Gustav Theodor Fechner
Die Tagesansicht gegenüber der Nachtansicht
Gustav Theodor Fechner

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XIV. Zur Teleologie.

(Streit der Ansicht, daß die zweckmäßige Einrichtung der Geschöpfe durch ein bewußtes schöpferisches Walten entstanden sei, mit der Ansicht einer Entstehung derselben durch unbewußt schaffende Naturkräfte. Von der Darwinschen Beseitigung des Zweckprinzipes.)

Es gilt im folgenden die Frage: setzt die zweckmäßige Einrichtung der Geschöpfe und der Welt überhaupt eine bewußte Schöpfertätigkeit oder nur unbewußt schaffende Naturkräfte voraus? Eine Frage, die in die allgemeinere Frage hineintritt: bedarf es überhaupt der Annahme eines bewußten Schöpfers und Ordners der Welt? Ungeachtet nun die Tagesansicht auf dieser Annahme schon abgesehen von einer besonderen Rücksicht auf die zweckmäßige Einrichtung der Welt besteht, warum sollte sie sich nicht mit darauf stützen, wenn sie wirklich eine Stütze darin finden kann. Aber ist es auch nach der Weise, wie die Berufung darauf gemeinhin geschieht, der Fall? Man spricht etwa so:

Alle zweckmäßigen Einrichtungen, Werkzeuge, die der Mensch außer sich hervorbringt – Krönig nennt sie Industrismen –, erfordern zum Zustandekommen die Anwendung bewußter Tätigkeit mit ausdrücklicher Richtung derselben auf den Zweck. Nie, soweit unsre Erfahrung reicht, ist durch bloßes unbewußtes Wirken materieller Kräfte etwas ähnliches wie ein Mikroskop, ein musikalisches Werkzeug, ein zweckmäßig eingerichtetes Haus entstanden; wie sollte ein Auge, ein Sprachorgan oder gar die ganze, zweckmäßig in sich zusammenhängende, Organisation des Menschen dadurch entstanden gedacht werden. Wo die auf ein bestimmtes Ziel gerichtete Absicht wegfällt, beginnt das Spiel des der Wahrscheinlichkeitsrechnung unterliegenden Zufalles; es sind aber unendlich mehr unzweckmäßige als zweckmäßige Kombinationen auf Grund bloß zufälligen Zusammenwirkens der Kräfte denkbar, also die Wahrscheinlichkeit der ersten danach unendlich größer. Nun bestehen aber nicht nur zweckmäßig eingerichtete Organismen selbst in zahlloser Menge, sondern die ganze Außenwelt ist auch in bezug zu ihnen und sie in bezug auf die Außenwelt zweckmäßig eingerichtet; wie vertrüge sich das mit einem bloßen Spiel des Zufalls. Mag nun auch die Möglichkeit von Krankheit und andern Übeln, welchen alle Organismen unterliegen, beweisen, daß für die Erreichung eines idealen Zieles von Zweckmäßigkeit, Hindernisse und Schranken in der Natur der Dinge bestehen, so ist damit doch nicht bewiesen, daß nichts in dieser Hinsicht erreicht worden ist, und daß das, was erreicht ist, ohne Absicht in Richtung auf den Zweck erreicht werden konnte. Vielmehr vergleichen wir das, was durch die, dem Dasein des Menschen vorgängigen schöpferischen Kräfte in der Einrichtung des Menschen selbst geleistet ist, mit dem, was der Mensch im selben Sinne noch äußerlich hinzuzufügen vermag, so weiß man nicht, wie man jene Leistung genug bewundern soll, und findet darin die Kundgebung einer, die menschliche unsagbar übersteigenden Weisheit und Macht, die den Menschen wohl zur Verehrung seines Schöpfers stimmen kann. Die Einrichtung kann nur nicht für alle möglichen Verhältnisse, in welche der Mensch kommen kann, ausreichend sein; und so muß der Mensch dem, was er bleibend mitbekommen hat, noch mit veränderlichen Zutaten je nach den veränderlichen Verhältnissen nachhelfen. Er kann es aber nur, indem er bewußte Absicht darauf richtet, und so wird es auch bei seiner eignen Einrichtung nicht an bewußter Absicht gefehlt haben; ja seine bewußte Absicht selber liegt von vornherein in dieser Einrichtung begründet und vollendet so den Gesichtspunkt der Zweckmäßigkeit.

Es ändert in dieser Hinsicht nichts, wenn wir von der jetzt so verwickelten Organisation des Menschen auf die einfacheren Keime derselben in der Urzeit zurückgehen. So einfach man sie vorstellen mag, schlossen sie doch die Fortentwicklungsfähigkeit zu der ganzen jetzigen verwickelten Organisation schon ein, und dieselbe Unmöglichkeit, daß eine solche auf einmal zufällig zustande gekommen sei, kehrt bezüglich einer langsamen Ausbildung derselben durch eine Reihe von Generationen wieder.

Auch unsre Mikroskope sind ja nicht auf einmal so entstanden, wie wir sie heute haben; vielmehr war sozusagen eine einfache Linse das Urei derselben. Aber die allmählichen Fortschritte in der Einrichtung des Mikroskops haben ebensowenig des Zutuns bewußter Tätigkeit mit Richtung auf den dadurch zu erreichenden Zweck missen können, als wenn das Mikroskop durch einen genialen Künstler auf einmal erfunden wäre. Die bewußte Tätigkeit hat sich nur sozusagen in der Zeitfolge mehr auseinandergelegt. So wird es auch mit Schöpfung und Entwicklung der organischen Geschöpfe gewesen sein.

Dies ungefähr die bisherige Betrachtungsweise. Aber hat man sie wohl zwingend gefunden und kann man sie so finden? Wird nicht zuvörderst dem Schluß aus Analogie durch Tatsachen der Erfahrung widersprochen? Tatsächlich ist doch, daß der Embryo im Mutterleibe, das Hühnchen im Ei mit allen ihren Zweckeinrichtungen durch unbewußt wirkende Naturkräfte gebildet werden; denn was von Bewußtsein dabei ins Spiel kommt, zeigt sich für die Bildung unwesentlich. Freilich setzt die Bildung beider eine bewußte Mutter voraus; auch war ein bewußter Antrieb der Eltern zur Zeugung nötig, die Entstehung des neuen Geschöpfes zu veranlassen; aber weder braucht sich das Bewußtsein derselben auf die Bildung des Embryo oder Hühnchen im Ei besonders zu richten, noch hängen die besonderen Bestimmungen der Bildung dieser neuen Geschöpfe von besonderen Bestimmungen bewußter Tätigkeit der Eltern ebenso ab, als es der Fall ist, wenn der Mensch eine zweckmäßige Einrichtung, ein zweckmäßiges Werkzeug außer sich schafft, die Analogie hält also im wesentlichsten Punkte nicht Stich. Es ist eben nur das Dasein bewußten Lebens überhaupt und ein bewußter Antrieb zur Zeugung in den Erzeugenden, der mit der Einrichtung des neuen Geschöpfes nichts zu schaffen hat, zur Hervorbringung desselben nötig; beides aber konnte für die allererste Entstehung der organischen Geschöpfe wegfallen, indem es sich, nachdem bewußte Wesen einmal da waren, offenbar nur durch Vererbung aus den schon bewußten in die folgenden fortsetzt oder in denselben wiederholt, ohne für die Einrichtung der Geschöpfe selbst noch in Betracht zu kommen, warum also für die erste Entstehung derselben.

