Bettine von Arnim
Goethes Briefwechsel mit einem Kinde
Bettine von Arnim

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An Goethe.

Am 5. März.

Hier in Frankfurt ist es naß, kalt, verrucht, abscheulich; kein guter Christ bleibt gerne hier; – wenn die Mutter nicht wär', der Winter wär' unerträglich, so ganz ohne Hältnis – nur ewig schmelzender Schnee! – Ich habe jetzt einen Nebenbuhler bei ihr, ein Eichhörnchen, was ein schöner französischer Soldat als Einquartierung hier ließ, von dem läßt sie sich alles gefallen, sie nennt es Hänschen, und Hänschen darf Tische und Stühle zernagen, ja, es hat selbst schon gewagt, sich auf ihre Staatshaube zu setzen und dort die Blumen und Federn anzubeißen. Vor ein paar Tagen ging ich abends noch hin, die Jungfer ließ mich ein mit dem Bedeuten, sie sei noch nicht zu Hause, müsse aber gleich kommen. Im Zimmer war's dunkel, ich setzte mich ans Fenster und sah hinaus auf den Platz. Da war's, als wenn was knisterte – ich lauschte und glaubte atmen zu hören – mir ward unheimlich, ich hörte wieder etwas sich bewegen und fragte, weil ich's gern aufs Eichhörnchen geschoben hätte: »Hänschen, bist du es?« Sehr unerwartet und für meinen Mut sehr niederschlagend antwortete eine sonore Baßstimme aus dem Hintergrund: »Hänschen ist's nicht, es ist Hans«, und dabei räuspert sich der ubique malus Spiritus. Voll Ehrfurcht wag' ich mich nicht aus der Stelle, der Geist läßt sich auch nur noch durch Atmen und einmaliges Niesen vernehmen; – da hör' ich die Mutter, sie schreitet voran, die kaum angebrannte, noch nicht volleuchtende Kerze hintendrein, von Jungfer Lieschen getragen. »Bist du da?«fragte die Mutter, indem sie ihre Haube abnimmt, um sie auf ihren nächtlichen Stammhalter, eine grüne Bouteille, zu hängen. »Ja«, rufen wir beide, und aus dem Dunkel tritt ein besternter Mann hervor und fragt: »Frau Rat, werd' ich heut' abend mit Ihnen einen Specksalat mit Eierkuchen essen?« Daraus schloß ich denn ganz richtig, daß Hans ein Prinz von Mecklenburg sei; denn wer hätte die schöne Geschichte nicht von Deiner Mutter gehört, wie auf der Kaiserkrönung die jetzige Königin von Preußen, damals als junges Prinzessinnenkind und ihr Bruder der Frau Rat zusahen, wie sie ein solches Gericht zu speisen im Begriff war, und daß dies ihren Appetit so reizte, daß sie es beide verzehrten, ohne ein Blatt zu lassen. Auch diesmal wurde die Geschichte mit vielem Genuß vorgetragen und noch manche andre, z. B. wie sie den Prinzessinnen den Genuß verschaffte, sich im Hof am Brunnen recht satt Wasser zu pumpen und die Hofmeisterin durch alle möglichen Argumente abhält, die Prinzessinnen abzurufen, und endlich, da diese nicht darauf Rücksicht nimmt, Gewalt braucht und sie im Zimmer einschließt. »Denn«, sagte die Mutter, »ich hätte mir eher den ärgsten Verdruß über den Hals kommen lassen, als daß man sie in den unschuldigen Vergnügungen gestört hätte, das ihnen nirgendwo gegönnt war als in meinem Hause; auch haben sie mir's beim Abschied gesagt, daß sie nie vergessen würden, wie glücklich und vergnügt sie bei mir waren.« – So könnte ich Dir noch ein Paar Bogen voll schreiben von allen Rückerinnerungen!

Adieu, lieber Herr! – Die Frau grüß' ich, Riemers Sonett kracht wie neue Sohlen; er soll meiner Geschäfte gewärtig sein und seinen Diensteifer nicht umsonst gehabt haben.

