Hans Dominik
Atomgewicht 500
Hans Dominik

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Während in Detroit die Maurer und Zimmerleute noch an der Arbeit waren, die niedergebrannten Teile des Werkes wiederaufzubauen, kam in Salisbury bereits ein neuer Autoklav an. Die Zeichnungen dazu hatte Dr. Wandel gleich nach seinem Eintritt in die Company geliefert, und schon wenige Tage später gab Chief Manager Lee Dowd den Apparat in Auftrag. Er tat es auf seine eigene Verantwortung trotz der Bedenken, die Robert Slawter äußerte, und obwohl einige Direktoren der Company offen widersprachen.

Auch hier war es nicht ohne Kämpfe abgegangen, bevor Dr. Wandel seinen Willen durchsetzte. In den Besprechungen mit Mr. Slawter hatte er ihm seine Pläne entwickelt, und Slawter war dabei von einem Staunen ins andere gefallen. War dieser Deutsche ein Genie oder ein Wahnsinniger? Immer wieder mußte Slawter sich die Frage vorlegen, wenn der Doktor seine mathematischen Ableitungen plötzlich in Drücke und Temperaturen von phantastischer Größe auslaufen ließ.

»Es ist unmöglich, Dr. Wandel«, rief Slawter verzweifelt, »einen Apparat zu bauen, der das aushält!«

»Jedes gute Stahlwerk kann ihn nach meinen Zeichnungen bauen«, erwiderte der Doktor ruhig.

»Und wenn er unter dem ungeheuren Druck explodiert?« schrie Slawter dazwischen. »Wenn er mit einer halben Million Atmosphären in die Luft geht, Mann? Kein Stein von unserm Werk bleibt dabei auf dem andern . . . Ach, was sage ich von unserm Werk, von ganz Salisbury! Die ganze Stadt wäre im Augenblick ein Trümmerhaufen . . .«

»Er wird nicht in die Luft gehen«, unterbrach Dr. Wandel ihn mit unerschütterlicher Ruhe. »Er wird ebensowenig explodieren wie der Autoklav in Detroit. Er wird den Druck aushalten, für den ich ihn berechnet habe.«

»Aber warum gleich so hoch gehen, Doktor? Man könnte doch erst mit geringeren Drücken . . .« versuchte Slawter einzulenken.

»Es wäre unklug, Mr. Slawter«, unterbrach Dr. Wandel ihn. »Wir würden dann wieder explosive Atome bekommen, wie ich sie in Detroit erhielt. Hier haben Sie die Theorie.« Er schob Slawter das Heft mit den endlosen Formeln hin, vor denen der schon ein Grauen hatte, und schlug eine Seite darin auf. »Hier haben Sie es klipp und klar, Mr. Slawter. Erst bei diesem Druck und dieser Temperatur . . . man könnte hier fast von kritischen Drücken und Temperaturen sprechen . . . bekommen wir den Stoff, den wir haben wollen.« Und nun überschüttete der Doktor Mr. Slawter eine Weile mit seinen Formeln, bis der klein beigab. – –

Robert Slawter war ein Mann der Praxis, der sich bei seinen Versuchen mehr auf sein instinktives Gefühl als auf langwierige Berechnungen verließ. Die verwickelten theoretischen Ableitungen Dr. Wandels gingen über seinen Horizont; das mußte er immer wieder feststellen, sooft er versuchte, dessen Ausführungen zu folgen. Aber die Bestimmtheit, mit der der Doktor seine Anschauungen vortrug, riß ihn mit. Von Tag zu Tag unterlag er immer mehr der zwingenden Gewalt, die von der Persönlichkeit des deutschen Forschers ausging, und war zuletzt entschlossen, ihm durch dick und dünn zu folgen. –

Wohltätig empfand Dr. Wandel den Unterschied zwischen den Verhältnissen in Detroit und hier. Jetzt, bei der Company, nicht mehr ein Vorgesetzter, sondern ein wirklicher Kamerad, der seinen persönlichen Mut bei früheren Versuchen bereits bewiesen hatte.