Zwar könnte es jemand einfallen, das Bewußtsein mit spezialer Richtung auf die zweckmäßige Ausbildung aller Teile, statt in den Eltern den Embryo oder das Hühnchen im Ei, in dem Embryo oder Hühnchen selbst während seiner Entwicklung zu suchen; aber dann wäre der Embryo, das Hühnchen im Ei klüger vor der Geburt als nachher, und der ganze Zustand dieser Geschöpfe vor der Geburt, soweit er in die Beobachtung fällt, gleicht doch zu sehr dem Schlafe nach der Geburt, um eine solche Vorstellung ernsthaft zu hegen. Oder man könnte die Zweckvorstellungen, die zur Bildung des Embryo gehören, in einem Geiste der Welt außerhalb des Embryo und der Eltern suchen; aber damit setzte man das zu Beweisende voraus; und jedenfalls sind das eine wie andre Hypothesen, die keinen Erfahrungsbeweis begründen, ersetzen oder stützen können, sondern selbst erst andrer Stützen bedürfen würden.

Zweitens kann man einwenden, von vornherein sei es untriftig, unbewußt wirkende Kräfte eo ipso als zufällig wirkende zu fassen und die Beurteilung ihrer Erfolge hiermit der Wahrscheinlichkeitsrechnung des Zufalls anheim zu geben. Die Kräfte der Natur sind gesetzlich wirkende, aber als gesetzlich wirkende nicht zufällig wirkende; und es könnte ja im allgemeinsten Kausalgesetze selbst, dem die Naturkräfte gehorchen, begründet sein, daß sie ohne Bewußtsein zu Einrichtungen, an die sich Bewußtsein heftet, führen, die sich dann unter dem Einflusse derselben Kräfte erhalten und wiedergebären, durch die sie zuerst entstanden sind. Oder es könnten dem Zufall, sofern sich doch in gewissem Sinne als von einem unendlich komplizierten und deshalb für jeden einzelnen Fall unberechenbaren Wirken der KräfteIn der Tat kann man wohl unter zufälligem Wirken der Kräfte statt eines gesetzlosen ein derartiges Wirken verstehen, daß je nach den unbestimmbar mannigfaltigen und wechselnden Angriffspunkten der Kräfte und Konstellationen unter denen sie wirken, auch den davon abhängigen Bewegungen unbestimmbar mannigfaltige Richtungen, Verhältnisse, Ziele zukommen, ohne daß ein Prinzip vorliegt. Welches überall gewisse vor andern begünstigte. sprechen lassen wird, noch besondere Bedingungen zu Hilfe kommen, welche, die Unbestimmbarkeit der Erfolge beschränkend, mit Notwendigkeit zu zweckmäßigen Einrichtungen führen, ohne nötig zu haben, ein diesen vorgängiges Bewußtsein zu Hilfe zu nehmen.

In der Tat hat daher das teleologische Argument für ein bewußtes schöpferisches Walten in der Natur, wie wir es kurz nennen mögen, weder in der obigen noch auch irgendwelcher andern aprioristischeren oder theologischeren Fassung bisher durchschlagende Kraft gewinnen können, indem keine dieser Fassungen gegen die vorigen Einwände schützt. Und so ziehen es manche vor, der Natur von vornherein eine Art unbewußter Weisheit in ihrem gesetzlichen Wirken beizulegen, vermöge deren sie Zweckmäßiges schafft, eine Weisheit, die sich erst später in ihren eignen Produkten, den Menschen, zum Bewußtsein kommt; indes andre, in neuerdings noch mehr beliebter Weise, dem Zufall durch Kampf ums Dasein und Vererbung in der Art zu Hilfe kommen, daß dadurch der Schein mit Absicht auf den Zweck entstandener Produkte entsteht. Von allen nach Zufall entstandenen Produkten erhalten und wiederholen sich nur die, die sich nach den Naturgesetzen im Kampfe ums Dasein mit andern erhalten und wiederholen können; die andern vergehen; die bewußten Wesen aber, die selbst auf diesem Wege entstanden sind, finden dann die Einrichtungen zweckmäßig, die zu ihrer eignen Erhaltung und Wiederholung beitragen.

Inzwischen erscheint all dem entgegen die Analogie der zweckmäßigen Einrichtungen, die der Mensch angeborenerweise mitbekommt, mit solchen, die er nachmals außer sich schafft, so groß, daß man sich unwillkürlich immer wieder auf jenes Argument, welches zu gleichen Erfolgen gleiche, zu ähnlichen wenigstens ähnliche, Ursachen voraussetzt, zurückgeführt finden wird; um so mehr als dadurch auch allgemeinere Forderungen, die man sonst zu stellen Anlaß findet, besser als durch die Ansicht der Gegner, befriedigt werden. Einmal entspricht es unserm Einheitsbedürfnis damit, daß es die Hervorbringung zweckmäßiger Einrichtungen durch den Menschen unter denselben Gesichtspunkt faßt, als die Hervorbringung der zweckmäßigen Einrichtung des Menschen selbst, jene nur als eine Fortsetzung und Ergänzung zu dieser im Ausbau der Welt ansieht, die den geschaffenen Menschen mit dem, was er weiter schafft, zugleich enthält. Zweitens kommt es unserm religiösen Glaubensbedürfnis zu Hilfe. Also vermögen die Gegner ebensowenig mit der Bestreitung des Argumentes durchzudringen; so oft es von ihnen abgewiesen wird, so oft kehrt es auch wieder; und kehren dann freilich dieselben Einwürfe wieder. Gibt es nun kein Mittel, über dieses fruchtlose Hin und Her hinauszukommen, und das nach obiger Fassung noch schwach bleibende Argument zu stärken.

Wirklich führt hierzu meines Erachtens eine Art Umkehr der gegnerischen Betrachtungsweise, womit das teleologische Argument empirischerseits unter einen neuen Gesichtspunkt tritt. Aber vor Eingehen darauf machen wir uns erst klar, was wir überhaupt unter Zweckmäßigkeit zu verstehen haben, soll anders die ganze Frage einen klaren Sinn gewinnen.

Gäbe es keine empfindenden oder überhaupt bewußten Wesen, so wäre es gleichgültig, was und wie etwas in der Welt bestände, herginge, sich wiederholte oder nicht wiederholte. Man könnte von Regelmäßigkeit und Unregelmäßigkeit, Dauerhaftigkeit und Vergänglichkeit sprechen; aber was käme auf eins oder das andre an, wenn niemand ein Interesse vielmehr am einen als am andern hätte; kurz, der Begriff der Zweckmäßigkeit fände keinen Boden. Und sollte selbst mancher den Begriff der Zweckmäßigkeit soweit fassen wollen, daß die Beziehung desselben zu bewußten Wesen ganz wegfiele und nur die Beziehung zur Erhaltung, Entwicklung, Wiederkehr von irgend etwas, aber von was dann, übrig bliebe, so käme der Begriff doch bei der Frage, um die sich’s hier handelt, nicht in solcher Weite in Betracht.

