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Achtzehntes Capitel.
Das Bild.


Als Tito an diesem Tage die Via de' Bardi, in hoher Freude darüber, sich von der drohenden Gefahr befreit zu sehen, verließ, kehrten seine, nicht länger von Romola's und ihres Vaters Gegenwart in Anspruch genommenen Gedanken zu jenen unnützen Stunden der Angst zurück, in welchen er, wie er einsah, so gefühlt und gehandelt hatte, wie er nicht gehandelt haben würde, hätte er eine richtigere Voraussicht gehabt. Er würde seinen Ring nicht verkauft haben, denn Romola und Andere, denen derselbe bekannt war, dürften wohl etwas verwundert sein über den anscheinenden Geiz, der darin lag, sich von einem Edelstein zu trennen, den er selbst so sehr zu lieben eingestanden hatte, oder er mußte den Wunsch, von dem Kaufgelde ein besonderes Geschenk zu machen, als Vorwand brauchen, und Tito hatte in diesem Augenblick einen ekelerregenden Ueberdruß vor der Verstellung. Er war freilich frei von den möglichen Folgen jener anfänglichen Täuschung, und diese lastete jetzt nicht mehr auf seinem Geiste; das gewogene Glück hatte ihm Sicherheit gebracht, und er war der Meinung, daß dieses nicht mehr wie billig sei. Wem hatte diese Täuschung geschadet? Irgend ein auf Baldassarre bezügliches Ergebniß war zu unwahrscheinlich, als daß es in Anschlag gebracht werden konnte. Er wollte jetzt aber von allen heimlichen Fesseln frei sein, die ihn, wenn auch noch so wenig, unter den Banden, die ihn an Romola knüpften, drücken konnten. Er merkte nicht, daß dieses Vergnügen über die Straflosigkeit, welches Entschlüsse, sich nicht wieder verstricken zu lassen, hervorrief, die zarte Empfindlichkeit, die allein ihn von jener Verstrickung retten konnte, abstumpfte.

Der Verkauf des Ringes war aber am Ende doch nur eine Sache von geringer Wichtigkeit! War es aber auch eben so unwichtig, daß die kleine Tessa in einer Täuschung befangen war, die ohne Zweifel ihr Köpfchen mit Hoffnungen, die nie in Erfüllung gehen konnten, anfüllte? Sollte er versuchen, das arme kleine Geschöpf noch einmal allein zu sehen und sie ohne Weiteres zu enttäuschen, oder sollte er die Enthüllung dem Zufall und der Zeit überlassen? Glückliche Träume sind so lieblich, und sie enden so schnell beim Licht des Tages und mit dem Geräusch des Alltagslebens. Das liebe, dralle, unschuldige Kind! Es war unmöglich, nicht an sie zu denken. Tito dachte, daß er ihr gern mitunter ein Geschenk, das ihr gefallen würde, bringen und erfahren möchte, ob ihr Stiefvater sie jetzt, nach dem Tode ihrer Mutter, noch schlechter behandele. Oder sollte er Tessa gleich Alles entdecken und von ihr mit Romola sprechen, daß sie für das arme Kind eine glücklichere Stellung finden könnte? Nein, der unselige kleine Zwischenfall mit dem Marktschreier und der Vermählung, und daß er Tessa in ihrem Wahne fortließ, durfte Romola niemals bekannt werden, und da keine Aufklärung dieses aus Tessa's Kopf bringen würde, so war er stets in Gefahr, verrathen zu werden; übrigens konnte ja auch die kleine Tessa einige Erbitterung spüren, wenn sie sich in ihrer Liebe verhöhnt sah; ja sie mußte wohl in ihn verliebt sein, und deshalb war es gerathener, daß er sie nicht wiedersah. Dennoch war es nur ein unbedeutendes Abenteuer, an das ein Landmädchen vielleicht denken mochte, bis irgend ein gesunder Bauerbursche ihr eine passende Liebeserklärung machte, wo sie dann ihren Entschluß der Verschwiegenheit brechen und so die Wahrheit erfahren würde, daß sie frei sei. Also: lebe wohl, Tessa! und die besten Wünsche für Dich! Tito hatte sich dahin entschlossen, daß die einfältige Geschichte mit dem Marktschreier für ihn selbst keine weiteren Folgen haben solle; und man nimmt allgemein an, daß Entschlüsse, die man in seinen eigenen Angelegenheiten gefaßt hat, fest sind. Was die fünfundfünfzig Gulden, den Erlös für den Ring betrifft, so war Tito mit sich darüber einig, was er mit einem Theile derselben zu thun hatte. Er wollte nämlich einen allerliebsten klugen Einfall ausführen, der ihm einen passenden Vorwand Romola gegenüber wegen der Abwesenheit seines Ringes lieferte, und zugleich dazu diente, ihre Gedanken vor der Wiederkehr jener ihm so besonders widerwärtigen mönchischen Phantasieen zu schützen. Mit diesen Entwürfen begab er sich nach der Via Gualfonda, um dort Piero di Cosimo, den Künstler, welcher damals der vorzüglichste in den phantastischen mythologischen Zeichnungen war, die Tito's Zweck erheischte, aufzusuchen.