Gelt, ich mach's grade wie Dein Liebchen, schreibe, kritzele, mach' Tintenkleckse und Orthographiefehler und denk', es schadet nichts, weil er weiß, daß ich ihn liebe, und der Brief, den Du mir geschrieben, war doch so artig und zierlich abgefaßt, das Papier mit goldnem Schnitt! – Aber, Goethe, erst ganz zuletzt denkst Du an mich! Erlaub', daß ich so frei bin, Dir einen Verweis zu geben für diesen Brief, fasse alles kurz ab, was Du verlangst, und schreib's mit eigner Hand, ich weiß nicht, warum Du einen Sekretär anstellst, um das Überflüssige zu melden, ich kann's nicht vertragen, es beleidigt mich, es macht mich krank; im Anfang glaubt' ich, der Brief sei gar nicht an mich, nun trag' ich doch gern solch einen Brief auf dem Herzen, solange bis der neue kommt – wie kann ich aber mit einer solchen fremden Sekretärhand verfahren? Nein, diesmal hab' ich Dich in meinem Zorn verdammt, daß Du gleich mit dem Sekretär in die alte Schublade eingeklemmt wurdest, und der Mutter hab' ich gar nicht gesagt, daß Du geschrieben hattest, ich hätte mich geschämt, wenn ich ihr diesen Perückenstil hätte vortragen müssen. Adieu, schreibe mir das einzige, was Du zu sagen hast, und nicht mehr.

Bettine.


An Goethe.

Am 15. März.

Nun sind's beinahe sechs Wochen, daß ich auch nur ein Wort von Dir gehört habe, weder durch die Frau Mutter, noch durch irgendeine andre Gelegenheit. Ich glaube nicht, daß, wie viele andere sind, Du auch bist und Dir durch Geschäfte und andere Wichtigkeiten den Weg zum Herzen versperrst; aber ich muß fürchten, daß meine Briefe Dir zu häufig kommen, und muß mich zurückhalten, was mich doch selig machen könnte, wenn es nicht so wär' und ich glauben dürfte, daß meine Liebe, die so anspruchslos ist, daß sie selbst Deinen Ruhm vergißt und zu Dir wie zu einem Zwillingsbruder spricht, Dich erfreut. Wie ein Löwe möcht' ich für Dich fechten, möcht' alles verderben und in die Flucht jagen, was nicht wert ist, Dich zu berühren; muß um deinetwillen die ganze Welt verachten, muß ihr um deinetwillen Gnade widerfahren lassen, weil Du sie verherrlichst, und weiß nichts von Dir! Sag' nur, ob Du's zufrieden bist, daß ich Dir schreibe? – Sag' nur: »Ja, du darfst!« Wenn ich nun in etlichen Wochen, denn da haben wir schon Frühling hier, ins Rheingau gehe, dann schreib' ich Dir von jedem Berg aus; bin Dir so immer viel näher, wenn ich außer den Stadtmauern bin, da glaub' ich manchmal, mit jedem Atemzug Dich zu fühlen, wie Du im Herzen regierst, wenn es recht schön ist draußen, wenn die Luft schmeichelt, ja, wenn die Natur gut und freundlich ist wie Du, da fühl' ich Dich so deutlich. – Aber was soll ich mit Dir? – Du selbst hast mir nichts zu sagen; in dem Brief, den Du mir schriebst, den ich zwar so lieb habe wie meinen Augapfel, da nennst Du mich nicht einmal, wie Du gewohnt warst, grad' als ob ich Deiner Vertraulichkeiten nicht wert wäre. Ach, es geht ja von Mund zu Herzen bei mir! Ich würde nichts von Schatz und Herz und Kuß veräußern, und wenn ich auch am Hungertuch nagen müßte. In der Karmeliterkirche hab' ich im Herbst allerlei geschrieben, Erinnerungen aus der Kindheit sie fielen mir immer ein, wenn ich dahin kam, und doch war ich bloß hingekommen, um ungestört an Dich zu denken! Jede Lebenszeit geht mir in Dir auf, ich denke mir die Kinderjahre, als ob ich sie mit Dir verspiele, und wachs' empor und wähne mich geborgen in Deinem Schutz und fühle stolz mich in Deinem Vertrauen, und da regte sich's im Herzen vor heißer Liebe, da such' ich Dich, wie soll ich Ruhe finden? – An Deiner Brust nur, umschränkt von Deinen Armen. – Und wärst Du es nicht, so wär' ich bei Dir; aber so muß ich mich fürchten vor aller Augen, die sind auf Dich gerichtet, ach, und vor dem stechenden Blick, der unter Deinem Kranz hervorleuchtet!

Außer Dir erscheinen mir alle Menschen wie einer und derselbe, ich unterscheide sie nicht, ich begehr' nicht nach dem ungeheuren allseitigen Meer der Ereignisse. Der Lebensstrom trägt Dich, Du mich, in Deinen Armen durchschiff' ich ihn, Du trägst mich bis zum Ende, nicht wahr? – Und wenn es auch noch tausendfache Existenzen gibt, ich kann mich nicht hinüberschwingen, bei Dir bin ich zu Hause, so sei doch auch zu Hause mit mir, oder weißt Du etwas Besseres als mich und Dich im magischen Kreis des Lebens?

