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Viertes Kapitel

Die Kinder wandern in die Tanningehütte.

Während der Wagen des Rechtsanwalts eingespannt wurde, zeigte ihm Niels, der Kutscher, den Stall. Abraham Björner hatte das Interesse für Pferde von der Familie ererbt und wäre gern ein Kenner gewesen. Niels gegenüber fühlte er sich jedoch nicht so ganz sicher und begnügte sich damit, den Stall und die Tiere in höchst allgemeinen Ausdrücken zu rühmen.

»Na ja, das schon. Aber es ist nicht mehr das, was es war. Der Herr Baron hat nicht mehr so viel Sinn dafür wie früher. Na ja, seitdem die Beine so geworden sind. Es ist schon nicht anders. Jetzt kommt eigentlich nur der Jakob her – das ist Jakobs Pferd, das drüben.«

»So. Hm, hm, prächtiges Tier – ja so, der junge Herr Enberg hält sich ein Pferd?«

»Na ja, sozusagen. Er reitet es. Die Stute gehört der Blenda.«

»Schönes Paar. Die jungen Herrschaften scheinen Geschmack zu haben.«

»Na ja, das schon. Der Jakob ist nicht auf den Kopf gefallen. Sonst reitet ja ohnehin niemand hier im Hause. Wenn man den Inspektor ausnimmt. Und der ist nicht zu rechnen.«

»So so – na, die jungen Herrschaften reiten wohl um so fleißiger?«

»Na ja, wenn's ihnen gerade einfällt. Sonst treiben sie sich meistens im Wald herum. Sie sind immer in der Tanningehütte, wenn der Herr Rechtsanwalt die kennen – die alte Jagdhütte.«

»So? Hm, hm – und wer ist denn mit?«

»Ja, das weiß ich nicht, ich glaube, sie sind am liebsten für sich –«

Die hippologischen Interessen des Rechtsanwalts machten rein menschlichen Platz. Und er hätte unendlich gern seine Forschungen weiter getrieben. Aber im ungeeignetsten Augenblick kam jetzt Lars mit der Botschaft, daß alles zur Abfahrt bereit sei. Niels lief seinen Livreerock holen, und der Rechtsanwalt wanderte langsam die Allee hinauf. In dem Hof stand die Equipage, Jakob hielt die Pferde.

»Grüß Gott, mein junger Freund, wie geht es Ihnen nach diesem scharfen Ritt?«

»Danke gut, das war doch gar nichts.«

»Ja, ich höre eben von Niels, daß Sie ein guter Reiter sind. Das kleine Fräulein Blenda reitet ja auch? Schade, daß ich sie nicht begrüßen konnte.«

»Blenda ist oben bei Sr. Gnaden und sagt Gutenacht.«

»Um halb neun! Fräulein Blenda wird doch nicht so früh zu Bette gehen?«

»Nein, aber Se. Gnaden. Wir wollen heute abend noch in die Tanningehütte.«

»Heute abend?«

»Ja, Patron Siedel will morgen um vier Uhr früh kommen und mich abholen. Er hat ein Lager im Björkenäser Walde aufgespürt, und jetzt glaubt er, daß er die alte Füchsin fangen wird. Davon ist natürlich keine Spur. Aber er läßt es sich nicht ausreden.«

»So–o, soll die kleine Blenda auch mit auf die Jagd?«

Jakob lachte. »Um vier Uhr. Da schläft sie wie eine Ratze!«

»In der Tanningehütte?«

»Ja, da sind doch Pritschen und Decken. Aber eklig viel Mücken gibts dort oben. Wir zünden immer ringsherum Räucherkerzchen an.«

»So so.« Der Rechtsanwalt setzte eine Reisezigarre in Brand. »Na, fahren wir also, Niels. Adieu, Herr Enberg. Wir sehen uns wieder. Wir werden wohl noch allerlei – allerlei miteinander zu tun haben.«

Die letzte Glut der Mittagsweine verlieh seinem Händedruck eine gewisse Wärme: »Adieu, adieu, Herr Enberg. Grüßen Sie die kleine Blenda!«

Jakob starrte ihm nach. Er begriff nichts.