Also nennen wir hier überhaupt etwas zweckmäßig, insofern es zur gedeihlichen Erhaltung, Betätigung und Entwicklung bewußten Lebens dient, mit dem Beiwort gedeihlich in Kürze bezeichnend, daß die betreffenden Einrichtungen möglichst – eine Möglichkeit, die freilich sehr beschränkt ist –, Unlust sparend und der Möglichkeit von Lust Raum lassend, sind. Denn wer möchte Einrichtungen zu längster Dauer und kräftigster Entwicklung eines Lebens zweckmäßig nennen, wenn sie dahin zielten, das Leben unlustvoll zu machen; nur hängen faktisch die Bedingungen möglichst langer und gedeihlicher Erhaltung des Lebens bis zu gewissen Grenzen zusammen. An sich entspricht es dem allgemeinen Begriffsgebrauch nicht, etwas um so zweckmäßiger zu finden, je dauernder oder haltbarer es überhaupt ist, sondern je mehr es mit den Bedingungen der Haltbarkeit die der Gedeihlichkeit vereinigt; und selbst das Flüchtigste erscheint zweckmäßig, wenn seine Flüchtigkeit zu seiner Gedeihlichkeit beiträgt. Von äußerer oder innerer Zweckmäßigkeit ist zu sprechen, je nachdem es etwas einem bewußten Wesen Äußeres oder Inneres ist, was zu seinem Gedeihen dient, auch das äußerlich Zweckmäßige aber leistet ihm den Dienst doch nur durch davon abhängige innere Wirkungen.

Diese einfachen Begriffsbestimmungen, gegen die nichts einzuwenden sein dürfte, können hier genügen; aber sachlich ist in unsrer Frage nichts damit entschieden; vielmehr folgt daraus, daß etwas in vorigem Sinne bewußtem Leben dient, an sich noch gar nicht, daß es auch durch bewußte Richtung auf diesen Zweck entstanden sei. Jetzt rufen wir uns die gegnerische Ansicht zurück, um ihr unsre Umkehr gegenüberzustellen.

Nach der Betrachtungsweise der Gegner bedürfen die Einrichtungen der Organismen, die wir, als zur gedeihlichen Erhaltung und Entwicklung ihres bewußten Lebens dienend, zweckmäßig nennen, zu ihrer Entstehung nicht nur heute keiner spezialen Richtung bewußter Tätigkeit mehr auf das, was sie den Geschöpfen zu leisten haben, d. i. ihren Zweck, noch auf die Einzelheiten ihrer Bildung; sondern selbst die schwache und allgemeine Mitbeteiligung des Bewußtseins, die doch heute noch zur Wiederholung der Geschöpfe nötig ist, war voraussetzlich zur ersten Entstehung nicht nötig, indem sie sich, nach einmal hervorgebrachten bewußten Wesen, nur durch die Vererbung fortsetzt oder wiederholt; und es geschah also die erste Hervorbringung der Geschöpfe mit allen ihren Zweckeinrichtungen ganz durch unbewußte Kräfte der Natur.

Wogegen unsre Umkehr lautet: Einrichtungen zum Dienste bewußten Lebens, die wir als solche zweckmäßig nennen, seien es äußere oder innere, bedürfen zu ihrer erstmaligen Entstehung überall der spezialen Richtung bewußter Tätigkeit auf ihren Zweck, einmal entstanden aber zu ihrer Wiederholung nur noch einer allgemeinen Mitbetätigung des Bewußtseins, bei welcher eine verfolgbare Beziehung zum Zweck mehr oder weniger geschwunden ist. Kurz: Das zur ersten Hervorbringung zweckmäßiger Einrichtungen nötige Spezialbewußtsein wird bei deren Wiederholung mehr oder weniger erspart. Also bedurften auch die Zweckeinrichtungen, mit welchen die Geschöpfe jetzt geboren werden, zu ihrer erstmaligen Entstehung einer auf ihren Zweck und ihre demgemäße Bildung bezüglichen spezialen Beteiligung des Bewußtseins, deren sie heutzutage bei ihrer Wiederholung nicht mehr bedürfen.

Nun fragt sich, welcher beider Sätze besser zur Erfahrung stimmt. Der Hinweis auf den menschlichen Embryo und das Hühnchen im Ei, womit die Gegner das Argument in erster Fassung schlugen, kommt ihnen bei der jetzigen Fassung desselben nicht mehr zustatten, sondern entscheidet überhaupt nicht zwischen beiden; denn die fehlende Spezialbetätigung des Bewußtseins bei der jetzigen wiederholten Entstehung dieser Geschöpfe tritt, nur aus verschiedenem Gesichtspunkte, unter den einen wie den andern Satz. Insofern aber unsre Erfahrung bis zur erstmaligen Entstehung der Geschöpfe nicht zurückzugehen vermag, so gilt es, aus andern Fällen, bis zu welchen sie zurückgeht, die Entscheidung zu gewinnen. Und es gibt doch auch zweckmäßige Einrichtungen, deren erste Entstehung wie Wiederholung in unsern heutigen Erfahrungskreis fällt, und von welchen wir einen Rückschluß machen können. Alle Erfahrungen aber, die wir noch heute in dieser Beziehung machen können und täglich machen, bestätigen vielmehr unsern Satz als den der Gegner, und nach der Durchführung des unsern durch die verschiedensten zu Gebote stehenden Fälle nimmt der Schluß daraus vielmehr den Charakter eines induktiven als bloß analogischen an.

Sprechen wir zuerst von den Zweckeinrichtungen, die der Mensch außer sich zu Diensten seines bewußten Lebens schafft, worauf sich schon das Argument in erster Fassung bezog, aber tun wir es jetzt nach unserer neuen Fassung. Welche starke Anspannung des Bewußtseins und speziale Richtung auf die Gestaltung aller einzelnen Teile mit Bezug auf das, was sie dem Menschen zu leisten haben, erforderte die erste Entstehung einer Dampfmaschine, einer Uhr, oder auch nur einer Säge, eines Hammers. Sind diese Einrichtungen einmal da, so braucht der, der sie nachmacht, gar nicht mehr an den Zweck derselben zu denken, und kann selbst, nachdem er sich einen allgemeinen bewußten Anstoß zum Nachmachen gegeben, an ganz andre Dinge beim Nachmachen selbst denken. Zwar ist zuzugeben, daß der Nachahmer noch zusehen muß, wie jeder einzelne Teil aussieht, um ihn nachzumachen, hiermit die speziale Beschäftigung des Bewußtseins zwar sehr herabgestimmt, von Leistung und Zweck abgezogen, aber doch noch nicht in einer Weise erspart ist, wie es bei der Wiederholung eines Geschöpfes durch sukzessive Generationen der Fall ist. Nun nehme man aber den Abguß einer Statue, den Abdruck eines Kupferstiches, einer Schrift, so fällt auch diese speziale Beschäftigung noch weg. Wer z. B. eine Schrift abdruckt, braucht freilich auch noch einen Antrieb des Bewußtseins, um sich daran zu machen, aber seine ganze bewußte Tätigkeit ist so bezugslos zur Wiederhervorbringung der Details der Schrift, als die der Eltern, wenn sie Kinder zeugen, zur Hervorbringung des Details ihrer Hervorbringung.

Nun kann man freilich bemerken, daß Kinder sich durch andre Mittel wiederholen, als Schriften und andre Fabrikate. Aber jedes wesentlich anders geartete Produkt bedarf überhaupt andrer Mittel zur Wiederholung; und nun ist gerade das von Wichtigkeit, daß bei den verschiedensten Weisen der Wiederholung wie ersten Entstehung zweckmäßiger Einrichtungen, soweit solche überhaupt unsrer Beobachtung zugänglich ist, die Gültigkeit unsres Satzes bestehend bleibt; eben hierdurch wird er zur Basis vielmehr eines induktiven als bloß analogischen Schlusses.