Mächtig wirkte sich das auf die Spannkraft und Arbeitsfreudigkeit Dr. Wandels aus. Vom frühen Morgen bis in die sinkende Nacht steckte er im Werk, um die Aufstellung des neuen Autoklavs und die Montage der dazugehörigen Maschinen und Apparate zu überwachen. Erwartungsvoll sah er dem Tag entgegen, an dem die Anlage zum erstenmal arbeiten würde. Slawter stand neben ihm und rieb sich vergnügt die Hände. Ja, das war eine andere Apparatur hier als jene, die ihm damals in der Dammgrube explodierte. Mit der hier konnte man das Ungeheuerliche, bisher noch niemals Versuchte wohl wagen.

Der Autoklav war ein Meisterstück moderner Stahlgußtechnik, fünfmal so groß wie der andere in Detroit, mit seiner Massigkeit alles andere in der Halle weit überragend. Waren es doch in Wirklichkeit fünf Kugeln, die ineinandersteckten und auf die sich der enorme, in der innersten Kugel herrschende Druck stufenartig nach außen hin verteilen sollte. Auch gab es keine Dammgrube mehr, die schützen sollte und in Wahrheit doch nur gefährdete. Frei stand das mächtige Gebilde in der Halle, und von allen Seiten reckten sich ihm Stahlrohre entgegen, bereit, es mit ungezählten Kubikmetern flüssiger Luft zu überrieseln und den zähen Edelstahl bis zur innersten Kugel hin auf 150 Grad Kälte abzukühlen.

»Werden wir's damit schaffen, Doktor?« fragte Slawter, während sein Blick noch einmal die ganze Apparatur umfing. »Ich denke, wir werden es«, gab er sich selber Antwort auf seine Frage, denn Dr. Wandel war bereits dabei, die Maschinen der Anlage probelaufen zu lassen und die drei Assistenten Slawters auf jeden Schaltergriff und jede Ventildrehung einzuexerzieren. Wieder und immer wieder ließ er die Maschinen anlaufen, stillsetzen und wieder von neuem angehen, bis die Sirenen den Werkschluß ankündeten. Dann erst gab es Ruhe in der großen Halle, und zusammen mit Slawter ging der Doktor zu dessen Arbeitszimmer.

Slawter warf sich in seinen Sessel und griff nach einer Zigarre.

»Ihnen wage ich erst gar keine anzubieten, mein lieber Doktor. Sie rauchen ja nicht«, meinte er dabei und wollte die Kiste beiseiteschieben.

»Doch, Mr. Slawter, Sie können mir eine geben; ich glaube, heute habe ich sie verdient«, sagte Dr. Wandel, während er sich an der andern Seite des Tisches niederließ. »Wir sind in den letzten Tagen gut vorwärtsgekommen.«

»Das will ich auch meinen, Doktor. Der Probelauf heute hat großartig geklappt. Ich denke, die Sache kann bald losgehen.«

Der Doktor blickte schweigend einem Rauchring nach und nahm das Gespräch erst nach einer Weile wieder auf.

»Ich kenne Ihre Assistenten erst seit kurzem, Mr. Slawter. Ich hörte, daß Sie schon länger mit ihnen arbeiten.«

Slawter nickte. »Stimmt, Doktor Wandel. Tamblyn und Grimshaw sind seit zwei Jahren bei mir. Howard kam vor sechs Monaten in unsere Abteilung.«

»Dann hatten Sie Gelegenheit, Ihre Gehilfen gründlich kennenzulernen. Ich möchte Sie fragen, Mr. Slawter, ob Sie sich für die unbedingte Zuverlässigkeit der Herren verbürgen können?«

Slawter warf ihm einen verwunderten Blick zu. »Meine Assistenten sind mir unbedingt ergeben. Ich verstehe nicht recht, wie Sie zu Ihrer Frage kommen.«

»Mein verehrter Mr. Slawter, ich habe während meiner Tätigkeit bei der United Beobachtungen gemacht, die mir zu denken geben. Herr Professor Melton wäre nach meiner Überzeugung nicht in der Lage, sich bedingungslos für seine Mitarbeiter zu verbürgen. Es sind da reichlich dunkle Sachen vorgekommen.«

»Herr Doktor, es mag vielleicht übertrieben klingen, aber meine Assistenten gehen für mich durchs Feuer.«

»Es ist mir lieb, daß Sie das sagen, Mr. Slawter. Wir werden aber nicht nur auf eine weitgehende Arbeitswilligkeit, sondern auch auf die unbedingte Verschwiegenheit Ihrer Herren angewiesen sein. Stehen Sie so mit ihnen, daß Sie sie darauf noch besonders verpflichten können?«