Die Wahrheit zu sagen, begriff auch Herr Abraham Björner nicht sehr viel. – Das heißt, der Tag hatte ihm zu viele wechselvolle Eindrücke gebracht. Und die Nachmittagsstimmung war scharfen, klaren Gedanken nicht besonders günstig.

Eines schien ihm jedoch sicher. Diese Bedingung sine qua non im Testament, die war wohl schon erfüllt – oder doch sehr nahe daran – oder wenigstens auf bestem Wege.

»Hol der Teufel diesen Schnupftabak,« dachte Abraham Björner, und das war der klarste Gedanke, den er in diesem Augenblick formulieren konnte.

 

Der alte Johnsson begleitete die Kinder ein Stück Wegs. Er machte gern eine kleine Abendpromenade. Da verdunsteten die Porterdämpfe.

»– Sonst riecht es im Schlafzimmer so, daß man einen ganz frischen Schwips bekommen kann.«

»Pfui, daß Sie so viel trinken, Johnsson.«

»Ach, Blendachen, es ist gar nicht so viel, wie es aussieht. Man sitzt ja mehr zum Zeitvertreib vor dem Glas.

Na, und du, Jakob, durftest ja dem Herrn Rechtsanwalt die Hand schütteln.«

»Durfte? Er hat mir die Hand geschüttelt.«

»Na, na, nur nicht so aufgeblasen dessentwegen, Jakob. Dieser Björner drückt dem Gottseibeiuns die Pranke, wenn es etwas einträgt. Was hatte er denn sonst zu erzählen, der Herr Rechtsanwalt?«

»Er sagte, wir würden noch allerlei miteinander zu tun haben! weiß der Henker, was er meinte!«

»So, sagte er das! Hör einmal, was läuft die denn davon, die Kleine? Diese Mädel! Rennen hin und rennen her und bücken sich siebenundsiebzigmal nach jedem Unkraut. Ja, halte sie, wer kann – das wirst du schon merken, Jakob. Du hast das Leben vor dir, und das ist immer eine schöne Sache, sagte der Galgenvogel, als er gehängt werden sollte.

Da wir gerade ein ernstes Wort miteinander sprechen, kann ich dich gleich warnen, Jakob. Wenn jetzt diese Dompropstin ins Haus kommt –«

»Wer ist denn das?«

»Wer das ist? Ja, das wirst du schon bald genug merken, Jakob. Im übrigen ist es des Herrn Barons hochwohlgeborene Schwester. Na, wenn die jetzt ins Haus kommt, so ist es am besten, wenn du auf deiner Hut bist, Jakob. Wenn schon wegen nichts sonst, so der kleinen Blenda zuliebe –«

»Was meinen Sie denn, Johnsson?«

»Na ja, ich meine nur, solche Abendspaziergänge nach Tanninge, die werden nicht nach dem Geschmack der Dompropstin sein.«

»Ja, zum Teufel, Johnsson, Sie glauben doch nicht, daß ich so eine Dompropstin nach Tanninge mitnehmen will?«

»Sssackerlot, so habe ich es nicht gemeint! Na ja, man sagt ja, was einem gerade durch den Kopf geht. Und was nun diesen Patron Siedel betrifft, so ist es besser, wenn du ihn nicht allzuoft erwähnst, Jakob. Denn er ist nicht sehr beliebt. Und vom alten Johnsson wollen wir kein Sterbenswörtchen reden. – Na, der steckt schon die Nase nicht vor die Tür, solange es hier nach Pech und Schwefel riecht –«

»Fürchten Sie sich vor der Dompropstin, Johnsson?«

»Fürchten? Na, ich bin kein Hasenfuß. Aber lieber bleibe ich schon in meiner Kammer.

