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Zehntes Kapitel.

Der Geist im Scheiden noch den Theuren ruft,
Sein letzter Blick verlangt nach frommen Thränen;
Denn Liebe stirbt selbst nicht im Moderduft
Und in der Asche glimmet fort ihr Sehnen.

Gray.

 

Die Besitzungen des Herrn Wharton dehnten sich rund um seine Wohnung auf einige Entfernung aus; der größte Theil des Bodens war jedoch unangebaut und trug nur hin und wieder ein einzelnes Gebäude, das unbewohnt und dem Einsturze nahe war. Die Nachbarschaft der streitenden Heere hatte fast jede Spur des Feldbaues aus der Gegend verbannt, denn der Landwirth wandte vergeblich seine Zeit und den Fleiß seiner Hände auf, da eine gefüllte Kornkammer dem nächsten besten fouragirenden Reiterhaufen als eine willkommene Beute erschien. Niemand bebaute den Boden in einer andern Absicht, als um die nöthigsten Mittel zur Erhaltung des Lebens zu gewinnen, und nur diejenigen machten eine Ausnahme, welche einer der sich gegenüberstehenden Armeen nahe genug lagen, um gegen einen Ueberfall der leichten Truppen des feindlichen Heeres gesichert zu seyn. Solchen bot jedoch der Krieg eine goldene Erndte, zumalen denjenigen, welche sich des Vortheils erfreuten, ihre Erzeugnisse an die brittische Armee absetzen zu können. Herr Wharton bedurfte seines Eigenthums nicht zum Zwecke seines Lebensunterhalts, und fügte sich daher gerne in die vorsichtige Politik des Tages, indem er sich nur auf die Erzeugung solcher Artikel beschränkte, welche bald in seinen eigenen Mauern aufgezehrt werden konnten oder sich leicht vor den spähenden Augen einer fouragirenden Mannschaft verbergen ließen. In Folge dessen hatte der Grund, auf welchem das Gefecht geliefert worden, kein einziges bewohntes Gebäude, als das, welches dem Vater von Harvey Birch zugehörte. Dieses Haus stand zwischen dem Platze, wo die Cavallerie aneinander gerathen war, und dem, wo der Angriff auf Wellmere's Fußvolk stattgefunden hatte.

Der Tag war für Katy Haynes fruchtbar an Ereignissen gewesen. Die kluge Haushälterin hatte hinsichtlich ihrer politischen Gefühle stets die strengste Neutralität beobachtet. Ihre Verwandten standen auf der Seite des Vaterlandes, aber die umsichtige Jungfrau verlor, wie so manche Frauenzimmer mit glänzenderen Hoffnungen, nie den wichtigen Moment aus dem Auge, an dem man von ihr das Opfer der Vaterlandsliebe auf dem Altar der häuslichen Eintracht fordern könnte. Und doch erregte es dem guten Weibe trotz ihrer Schlauheit je zuweilen ein ernstes Bedenken, wie weit sie ihrer Zunge Raum geben dürfe, um doch gewiß zu seyn, daß sie der von dem Krämer begünstigten Sache zu Gefallen spreche. Es lag so viel Zweideutiges in dem Thun und Treiben des Letzteren, was ihr oft, wenn sie in dem unbehorchten Heiligthum ihres Haushalts eine Philippica gegen Washington und seine Nachtreter eröffnen wollte, die Lippen versiegelte und Mißtrauen in ihre Seele pflanzte. Kurz, das ganze Benehmen des geheimnißvollen Wesens, dem sie ihre volle Aufmerksamkeit widmete, war geeignet, auch Leuten den Standpunkt zu verrücken, welche das Leben und die Menschen in einem weiteren Umfange kennen gelernt hatten, als dieses bei Birch's Haushälterin der Fall war.

Die Schlacht auf den Ebenen hatte den vorsichtigen Washington auf die Vortheile, welche der Feind seiner Organisation, Bewaffnung und Mannszucht verdankte, aufmerksam gemacht, und es war nun seine Aufgabe, die Mängel des eigenen Heeres durch Sorgfalt und Wachsamkeit zu verbessern. Indem er seine Truppen nach den Hochlanden im nördlichen Theile der Grafschaft zog, konnte er den Angriffen der königlichen Armee Trotz bieten, und so blieb es denn Sir William Howe unbenommen, sich der unfruchtbaren Eroberung einer verlassenen Stadt zu erfreuen. Die sich bekämpfenden Armeen versuchten später nie wieder ihre Kräfte innerhalb der Gränzen von West-Chester, obgleich selten ein Tag verging, ohne daß in ihrem Bereich irgend ein Streifzug ausgeführt wurde, oder ohne daß ein Morgen aufdämmerte, an dem nicht die Einwohner von Ausschweifungen, die im Dunkel der Nacht verübt worden, zu erzählen gehabt hätten. Die meisten Wanderungen des Hausirers fielen auf Stunden, welche man gewöhnlich zur Ruhe verwendet, und die Abendsonne verließ ihn häufig an dem einen Ende des Thales, während sie ihn an dem kommenden Morgen auf dem andern wieder antraf. Der Pack war sein beständiger Begleiter, und Manche, welche ihn zur Zeit, wo er fernen Handel betrieb, aufmerksam beobachteten, kamen auf die Vermuthung, daß die Aufhäufung von Gold sein einziger Lebenszweck sey. Man sah ihn oft fast brechend unter seiner Last in der Nähe der Hochlande, und dann wieder am Harlaemflusse, wo er mit leichteren Schritten gegen Abend wanderte. Immer war jedoch sein Auftauchen flüchtig und ungewiß. Was er in den Zwischenzeiten trieb, blieb jedem Auge verborgen. Auch verschwand er Monate lang gänzlich, ohne daß eine Spur seines Ziehens zu entdecken gewesen wäre.