Als er in den Hof trat, auf welchen Piero's Wohnung ging, sah er den schweren eisernen Klopfer an der Thür dick mit Wolle umbunden und sehr künstlich mit Stricken befestigt. Tito, welcher sich der Gewohnheit des Malers, seine Ohren gegen jedes aufdringliche Geräusch zu verstopfen, erinnerte, war nicht sonderlich über diese Art, sich gegen das Andonnern der Besucher zu sichern, erstaunt, und klopfte zuerst ganz bescheiden mit seinen Knöcheln, und versuchte dann etwas heftiger an der Thür zu rütteln. Umsonst! Schon wollte er sich entfernen, indem er sich selbst Vorwürfe machte, seine Zeit bei diesem Besuch vergeudet zu haben, statt zu warten, bis er den Maler in Nello's Stube wiedersähe, als ein kleines Mädchen mit einem Körbchen Eier am Arm in den Hof trat, an die Thür ging, sich dort auf die Zehen stellte, eine kleine eiserne, in Rollen laufende Platte zurückschob und, indem sie ihren Mund an die so entstandene Oeffnung legte, mit zirpender Stimme rief: »Messer Piero!«

Einige Augenblicke darauf hörte Piero das Klirren von Riegeln, die Thür öffnete sich, und Piero zeigte sich in einer rothen Nachtmütze, einer weiten braunen Tunika von Sersch, und in Aermeln, die bis zur Schulter in die Höhe gewickelt waren. Er sah Tito verwundert an, streckte aber, ohne weitere Notiz von ihm zu nehmen, die Hand aus, um dem Kinde das Körbchen abzunehmen, ging in das Haus zurück, kehrte dann alsbald mit dem leeren Gefäße wieder und fragte: »Wie viel kostet es?«

»Zwei Grossoni, Messer Piero! Mutter sagt, sie wären schon ganz gekocht.«

Piero nahm das Geld aus der Ledertasche an seinem Gurt, und das kleine Mädchen trabte weiter, aber nicht ohne einige Blicke scheue Bewunderung auf den merkwürdigen jungen Herrn geworfen zu haben.

Piero's Blick war viel weniger einladend, indem er Tito wie folgt anredete:

»Nun, was sucht Ihr an meiner Thüre, Herr Grieche? Ich habe Euch heute Morgen schon bei Nello gesehen, und wenn Ihr mich da gefragt hättet, so würde ich Euch haben sagen können, daß ich Niemanden in meiner Wohnung empfange, ohne sein Begehren zu kennen und im Voraus mit ihm mich geeinigt zu haben.«

»Vergebt, Messer Piero,« erwiderte Tito mit seiner unverwüstlichen guten Laune, »ich handelte ohne Ueberlegung. Ich dachte an nichts als an Euer merkwürdiges Talent, reizende Capriccios zu erfinden, als eine plötzliche Lust, etwas dieser Art zu besitzen, mich zu Euch trieb.«

Die Sitten des Malers waren zu sehr als die eines Sonderlings bekannt, als daß diese Aufnahme für eine besondere Beleidigung hätte gelten können; aber selbst wenn Tito eine solche Absicht vermuthet hätte, so wäre doch seine Rachsucht weniger stark gewesen als sein Wunsch, sich des guten Willens zu versichern.