Zur Vervollständigung dieser Basis wenden wir uns jetzt von äußeren zu inneren, von unorganischen zu organischen Zweckeinrichtungen, womit wir uns dem Falle selbst, auf den wir zu schließen haben, direkt nähern.

Es kann nämlich der schon geborene Mensch zu den Zweckeinrichtungen, die er bei der Geburt mitbekommt, oder die sich aus der angeborenen Anlage nach ererbter Einrichtung von selbst entwickeln, auch neue in sich selbst mit spezialer Richtung des Bewußtseins darauf schaffen oder die angeerbten zweckmäßig abändern. Jedes Erlernen einer Fertigkeit, das Spinnen, das Stricken, das Spielen eines musikalischen Instruments, das Reiten, das Lesen, das Auswendiglernen usw., alles das setzt eine mit spezial darauf gerichtetem Bewußtsein erworbene innere Einrichtung voraus, die der Mensch weder bei der Geburt mitbekommt, noch die sich ohne solches Zutun des Bewußtseins aus den mitbekommenen Einrichtungen im Laufe des Wachstums von selbst zu entwickeln vermag. Diese mannigfaltigen Einrichtungen können nicht alle zugleich bestehen; zum Spinnen gehört eine andre Einrichtung als zum Klavierspielen; wird nun eine Einrichtung nicht mehr gebraucht, so macht sie einer andern, oder im Ruhezustände einer mittleren zwischen allen Platz. Aber wieder zeigt sich allgemein, daß die speziale bewußte Tätigkeit, die zur ersten Entstehung irgendeiner dieser Zweckeinrichtungen gehörte, um so mehr erspart wird, je öfter sie hervorgerufen wurde, und endlich nur eines allgemeinen Anstoßes des Bewußtseins zur Wiederkehr bedarf oder gar im Flusse der Gewohnheit sich ohne solchen wie von selbst wiederholt, wenn sich dieselben Außenbedingungen wiederholen. Welchen Aufwand von spezial gerichteter Aufmerksamkeit braucht die Spinnerin, um das Spinnen, die Strickerin, um das Stricken zu erlernen; hat sie es gelernt, so setzt sie sich zu gewohnter Stunde an das Rad, oder nimmt den Strumpf in die Hand, richtet sich innerlich durch den Akt eines einfachen Entschlusses auf Spinnen oder Stricken ein, und spinnt oder strickt, indem sie an andre Dinge denkt; denn wie das Zustandekommen bedarf auch die Leistung derartiger innerer Einrichtungen um so weniger einer spezialen Richtung des Bewußtseins darauf, je öfter die Wiederholung derselben stattgefunden hat; und in gewisser Weise scheidet sich beides nicht. Die Leistung der Spinnerin besteht darin, daß die Einrichtung, zu der sie sich beim Hinsetzen an das Rad den einmaligen Anstoß gibt, immer neue, jedoch eine gewisse Periodizität einhaltende, Phasen durchläuft; der Fuß hebt und senkt sich, die Hand bewegt sich längs des Fadens, tunkt ein usw.; zu all dem muß sich die Einrichtung ändern, kurz sie hat einen Zeitverlauf durchzumachen; was nun eben die ersten Male nur mit speziell darauf gerichtetem Bewußtsein geschehen kann, indes dies nach Maßgabe der öfteren Wiederholung immer mehr zurücktritt.

Man kann hinzubemerken, daß, sofern die Spinnerin das Spinnen nicht durch sich selbst, sondern unter fremder Anleitung erlernt hat, ihr wesentlich viel von der Anstrengung des Bewußtseins erspart ist, welche die allererste Erlernung des Spinnens, d.i. dessen Erfindung, kostete. Jedes Erlernen durch Übertragung ist schon eine Wiederholung des ursprünglichen, wobei etwas von der ursprünglichen Betätigung des Bewußtseins erspart wird.

Ein dritter Fall führt wiederum dem Falle, auf den wir zu schließen haben, unmittelbar um eine Stufe näher. Die zweckmäßigen Einrichtungen, mit welchen die Geschöpfe geboren werden, haben sie durch Vererbung von ihren Voreltern überkommen und können solche auf ihre Nachkommen vererben. Gilt unser Satz auch für so vererbbare Einrichtungen? Nun, wer wird bezweifeln, daß der Schäferhund und Hühnerhund die, ihnen ohne Zutun des eignen und elterlichen Bewußtseins angeborenen, physisch-psychischen Einrichtungen, worauf ihre eigentümlichen Instinkte beruhen, nur deshalb besitzen, weil ihre Voreltern sie in derselben Weise mit Anspannung und spezieller Richtung der Aufmerksamkeit erworben haben, als noch heute ähnliche Einrichtungen nach der Geburt erworben werden können. Es ist wahr, der Schäferhund und der Hühnerhund bedarf noch einiger aber sehr weniger Dressur, um zu lernen, was ihm obliegt. Aber das heißt nur, die Einrichtung, die ihn zu seinen zweckmäßigen Leistungen befähigt, ist bei seiner Geburt noch nicht ganz fertig, insofern sie es aber nicht ist, bedarf sie nun auch wieder der spezialen Anspannung des Bewußtseins, um ganz fertig zu werden; der größte Teil dieser Anspannung ist dem jetzt geborenen Hunde doch dadurch erspart, daß er seinen Voreltern nicht erspart war. Und so wird dem Menschen der größte Teil der Anspannung des Bewußtseins, welcher nötig war, sein Gehirn, seine Nerven, seine Muskeln, alles in Zusammenhang zweckmäßig auszubilden, dadurch erspart sein, daß sie einer schöpferischen Macht vor ihm nicht erspart war; der größte Teil, denn der Mensch hat sich ja selbst nach der Geburt noch weiter innerlich zweckmäßig fortzubilden.

Es ändert wesentlich nichts, wenn man darauf aufmerksam macht, daß die Voreltern des Schäferhundes und Hühnerhundes ihre Fertigkeiten durch Dressur seitens des Menschen erworben haben, ohne selbst etwas vom Zweck derselben für die Menschen zu wissen. Das Bewußtsein davon mußte dann doch in denen, von denen sie die Dressur empfingen, liegen, womit die durch Dressur erworbene Zweckeinrichtung des Hundes unter den Gesichtspunkt einer äußeren für den Menschen tritt, indes der vorhergehende Fall für die Anwendbarkeit unsres Satzes auf innere Zweckeinrichtung gültig bleibt. Übrigens war allerdings auch das Spezialbewußtsein des Hundes bei der Urdressur in gewisser Weise mitbeteiligt. Er ersparte sich nicht nur durch Aneignung dieser Dressur die Unlust der Schläge, die ihm jedes Versehen zuzog, und würde ohne das nie zu dieser Dressur gelangt sein, sondern mußte auch mit seiner Aufmerksamkeit viel intensiver bei der Dressur beschäftigt sein, als später bei Ausübung des Gelernten. Es war also im Grunde zu dem ersten Fall einer rein äußerlichen und dem zweiten Fall einer rein innerlichen Zweckmäßigkeit der dritte Fall einer Vereinigung von beiden oder Teilung zwischen beiden, den wir hier vor uns haben.