Die Höhen von Harlaem waren von starken Truppenabtheilungen besetzt; das nördliche Ende der Insel Manhattan starrte von den Bajonetten der englischen Vorposten, und doch gelang es dem Hausirer, unbemerkt und unangetastet durchzukommen. Auch näherte er sich häufig den amerikanischen Linien, doch stets in einer Weise, welche jeder Verfolgung Trotz bot. Manche in den Schlünden des Gebirgs aufgestellte Schildwache wußte von einer seltsamen Gestalt zu erzählen, welche man im Abendnebel hatte dahin gleiten sehen, und da diese Kunde auch zu den Ohren der Officiere gelangte, so war der Krämer auch wirklich, wie bereits mitgetheilt wurde, schon zweimal in die Hände der Amerikaner gefallen. Das erstemal entkam er kurz nach seiner Gefangennehmung dem Capitän Lawton; das zweitemal wurde er jedoch zum Tode verurtheilt. Als man aber an dem zu seiner Hinrichtung bestimmten Morgen den Käfig öffnete, war der Vogel ausgeflogen. Diese außerordentliche Flucht war aus dem Gewahrsam eines der Lieblingsofficiere Washington's, dabei der ausgesuchtesten Schildwachen, welche man für würdig gehalten hätte, die Person des Oberbefehlshabers selbst zu hüten, bewerkstelligt worden. An Bestechung und Verrath ließ sich bei solchen geachteten Männern nicht denken und bald gewann bei dem gemeinen Soldaten der Glaube Eingang, daß der Hausirer einen Bund mit dem Teufel habe. Katy verwarf jedoch diese Annahme immer mit Unwillen, denn nach reiflicher Erwägung der Umstände war die Haushälterin in den geheimen Winkeln ihres Herzens zu dem Schlusse gekommen, daß der böse Feind seine Zahlungen nicht in Gold mache. Die kluge Jungfrau berechnete weiter in ihren Gedanken, daß Washington dieses eben so wenig thue, da Versprechungen und Papier alles war, was dem Führer der amerikanischen Truppen zu Belohnung geleisteter Dienste zu Gebot stand. Zwar wurde nach der Verbündung mit Frankreich das Silber häufiger im Lande; aber obgleich Katy's spähende Augen keine thunliche Gelegenheit vorbei gehen ließen, um einen Blick in den hirschledernen Beutel zu werfen, so konnte sie doch nie entdecken, daß sich ein Bild Ludwigs unter die wohlbekannten Gesichter Georgs III. eingedrängt hätte. Kurz, Harvey's geheime Schätze zeigten in ihrem Gepräge deutlich, daß sie eine Beisteuer aus den Händen der Engländer war.