»Gewiß, Doktor. Wenn Sie es für erforderlich halten, kann ich das tun; aber wollen Sie sich bitte nicht näher erklären?«

»Gern, Mr. Slawter. Sie sagten eben, daß der Probelauf schon gut geklappt hat. Ich sage Ihnen, daß es erst ein Anfang war. So wie wir heut nachmittag mit den Maschinen ein paar Stunden geübt haben, werden wir nach meiner Schätzung noch etwa eine Woche üben müssen, bis die einzelnen Griffe den Herren wirklich in Fleisch und Blut übergegangen sind. Das wird nicht leicht und nicht immer erfreulich sein, bis die Bedienung auf Bruchteile von Sekunden richtig wird. Das könnte leicht zu Mißstimmungen führen, wenn die Leute nicht mit Leib und Seele bei der Sache sind.«

»Ich werde mit meinen Assistenten offen reden, Doktor, und sie werden danach tun, was Sie verlangen.«

»Vergessen Sie nicht, Mr. Slawter, Ihren Herren dabei zu sagen, daß es bei der Ausführung der Manöver wirklich auf Bruchteile von Sekunden ankommt. Hätten Sie seinerzeit bei Ihrem Versuch den Strom eine Fünftelsekunde früher ausgeschaltet, so hätten Sie die Katastrophe vermeiden können.«

»Was, Doktor! Das wissen Sie? Woher wollen Sie das erfahren haben?«

»Ich weiß es, Mr. Slawter, ebenso, wie Sie um meinen nächtlichen Versuch in Detroit wußten. Es spinnen sich unterirdische Verbindungen zwischen den beiden Werken hin und her, daher meine zweite Forderung unbedingter Verschwiegenheit an Ihre Herren. Von dem, was wir in nächster Zeit in der großen Halle machen werden, darf auch nicht ein Wort nach außen hin verlauten. Wir müssen uns auf den Standpunkt stellen, daß jeder Mensch, und wäre er noch so unverdächtig, ein Spion sein könnte. Jeder, Mr. Slawter, nicht nur die Hilfskräfte in Ihrer Abteilung, die wir sowieso für die nächste Zeit von der Halle fernhalten werden. Auch allen Freunden und Bekannten gegenüber müssen Ihre Herren größte Zurückhaltung wahren. Prägen Sie das Ihren drei Gehilfen auf das eindringlichste ein, Mr. Slawter, und wenn es Ihnen recht ist, will ich danach noch selber mit ihnen sprechen. Wir können in der nächsten Zeit nicht vorsichtig genug sein.«

Die Worte des Doktors verfehlten ihren Eindruck auf Slawter nicht. »Ich werde in Ihrem Sinne handeln, Doktor Wandel«, erwiderte er, »aber wie soll es nachher bei den Versuchen selbst werden? Da wird sich doch wieder die ganze Korona einfinden. Dr. Dowd und Direktor Alden werden es sich kaum nehmen lassen, dabeizusein, und die andern Abteilungsleiter brennen natürlich auch vor Neugierde.«

Über die Züge Dr. Wandels glitt ein leichtes Lächeln.

»Das wird sich finden, wenn es so weit ist, mein lieber Slawter. Sie wissen ja«, sein Lächeln verstärkte sich, »ich bin ein Freund von nächtlichen Versuchen unter Ausschluß der Öffentlichkeit . . .«

»Das würde Mr. Dowd Ihnen sehr übelnehmen«, fiel ihm Slawter ins Wort.

»Wir werden es so machen, Slawter, daß Mr. Dowd keinen Grund dazu findet. Vorläufig ist das andere wichtiger«, er sah nach der Uhr, »Ihre Assistenten werden jetzt nicht mehr im Werk sein, aber morgen früh wollen wir sie vornehmen und gründlich instruieren.«

*

Joe Schillinger ließ den Federhalter sinken und blickte von seiner Arbeit auf. Ein Postbote stand vor ihm, der einen eingeschriebenen Brief in der Hand hielt.

»Geben Sie her und machen Sie, daß Sie weiterkommen«, sagte er unwillig wegen der Störung.

»Sind Sie Herr Doktor Wandel?« fragte der Bote, ohne den Brief abzugeben. Erst jetzt sah Schillinger sich den Mann genauer an. Es war nicht der alte Briefträger, der die Post schon seit Jahren in das Werk brachte. Wahrscheinlich eine jüngere, neu eingestellte Hilfskraft.

