Ferdinand Freiligrath
Neuere politische und soziale Gedichte
Ferdinand Freiligrath

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Herrn Adolf Rocholl am Tage seiner Vermählung mit Fräulein Henriette Böddecker

17. August 1837
freundlich gewidmet von einem alten Freunde.

Ford're niemand mein Schicksal zu hören,
Wem die Hochzeit heut' wonnevoll winkt!
Mord und Brand! Könnt' ich Geister beschwören
Daß ihr Flügel zum Feste mich bringt!
Fest gekettet, verweil' ich in Barmen,
Sitz' am Pulte, beklext und bestaubt;
Ach, und senden nur kann ich ein Carmen,
Wo ich selbst zu erscheinen geglaubt!

Keine Hoffnung ist Wahrheit geworden!
Euch zu grüßen mit Hand und mit Blick,
Euch zu singen in weichen Akkorden
Eurer Liebe beseligend Glück;
Dann zu trinken, zu jubeln, zu rufen,
Von den Kränzen der Freude umlaubt –
Nichts erreicht' ich! – Mit feindlichen Hufen
Trat das Schicksal mein Hoffen aufs Haupt!

Auf den Schnellwagen dacht' ich zu steigen,
Fuhr im Geist schon durch Unna, durch Werl; –
Lasset mich meinen Namen verschweigen,
Ich bin nichts, als ein trauriger Kerl!
O mein Cerebrum, dich nur beklag' ich;
Ja, du wirst eines Räuschchens beraubt!
Nur gedruckt, ach! zur Hochzeit hin trag' ich
Meinen Schmerz und mein nüchternes Haupt!

Und – doch halt! – Ihr, die Liebe verbindet,
Gern verzeiht Ihr den harmlosen Scherz!
Ob mein Mund, ob dies Blatt es verkündet,
Eurem Feste schlägt freudig mein Herz!
Geht durchs Leben, das Glück im Geleite,
Stets, wie heute, von Myrten umlaubt!
Fünfzig Jahre so fröhlich, wie heute!
Warm das Herz, und nie alternd das Haupt!


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