Birch's Haus war zu verschiedenen Malen das Augenmerk der Amerikaner gewesen, die es, wiewohl stets vergeblich, auf die Person des Besitzers abgesehen hatten; denn der muthmaßliche Spion besaß Mittel, sich von ihren Absichten zu unterrichten, so daß er jedesmal ihre Anschläge zu vereiteln vermochte. Einmal, als eine starke Abtheilung des Continentalheers einen ganzen Sommer über die Kreuzwege besetzt hielt, war sogar von Washington Befehl gekommen, Harvey Birch's Thüre keinen Augenblick außer Acht zu lassen. Der Auftrag wurde auf's strengste befolgt und während dieser langen Periode blieb der Krämer unsichtbar; die Truppen zogen ab, und in der folgenden Nacht erschien Birch in seiner Wohnung. Harvey's Vater hatte wegen des verdächtigen Charakters seines Sohnes viel zu leiden. Aber ungeachtet man das Benehmen des alten Mannes auf das sorgfältigste beobachtete, so konnte doch nie etwas zu seinem Nachtheile erwiesen werden; auch war sein Eigenthum zu unbedeutend, um den Eifer der gewerbsmäßigen Patrioten rege zu erhalten, da der Einzug und Verkauf desselben ihre Mühe nicht belohnt haben würde. Alter und Kummer standen jetzt im Begriff, ihn aller weiteren Beunruhigungen zu überheben, denn das Oel in der Lampe seines Lebens ging zur Neige. Die neue Trennung des Vaters von dem Sohne war schmerzlich gewesen, aber beide unterwarfen sich mit Ergebung dem, was sie für ihre Pflicht hielten. Der alte Mann hatte seinen lebensgefährlichen Zustand vor seinen Nachbarn geheim gehalten, um noch in den letzten Augenblicken sich der Gesellschaft seines Kindes erfreuen zu können. Die Verwirrung des Tages und die zunehmende Furcht, Harvey möchte zu spät kommen, trugen dazu bei, das Ende zu beschleunigen, das er noch eine kleine Weile aufzuschieben sich sehnte. Als die Nacht anbrach, mehrte sich sein Uebelbefinden in einem so hohen Grade, daß die bestürzte Haushälterin einen müßigen Knaben, der sich während des Kampfes mit im Hause eingeschlossen hatte, nach den Locusten schickte, um einen Gefährten für ihre trostlose Einsamkeit herbeizuholen. Cäsar war die einzige entbehrliche Person, und von der gütigen Miß Peyton mit Eßwaaren und kräftigenden Arzneimitteln beladen, wurde der Schwarze abgesandt, um diesen nachbarlichen Liebesdienst zu verrichten. Die Arzneien konnten jedoch dem Sterbenden nichts mehr nützen, und das einzige, was ihm noch schwer auf dem Herz zu liegen schien, war die Besorgniß, ob er sein Kind wohl noch einmal sehen werde.

Der Lärm, welchen Harvey's Verfolgung veranlaßte, wurde von denen im Hause vernommen, ohne daß sie den Grund desselben ahnten, denn beide, der Schwarze und Katy, wußten, daß weiter unten ein Theil der Amerikanischen Reiterei stehe, und vermutheten daher, daß jenes Getümmel nichts weiter, als die Rückkehr derselben zu bedeuten habe. Sie hörten die Dragoner langsam an dem Gebäude vorbeiziehen, und die Haushälterin enthielt sich, den weisen Einschärfungen ihres schwarzen Gefährten zu Gefallen, ihrer Neugierde Raum zu geben. Der alte Mann hatte die Augen geschlossen und schien zu schlafen. Das Haus enthielt zwei große Stuben und eben so viele kleinere. Eine der erstern diente als Küche und Wohnzimmer; in dem andern lag Harvey's Vater; von den kleineren war das eine das Heiligthum unserer Vestalin, das andere die Vorrathskammer für die Lebensmittel. In der Mitte erhob sich ein großer steinerner Rauchfang, welcher die beiden größeren Gemächer trennte und zu entsprechend großen Feuerstellen in denselben führte. Eine helle Flamme brannte auf dem Herde des Wohnzimmers und innerhalb der Steinschicht des ungeheuern Kamins saßen Cäsar und Katy zu der Zeit unserer gegenwärtigen Erzählung. Der Afrikaner suchte eben der Haushälterin seine eigene Behutsamkeit beizubringen und ihr die Gefahren einer müßigen Neugierde auseinander zu setzen.

»Am besten, nie den Teufel versuchen,« sagte Cäsar und verdrehte dabei die Augen, daß der Glanz des Feuers nur noch das Weiße derselben beleuchtete. »Ich selbst verlieren beinahe ein Ohr für forttragen ein kleines Stückchen Brief. Viel Unglück kommen aus Neugierde. Wenn nie gewesen ein Mann neugierig, Afrika zu sehen, so würden nicht seyn farbige Leute außerhalb ihrer Heimath; aber ich wünschen, Harvey zurückkommen.«

»Es ist sehr rücksichtslos von ihm, in einer solchen Zeit wegzubleiben,« sagte Katy schmälend. »Angenommen, sein Vater wollte jetzt sein Testament machen, wer wäre da, um dieses ernste und wichtige Geschäft zu bereinigen? Harvey ist ein ausschweifender und sehr rücksichtsloser Mensch.«

»Vielleicht er es schon vorher machen?«

»Es sollte mich nicht wundern, wenn er das gethan hätte;« erwiederte die Haushälterin. »Er sieht oft ganze Tage in die Bibel.«

»Dann er lesen ein sehr gutes Buch,« sagte der Schwarze feierlich. »Miß Fanny hie und da Dina daraus vorlesen.«

»Ihr habt Recht, Cäsar. Die Bibel ist das beste von allen Büchern, und ein Mann, der so oft darin liest, als Harvey's Vater, muß wohl seine Gründe haben, warum er es thut. Das ist nicht mehr als natürlich.«

Sie erhob sich von ihrem Sitze, stahl sich leise zu einer Kommode in dem Zimmer des kranken Mannes, nahm ein große, schwerfällig gebundene und mit starken Messingklampen versehene Bibel heraus und kehrte mit derselben zu dem Neger zurück. Das Buch wurde hastig geöffnet und sie begannen sogleich, die Blätter durchzusehen. Katy war jedoch nichts weniger als eine geübte Leserin, und Cäsarn waren die Buchstaben durchaus fremd. Eine Zeit lang war die Haushälterin bemüht, das Wort Matthäus aufzusuchen, und als sie es gefunden hatte, zeigte sie es mit großer Selbstgefälligkeit dem Neger.

