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Fünfzehntes Kapitel

Jakob und Blenda.

Jakob kam direkt aus Tanninge. Er hatte einen raschen und langen Marsch hinter sich und sah ziemlich erhitzt aus.

»Guten Abend,« grüßte er. Er nahm die Flinte von der Schulter und stellte sie an die Türe.

»Guten Abend, guten Abend,« erwiderte der Baron seinen Gruß. Blenda gab keinen Ton von sich.

»Ist Blenda da?«

»Das wirst du doch wohl sehen? Wo hast du gesteckt?«

»In Tanninge,« antwortete er kurz. Blenda fand, daß er furchtbar erhitzt aussähe. Sie zog die Beine an sich.

Ja, ein wenig erhitzt war er schon. Den ganzen Weg war er so strahlend vergnügt gewesen. Er hatte sich selbst geschworen, der störrischen Blenda Zaum und Zügel anzulegen. Herr du mein Gott – jetzt konnte es mit den Launen genug sein! Hatte er sie nur erst allein für sich, dann –

Und dann pfiff er, und dann trällerte er, und dann feuerte er einen Schuß für Blenda ab und einen Schuß für sich selbst.

Aber der erste Mensch, dem er in Rogershof begegnete, war Lena. Und sie erzählte, jetzt seien Per und Blenda verlobt.

»Scher dich zum Teufel!« knurrte Jakob.

Na, darauf war ja nicht viel zu geben, was diese horchende Lügentasche zusammenklatschte. Aber wenn er es mit verschiedenen anderen Umständen –

»Ich möchte gern mit Blenda sprechen.«

»Worüber denn?«

»Das werde ich ihr sagen.«

»Nun, so – packt euch zum Kuckuck! Hol mich der und jener, wenn ich Lust habe, die ganze Nacht zu wachen! Ruft mir den Vickberg.«

Aber Blenda bat:

»Ach, lieber guter süßer Onkel, darf ich nicht bleiben? Ich habe solche Angst.«

Und als sie merkte, daß ihr von keiner Seite Verständnis begegnete, wiederholte sie trotzig:

»Ja, ich habe Angst.«

Kein Mensch konnte ihr verbieten, Angst zu haben.

»Hast du vor mir Angst?« fragte Jakob. »Ich werde dich nicht mal antippen. Ich kann ja die Flinte hier lassen, falls du glaubst, daß ich dich erschießen will.«

»Hol der Teufel meine klapprigen Beine, sind die Rangen nicht lichterloh verrückt! Packt euch, sage ich. Und ruft mir Vickberg! Gute Nacht, meine Beste. Wir können morgen weiter sprechen. Gute Nacht, habe ich gesagt.«

Und er gab ihr geradezu einen kleinen Puff in den Rücken.

Blenda hüpfte hastig vom Bett herunter. Hinausgeworfen zu werden! Sie sagte nicht gute Nacht. Ohne Jakob anzusehen, ging sie an ihm vorbei aus dem Zimmer. Der nahm seine Büchse und folgte ihr.

»Vergeßt Vickberg nicht,« rief der Baron. Aber die Mahnung war überflüssig. Der getreue Vickberg hatte sich lautlos durch die Tapetentür hereingeschlichen und stand schon am Kopfkissen seines Herrn.

 

Die Kinder gingen stumm durch das Arbeitszimmer und die jetzt menschenleere Bibliothek, die Haupttreppe hinunter in den Hof. Aber als Blenda in den Inspektorflügel einschwenken wollte, packte Jakob sie heftig am Arm und drehte sie von der Tür weg.

»Nein, du, jetzt will ich mit dir reden.«

Sie sträubte sich, so gut sie konnte. Sie erfaßte sogar mit festem Griff die dicke Zausemähne, die unter seiner Mütze hervorlugte. Aber als nichts half, wurde sie plötzlich ganz zahm und bat:

»Ach, liebes, gutes, süßes Jaköble, sei doch nicht böse auf mich.«

»Ich bin doch nicht böse, weil ich mit dir sprechen will. Komm, gehen wir, setzen wir uns auf das Schaukelbrett.«

»Es ist so dunkel im Park.«

»Ach so, du hast noch immer Angst? Ich habe doch versprochen, dich nicht zu erschießen,« höhnte er.