Was hat sie denn da gefunden, die kleine Blenda? Nein, wie schön, wie schön!«

»Riechen Sie, Johnsson, dann werden Sie schon wissen.«

»Der Geruch, damit ist's Rest. – Na, gute Nacht, Kinder. Der Teufel soll mit einem Mädel im Nebel um die Wette laufen.«

»Hören Sie, Johnsson – ich lasse Mutter grüßen. Ich habe vergessen, ihr zu sagen, daß wir nach Tanninge gehen. Sagen Sie ihr's, Patron Siedel und ich, wir wollen jagen.«

»Schön, schön – die Enberg wird nicht schlecht wüten –« murmelte Johnsson und verschwand im Nebel.

 

Die Kinder kletterten weiter, Jakob mit dem Eßkorb, Blenda mit ihren Blumen. Der Weg schlängelte sich durch Gestein und Tannenwurzeln. Der Nebel wurde immer dichter.

»Pfui, diesen Nebel haben wir jetzt den ganzen Weg. Er kommt vom Tanninge-See.«

»Das macht doch nichts. Frierst du, dann kannst du meinen Rock um die Schultern nehmen?«

»Wenn ich nur nicht anfange, mich zu fürchten – wieviel Uhr ist es?«

»Halb zehn, glaube ich. So gegen elf herum sind wir oben.«

»Und dann mußt du um vier Uhr aufstehen?«

»Halb vier. Aber du brauchst ja nicht aufzuwachen.«

»Nein, darauf kannst du Gift nehmen, daß ich das nicht tue. – Hör mal, du, du! Glaubst du, daß Tante böse auf mich ist?«

»Nein, warum denn?«

»Du ja, ich glaube schon. Lena hat erzählt, daß Toni und Tante unsertwegen gezankt haben. Aber sie hat nicht recht gehört, was sie sagten.

Ist Toni dein Papa?«

»Das weißt du doch!«

»Ja, aber wer ist denn mein Papa? Ist es Onkel?«

»Man sagt so.«

»Wie lustig! Warum muß ich denn dann immer Onkel sagen?«

»Wie soll ich das wissen! Du redest soviel dummes Zeug zusammen.«

»Weißt du, was er mir heute abend sagte?«

»Nein.«

»Er sagte, ich sollte dich heiraten.«

»Ach, red keinen Blödsinn!«

»Er hat es aber wirklich gesagt, ich schwöre es! Zuerst sagte er: ›Wie alt bist du eigentlich jetzt, du kleiner Rawuzel?‹ Sechzehn, sagte ich. Ich bin ja erst fünfzehn – aber er weiß es ja nicht so genau. ›So, so,‹ sagte er. ›Dann mußt du schon noch ein paar Jahre warten.‹ – Womit muß ich warten? sagte ich. – ›Mit dem Heiraten, du kleiner Rawuzel.‹ – Ach was, sagte ich, ich will überhaupt gar nie heiraten. – ›Oh doch, mein Kleines, das sollst du aber gerade, und zwar den Jakob Enberg.‹ – Ich glaubte natürlich, daß er Spaß mache, aber du hättest nur Vickberg sehen sollen! Er wurde ganz lang und schwarz wie ein böser Geist, und dann sagte er: ›Herr Baron und Kammerherr‹ – du weißt ja, wie er das sagt. Aber da wurde Onkel wütend und gab ihm mit dem Stock einen Puff in den Magen und sagte: ›Kümmere er sich um seine Angelegenheiten, frecher Rawuzel!‹«

»Und was hast du dann gesagt?«

»Ach, ich habe nur gelacht, natürlich. Und dann wurde Onkel wieder gut und küßte mich gerade auf den Mund.«

Schweigen. Blenda hielt sich so nahe an ihren Freund, als sie nur konnte. Aber der Nebel war dicht, und Jakob wandte sein Gesicht ab.

»Wo sind wir? Sind wir schon am Meiler vorbei?«

Ein kurzes »Weiß nicht.« Und abermals Schweigen. Der Tanningefall rauschte ganz nahe, und Blenda fragte sich, ob sie wirklich so weit wären oder ob der Nebel sie irreführte.

Sie bekam keine Antwort auf ihre Frage. Und es fiel ihr schwer, gleichen Schritt mit Jakob zu halten, der es offenbar sehr eilig hatte.

