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Das Komplott.

Eine Geschichte aus Johannas Instituts-Erinnerungen.

Die lang ersehnte Zeit ist gekommen: ich bin befreit vom Institutszwange! Ich bin daheim und gehe sogar in Gesellschaften. – Schön ist es allerdings, wieder bei den Eltern und Geschwistern zu sein. Es macht mir auch Vergnügen, mich nach der neuesten Mode zu frisieren und zu kleiden und mich dann im großen Spiegel zu betrachten. Und dennoch gedenke ich mit einer Art Zärtlichkeit des einförmigen Institutsanzuges und des winzigen Kalenderspiegelchens, das einen Sprung durch die Mitte und einen in der Ecke hatte; ja, ich blicke mit etwas Heimweh und Sehnsucht in die Zeit meiner dortigen Gefangenschaft zurück, wie lustig waren die Späße, wie geringfügig die Kümmernisse, wie lieb hatten uns die Lehrerinnen und wie schnell war eine teilnehmende Freundin zur Hand! Ich spreche nunmehr in Gedanken mit jeder und locke sogar den alten, verhöhnten, dicken Troll.

Vor meinem Geiste steht das liebe, unvergeßliche Bild, unser Institut, unser Sankt Zeno. »Aus dem bläulichen Dufte der Bergkonturen – und dem silbernen Schleier der Alpenfluren – grüßt herüber ein Erdenfleckchen, ein gottgesegnetes Taleckchen, das in seines Friedens Glück und Stille daliegt wie eine leibhafte Idylle, eine Wiege, gewiegt vom Untersberg und Staufen, wiegend und werdend einen fröhlichen Kinderhaufen. Und mitten drunter, schaltet mild und munter, lehrend und klärend, wehrend und gewährend, die Meisterin und Begeisterin: die Präfektin

Bei Erwähnung dieser Verse, mit denen wir einst unsere liebe Lehrerin feierten, gedenke ich einer Begebenheit, die klar vor meiner Erinnerung steht und die ich nun wahrheitsgetreu erzählen will.


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