»Sehr wohl, nun sehen es durch,« sagte der Schwarze, indem er der Haushälterin über die Schulter sah und ein langes dünnes Licht von gelbem Talg in einer Weise hielt, daß es sein schwaches Licht auf die Blätter warf.

»Ja, aber ich muß ganz von vorne anfangen,« erwiederte die andere und blätterte sorgfältig zurück, bis sie endlich in der Ungeduld zwei Blätter zumal umschlug, wo sie dann am Ende auf eine Seite stieß, welche beschrieben war. »Hier,« sagte die Haushälterin in bebender Erwartung, »hier sind seine eigenen Worte; ich würde jetzt die ganze Welt darum geben, wenn ich wüßte, wem er die schweren silbernen Schuhschnallen vermacht hat.«

»Lesen es,« sagte Cäsar lakonisch.

»Und die schwarze Wallnußkommode; denn Harvey kann ein solches Möbel doch nicht brauchen, so lange er ein Junggeselle ist.«

»Warum er es nicht brauchen, so gut als sein Vater?«

»Und die sechs silbernen Eßlöffel; Harvey bedient sich immer eines eisernen.«

»Vielleicht er es sagen, ohne so viel reden,« versetzte der Schwarze nachdrücklich, indem er mit einem seiner krummen schmutzigen Finger auf das Buch deutete.

Durch diese wiederholte Aufforderung und die eigene Neugierde angetrieben, fing Katy an zu lesen. Um jedoch schnell zu dem Theile zu kommen, welcher für sie am meisten Interesse hatte, begann sie gleich in der Mitte.

»Chester Birch, geboren den ersten September 1755 –« buchstabirte die Jungfrau mit einer Bedächtigkeit, welche ihrer frühern Gelehrigkeit in der Schule nicht besonders zur Ehre gereichte.

»Gut! was er geben dem?«

»Abigail Birch, geboren den zwölften Juli 1757 –« fuhr die Haushälterin in derselben Weise fort.

»Ich denke, er ihr geben muß die Löffel.«

»Den ersten Juni 1760. An diesem Schreckenstage entzündete das Strafgericht Gottes mein Haus.« –

Ein schweres Aechzen aus dem anstoßenden Zimmer ließ die Jungfrau unwillkührlich das Buch zuklappen, und Cäsar erbebte einen Augenblick vor Angst. Keines von beiden hatte genug Entschlossenheit, um nach dem Zustande des Leidenden zu sehen, dessen schweres Athmen jetzt wieder wie früher fortging. Katy wagte es jedoch nicht, die Bibel wieder zu öffnen und legte sie, nachdem sie die Klampen sorgfältig geschlossen hatte, schweigend auf den Tisch. Cäsar griff wieder nach seinem Stuhle und bemerkte nach einem furchtsamen Blick durch das Zimmer:

»Ich haben glaubt, es gehen aus mit ihm.«

»Nein,« sagte Katy feierlich, »er wird nicht sterben, bis die Fluth vorbei ist oder der erste Hahn den Morgen ankräht.«

»Armer Mann!« fuhr der Schwarze fort, indem er sich noch tiefer in den Kaminwinkel drückte. »Ich hoffen, er schlafen ruhig nach sein Tod.«

»Es würde mich nicht befremden, wenn er es nicht thäte; denn man sagt, ein ruheloses Leben lasse einem auch im Grabe keine Rast.«

»Johnny Birch ein sehr guter Mann in sein Weise. Nicht jeder Mann können seyn ein Pfarrer; denn wenn das, wer wollte seyn Versammlung?«

»Ach, Cäsar, nur der ist gut, wer gut handelt. Könnt Ihr mir sagen, warum man ehrlich erworbenes Gold in dem Schooß der Erde verbergen sollte?«

»Ei, ich denken, es muß seyn, zu halten Schinder ab, es zu finden. Wenn er wissen, wo liegt, warum er es nicht ausgraben?«

»Es mögen Gründe vorhanden seyn, welche Ihr nicht einseht,« sagte Katy und rückte den Stuhl so, daß ihre Kleider den Zauberstein, unter welchem die Schätze des Hausirers verborgen lagen, bedeckten; dabei war es ihr aber doch unmöglich, sich des Sprechens über etwas zu enthalten, was sie nur sehr ungerne entdeckt haben würde; »aber eine rauhe Außenseite birgt oft einen angenehmen Kern.« Cäsar stierte in dem Gebäude umher, denn er fühlte sich außer Stande, die Bedeutung der Worte seiner Gefährtin zu ergründen, als seine rollenden Augen auf einmal bewegungslos wurden und seine Zähne vor Furcht erklapperten. Katy bemerkte sogleich die Veränderung in dem Gesichte des Schwarzen und als sie sich umwandte, sah sie den Krämer selbst in der Thüre des Zimmers stehen.