»Dann stell das Gewehr weg!«

»Nein, himmlische Heerscharen, ich glaube, das Mädel –«

Aber er lehnte das Gewehr an die Wand, dann schlang er den Arm um ihren Leib und führte sie unter die Ulmen.

»Wirst du jetzt nett sein?«

»Ja.«

»Wirst du mir alles wirklich und wahrhaftig sagen, wie es ist?«

Ja, das wollte sie.

»Warum bist du nicht in die Tanningehütte gekommen, wo ich dich doch so gebeten habe? Nein, komm mir nicht mit Mutter! Mach mir nichts vor! Gerade als ob wir Mütter um Erlaubnis zu bitten pflegten! Wie viele Male sind wir nicht dort hinaufgegangen, ohne daß irgendein Mensch etwas davon gewußt hat.«

»Früher ja, aber jetzt –«

»Was ist denn jetzt?«

»Ach, jetzt ist alles so dumm! Alle Menschen sagen doch, daß wir uns heiraten werden.«

»Und was weiter?«

Was weiter! Sie seufzte schwer.

»Ja, ich merke schon, daß du mich nicht verstehst. Kein Mensch versteht, was ich meine.

Übrigens will ich dir sagen, Jakob, es ist wirklich abscheulich von dir und Onkel, so etwas anzustiften. Ihr zerstört mir doch alles!«

»Was zerstören wir dir?«

»Ach, alles, was schön ist.« Sie seufzte schwer, müde und resigniert. Es hatte ja keinen Zweck, es erklären zu wollen. Herrgott, wenn Menschen nicht verstehen wollen! –

Ja, woran dachte Jakob jetzt? Er saß so still da, gewiß war er böse.

»Blenda,« flüsterte er. »Willst du mich nicht heiraten?« Und er legte alle Betonung auf willst. Sie hörte beinahe nur dieses Willst.

»Nein, lieber Jakob, liebes gutes süßes Jaköble –«

»Nein!« sagte er ganz leise.

»Ja, aber ich habe dich so furchtbar gern!« beeilte sie sich hinzuzufügen.

Er nickte und streichelte ihr die Wange, so als wollte er sagen, das glaube er schon.

Plötzlich fragte er:

»Magst du es nicht gern, wenn ich dich küsse?«

»Doch – doch – doch –«

»Nein – du magst es nicht.«

»Doch,« schluchzte sie. Und sie schlang die Arme um seinen Hals und küßte ihn – bis er sich zu sträuben anfing.

Er sagte:

»Ja, dann bist du mir böse. Warum?«

»Heute bin ich nicht böse. Gestern war ich böse. Weil du dir gar nichts draus gemacht hast, daß ich traurig war.«

»Herrgott, Kind!« unterbrach er ungeduldig. »Ich war doch selbst so glücklich über – ja, du weißt schon. Und ich glaubte, du würdest dich ebenso freuen.«

»Ja freilich! Das ist gerade etwas zum Freuen –«

»Aber in aller Heiligen Namen, kannst du mir denn nicht sagen, warum? Warum?«

»Ach bitte, werde doch nicht gleich so zornig!« bat sie.

»Nein,« brüllte, er. »Aber du bist auch so verflucht dumm. Kannst du mir denn nicht sagen –«

»Warum ich nicht heiraten will?« fiel sie ein. Sie sprach ganz eifrig, um ihn wenn möglich zu beruhigen – und sich selbst. »Ja, siehst du, lieber Jakob – denke nur, wenn wir also jetzt heiraten würden, was täten wir da? Wir würden vermutlich in Klockeberga wohnen, kann ich mir denken. Denn in Björkenäs nicht, das sage ich dir gleich. Na, was würden wir den lieben langen Tag tun? Wir würden einander so satt kriegen –«