Nun kann man fragen: aber warum vererbt sich nicht auch die einmal erlernte Fertigkeit des Spinnens und Strickens von der menschlichen Mutter auf die Kinder, warum nicht jede Kunst, die man einen Hund lehrt, auf seine Sprößlinge? In der Tat sind das der Untersuchung werte Fragen, die aber unsre jetzige Frage nichts angehen, und mit denen wir uns deshalb hier nicht zu beschäftigen brauchen. Genug, daß in allen Fällen der Wiederholung zweckmäßiger Einrichtungen, bei welchen unsre Erfahrung oder der sichere Schluß aus Erfahrung gestattet, bis zur ersten Entstehung zurückzugehen, die speziale Beteiligung des Bewußtseins sich als wesentlich erweist. Notwendigkeit der Wiederholung ist aber mit dem Dasein einer zweckmäßigen Einrichtung weder an sich gegeben noch aus der Ersparnis an Bewußtsein, bei stattfindender Wiederholung zu folgern. Unzählige äußere und innere zweckmäßige Einrichtungen entstehen und vergehen, ohne sich zu wiederholen; es bedarf zur Wiederholung noch besonderer Bedingungen und der ganze Mensch selbst bedarf zu seiner Wiederholung des Zusammentrittes der Eltern im Zeugungsakte. Die Natur hat es nur zur Wiederholung gewisser zweckmäßiger Einrichtungen in den jetzt lebenden Organismen gebracht; von vornherein mögen die Keime zu andern entstanden sein, die sich nicht wiederholen konnten. Aber den Bedingungen hiervon haben wir hier nicht nachzugehen.

Gegen all das wendet man vielleicht ein: jeder schafft mit Bewußtsein, auch das erstemal, nur für seine eignen Zwecke; der Mensch konnte sich aber nicht selbst mit Bewußtsein geeignet für Erreichung eigner Zwecke schaffen, ehe er überhaupt mit Bewußtsein da war.

Aber es ist nicht wahr, daß jeder mit Bewußtsein nur für seine eignen Zwecke schafft. Und damit kommen wir zu einem vierten Fall. Ein Wohltäter der Menschheit schafft Einrichtungen zum Frommen andrer; eine Mutter bereitet Bettchen und Windeln zu für ein Kind, das noch gar nicht da ist. Sie können es aber doch nur mit eignem Bewußtsein zu Diensten des fremden Bewußtseins tun, und ersparen dabei um so mehr von eigner bewußter Erfindungskraft, je mehr sie sich nach fremden Mustern richten. Also erstreckt sich unser Satz auch vom eignen zum fremden Bewußtsein herüber.

Nun ist zuzugeben, daß das Interesse dessen, der zum Nutzen andrer schafft, an deren Nutzen mit beteiligt sein muß. Erfreute sich der Wohltäter nicht am Wohle andrer, die Mutter nicht am Gedeihen des künftigen Kindes, so würden sie nichts dafür tun. Und so würde auch die schöpferische Macht nicht den Menschen zweckmäßig für dessen Wohl einrichten, wenn dieses Wohl ihr nicht selber mit gediehe. Der Sinn des ideologischen Argumentes ist aber eben der, ein Bewußtsein, was im Menschen vor seiner Entstehung nicht gesucht werden kann, vor ihm in der schöpferischen Macht, von der seine Entstehung abhängt, suchen zu lassen, um damit zugleich die Vorstellung zu begründen, daß mit dem gedeihlichen Bestande des Menschen Zwecke des schöpferischen Weltwesens selbst erfüllt werden, die ihm, dem geschaffenen Menschen, dann mit zugute kommen. Das aber bleibt sich gleich, mag der Mensch als innerer oder im hergebrachten Sinne als äußerer Sproß des schöpferischen Wesens betrachtet werden, sofern nach allen erfahrungsmäßigen Analogien das Interesse des erzeugenden und das erzeugten Wesens verwachsen ist, und so bleibt unser allgemeiner Satz in jedem Falle bestehen.

Nach all dem können wir den Gegnern des teleologischen Arguments ihren empirischen Abweis zurückgeben. Der ersten Fassung desselben gegenüber erschienen sie im Rechte, wenn sie sagten: die Analogie möchte noch so schlagend zugunsten einer bewußten Schöpfung der organischen Zweckeinrichtungen sprechen; aber die Tatsache, daß der menschliche Embryo und das Hühnchen im Ei sich durch unbewußte Kräfte entwickeln, schlägt den Beweis nieder. Wir sagen jetzt: die Vorstellungsweisen, wie Zweckeinrichtungen durch unbewußtes Wirken von Naturkräften entstehen konnten, möchten noch so tiefsinnig und scharfsinnig ausgedacht erscheinen (Hartmann, Darwin), aber die triftiger und vollständiger ins Auge gefaßte Tatsache, daß sie zur ersten Entstehung einer spezialen Beteiligung des Bewußtseins bedürfen, schlägt den Beweis nieder.

Meint man aber hiernach, aprioristisch lasse sich doch der Frage besser beikommen, so wird es zwar nicht als logisch zwingend bewiesen, doch von vornherein als überwiegend wahrscheinlich gelten müssen, daß bei Entstehung von Einrichtungen, die zur gedeihlichen Erhaltung und Entwicklung bewußten Lebens zu dienen haben, auch bewußtes Leben ursächlich beteiligt gewesen sei, nicht aber Ursache und Wirkung in disparate Gebiete fallen. In der Tat wäre es eine seltsame, unter keinen vernünftigen Gesichtspunkt zu bringende Kausalität, wenn unbewußt wirkende und schaffende Kräfte Folgen, die für das Bewußtsein eine bevorzugte Bedeutung haben, vor solchen, die keine oder eine unzuträgliche Bedeutung haben, bevorzugte, jenen vor diesen Bestand oder Wiederholungsfähigkeit verliehe. Kann überhaupt eine Ursache Wirkungen erzeugen, von denen nicht schon in der Ursache etwas vorgegeben ist? Dergleichen nimmt man nur an, wenn man muß, oder sich nicht klar darüber ist, was man muß. Was man aber logischerseits am Muß noch vermissen kann, wird durch den vorigen möglichst allgemeinen empirischen Hinweis ergänzt.

Nun ist freilich wahr, die Induktion, auf die wir uns stützen, ist immer noch nicht vollständig; denn die Verhältnisse, die bei der ersten Entstehung der organischen Geschöpfe stattfinden, können wir doch nicht in unsern Erfahrungskreis ziehen; aber es gibt überhaupt keine Induktion, die vollständig wäre; wäre sie es, so hätten wir nicht mehr Schluß, sondern direkte Erfahrung. Nie und nirgends kehren überhaupt ganz dieselben Verhältnisse wieder; man muß sich genügen lassen, wenn die Bewährung eines allgemeinen Satzes unabhängig von der Verschiedenheit aller Mitbedingungen erscheint, durch die er sich verfolgen läßtVgI. über den Induktionsschluß Abschn. XVII..