»Jakob, du?« – Nein, keine Antwort.

»Jakob – nicht gerade auf den Mund, denn weißt du, ich hab den Kopf gedreht. Da kam es aufs Ohr –«

Sie wanderten noch immer schweigend, aber jetzt einander so nahe, daß sie fast bei jedem Schritt zusammenstießen. Jakob war langsamer geworden und ging jetzt neben oder dicht hinter Blenda. Er ging auf den Zehen hinter ihr, seine Stirn streifte ihr Haar, und seine Lippen waren nahe ihrem Hals. Sie blieb plötzlich stehen.

»Aber, so stoß mich doch nicht so, Jakob!«

Da faßte er sie um die Brust, bog sie nach rückwärts und küßte ihre Stirn und ihre Wangen, die feucht und kalt vom Nebel waren. Sie flüsterte:

»Ich werde nie einen andern küssen als dich, nur dich.«

Sie wollte, daß er sie auf den Mund küsse. Das wagte er nicht. Sie schloß die Augen und wartete, wartete sehr lange. Da küßte er ihre Augen. Die Hand sank sachte in einer Bogenlinie ihre Hüfte hinab. Und plötzlich nahm er sie um die Mitte, drehte sie herum und ließ sie wieder los.

»Ach, du bist so dumm,« seufzte sie.

»Komm, wir laufen! Sonst wird dir zu kalt.«

Aber es war nicht leicht, in der Dunkelheit über den steinigen Weg zu laufen. Blenda stolperte, stieß ihre Zehen an Wurzeln und Steine, ließ die Blumen fallen. Jakob wollte sie bei der Hand nehmen, aber sie mußte ihre Blumen mit beiden Händen halten.

»Wir kommen gar nie hin. Warum mußten wir auch heute Abend nach Tanninge gehen? Wir hätten doch bis morgen früh warten können.«

»Nein, ich wollte nicht bis morgen warten.«

»Warum?«

»Warum! Weil ich nicht wollte.«

»Du glaubst wohl, daß ich ein Hund bin. Aber ich bin gar kein Hund. Und ich brauche nicht zu gehorchen, weil der gnädige Herr es will! Und jetzt will ich zurück nach Hause.«

»Du hast keinen Willen!«

Sie blieb stehen. Er nahm sie fest um die Mitte und schleppte sie vorwärts. Sie zappelte und schlug um sich wie ein gefangenes Eichhörnchen. Aber es half nichts. Sie bat ihn, doch an die Blumen zu denken, an das Kleid, an den Eßkorb. Sie stieß kleine Schmerzensschreie aus, um ihn zu erschrecken. Aber es half nichts. Er schleppte sie weiter.

»Sag, hast du einen Willen? Hast du einen Willen?«

Endlich kapitulierte sie, – bedingungsweise.

»Nein – ich habe keinen – wenn du mich küßt –«.

»Ich habe dich doch geküßt.«

»Wenn du mich ordentlich küßt –«

Jetzt lag noch die letzte Steigung vor ihnen, an deren Ende die Jagdhütte sich erhob. Der Nebel zerteilte sich etwas, die unregelmäßig geschwungenen Konturen der Tannen traten stärker aus dem Grau hervor.

»O, Jakob, wie müde ich bin! Kannst du mich nicht hinauftragen?«

»Du bist doch so schwer! Aber faß an, ich werde dich ziehen.«

»Ach, wer schon das Kleid abgelegt hätte!«

»Das ist eins – zwei geschehen. Und dann kriechst du ein. Hast du Zündhölzchen?«

»Oben sind welche. Aber ich glaube nicht, daß wir Kerzen haben.«

»Ach, hör einmal. Zünde keine Räucherkerzchen an! Ich bekomme davon immer solche Kopfschmerzen.«

»Willst du lieber, daß ich die ganze Nacht eine Pfeife rauche?«

»Ja, das ist besser.«

»Für dich wohl,« lachte Jakob. Er zog sein schläfriges Mädchen den Hügel hinauf, zog sie aus dem Nebel, der wie ein blauweißes Gewässer um den Sockel der Jagdhütte wogte.