»Ach so, Sie kennen mich noch nicht«, meinte er ein wenig belustigt. »Mein Name ist Schillinger, ich bin der Besitzer des Werkes. Merken Sie sich's fürs nächste Mal. Wer hat Sie überhaupt zu mir geschickt?«

Der Postbote fingerte verlegen mit dem Brief hin und her, während er antwortete.

»Ich habe ein Einschreiben an einen Herrn Doktor Wandel, per Adresse Schillinger-Werk am Saint-Clair-See. Der Portier hat mich hierhergeschickt. Er meinte, daß Sie den Herrn vielleicht kennen.«

»Was ich für einen schlauen Portier habe«, brummte Schillinger vor sich, »Doktor Wandel ist nicht mehr hier. Ändern Sie mal die Anschrift auf Ihrem Brief. Schreiben Sie: Per Adresse Dupont Company in Salisbury, dann wird der Doktor ihn schon richtig bekommen.«

Der Postbote bedankte sich für die Auskunft und zog wieder ab.

Ist eigentlich merkwürdig, ging es Schillinger durch den Sinn. Wer mag das wohl sein, der einen Brief für den Doktor an meine Werkadresse schickt? Dann wandte er sich wieder seiner Arbeit zu. – –

Im Garten des Landhauses am Saint-Clair-See war der Hausmeister damit beschäftigt, den Rasen zu schneiden, als es klingelte. Ein Postbote stand am Zaun und hielt einen Brief in der Hand. Der Postbote war derselbe, der eben bei Joe Schillinger im Werk vorgesprochen hatte, aber der Brief war ein anderer.

Der Hausmeister ließ seine Mähmaschine stehen, kam an das Gitter und fragte: »Was bringen Sie?«

Der Bote wies seinen Brief vor. »Ich habe hier ein Einschreiben an einen Doktor Wandel, zur Zeit Landhaus Schillinger am Saint-Clair-See . . .«

»Wohnt hier nicht«, unterbrach ihn der Hausmeister, sah sich dabei die Adresse an und schien sich zu erinnern.

»Doktor Wandel? . . . Ist ein Bekannter von Mr. Schillinger . . . war ein paarmal zu Besuch hier . . . hat sich seit vierzehn Tagen nicht mehr sehen lassen. Wird am besten sein, Sie gehen zum Werk 'rüber und fragen da mal nach.«

Der Briefträger nahm seine Mütze ab und kratzte sich den Kopf. »Dumme Geschichte, Mister. Da drüben bin ich schon gewesen, hatte da andere Post abzugeben. Habe bei der Gelegenheit schon gefragt. Niemand konnte mir Bescheid geben, wo der Doktor Wandel zu finden ist.«

Das konnte der Hausmeister dem Boten nun zwar auch nicht sagen, aber der Vormittag war heiß, und es war ihm nicht unlieb, seine Arbeit auf ein Viertelstündchen im Stich lassen zu können. Auch der Briefträger schien es nicht besonders eilig zu haben. Ein Wort gab das andere, und über den Zaun hinweg entwickelte sich ein ganz netter kleiner Plausch. Wenn der Hausmeister auch die Adresse Dr. Wandels nicht kannte, so wußte er doch mancherlei von ihm zu erzählen. Das mochte wohl daher kommen, daß zu seinen Obliegenheiten nicht nur die Gartenunterhaltung, sondern auch die Bedienung gehörte, wenn Gäste zu Besuch in das Landhaus kamen. – –

»Smith soll kommen und mir berichten«, sagte Direktor Clayton und legte den Telephonhörer wieder auf. Kurz darauf trat ein jüngerer Mann ins Zimmer, der sich von dem Briefträger am Saint-Clair-See nur dadurch unterschied, daß er keine Postuniform trug. Clayton wies auf einen Stuhl.

»Nehmen Sie Platz, Mr. Smith, und schießen Sie los. Was haben Sie in Erfahrung gebracht?«

»Doktor Wandel arbeitet bei der Dupont Company in Salisbury.«

»Das wußten wir schon vorher, Mr. Smith«, meinte Clayton enttäuscht, »sonst nichts Neues?«

Mr. Smith vom Sicherheitsdienst der United zog sein Notizbuch hervor, begann auszukramen, und je länger er sprach, um so interessierter hörte ihm Clayton zu . . . Dr. Wandel und Schillinger schon seit Jahren bekannt . . . gemeinsame Verwandte in Deutschland . . . der Doktor, bevor er in die United eintrat, schon oft bei Schillinger zu Besuch . . . hatte eine Zeitlang sogar bei ihm gewohnt . . . das letztemal vor zwei Wochen draußen . . . damals Zukunftspläne mit Schillinger besprochen . . . und ein Paket in den Stichkanal geworfen . . .