»Sprich für dich allein!«

»Ja, aber sag – was würden wir tun?«

»Ach, wir könnten doch dasselbe tun wie jetzt. Ich könnte dir Geschichten erzählen. Ich könnte dir ganze Stöße merkwürdiger Bücher kaufen und dir alle möglichen unglaublichen Märchen zusammensetzen. Oder magst du vielleicht keine Märchen mehr?«

»O doch, ich mag Märchen furchtbar, furchtbar gern. Aber siehst du, das ist es ja eben. Wenn wir uns heiraten, was wird dann aus den Märchen?«

»Was daraus wird?«

»Ja, da wird eben gar nichts draus.«

»Das verstehe ich nicht.«

Sie trippelte ungeduldig. Sie nahm seine Hand und schlug ihn auf die Finger.

»Ach, das ist nur, weil du nicht verstehen willst! Wenn wir so unser ganzes Leben in Klockeberga herumgehen und nach der Landwirtschaft und dem Vieh sehen und den Knechten und den Mägden und den Kindern, und weiß Gott was da noch alles kommt – was ist denn da noch Hübsches an den Märchen? Du mußt doch verstehen, daß die Märchen so hübsch sind, weil man glaubt, daß einem eines schönen Tages all das Hübsche selbst passiert. Darum, siehst du, sind so recht wunderbare Märchen so furchtbar amüsant – wenn sie nur gut ausgehen, natürlich.

Lieber guter süßer Jakob, sag doch, daß du mich verstehst! Sonst bin ich so traurig.«

Sie bat ihn, mit Händen und Lippen, mit ihrem ganzen Körper, doch zu verstehen, wie sie es meinte.

Nach einer Weile sagte er ganz leise, ganz schüchtern:

»Könnte das, daß wir uns heiraten, nicht auch ein Märchen sein?«

Sie versuchte ihn in der Dunkelheit zu sehen. Sie wollte sehen, ob er es ernst meinte. Oder ob er nur so sprach, weil er sie für dumm hielt. Aber sie konnte nichts sehen.

Da begann sie nachzudenken. Sie dachte, sie dachte – konnte das wirklich ein Märchen sein, ein schönes, wunderliches Märchen?

Aber ihr kindlicher Sinn war durch allzu grelle Farben verwöhnt. Er selbst hatte sie verwöhnt, hatte ihr die stärksten, buntesten, unwahrscheinlichsten Farben gegeben.

Nein, sie konnte nie, nie glauben, daß das ein wunderliches, schönes Märchen sein würde. Nein, das wäre kein Märchen für sie, das wäre kein Märchen für ihn.

O! Jakob, der die Tochter eines arabischen Scheiks entführen sollte! Der selbst ein arabischer Scheik werden sollte! Und auf einem weißen arabischen Hengst reiten –!

»Nein, lieber, lieber, lieber –«

Sie warf sich über ihn und weinte, die Nase zwischen seinen Hals und Kragen gedrückt, weinte bitterlich, daß dies kein Märchen werden konnte.

»Es hat doch keinen Zweck, zu weinen. Nicht den leisesten Zweck.«

Sie erstickte die Tränen, so gut sie konnte, und rückte von ihm weg. Sie wollte so ungern, daß er sie unangenehm finde. Und um wieder ins Gleichgewicht zu kommen, um etwas zu sagen, fragte sie:

»Hast du – hast du nicht auch Märchen gern?«

»Nein,« antwortete er kurz. Und plötzlich wurde er wütend. Er schlug ihre Hand weg, die noch auf seinen Knien lag.

»Das ist doch lauter Blödsinn, was du da zusammenredest! Idiotisches, ganz idiotisches Gefasel. Lauter Lüge. Ist doch gar kein Sinn darin. Du lügst nur und machst mir etwas vor. Oder vielleicht nicht?«

Ja, das hätte sie sich denken können. Aber warum fragte er dann?