»Ist er noch am Leben?« fragte Birch zitternd und augenscheinlich über die Antwort auf seine Frage besorgt.

»Gewiß,« sagte Katy, indem sie hastig aufstand und ihm dienstfertig ihren Stuhl anbot: »Er muß leben bis zum Morgen, oder doch bis die Fluth vorüber ist.«

Ohne sich um etwas weiteres, als den Umstand, daß sein Vater noch am Leben sey, zu bekümmern, trat der Hausirer leise in das Zimmer des Sterbenden. Das Band, welches Vater und Sohn zusammenknüpfte, war nicht von gewöhnlicher Art. Sie waren sich gegenseitig ihr Alles auf der ganzen weiten Welt. Wenn Katy einige Zeilen weiter gelesen hätte, so würde sie die traurige Geschichte ihrer Mißgeschicke gefunden haben. Sie hatten mit einem Schlage Wohlstand und Familie verloren, und von diesem Tage an bis zur gegenwärtigen Stunde war ihnen Ungemach und Verfolgung auf dem Fuße nachgeschritten. Harvey trat an's Bette, beugte sich über dasselbe und flüsterte mit einer vom Sturm der Gefühle fast erstickten Stimme in das Ohr des Kranken:

»Vater, kennt Ihr mich?«

Der Vater schloß die Augen auf, und ein freudiges Lächeln flog über seine bleichen Züge, welches den leichenhaften Ausdruck derselben, so bald es verschwunden war, nur noch ergreifender hervorhob. Der Krämer benetzte die trockenen Lippen des Kranken mit einem Stärkungsmittel, welches er mitgebracht hatte, und auf einige Minuten schienen sich die Kräfte des Leidenden wieder neu zu beleben. Er fing an zu reden, – aber nur langsam und mit Anstrengung. Katy wurde durch die Neugierde zum Schweigen gebracht; auf Cäsar übte das Entsetzen den gleichen Eindruck, und Harvey schien mit verhaltenem Athem den Worten des scheidenden Geistes zu lauschen.

»Mein Sohn,« sagte der Vater mit hohler Stimme; »Gott ist eben so gnädig, als gerecht! Wenn ich den Kelch des Heils in meiner Jugend von meinen Lippen stieß, so reicht er ihn mir gnädig in meinem Alter. Er hat mich gezüchtigt, um mich zu reinigen, und ich gehe jetzt hin, um mich mit unsern hingeschiedenen Lieben zu vereinigen. Ueber ein Kleines, mein Kind, wirst Du allein stehen. Ich kenne Dich zu gut, um nicht voraus zu sehen, daß Du einsam durch's Leben pilgern wirst. Das gebrochene Rohr mag wohl grünen, aber es wird sich nicht wieder aufrichten. Du trägst etwas in Dir, Harvey, was Dich auf den rechten Weg führen wird. Fahre fort, wie Du angefangen; denn die Pflichten des Lebens dürfen nicht vernachlässigt werden – und –«

Ein Geräusch in dem anliegenden Zimmer unterbrach den sterbenden Mann, und der ungeduldige Krämer eilte hinaus, um nach der Ursache desselben zu sehen, wobei ihm Katy und Cäsar folgte. Der erste Blick auf eine in der Thüre stehende Gestalt verkündigte dem Krämer nur zu gut den Grund der Störung und das Schicksal, welches seiner wahrscheinlich harrte. Der Eindringling war ein Mann in den jüngeren Jahren, obgleich seine Gesichtszüge auf ein von schlimmen Leidenschaften durchwühltes Gemüth schließen ließen. Sein Anzug war so schlecht, zerrissen und unscheinbar, daß sich daraus wohl eine verstellte Armuth erkennen ließ. Sein Haar war frühzeitig ergraut und das tiefliegende düstere Auge zeigte nichts von dem kühnen offenen Blicke der Unschuld. Es war eine Unruhe in seinen Bewegungen und eine Aufregung in seinem Benehmen, welche das Schaffen einer verderbten Seele verriethen und die einen eben so unangenehmen Eindruck auf Andere machten, als er selbst sie wohl schmerzlich in seinem Innern fühlte. Dieser Mann war der berüchtigte Führer einer der vielen Gaunerbanden, welche aus Verbrechern jeder Art, von dem einfachen Dieb an bis zum Mörder, bestanden und unter dem Vorwande des Patriotismus das Land unsicher machten. Hinter ihm standen mehrere andere eben so gekleidete Gestalten, deren Züge jedoch nichts weiter, als die Gleichgültigkeit einer viehischen Rohheit ausdrückte. Alle waren mit Musketen und Bajoneten bewaffnet und mit dem gewöhnlichen Wehrbedarf des Fußvolkes versehen. Harvey sah wohl ein, daß Widerstand hier vergebens sey, und fügte sich ruhig ihrem Begehren. In einem Augenblick war er und Cäsar ihrer besseren Kleider beraubt, wogegen ihnen zum Austausche die der zwei Schmutzigsten aus der Bande überlassen wurden. Dann führte man sie in zwei verschiedene Zimmerecken, setzte ihnen die Musketenmündungen auf die Brust und forderte sie auf, alle Fragen, welche man an sie richten würde, gewissenhaft zu beantworten.