Die Unterhaltung mit Schillingers Hausmeister war doch recht inhaltsreich gewesen. Mr. Smith fühlte ihre volle Bedeutung erst jetzt, während er Direktor Clayton darüber berichtete, und auch dem gab sie schwer zu denken.

Der Doktor hatte also tatsächlich einen Versuch mit dem Autoklav gemacht. Zur Nachtzeit . . . mit Unterstützung Schillingers und eines dritten, dessen Namen der Hausmeister nicht wußte . . . einen erfolgreichen Versuch, wie der Doktor bei seinem letzten Aufenthalt am Saint-CIair-See Schillinger gegenüber ausdrücklich betont hatte.

Clayton begann an Professor Melton irre zu werden. Wer von den beiden, zum Teufel, hatte denn nun gestohlen? Der Doktor oder der Professor? Wenn dem Doktor der Versuch geglückt war, lag für ihn kein Grund vor, Melton etwas wegzunehmen. Also wurde die andere Frage brennend, ob Melton dem Doktor etwas entwendet hatte. Der Direktor rief sich noch einmal die Schlußfolgerungen des Präsidenten Chelmesford ins Gedächtnis zurück. Der gleichzeitige Ausbruch des Feuers an den verschiedenen Stellen zwang zu der Annahme, daß alle strahlende Materie, die dabei explodierte, aus ein und demselben Versuch stammte. Also mußte sich Melton an dem Präparat des Doktors vergriffen haben. Aber warum?

Nur eine Antwort fand Clayton darauf: weil dem Professor selbst nichts Richtiges geglückt war.

Mr. Smith steckte sein Notizbuch wieder ein und räusperte sich ein paarmal. Das Geräusch brachte Clayton in die Gegenwart zurück.

»Eine vorzügliche Leistung, mein lieber Smith. Arbeiten Sie ihren Bericht aus und schicken Sie mir eine Abschrift. Und dann . . . ja, Mr. Smith, da wäre noch etwas anderes. Es ist schwierig, aber wenn es Ihnen gelingt, wird die United es dankbar anerkennen. Es liegt uns viel daran, Näheres über das nächtliche Experiment der Herren Schillinger und Doktor Wandel zu wissen. Sie müssen versuchen, noch mehr darüber in Erfahrung zu bringen. Wenn irgend möglich, auch den Namen des dritten Mannes, der dabei war. Kommen Sie wieder zu mir, sobald Sie etwas haben.«

Der Angestellte des Sicherheitsdienstes verließ das Zimmer, und Clayton war mit seinen Gedanken allein, die wild durcheinanderwirbelten. War Melton wirklich der Scharlatan, als den Dr. Wandel ihn immer hingestellt hatte? Fast wollte es Clayton jetzt selber so scheinen. Auf jeden Fall mußte das schleunigst festgestellt werden. So schnell wie möglich mußten dem Professor die Mittel in die Hand gegeben werden, um weiterzuarbeiten. Dann würde es sich schnell zeigen, ob er etwas zustande brachte . . . Und wenn nicht? Dann mußte die United auf die Person dieses deutschen Doktors zurückgreifen, denn der hatte ja sicher schon etwas zustande gebracht.

Aber der Doktor war in Unfrieden von Detroit geschieden und saß jetzt bei den Duponts. Es würde nicht so einfach sein, die Verbindung mit ihm wiederherzustellen . . .

Schon überlegte sich Clayton, welche Handhabe der nächtliche Versuch in diesem Falle der United bieten könnte. Allerlei andere Möglichkeiten gingen ihm daneben durch den Kopf. Vielleicht eine Anklage wegen Brandstiftung . . . wenigstens die Drohung mit einer solchen, um den Deutschen mürbe zu machen . . .

Die Glocke des Tischtelephons riß ihn aus seinem Grübeln. Chelmesford war am Apparat und bat ihn zu sich. Der Präsident wünschte zu wissen, was der Sicherheitsdienst bisher ermittelt hätte.

*


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