Hiernach wäre es ein plumper und den wesentlichen Gesichtspunkt ganz verfehlender Abweis der vorigen Betrachtungen, wollte man immer noch sagen: nun ja, wenn Menschen und Tiere einmal Bewußtsein haben, so können freilich, sei es äußere oder innere, Zweckeinrichtungen nur unter Einfluß des Bewußtseins in ihnen entstehen; die Geschöpfe können das, was sie einmal haben, nicht dabei abtun; aber daraus folgt nicht im mindesten, daß, ehe Bewußtsein da war, solches auch zur ersten Entstehung solcher Einrichtungen nötig war. Der triftige Gesichtspunkt ist vielmehr der: wenn die Menschen jetzt trotzdem, daß sie Bewußtsein haben, und die Naturkräfte in ihnen nicht minder als außer ihnen gesetzlich tätig sind, doch weder innere noch äußere Zweckeinrichtungen ohne spezial darauf gerichtetes Bewußtsein zuerst hervorbringen können, so kann man nicht zur allerersten Entstehung solcher Einrichtungen das Bewußtsein gar ganz entbehrlich halten, d. h. schließen, weil wenig jetzt nicht reicht, wird anfangs gar nichts gereicht haben. Übrigens tut ja doch der Mensch sein Bewußtsein im Schlafe ab; und wann ist je trotz aller Weisheit, die man dem Unbewußtsein beilegen mag, eine neue Zweckeinrichtung im Schlafe entstanden?

Wie der Mensch sind auch dessen Mitgeschöpfe mit angeborenen Zweckeinrichtungen ausgestattet. Die auf Grund dieser Einrichtungen erreichbaren Zwecke für die verschiedenen Geschöpfe sind teils voneinander abhängig, teils durcheinander beschränkt, und die Außenverhältnisse der Geschöpfe stimmen zweckmäßig mit deren inneren Einrichtungen zusammen. Fassen wir diesen ganzen Zweckzusammenhang unter dem Gesichtspunkt unsres Arguments ins Auge, so werden wir dadurch zur Ansicht eines, über alle Einzelgeschöpfe hinausgreifenden, alles dies mit Bewußtsein zweckmäßig einrichtenden und ordnenden schöpferischen Weltwesens geführt, und treten damit in die allgemeinen Gesichtspunkte der Tagesansicht hinein, tragen damit zur Stützung derselben selbst bei, indes sich auch umgekehrt von den Vordersätzen der Tagesansicht aus die ganze Teleologie begründen ließe.

Hiernach nur noch einige Nebenerörterungen zu den vorigen Betrachtungen.

Daß mit allem durch die Welt gehenden Streben, Unlust zu verhüten, ihre Quellen zu verstopfen oder zu zerstören, solche doch noch durch die Welt geht, ist freilich gewiß; aber ist das Streben deshalb müßig und leisten die Zweckeinrichtungen im Sinne dieses Strebens nichts? Im Gegenteil ist ebenso gewiß, daß die Unlust ohne die Tendenz zu ihrer Beseitigung und ohne deren Erfolg alles in der Welt überwuchern würde. In der Tat, wenn der Mensch sich nicht Nahrung, Kleidung, Wohnung, Feuerung zweckmäßig mit Absicht zubereitete, sich nicht selbst innerlich zweckmäßig zur Herstellung dieser äußeren Zweckeinrichtungen einrichtete, nicht die Natur in der Hauptsache dieser Tendenz entgegenkäme, die Sonne nicht dazu schiene, die Bäume nicht Früchte dazu trügen, der Mensch nicht von vornherein mit zweckmäßigen Organen ausgestattet wäre, wenn, sage ich, alles das nicht wäre, so würde das ganze Leben des Menschen, sofern es noch Bestand haben könnte, in Unlust aufgehen. Die positive Lust, die sich der Mensch auf Grund aller seiner Zweckeinrichtungen zu verschaffen weiß, ist bloß ein hier und da eintretender Überschuß über die Kompensation von Unlustquellen, die ohne darauf gerichtete Zwecktendenzen unkompensiert bleiben würden. Nun mag man darüber streiten, ob diese Kompensation nicht im ganzen zu unvollständig bleibt, um nicht der Unlust im ganzen ein Übergewicht zu lassen, und ob ein gedeihlicher Fortschritt, d. i. im Sinne abnehmender Unlust, wachsender Lust, überhaupt im ganzen stattfinde. Aber wie man immer diese schweren Fragen, welche die allgemeine Lustökonomie der Welt betreffen, je nach pessimistischer oder optimistischer Neigung beantworten mag – wir kommen hierauf im folgenden Abschnitte zu sprechen –, so würde jedenfalls ohne die Zwecktendenzen und deren Erfolg das Unlustquantum in der Welt unsagbar größer sein, als es ist; und man irrt, wenn man alles, was noch an vollendeter Zweckmäßigkeit fehlt, als Beweis gegen ein auf Zwecke hinwirkendes Walten in der Welt geltend macht, da man vielmehr nur alles, was in dieser Hinsicht erreicht ist, als Beweis dafür geltend machen kann.

Ganz untriftig ist eine Betrachtungsweise, die doch mitunter eingeschlagen wird, als widerspreche das teleologische Prinzip dem Kausalprinzip, ja fordere an sich Absurdes. Eine Ursache könne Zukünftiges bewirken und Folgen sozusagen vor sich hertreiben; daß aber ein erst zukünftiger Zweck rückwärts auf die Gegenwart wirken und Mittel zu seiner Erreichung in Tätigkeit setzen könne, sei undenkbar. Aber das fordert das teleologische Prinzip gar nicht. Nach ihm wirkt nicht der zukünftige Zweck in Widerspruch mit dem Kausalprinzip, sondern der gegenwärtig empfundene Antrieb oder die gegenwärtige Zweckvorstellung mit dem, was ihr von materiellen Kräften unterliegt, wirkt auf die Erreichung des künftigen Zweckes; und die Zweckvorstellung selbst mit dem, was ihr unterliegt, ist auch nicht durch etwas Zukünftiges entstanden, sondern aus dem bisherigen Daseins des Subjekts erwachsen, woran natürlich alle bisherigen Erfahrungen des Subjekts, als Vorstellungen von der Zukunft begründend, Anteil haben.

Deterministisch ließe sich auch folgende Erläuterung geben. Das Zukünftige hängt im Sinne des Kausalgesetzes funktionell von der Vergangenheit ab. Was aber hindert, im Sinne des Mathematikers die funktionelle Betrachtung umzukehren, also die vergangenen Zustände nach einem umgekehrten Verfolg der Richtung des GeschehensSehr sonderbar nimmt es sich aus, wenn man, statt den Weltlauf bloß vorstellend rückwärts in der Zeit zu verfolgen, geradezu einen Rücklauf des Geschehens in der Wirklichkeit sich vollziehend denkt. (Mises kl. Schr. 273 ff. 339 ff.) als Funktion der Zustände, zu denen sie führen, zu betrachten. Für ein zeitlos ewiges oder die Zeit in eine Gegenwart zusammenfassendes Wesen, wie sich manche das göttliche Wesen denken, möchte diese doppelte Betrachtungsweise sogar fast selbstverständlich sein. Immer bliebe es dabei eine Absurdität, die Vergangenheit als Erfolg der Zukunft zu denken, weil der Begriff des Erfolges auf die wirkliche Richtung des zeitlichen Geschehens geht, wogegen es keine Absurdität ist, die Vergangenheit und Zukunft in derartiger Wechselabhängigkeit zu denken, daß von dem, was in beiden geschieht, eins nicht ohne das andre sein kann.