»Du! Wenn jetzt jemand den Schlüssel gestohlen hätte! Nein, da ist er. Steh doch auf den Beinen, Mädel – die Tür auf! Pfui, was für eine Luft! Wir müssen das Fenster die ganze Nacht offen lassen.«

»Ja, aber die Mücken,« murmelte Blenda.

»Ich werde sie schon ausräuchern. Den Korb stellen wir hierher. Und jetzt die Fenster auf – Wo sind denn die Zündhölzchen? Du weißt aber auch rein gar nichts. – Brauchst du mehr als zwei Decken, nein? Dann nehme ich die dritte – Nein, aber kannst du denn nicht auf den Füßen stehen! Nein, so steh doch, hörst du! Na also! leg dich auf die Pritsche! Warte, ich will dir die Schuhe ausziehen. Gott erbarme sich, solch ein faules Mädel. Na endlich.«

Er legte ihre Füße auf die Pritsche, er rollte sie in die Decke ein, machte sie zu einem Bündel und drehte sie mit der Nase gegen die Wand.

»Ist's jetzt gut?«

»Ja–a–a–a,« kam es halb im Schlaf.

»Dann gehe ich hinaus und sehe nach, ob es auf Björkenäs hell ist.«

Sie rollte sich herum und griff nach ihm.

»Jakob! Du darfst nicht von mir fortgehen! Nicht solange es dunkel ist. Sonst schreie ich!«

»Ich darf nicht? Na also gut, so darf ich nicht.«

Er nahm seine Decke und legte sie zu Füßen von Blendas Pritsche auf den Boden. Dann zog er das Rauchzeug aus der Tasche, setzte sich mit gekreuzten Beinen auf die Decke, stopfte seine Pfeife und zündete sie an.

»Es ist doch wonnig, hier oben zu liegen, Jakob. Findest du nicht?

Ich habe das Gefühl, ich liege so ganz hoch oben – gerade in der Luft – und niemand kann zu mir – nur du.

Mache recht lange Züge, so daß ich dich sehen kann, wenn die Pfeife brennt – ach, wie komisch du aussiehst! Ganz wie der Alte mit dem bloßen Bauch.«

»Bin ich so häßlich wie der Alte?«

»Nein, du bist gar nicht häßlich.

Du hör einmal, wollen wir hier oben bleiben, bis die alte Hexe fortgefahren ist?«

»Die Dompropstin? Die kann uns doch nichts Böses tun? Warum hast du vor ihr Angst?«

»O doch, sie kann sagen, daß wir nicht soviel beisammen sein dürfen. Lena hat gesagt, daß sie das kann. Und sie soll so böse sein.«

»Ach, du bist dumm, wir brauchen uns doch nicht darum zu kümmern, was diese alte Hexe sagt.«

»Natürlich, aber auf jeden Fall –«

»Übrigens wenn du willst, kann ich Patron Siedel bitten, daß wir uns bei ihm das Essen holen dürfen. Und dann können wir hier bleiben, solange wir wollen. Magst du?«

»Ja–a–a–a,« kam es in einem langen Gähnen.

»Schlaf jetzt, kleines Murmeltier!«

Wieder ein langes Gähnen, und schon begannen die Atemzüge ruhig, gleichmäßig zu werden, die einer Schlummernden. Jakob ließ den Kopf zurücksinken und lehnte ihn an die Kante der Pritsche. Er lauschte dem schwachen Summen und sandte gewaltige Rauchwolken in die Dunkelheit.

Plötzlich plumpste eine weiche, schläfrig schlaffe kleine Hand auf sein emporgewandtes Gesicht.

»Jakob – du – ich hab' dich doch sehr lieb.«

»Ja?«

Er küßte die Hand und legte sie sich auf die Schulter.

»Ja?« wiederholte er.

Die Mücken sausten wütend. Dick, weißgelb quoll der Rauch aus dem glühenden Pfeifenkopf, stieg auf und verschwand in der Dunkelheit.


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