»Sollen wir jetzt ins Haus gehen, Jakob?«

»Nein.«

Er war in sehr starker Spannung gewesen, als er auf ihre Antwort wartete. Er hatte diese Spannung nicht so heftig empfunden, solange sie dauerte, aber jetzt merkte er, daß er sehr eifrig gewesen sein mußte. Er fühlte sich in Armen und Beinen ganz matt. Und plötzlich hatte er die Empfindung, als ob eine Menge Ameisen über seine Kopfhaut kröchen. Er nahm die Mütze ab und strich sich mit der Hand über das Haar. Es war feucht.

»Fühle, wie naß mein Haar ist,« sagte er. Sie fühlte.

»Oh, wie heiß dir sein muß! Bist du so rasch gegangen? Setze die Mütze auf, sonst erkältest du dich.«

Es ist nicht, weil ich rasch gegangen bin, dachte er, es ist, weil du so abscheulich bist. Und vielleicht, um ihr das in irgendeiner Weise kundzutun, sagte er:

»Mir ist gar nicht warm. Ich friere, ich zittere.«

»Du solltest ein bißchen heiße Milch trinken. Beda ist fort, aber wir können Lena bitten, daß sie Feuer macht.«

»Nein – danke –« kam es gedehnt.

Sie stand auf.

»O doch, komm!«

Er griff nach ihr und zog sie wieder zu sich herunter.

»Blendali – jetzt darfst du keine Angst vor mir haben. Versprich mir das! Ja – ich werde nicht böse auf dich sein. Ich verspreche es. Aber unter einer Bedingung – hörst du! Unter einer Bedingung – daß du antwortest – hörst du! – Daß du mir ganz genau sagst, wie es ist!«

Sie rückte dicht an ihn heran und versprach es.

»Hast du Per gern?«

Er fühlte, daß sie erzitterte. Das reizte ihn. Wovor zum Teufel hat sie jetzt Angst? Ich will sie doch wahrhaftig nicht schlagen.

Aber gerade wie er dies dachte, kam ein neuer Gedanke. Ein Gedanke, von dem er nicht loskommen konnte. Ein Gedanke, den er in seinem ganzen Körper spürte. Den er im Magen spürte. Der ihm Übelkeiten verursachte.

Wie würde es sein, sie zu schlagen? Was für ein Gefühl? Was für ein Gefühl in den Händen? Was für ein Gefühl in den Ohren, es zu hören –

»Warum soll ich ihn nicht gern haben? Er ist doch nett.«

»Ja, gewiß ist er nett. Hast du ihn lieber als mich?«

»Warum sollte ich ihn lieber haben? Ich kenne ihn doch erst einige Tage. Und dich kenne ich so lange. Und du bist so nett,« kam es zärtlich.

Wie sie sprechen kann! Aber ich höre es an der Stimme – ich höre es –

»Warum fürchtest du dich? Warum kannst du es nicht so sagen, wie es ist? Warum gefällt er dir? Ist er schön?«

»Ach nein.«

»Gefällt er dir, weil er sich gestern abend so anstellte? Weil er heftig war und fluchte und tobte? Glaubst du nicht, daß ich auch heftig sein kann?«

»Ja, das weiß Gott,« seufzte sie.

»Was ist es also? Ist es, weil er neu ist? Weil du ihn noch nicht gesehen hast?«

Wie, wenn es deshalb wäre! Sie wurde glühend rot. Ihr ganzer Körper wurde heiß. Sie hatte das Gefühl einer Schande.

»Pfui, wie häßlich du bist, Jakob.«

Aber sie fühlte, daß ihre Worte nicht den Klang der Aufrichtigkeit hatten. Und um ihn zu überzeugen, fiel ihr ein zu sagen:

»Findest du, daß Per wie ein Märchenprinz aussieht?«

Das kam ihr selbst ganz lächerlich vor. Per – ein Märchenprinz! Ja, sie mußte wirklich ein bißchen lachen. Und es freute sie so, daß sie lachen konnte! Jetzt glaubte Jakob doch nicht mehr, daß es Per war.

Er saß still da. Ganz still saß er da. Ach, es war im Dunkel so still! Schwarz und unheimlich. Wenn sie doch nur wüßte, woran Jakob dachte.