»Wo ist Dein Pack?« war die erste Frage an den Krämer.

»Hört mich,« sagte Harvey zitternd vor innerer Erregung; »im nächsten Zimmer liegt mein Vater im Todeskampfe. Laßt mich zu ihm gehen, seinen Segen empfangen, seine Augen zudrücken – und Ihr sollt Alles haben – ja, Alles.«

»Antworte mir auf meine Frage, oder diese Muskete wird Dich in den Stand setzen, dem alten Fasler Gesellschaft zu leisten. Wo ist Dein Pack?«

»Ich werde Euch nichts sagen, wenn Ihr mich nicht zu meinem Vater laßt,« sagte der Hausirer entschlossen.

Sein Peiniger erhob mit boshaftem Hohnlachen den Arm und war im Begriff, seine Drohung in Vollzug zu setzen, als ihn einer seiner Gefährten zurückhielt.

»Was willst Du thun?« sagte er; »hast Du denn die Belohnung ganz vergessen? Sag' uns, Birch, wo Deine Habseligkeiten sind, und Du darfst zu Deinem Vater gehen!«

Birch willfahrte sogleich, und einer der Gesellen wurde abgeschickt, um die Beute aufzusuchen. Er kam bald wieder zurück, warf den Bündel auf die Flur, und schwur, daß er federleicht sey.

»Ha,« rief der Anführer, »dann muß sich das Gold irgendwo finden, welches er für den Inhalt gelöst hat. Gib uns Dein Gold, Meister Birch; wir wissen, daß Du hast, denn Du bist mit dem papiernen Continentalgeld nicht zufrieden – nein, sicher nicht.«

»Ihr brecht Euer Wort,« sagte Harvey.

»Gib uns Dein Gold,« rief der Andere wüthend und stieß mit dem Bajonete nach dem Krämer, bis den Stößen das Blut in Strömen folgte. In diesem Augenblick ließ sich eine leichte Bewegung in dem nächsten Zimmer vernehmen, und Harvey schrie bittend:

»Laßt mich – laßt mich zu meinem Vater gehen, und Ihr sollt Alles haben.«

»Ich schwöre, daß ich dich dann gehen lassen will,« sagte der Schinder.

»Da habt Ihr den Bettel,« rief Birch und warf den Beutel, den er ohngeachtet des Kleidertausches zu verbergen gewußt hatte, von sich.

Der Räuber nahm ihn mit höllischem Lachen von dem Boden auf und sprach:

»Ja, aber zu Deinem Vater im Himmel will ich Dich ziehen lassen.«

»Ungeheuer! Hast Du kein Gefühl, keine Treue, keine Ehrlichkeit?«

»Wenn man den hört, sollte man glauben, er habe noch keinen Strick um den Hals gehabt,« sagte der Andere lachend. »Ihr braucht Euch nicht so sehr zu beunruhigen, Meister Birch. Wenn der alte Mann Euch auch um einige Stunden den Vorsprung abgewinnt, so könnt Ihr sicher seyn, daß Ihr ihm morgen noch vor dem Mittagessen folgen werdet.«

Diese gefühllose Rede übte keine Wirkung auf den Hausirer, der mit verhaltenem Athem auf jeden Ton aus dem Zimmer seines Vaters lauschte, bis er seinen eigenen Namen mit hohlen Grabestönen aussprechen hörte. Jetzt konnte Birch sich nicht länger halten, sondern rief in schneidendem Tone:

»Vater! weg – Vater! ich komme – ich komme,« und stürzte an seinem Hüter vorbei, war jedoch im nächsten Augenblick durch das Bajonet eines andern aus der Bande an die Wand gespießt. Zum Glücke entkam er durch die rasche Bewegung dem Stoße, welcher es auf sein Leben abgesehen hatte, so daß er nur durch die angehefteten Kleider festgehalten wurde.

»Nein, Meister Birch,« sagte der Schinder, »wir kennen Dich zu gut als einen aalglatten Schelm, um Dich aus dem Gesichte zu lassen. – Dein Gold! Dein Gold!«

»Ihr habt es bereits,« sagte der Krämer im herbsten Seelenkampfe.

»Ja, wir haben den Beutel; aber wir wissen, daß Du deren mehrere führst. König Georg ist ein pünktlicher Zahlmeister und Du hast ihm manchen guten Dienst geleistet. Wo ist Dein Schatz? Wenn Du ihn nicht auslieferst, wirst Du Deinen Vater nie wieder sehen.«

»Nehmt den Stein unter jenem Weibe dort weg,« rief der Krämer hastig – »nehmt den Stein weg!«

»Er ist wahnsinnig! er ist wahnsinnig!« sagte Katy, indem sie mit instinktartiger Schnelle den Stein verließ und auf einen andern trat. In einem Augenblick war dieser aufgerissen, aber es fand sich nichts als Erde darunter.