Damit hängt folgende Betrachtungsweise zusammen. Im Raume findet stets zur Wirkung von einem Punkte a auf den Punkt b eine Gegenwirkung vom Punkte b auf den Punkt a statt. Warum soll nicht ebenso zur Wirkung von einem Zeitpunkt a auf einen andern b eine umgekehrte Wirkung von b auf a stattfinden, d. h. die Beschaffenheit dessen, was in beiden Zeitpunkten geschieht, in gesetzlicher Wechselbestimmtheit stehenWenn ich nicht irre, hat der Mathematiker Neumann schon irgendwo denselben oder einen ähnlichen Gedanken ausgesprochen., was aber nicht hindert, da wir das, was im zukünftigen Zeitpunkt b geschieht, noch nicht kennen, die Wirkung faktisch und praktisch vielmehr bloß vom Zeitpunkt a als rückwärts von b aus verfolgen.

Inzwischen bleiben das Betrachtungen, die uns in unserm Thema nicht weiter führen, worauf also auch hier kein Gewicht gelegt wird.

Ebenso widerspricht es sich nicht, daß die Einrichtung und Ordnung der Welt mit Bewußtsein geschehen sei, und daß sie sich nach einer festen Gesetzlichkeit entwickelt habe, weil sich Bewußtsein und Gesetzlichkeit überhaupt nicht widerspricht (vgl. Abschn. XVI), und namentlich ist nichts gesetzlicher, als daß Unlust ein Streben auslöst, der Unlust Herr zu werden, was unstreitig die ganze Teleologie beherrscht. Man kann versuchen, aus diesem Gesichtspunkte die teleologische Weltbetrachtung psychologisch und psychophysisch teils zu vertiefen, teils weiter zu entwickeln; aber indem wir dabei vom Menschen auf die Welt zu schließen haben, bleiben freilich mehr Fragen übrig, als sich bisher entscheiden lassen.

In uns selbst knüpft sich an die Empfindung der Unlust unmittelbar ein Trieb sie zu beseitigen, welcher, sofern die Unlust körperlich bedingt ist, auch körperliche Änderungen auslöst, die in einfachsten Fällen unmittelbar hinreichen, die Beseitigung herbeizuführen; sei es, daß eine innere unlustgebende Bewegung dadurch herabgestimmt oder umgekehrt wird, oder ein inneres unlustgebendes Verhältnis umgestimmt oder ein nachteiliger Stoff ausgeschieden wird, oder auch, daß sich ein Organ gegen einen äußeren Unlustreiz unwillkürlich verschließt, oder ihn von sich oder sich von ihm abkehrt. In allen solchen einfachen Fällen kommt es überhaupt nicht zu etwas, was man Zweck vor Stellung nennen kann, indes doch immer das Bewußtsein mit einer Empfindung und einem empfundenen Triebe, auch wohl einer einfachen Vorstellung der Ursache der Unlust, dabei beteiligt ist. Aber in komplizierten Fällen reicht dies nicht hin; vielmehr, wenn sich die Unlust nur durch Mittel und Wege beseitigen läßt, die in die Zeit- und Raumferne greifen, so muß statt solcher einfachen physischen Bestimmungen die Vorstellung der Mittel und Wege treten, welche in Zeit und Raum bis zur Erreichung des Zweckes liegen, um dazu zu gelangen, und dasselbe ist notwendig, wenn eine künftige Unlust sicher verhütet oder eine künftige Lust erreicht werden soll. Kommt es überhaupt zu keiner oder keiner richtigen Vorstellung der zweckentsprechenden Mittel und Wege, so wird auch der Zweck nicht oder nur zufällig erreicht; dieselbe Notwendigkeit aber, welche in dieser Hinsicht für die Erreichung menschlicher Zwecke besteht, besteht voraussetzlich auch für die Erreichung weitergreifender Zwecke des allgemeinen bewußten Weltwesens, und die menschlichen Zweckvorstellungen selbst treten nur in untergeordneter Weise in die seinigen hinein.

Nun aber findet ein Unterschied statt. Der Erfinder einer Dampfmaschine mußte sich die ganze materielle Einrichtung der außer ihm herzustellenden Maschine mit Bezug zu ihrem Zweck so vorstellen, wie sie äußerlich erscheinen sollte; gilt es aber eine innere zweckmäßige Einrichtung, die nicht äußerlich zu erscheinen hat, noch der äußerlichen Erscheinung zum zweckmäßigen Wirken bedarf, so braucht sie auch zu ihrer Entstehung nicht wie etwas äußerlich erscheinendes vorgestellt zu werden. So kann jemand sich keine Fertigkeit erwerben oder einem andern durch Erziehung beibringen, ohne daß Nervensystem, auch wohl Muskelsystem und Kreislaufsverhältnisse dessen, der die Fertigkeit erwirbt, Abänderungen erfahren; oder diese brauchen zu ihrer Entstehung nicht objektiv vorgestellt zu werden, sondern, sofern jede psychische Tätigkeit von selbst gesetzlich eine physische mitführt, führt auch die zweckmäßig gerichtete eigne oder im andern erweckte psychische Tätigkeit die zur Erwerbung jeder Fertigkeit gehört, von selbst innere physische Vorgänge mit, welche zur bezweckten inneren Einrichtung führen. Auch hierbei aber bedarf es zur Hervorrufung verwickelter Zweckeinrichtungen entwickelter Vorstellungen. In der Tat, wenn sich z. B. die Spinnerin bei Erwerbung ihrer Fertigkeit auch nicht die inneren körperlichen Einrichtungen selbst vorzustellen hat, die zur Erwerbung ihrer Fertigkeit gehören, so kann sie dieselbe doch nur auf Grund entwickelter zweckentsprechender Vorstellungen von den Außendingen, auf die sich ihre Fertigkeit bezieht und infolge zum Bewußtsein kommender Antriebe, die sie von außen empfängt, ausbilden. Unstreitig wird diese doppelte Weise, wie Zweckvorstellungen ins Spiel kommen können, von jeher in der Welt zur Geltung gekommen sein; aber weder ist es für die allgemeine Stellung und Begründung unsres Argumentes nötig, hierauf näher einzugehen, noch vermöchte es für sich allein einen geeigneten Ausgangspunkt dafür zu bieten.

Es fragt wohl einer: warum entstehen jetzt keine organischen Geschöpfe mit zweckdienlichen Einrichtungen mehr aus der unorganischen Welt unter dem Einfluß eines voraussetzlichen Weltbewußtseins heraus, wenn sie in einer Urzeit daraus entstehen konnten? Aber das ist eine Schwierigkeit, welche vielmehr die Gegner trifft, weshalb sie ja auch nicht müde werden, sich mit Experimenten abzuquälen, der unorganischen Welt noch heute dieselbe Produktivität abzunötigen, die sie der Urzeit zuschreiben. Für uns stellt sich die Sache so.