»Woran denkst du?« flüsterte sie. Und noch leiser flüsternd: »Denkst du an mich?«

»Nein – ich denke an die Güter.«

Das konnte sie nicht verstehen. Er dachte an die Güter?

Er fuhr fort:

»Ja, du weißt doch, wenn wir uns nicht heiraten, ist das Testament ungültig. Und die Güter fallen wohl an irgendeine Stiftung.«

Er sagte es vollständig gleichgültig. Aber sie schrak auf und rang tief nach Atem.

»Bekommst du dann kein kleines bißchen?« fragte sie.

»Nein, das ist klar. Das hat er doch ausdrücklich gesagt. Wenn wir nicht das tun, was er will, so wird aus der ganzen Geschichte nichts.

Das heißt – du bekommst schon, was du brauchst, du bist doch ein Mädchen, dich kann er nicht ganz mittellos zurücklassen.«

»Ist das – ist das nicht sehr arg für dich, Jakob?«

Er zuckte die Achseln.

»Gewiß zum Teufel ist es arg, das kannst du dir doch denken.«

Sie fror so, daß ihre Zähne klapperten. Sie versuchte etwas zu sagen, aber sie brachte es nicht heraus. Nein, sie brachte es nicht heraus. Sie mußte es so sagen, daß er glaubte, sie hätte die ganze Zeit gescherzt, nur gescherzt. Sich mit ihm gehechelt, ihn geneckt. Aber es ging nicht, sie brachte es nicht heraus. Nur weil sie so schrecklich fror. Die Kinnladen waren ganz steif. Sie standen offen, sie klapperten.

»A–a–hh!« stöhnte er.

Nein, jetzt mußte es heraus. Jetzt mußte es heraus, so gut es eben ging.

»Ja–a–köble,« begann sie zähneklappernd. »Wenn es so ist – du weißt doch – das kannst du dir doch denken – daß ich nur Spaß gemacht habe. Die ganze Zeit, verstehst du. Natürlich will ich dich heiraten –«

Wie kann sie das doch sagen – wie kann sie das doch sagen – wiederholte er bei sich selbst. Und dann saß er da und wunderte sich darüber, daß sie Dinge sagen konnte, die er um alles in der Welt nicht zu glauben vermochte. » Santo diavolo!« fluchte er. Es war ein vom Vater ererbter Fluch. Es wäre eine Erleichterung gewesen, wenn er nur so recht wahnsinnig, blind wütend hätte werden können.

Aber er war so elend müde, so elend flau, so elend niedergebügelt. Und er fror wie ein nasser Hund.

Jetzt saßen sie da in der Dunkelheit. Jeder in einer Ecke der Bank, stumm.

Stumm, ja.

Blenda lächelte matt in sich hinein. Was sie auch sagte, er blieb doch ebenso stumm sitzen. – Ja, ja, sie mußte versuchen, es wieder ganz gut zu machen. Und so sagte sie, beinahe schläfrig:

»Jaköbli – du verstehst doch, es war lauter Fopperei. Das mit den Märchen. Und das mit Per auch.«

Sie sagte es schläfrig und sanft. Sie wußte gar nicht mehr recht, was sie von den Märchen gesagt hatte. Und von Per. Aber auf jeden Fall war es wohl am besten, es zurückzunehmen.

Jakob sagte:

»Also doch Per.«

Und während er das sagte, hatte er das Gefühl, als wenn ihm jemand einen kräftigen Fauststoß in die Rippen versetzt hätte. Er bekam Übelkeiten, das Blut stieg ihm zu Kopfe, die Ameisen krochen über seinen Schädel, sie rieselten über seine Stirn, über die Augenlider, über die Wangen. –

»Blenda, Blenda, Blenda!« schrie er.

Er wollte nur klagen. Er wollte sich nur Luft machen. Er wollte ihr sagen, daß er so tödlich traurig, so tödlich gequält sei. So tödlich, tödlich –

»Blenda, Blenda!« schrie er.

Aber es klang wie ein Wutgeheul.

Sie lief von ihm fort.


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