»Er rast! Ihr habt ihn um den Verstand gebracht,« fuhr die zitternde Haushälterin fort. »Würde ein Mann, der bei Sinnen ist, sein Gold unter dem Heerd verscharren?«

»Schweig, plauderhafte Thörin!« rief Harvey. »Hebt den Eckstein auf, und Ihr findet, was Euch reich und mich zum Bettler machen wird.«

»Und dazu zu einem recht verächtlichen,« sagte die Haushälterin bitter, »denn ein Krämer ohne Waaren und ohne Geld läuft aller Welt zum Gespötte umher.«

»Es wird immer noch genug übrig bleiben, um einen Strick für ihn zu bezahlen,« erwiederte der Schinder, welcher nicht lässig war, Harvey's Anweisung zu befolgen, und bald auf einen Vorrath englischer Guineen stieß. Das Gold wurde schnell in einen Sack gefüllt, ungeachtet der Einsprache der Jungfrau, welche erklärte, daß sie für ihre Dienstleistungen noch nicht bezahlt sey und daß zehn Guineen davon von Rechtswegen ihr Eigenthum seyen.

Entzückt von einer Beute, welche ihre Erwartungen bei weitem überstieg, schickte sich die Bande zum Abzug an, indem sie beabsichtigte, den Krämer an die Amerikanischen Truppen auszuliefern und die auf seine Ergreifung gesetzte Belohnung anzusprechen. Alles war bereit und sie wollten Birch, welcher sich entschlossen weigerte, auch nur einen Zoll breit von der Stelle zu gehen, auf den Armen fortbringen, als in ihrer Mitte eine Gestalt erschien, welche auch den Muthigsten dieser Unholde erstarren machte. Der Vater hatte sich von seinem Lager erhoben und war dem Angstruf seines Sohnes nachgewankt. Um seinen Körper war das Betttuch geworfen und das starre Auge und die hageren Züge gaben ihm das Aussehen eines Wesens aus einer andern Welt. Selbst Katy und Cäsar hielten die Erscheinung für den Geist des alten Birch; sie flüchteten sich schreiend aus dem Hause und die ganze Schaar der erschreckten Schinder stürzte ihnen nach.

Die Aufregung, welche dem kranken Manne Kraft gegeben hatte, schwand jedoch bald wieder, und der Hausirer trug ihn auf den Armen nach seinem Bette. Die nun folgende Abspannung beschleunigte den Schluß der Scene.

Das starre Auge des Vaters war auf den Sohn gerichtet, seine Lippen bewegten sich, aber kein Laut entströmte seinem Munde. Harvey beugte sich zu ihm nieder und empfing mit dem letzten Athemzug den Segen des sterbenden Vaters. Ein Leben voll Entbehrungen und Ungemach verbitterte die meisten der nachfolgenden Stunden des Hausirers. Aber unter keinem Leiden, unter keinem Mißgeschick, welches Armuth und Verkennung ihm bereitete, hat ihn je die Erinnerung an diesen Segen verlassen. Er leuchtete stets über den Bildern der Vergangenheit und warf seine heiligen Strahlen auf die trübsten Stunden innerer Verzweiflung; er erheiterte seinen Blick in die Zukunft, indem er ihm fromme Gebete in die Seele goß, und beruhigte das sturmbewegte Herz durch die Erinnerung an eine treulich geübte Kindespflicht.

Die Flucht Cäsars und der Haushälterin war zu schnell gewesen, um viel Ueberlegung zuzulassen; doch hatten sie sich instinktartig von den Schindern getrennt. Als sie eine kleine Strecke von dem Hause entfernt waren, hielten sie an, und die Jungfrau begann mit feierlicher Stimme:

»O Cäsar! war es nicht schrecklich, daß er umging, ehe er noch in's Grab gelegt wurde? Es muß das Geld gewesen seyn, was ihm keine Ruhe ließ. Man sagt, Capitän Kidd spucke noch an der Stelle, wo er in dem vorigen Kriege Geld vergraben habe.«

»Ich nie mir denken, daß Johnny Birch haben so groß Aug!« sagte der Afrikaner, dessen Zähne noch von Furcht klapperten.