Piero machte eine Grimasse, die ihm eigen war, wenn man mit schmeichelnder Artigkeit zu ihm redete. Er grinste, zog die Mundwinkel in die Breite und die Augenbrauen abwärts, so daß es unmöglich war, unter diesen Verzerrungen seine Empfindungen zu errathen.

»Und was kann das sein, was Ihr braucht?« fragte er nach einer kleinen Pause. Er ward übrigens in seinem Innern von der angedeuteten Gelegenheit, seine Erfindung in Anwendung zu bringen, in Versuchung geführt.

»Ich brauche ein sehr zartes Miniaturbild aus gewissen Erzählungen von Dichtern, was Ihr wissen werdet für mich zu componiren. Es muß auf einem hölzernen Kästchen gemalt werden, die Größe werde ich Euch zeigen, in der Form eines Triptychs (Dreischichts). Das Innere kann eine einfache Vergoldung sein, das Bild aber wünschte ich auf der Außenseite. Es ist dies nämlich ein Lieblingsvorwurf der Florentiner; der Triumph des Bacchus und Ariadne; ich möchte ihn aber auf eine neue Art behandelt. Eine Geschichte im Ovid wird Euch die näheren Details liefern. Der jugendliche Bacchus muß in einem Schiff sitzen, das Haupt mit Trauben bekränzt und einen mit Weinlaub umflochtenen Speer in der Hand haltend; dunkler Epheu soll sich um Masten und Segel schlingen, die Ruder müssen Thyrsusstäbe sein, und Blumenguirlanden das Hintertheil des Schiffs schmücken, während Tiger und Leoparden zu seinen Füßen lagern und Delphine sich rings umher tummeln. Aber ich will zugleich die blondhaarige Ariadne, unsterblich in ihrer goldenen Krone, neben ihm haben; das steht freilich nicht im Ovid, schadet aber nichts, Ihr könnt es so concipiren, und drüber müssen junge Liebesgötter schweben, wie Ihr sie so herrlich zu malen versteht, mit Pfeilen schießend, deren Spitzen von Rosen umgeben sind.«

»Redet nicht weiter!« rief Piero, »ich habe Ovid in der Uebersetzung. Sucht mir die Stelle auf. Ich mag nicht mit den Gedanken anderer Leute vollgepfropft werden. Ihr mögt eintreten.«

Piero ging voran durch das erste Zimmer, wo ein Korb mit Eiern auf dem offenen Heerde neben zerbrochenen Eierschalen und einem Haufen Asche stand. Sonderbar stach gegen diese schmutzige Streu eine niedrige Bettstelle von geschnitztem Ebenholze ab, über die nachlässig ein Stück reichen orientalischen Teppichs gebreitet war, der das Aussehen hatte, als ob er die Stufen zu einem Madonnenthrone bedeckt hätte, so wie eine große, gleichfalls mit Schnitzarbeit versehene Kiste mit Malereien an den Seiten und auf dem Deckel. Es befanden sich fast gar keine anderen Möbel in dem großen Zimmer, außer Modelle, hölzerne Tritte, Staffeleien und Malerkasten, Alles mit Spinneweben überzogen.