Wenn eine heiße Salzlösung bei Erniedrigung der Temperatur sich in eine Mutterlauge und Satzkristalle zerlegt, so wird niemand den Zustand der Lösung vor dem Herauskristallisieren mit dem Zustande der Mutterlauge nach demselben vergleichbar halten und niemand der Mutterlauge zumuten, nun noch einmal Kristalle herzugeben, nachdem die, welche die Lösung hergeben konnte, durch Scheidung der Mutterlauge von den Kristallen schon hergegeben sind. Also kann man auch den Zustand, in dem sich das irdische System befand, ehe es bei hinreichender Temperaturerniedrigung ein organisches Reich hergab, hiermit sich in ein organisches und unorganisches Reich zerlegte, nicht mit dem Zustand des unorganischen Reiches nach der Zerlegung vergleichen, und diesem zumuten, wie doch von gegnerischer Seite geschieht, noch einmal ein organisches Reich herzugeben, nachdem es solches vielmehr durch Trennung von ihm schon hergegeben hatÜber den Urzustand des irdischen Systems vor Abscheidung des organischen Reiches und die überhaupt dabei einschlagenden Verhältnisse kann man im Ausgange von der Kant-Laplaceschen Hypothese gewisse Vorstellungen fassen, welche in meinem Schriftchen "Ideen zur Schöpfungs- und Entwicklungsgeschichte" usw. (S. 41 ff.) besprochen sind. Natürlich sind sie auch nur hypothetischer Natur; aber nicht sowohl deshalb – denn alles ist hier hypothetisch –, als weil sie weder zum Darwinschen noch einem andern heutigen System passen, hat man sie flüchtig abgetan, und seitdem ignoriert. Sie passen eben nur zur Tagesansicht. Aber allerdings liegt in den vorigen Betrachtungen begründet, das irdische System von vornherein der allgemeinen Beseelung teilhaftig zu denken, und sofern jene Scheidung zu zweckmäßigen Einrichtungen der organischen Welt in sich wie zu zweckmäßigen Beziehungen derselben zur unorganischen geführt hat, auch die Scheidung selbst als unter dem Einfluß eines speziell darauf gerichteten Bewußtseins bestehend anzusehen. Da aber unstreitig die Urscheidung nur zu einer sehr einfachen Urgestaltung der organischen Welt geführt hat, so konnte auch das dazu gehörige Bewußtsein sich auf einen verhältnismäßig einfachen Akt reduzieren, der sich später mehr spezialisiert hat. Mißlich aber wäre es, sich auf bestimmtere Vorstellungen hierüber einzulassen.

Was bleibt nach allem zugunsten einer unbewußt geschehenen Urschöpfung bewußter Geschöpfe übrig? Nichts als materialistischer Dogmatismus oder tiefsinnige Spekulationen, um das zur Schöpfung des Bewußten notwendige Bewußtsein wegzuspekulieren.

Die älteren Naturforscher, darunter solche, denen es an Exaktheit kein Neuerer zuvorgetan, zweifelten von vornherein überhaupt nicht, daß Gott die Welt nach Zwecken geordnet habe und regiere. Den Naturforschern von heute gilt das insgemein als überwundener Standpunkt. Nur ausnahmsweise halten ihn einige noch fest oder sind darauf zurückgekommen (als wie Bär, Volkmann, E. H. Weber, Zöllner). Auch hat der als exakter Physiker bekannte, Krönig, noch neuerdings die Abhängigkeit der Zweckeinrichtungen in der Natur von einem intelligenten Wesen mit sinnreichen Betrachtungen in seiner Schrift "Das Dasein Gottes und das Glück des Menschen" (1874. Berlin, Staude) vertreten. Aber es sind eben nur Ausnahmen. Zahlreicher sind solche, welche eine Richtung der Naturkräfte auf Zweckmäßigkeit als eine gesetzliche, nur über Menschen und Tiere hinaus nicht mehr bewußte, ansehen, hiermit eine Art Mittelstellung einnehmen. Aber die meisten, mindestens lautesten Stimmen haben Darwin zugejauchzt als dem, welcher endlich aller Teleologie durch Beteiligung jeder Art von Zwecktendenz in den Naturschöpfungen gründlich den Hals gebrochen und damit die Welt von einem alten, des echten Forschers unwürdigen Aberglauben befreit habe. Darin liege das fundamentalste Verdienst Darwins und der wichtigste, von Darwin selbst nur nicht konsequent genug bis zur Spitze getriebene, neue Fortschritt der Philosophie.

Ohne auf Diskussionen hierüber einzugehen, die vergeblich sein würden, wenn es die vorgängigen Betrachtungen wären, unnötig, wenn diese Platz finden, schließe ich mit einer Parabel.

Es wollte einer eine Mauer errichten. An Material von Bausteinen, an Maschinen und Werkleuten fehlte es ihm nicht; auch kam es ihm nicht auf die Zeit an, in welcher die Mauer fertig würde. Also sagte er: ich will es mir ersparen, die dummen Werkleute zu unterrichten, wie sie die Mauer bauen sollen; sondern will ihnen bloß sagen, daß sie die Bausteine und den Kalk nach und nach in alle denkbaren Lagen bringen; darunter muß sich ja endlich auch die finden, welche die Mauer herstellt, Wenn eine solche überhaupt herstellbar ist, und sie wird fortbestehen, wenn sie überhaupt fortbestehen kann. Da der Mann unglaublich lange lebte, kam es endlich wirklich auf diese Weise zur Mauer. Da er es aber nach seinem Prinzip, sie werde fortbestehen, wenn sie fortbestehen könne, überflüssig gehalten, den Werkleuten zu sagen, daß sie aufhören sollten, in ihrer gleichgültigen Weise fortzufahren, wenn die Mauer zustande gekommen, so fand er beim nächsten Zusehen die Mauer wieder eingerissen, und mochte nun abermals unglaublich lange Zeit warten, bis sie wieder zustande kam.

Da ihm indes das doch zu lange dünkte, sagte er sich: so geht es nicht; man muß den Werkleuten noch einen Wink geben. Es kommt mir überhaupt nicht bloß auf eine Mauer an. Ich werde den Werkleuten Holz, Metalle, Steine, kurz alle möglichen Materialien geben, woraus sich nützliche Sachen machen lassen, und sagen: sie sollen zwar wieder in gleichgültiger Weise damit verfahren, aber das einmal Gemachte nicht wieder ganz zerstören, sondern nur allmählich daran ändern, und immer lieber etwas vom Alten wiederholen als Neues daran machen, so werde ich, da alle möglichen nützlichen Einrichtungen unter allen möglichen Anordnungen der Materialien doch wirklich enthalten sind, auch zu allen möglichen kommen, und den Bestand derer, auf die es mir ankommt, nicht nur hinreichend lange gesichert finden, sondern auch ganz allmählich sogar zu noch haltbareren hiermit besseren kommen können. Wenn aber unnütze und schädliche dabei mit unterlaufen, so ist das zwar schlimm, läßt sich aber nicht ändern; die Welt ist leider einmal so schlimm, und es ist gut, sich klar zu machen, daß sich’s nicht ändern läßt. Man kommt doch auf meinem Wege in einigen Milliarden von Jahren – eine Kleinigkeit im Verhältnis zur Ewigkeit – zum Bestmöglichen, wozu sich kommen läßt. Er klatschte sich selbst Beifall zu, und es wurde nach seinem Plane der Planlosigkeit verfahren. Da es nun aber zu jeder möglichen zweckmäßigen Anordnung gegebener Materialien unendlich viele zwecklose und unzweckmäßige gibt, so fand er, als er nach längerer Zeit wieder nachsah, sein ganzes Besitztum mit einem Wust von unnützen und schädlichen Dingen bedeckt, die alle Anspruch machten, fortzubestehen und sich zu wiederholen; ja sich wohl gar darauf beriefen, sie seien eben damit zweckmäßig, daß sie die Eigenschaft hätten, fortzubestehen und sich zu wiederholen; was gehe es sie an, daß es ihn verdrieße. Sein Nachbar, dessen Haus und Garten schön und gedeihlich dastand, hatte es anders gemacht, und fragte ihn, warum er es nicht ebenso gemacht; worauf er naiv antwortete, er hätte gedacht, es würde auch so gehen.


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