»Es könnte wahrlich eine lebende Seele zum Wahnsinn bringen, so viel Geld zu verlieren. Harvey ist nun gar nichts mehr, als ein verächtlicher, bettelhafter Wicht. Mich soll es Wunder nehmen, wer ihm in Zukunft nur die Haushaltung führen mag!«

»Vielleicht ein Gespenst Harvey auch nehmen weg,« bemerkte Cäsar, indem er sich näher an die Seite der Jungfrau drückte. Aber ein neuer Gedanke hatte die Einbildungskraft der letzteren ergriffen. Sie hielt es nicht für unwahrscheinlich, daß die Beute in der Verwirrung der Flucht vergessen worden sey, und nachdem sie sich einige Zeit mit Cäsar hin und her berathen hatte, beschloßen beide, sich zurück zu wagen, über diese wichtige Thatsache Gewißheit einzuziehen und wo möglich sich nach dem weiteren Schicksale des Hausirers zu erkundigen. Sie näherten sich langsam und vorsichtig dem gefürchteten Orte, und da die Jungfrau kluger Weise der Rückzugslinie der Schinder folgte, so wurde jeder Stein darum angesehen, ob er nicht der verlassene Goldhaufen sey. Aber obgleich der augenblickliche Schrecken und das Geschrei Cäsars Jene zu einer hastigen Flucht veranlaßt hatte, so hielten sie ihren Mammon doch mit so festen Griffen, daß er ihnen von dem Tode selbst nicht wieder abgejagt worden wäre. Da in dem Hause alles ruhig war, bot endlich Katy aller ihrer Entschlossenheit auf und trat in die Wohnung ein, wo sie den Hausirer mit schwerem Herzen die letzten traurigen Pflichten gegen den Todten erfüllen sah. Wenige Worte genügten, um Katy ihren Irrthum zu benehmen; aber Cäsar fuhr bis zu seinem Tode fort, die schwarzen Bewohner seiner Küche mit gelehrten Abhandlungen über Gespenster in Verwunderung zu setzen und zu erzählen, wie schrecklich das Aussehen von Johnny Birch gewesen sey.

Die Gefahr nöthigte den Krämer, sogar die wenige Zeit, welche der Amerikanische Brauch zu Bestattung eines Hingeschiedenen zuläßt, abzukürzen, und unter Katy's und des Schwarzen Beihülfe wurde das traurige Geschäft bald beendigt. Cäsar übernahm freiwillig den Gang einiger Meilen zu Bestellung eines Sarges und der Leichnam blieb in seinem gewöhnlichen Anzug, anständig mit einem Betttuch bedeckt, liegen, bis der Bote zurückkam.

Die Schinder hatten sich Hals über Kopf nach dem Walde geflüchtet, der nur in kurzer Entfernung von Birch's Hause lag, und als sie sich im Schutze seiner Schatten befanden, machten sie Halt, um sich von ihrem panischen Schrecken zu erholen.

»Was, in des Teufels Namen, hat Eure feigen Herzen ergriffen?« rief der unmuthige Führer fast athemlos.

»Die nämliche Frage möchte ich an Dich thun,« entgegnete einer der Gesellen trotzig.

»Euerer Furcht nach glaubte ich, es sey uns ein Trupp von de Lancey's Leuten auf der Ferse. O, Ihr seyd tapfere Herren, wenn es an's Laufen geht!«

»Wir folgen unserm Hauptmanne!«

»Dann folgt mir wieder zurück! Laßt uns den Schuft greifen und den Lohn gewinnen.«

»Ja; und bis wir das Haus erreichen, wird der schwarze Schurke den tollen Virginier gegen uns aufgebracht haben. Mein Seel', ich will's lieber mit fünfzig Kühjungen zu thun haben, als mit diesem einzigen.«

»Thor!« rief der erzürnte Führer, »weißt Du nicht, daß Dunwoodie's Reiterei an den Kreuzwegen ist, volle zwei Meilen von hier?«

»Ich kümmre mich nichts d'rum, wo die Dragoner sind, aber ich will darauf schwören, daß ich Capitän Lawton in des alten Wharton's Haus gehen sah, während ich eine Gelegenheit abpaßte, das Pferd des brittischen Obristen aus dem Stall zu holen.«

»Und wenn er käme, würde eine Kugel so einen Dragoner aus dem Süden nicht eben so gut zum Schweigen bringen, als einen aus Alt-England?«

»Ja; aber es ist nicht gut, in ein Hornissen-Nest zu stechen. Ritzt einem von diesem Corps nur die Haut und Ihr werdet nie wieder ruhig bei Nacht auf's Fouragiren gehen.«

»Sey's d'rum,« brummte der Führer, während sie sich tiefer in den Wald zogen; »dieser einfältige Hausirer wird bleiben, um den alten Teufel begraben zu sehen; und obgleich wir ihn beim Leichenbegängniß nicht berühren dürfen (denn das würde jedes alte Weib und jeden Pfaffen in Amerika gegen uns in den Harnisch jagen), so wird er doch bleiben, um nach seinen Habseligkeiten zu sehen, und so mag dann die morgige Nacht allen seinen Bekümmernissen ein Ende machen.«

Mit dieser Drohung zogen sie sich in einen ihrer gewöhnlichen Schlupfwinkel zurück, bis ihnen etwa die Dunkelheit Gelegenheit gab, auf das Eigenthum irgend eines Staatsangehörigen einen Angriff zu üben, ohne eine Entdeckung befürchten zu müssen.

 


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