!

Dies am zweiten Januarien
Wirst du selber nun erfahrigen –
Fortan bis zur Südersee
Rheines glücklichster Anwohniger,
Nimmer mehr ein Robinsonier,
Ein verlaßner Krausoe!

Gern, ein Froher zu den Fröhlichen,
Stürmt' ich jetzo nach Düsselien
Bis vor deinen Torus hin:
Doch beim Herrn sei es beschworigen,
Daß zu Jung dem Assessorien
Morgen ich geladen bin!

Ja, bei Jung mit Benedeyen
Friedsam werd' ich benedeien
Deutschen Reiches Macht und Pracht;
Bei dem Kämmerer, dem linkigen,
Hehre Weine werd' ich trinkigen
Hehren Muts bis Mitternacht.

Du indes – halt, Biederbusige!
Schweig', o schweige, meine Musige!
Singe nicht zu vorlaut drein!
Nur dies eine leis verkundige:
»Er auch um die zwölfte Stundige,
Er auch wird ein Kämmrer sein!«

Drum, so zürne nicht, o Kämmrer,
Tret' ich morgen, ein Verdämmrer,
Nicht vor deine Kammertür:
Wag' ich nur mit diesen wenigen
Edlen Strophen aus Cöllenien,
Dem verschneiten, mich herfür!

O, wie gerne bei Walbröhlien
Säng' ich sie mit eigner Kehlien,
Säng' ich sie gerührt und schlau!
Säng' ich sie samt meinen dreien
Kindlein mit unschuld'gem Schreien,
Säng' ich sie samt meiner Frau!

Doch – du weißt, ich bin bei Jungien!
Mögen sie darum gesungigen
Durch den hehren Kustos sein!
Meine Wünsche, mein Entschuldigen,
Nimm sie auf, o Freund, in Huldigen,
Du und Sie, die jetzo dein!


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