Das nächste Zimmer war noch größer, aber viel voller. Augenscheinlich hielt Piero die festa, denn die Doppelthür unter dem Fenster, welches das Licht von oben hereinließ, war geöffnet und zeigte einen Garten oder vielmehr ein Dickicht, in welchem Feigenbäume und Weinreben in verworrener, sich langhin schlängelnder Wildheit zwischen Nesseln und Schierling wuchsen, und eine hohe Cypresse ihr dunkles Haupt zwischen einer erdrückenden Masse von gelblichen Maulbeerbaumblättern erhob. Es schien, als ob diese dumpfige Wuchervegetation sich sogar bis innerhalb der Wände des großen und hohen Gemachs erstreckte; denn in einer Ecke hatten Büschel langen Grases und dunklen, federartigen Fenchels sich einen Weg zwischen durcheinandergeworfene Fragmente von Marmorarbeiten und rostigen Waffen gebahnt, und eine große, auf einer Seite überhängende Steinvase schien den Epheu, der sich rings umherbreitete, förmlich auszuströmen. Ringsherum an den Wänden hingen Federzeichnungen und Oelskizzen von phantastischen Seeungeheuern, von Tänzen der Satyrn und Mänaden; Santa Margaretha's Auferstehung ans dem Drachen, der sie verschlungen hatte, Madonnenbilder mit dem Schein von oben, Pflanzenstudien und groteske Köpfe, und auf unregelmäßigen, rohen Gestellen lagen einige Bücher zwischen großen herabhängenden Kornbündeln, Stierhörnern, getrockneten Honigfladen, Steinen mit seltenfarbigen Moosarten darauf, Schädeln, Knochen, Pfauenfedern und großen Vogelflügeln. Aus dem schmutzigen Streusel am Boden schauten Puppen hervor, die eine im Gewande eines vallombroser Mönchs, die seltsam genug, seinen Helm mit geschlossenem Visir trug, eine andere mit Brokat und in der Eile übergeworfenen Fellen bedeckt. Unter diesem, so gar nicht zu einander passenden Stillleben saßen einige bunte und weiße Tauben oder schritten dazwischen umher, da sie zu zahm waren, um beim Eintreten von Menschen davonzufliegen; drei dicke Kröten krochen in ganz ungenirt freundschaftlicher Art neben der Schwelle, und ein weißes Kaninchen, augenscheinlich das Modell für das, welches in dem Gemälde »Mars und Venus« den Cupido erschreckt, saß auf der mittelsten Staffelei, und zupfte sich vergnüglich, bei einer Schachtel Kleie, die Nase.

»Und nun, Herr Grieche,« sagte Piero, indem er Tito bedeutete, sich auf einen niedrigen Stuhl neben der Thür zu setzen, während er mit gekreuzten Armen vor ihm stehen blieb, »versucht nicht, alle Dinge auf einmal zu überblicken, wie der liebe Herrgott, sondern theilt mir mit, in welcher Größe ihr jenes Triptych haben wollt.«

Tito gab die verlangten Dimensionen an, die Piero auf ein Stück Papier zeichnete.

»Und hier ist das Buch,« sagte Piero, eine Handschrift herabholend.

»Es steht freilich,« bemerkte Tito, indem er ihm die Stelle angab »hier nichts von der Ariadne, aber Ihr werdet Euch erinnern, daß ich eine gekrönte Ariadne an der Seite des jugendlichen Bacchus haben will, und daß sie goldfarbenes Haar haben muß.«

»Aha!« rief Piero, plötzlich die Lippen wieder aufwerfend, »und es sollen Portraitähnlichkeiten sein, wie?« fügte er hinzu, auf Tito's Gesicht herabblickend.

Tito lachte und erröthete. »Ich weiß, daß Ihr ein großer Portraitmaler seid, Messer Piero, aber ich kann Ariadne nicht auffordern, Euch zu sitzen, da das Gemälde eine Ueberraschung sein soll.«

»Also das ist's! Sie muß mir aber sitzen. Giovanni Vespucci will von mir ein Bild des Oedipus und der Antigone auf Colonos, wie er mir auseinandergesetzt hat; die Sache gefällt mir, und Bardo und seine Tochter sollen mir dazu sitzen. Ihr müßt sie also dazu auffordern, dann will ich die Ariadne schon treffen.«

»Ich bin damit einverstanden, vorausgesetzt, daß ich sie dazu zu überreden vermag. Und Euer Preis für den Bacchus und die Ariadne?«

