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Dritte Familie: Schnabelwale ( Hyperodontina)

Der Vollständigkeit halber will ich die dritte Familie der Unterordnung, welche die Schnabelwale ( Hyperodontina) umfaßt und namentlich in den südlichen Meeren durch verschiedene Sippen und Arten vertreten wird, wenigstens erwähnen. Die hierher gehörigen Zahnwale unterscheiden sich von den Delfinen ebensowohl durch die mehr oder weniger schnabelförmig ausgezogene Schnauze wie durch das Gebiß, da im Unterkiefer jederseits nur einer oder zwei und außer diesen höchstens noch verkümmerte, nicht über das Zahnfleisch hervorragende Zähne vorhanden sind.

 

Eines der bekannteren Mitglieder dieser Familie ist der Entenwal oder Dögling, »Bottlenose« oder »Bottlie« der Engländer, »Nebbhval« der Norweger, »Andarnefia« oder »Andhvalur« der Isländer, »Anarnak« der Grönländer etc. ( Hyperodon bidens, Delphinus bidens, hyperodon und Hunteri, Hyperodon borealis, rostratum, Butskopf und Hunteri, Cetodiodon Hunteri etc.), Vertreter der gleichnamigen Sippe ( Hyperodon), ein sehr kräftig gebauter Zahnwal von 6 bis 8 Meter Länge. Der Kopf erinnert entfernt an den des Butskopfes, ist jedoch mehr gestreckt, vor der Mitte seiner ganzen Länge am meisten verdickt, gegen den Schwanz hin rasch verschmächtigt, das kleine Auge hinter dem Mundwinkel, das kaum bemerkbare Ohr hinter dem Auge, des halbmondförmige Spritzloch auf der Oberseite der Stirne zwischen den beiden Augen gelegen, die verhältnismäßig sehr kleine, kurze und schmale, länglich und eiförmig gestaltete, an der Wurzel etwas verengte, gegen die Mitte hin und vorn etwas verschmälerte, stumpf abgerundete Brustfinne im vorderen Drittel des Leibes eingelenkt, die kleine, niedere, am vorderen Rande gewölbte, am hinteren etwas ausgeschweifte, also schwach sichelförmig gebogene Rückenflosse im letzten Körperdrittel aufgesetzt, die große Schwanzflosse am hinteren Rande schwach eingebuchtet und in zwei ziemlich spitzige Lappen zertrennt. Von der Mitte des Unterkiefers verläuft jederseits längs der Kieferäste eine kurze, aber tiefe Hautfalte nach rückwärts; eine ähnliche Furche befindet sich weiter hinten an der Kehle; die übrige Haut ist eben, glatt und glänzend, mehr oder minder gleichmäßig schwarz, auf der Oberseite in der Regel aber dunkler als auf der Unterseite gefärbt.

Das Verbreitungsgebiet des Döglings scheint auf das Nördliche Eismeer und den Norden des Atlantischen Meeres beschränkt zu sein; von hier aus unternimmt er jedoch regelmäßige Wanderungen, welche ihn in mehr oder minder südlich gelegene Gebiete führen, erscheint wie oben bemerkt, alljährlich in der Nähe der Färöerinseln, nicht selten auch an den großbritannischen Küsten, und steigt hier sogar dann und wann in für ihn günstig gelegenen Flüssen aufwärts. An der grönländischen Küste bemerkt man ihn nicht oft, im Eingange der Davisstraße dagegen ziemlich häufig, meist in kleinen Gesellschaften von drei oder vier Stück dahinschwimmend. Ueber seine Lebensweise fehlen eingehende Berichte, vielleicht aus dem Grunde, weil er sich von anderen Zahnwalen, insbesondere den bekannteren Delfinen, wenig unterscheidet. Nach Angabe Lösche's bläst er kurz und puffend einen niedrigen, sehr dünnen Strahl vier- bis sechsmal hintereinander, bleibt dabei aber nicht an der Oberfläche, sondern »rundet« nach jedem Blasen. Doch kann man ihn unter Wasser deutlich sehen, bis er endlich in die Tiefe hinabtaucht. Kopffüßler, schalenlose Weichthiere und im günstigsten Falle kleine Fische bilden seine Nahrung. Von ersteren verzehrt er unglaubliche Mengen: man fand in dem Magen eines getödteten die Ueberreste von mehr als zehntausend Thieren.

Der Dögling ist wiederholt an den Küsten Englands, Frankreichs, Hollands, Deutschlands, Schwedens, Rußlands und Sibiriens gestrandet. Im September des Jahres l788 lief bei Honfleur ein Weibchen mit seinem Jungen auf. Die Mutter bemühte sich lange Zeit, ihren Sprößling flott zu machen und fand dadurch ihren Tod. Fischer, welche beide Thiere bemerkt hatten, zogen das junge vollends an das Land und verwundeten hierauf die Alte, welche sich nicht von ihrem Kinde trennen wollte, tödtlich. Zwar gelang es derselben noch, die offene See zu gewinnen, allein am folgenden Tage fand man sie, drei Meilen von jener Stelle entfernt, entseelt am Strande liegen.

Im hohen Norden fängt man den Dögling hauptsächlich seines Speckes halber, aus welchem man einen so feinen Thran gewinnt, daß man denselben mit Walrat vermischen und zu demselben Preise wie diesen verwerthen kann.


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