»Bah! wenn Ihr macht, daß sie mir sitzen, so ist mir das schon Bezahlung genug.«

»Und wann soll ich Euch sitzen?« fragte Tito, »denn wenn wir eine Portraitähnlichkeit haben, so müssen wir auch zwei haben.«

»Euer Portrait brauche ich nicht, das habe ich schon,« sagte Piero, »nur habe ich Euch mit einem Ausdruck des Schreckens im Gesicht gemalt, und muß nun für den Bacchus den Schreck hinwegbringen.«

Während dieser Worte hatte Piero das Buch weggelegt und suchte unter einigen, mit dem Gesicht gegen die Wand gelehnten Gemälden, dann kehrte er mit einer Skizze in Oel wieder zurück.

»Das ist ein Stück Arbeit, so gut wie ich je eines gemacht habe,« sagte er, indem er es, während er vorwärts kam, ansah. »Ihr habt ein Gesicht, welches die Angst sehr gut andeutet, weil es von Natur sehr heiter ist; das ist mir gleich aufgefallen, als ich Euch das erste Mal sah. Der übrige Theil des Gemäldes ist nur eben skizzirt, aber Ihr seid ganz fertig in demselben.«

Piero wandte die Skizze um, und hielt sie Tito entgegen. Dieser erblickte sich, die rechte Hand erhoben und einen Weinbecher haltend, in der Stellung triumphirender Freude, aber das Gesicht vom Becher abgewandt und mit einem Ausdrucke so entsetzlicher Angst in den aufgerissenen Augen und auf den bleichen Lippen, daß es ihm kalt durch die Adern rieselte, als ob er die Empfindungen seines gemalten Ichs bereits theile.

»Aha! da fangt Ihr schon an dem Bilde ähnlich zu werden,« rief Piero mit einem kurzen Lachen und das Bild wieder wegtragend. »Er sieht einen Geist, der schöne, junge Herr. Ich werde das Bild eines Tages vollenden, wenn ich erst mit mir darüber einig bin, welches Gespenst am schrecklichsten ist, ob es Consistenz haben soll wie eine Leiche, die wieder in's Leben zurückkehrt, oder halbdurchsichtig wie eine Nebelgestalt.«

Tito, der sich dieser plötzlichen und seltsamen Gefühlsübermannung, die mit seiner gewöhnlichen Selbstbeherrschung in grellem Widerspruche stand, schämte, sagte leichthin:

»Das ist ein Sujet ganz nach Eurem Geschmack, Messer Piero: ein Gelage von einem Gespenste unterbrochen. Ihr scheint eine besondere Vorliebe dafür zu haben, das Schreckliche mit dem Heitern zu mischen. Das scheint mir auch der Grund zu sein, daß Eure Simse so reich mit Todtenköpfen ausgestattet sind, während Ihr jene schelmischen Liebesgötter malt, welche dem Mars seine Rüstung stehlen. Ich bin versucht zu glauben, daß Ihr ein cynischer Philosoph unter der heitern Maske eines schlauen Malers seid.«

»Ich? Durchaus nicht, Herr Grieche! Ein Philosoph wäre das letzte Thier, dem ich ähneln möchte. Ich halte es für hinreichend, zu leben, ohne Lügen zur Erklärung für das Leben aussinnen zu müssen. Hühner gackern, Esel schreien, Weiber plappern und Philosophen erfinden falsche Gründe, das ist die Wirkung, welche der Anblick der Welt aus ihnen hervorbringt. Ich aber bin ein Thier, das malt, statt zu gackern, zu schreien oder Lügen zu sagen. So, und nun ist, wie ich meine, unser Geschäft zu Ende. Ihr werdet Euern Handel wegen des Oedipus und der Antigone halten, nicht wahr?«

»Ich will mein Möglichstes thun,« sagte Tito, sich auf diesen deutlichen Wink sogleich nach der Thür hin bewegend.

»Ihr könnt mir in Nello's Laden Bescheid sagen, und braucht Euch nicht wieder her zu bemühen«

»Ich verstehe,« rief Tito lachend, ihm mit der Hand ein Zeichen freundschaftlichen Abschieds zuwinkend.



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