Unlängst hatten wir ein kleines Fest im Hause wegen Savignys Geburtstag. Deine Mutter kam mittags um zwölf und blieb bis nachts um ein Uhr, sie befand sich auch den andern Tag ganz wohl darauf. Bei der Tafel war große Musik von Blaseinstrumenten, auch wurden Verse zu Savignys Lob gesungen, wo sie so tapfer einstimmte, daß man sie durch den ganzen Chor durchhörte. Da wir nun auch Deine und ihre Gesundheit tranken, wobei Trompeten und Pauken schmetterten, so ward sie feierlich vergnügt. Nach Tische erzählte sie der Gesellschaft ein Märchen, alles hatte sich in feierlicher Stille um sie versammelt. Im Anfang holte sie weit aus, das große Auditorium mochte ihr doch ein wenig bange machen; bald aber tanzten alle rollefähigen Personen in der grotesken Weise aus ihrem großen Gedächtniskasten auf das phantastischste geschmückt, es wurden noch allerlei kleine Szenen aufgeführt, dann trat eine junge spanische Tänzerin auf, die mit Kastagnetten sehr schön tanzte. Dieses graziöse Kind gibt hier beim Theater Vorstellungen, ich hab' Dir von ihr noch nicht gesagt, daß sie mich seit Wochen in einem stillen Enthusiasmus erhält, und daß ich oft denke, ob denn Gott was anders will, als daß sich die Tugend in die reine Kunst verwandle, daß man nämlich nach den Gesetzen einer himmlischen Harmonie die Glieder des Geistes mit leichtem Enthusiasmus rege und so mit anmutigen Gebärden die Tugend ausdrücke, wie jene den Takt und den Sinn der Musik. Nach dem Souper tanzte man, ich saß etwas schläfrig an der Seite Deiner Mutter, sie hielt mich umhalst und hatte mich lieb wie den Joseph; ich hatte dazu auch einen roten Rock an. Man hat einstimmig beschlossen, es solle nie ein Familienfest gegeben werden ohne die Mutter, so sehr hat man ihren guten Einfluß empfunden; ich hab' mich gewundert, wie schnell sie die Herzen gewinnen kann, bloß weil sie mit Kraft genießt und dadurch die ganze Umgebung auch zur Freude bewegt.

Die Deinen grüße ich herzlich, ich habe nicht vergessen, was ich für Deine Frau versprach; nächstens wird alles fertig sein, nur die Frau von Sch. mußte ich schändlicherweise vergessen mit dem Tuch! Nun, was ist zu tun? Mein Minister, denk' ich, bekommt hier eine schöne Negotiation. Gelt, ich mißbrauch' Deine Geduld? – Guter! Bester! Dem mein Herz ewig dient.

Dein Sohn wird sein Bündel bald schnüren; – nur nicht zu fest! Denn ich will ihm bei der Durchreise noch einen Pack guter Lehren mitgeben, die er auch noch mit einschnüren muß. Mein Bruder George hat ein kleines Landhaus in Rödelheim gekauft, Du mußt es kennen, da Du selbst den Plan dazu gemacht und mit Basset, der jetzt in Amerika wohnt, den Bau besorgtest. Ich freu' mich gar sehr über seine schönen Verhältnisse, ich meine, Dein Charakter, Deine Gestalt und Deine Bewegungen spiegeln sich in ihnen. Wir fahren beinah' alle Tage hinaus, gestern stieg ich aufs Dach; die Sonne schien so warm, es war so hell, man konnte so recht die Berge im Schoß der Täler liegen sehen. O Jammer, daß ich nicht fliegen kann! Was nützt es all, daß ich Dich so lieb hab'? – Jung, kräftig und stolz bin ich in Dir; – Ich mag's nicht auslegen, die Welt schiebt doch alles Gefühl in ihr einmal gemachtes Register, Du bist über alles gut, daß Du meine Liebe duldest, in der ich überglücklich bin. Wie das Weltmeer ohne Ufer ist mein Gemüt, seine Wellen tragen, was schwimmen kann; Dich aber hab' ich mit Gewalt ins tiefste Geheimnis meines Lebens gezogen und walle freudebrausend dahin über der Gewißheit Deines Besitzes.

Wenn ich mich sonst im Spiegel betrachtete und meine Augen sich selbst so feurig anschauten und ich fühlte, daß sie in diesem Augenblick hätten durchdringen müssen, und ich hatte niemand, dem ich einen Blick gegönnt hätte, da war mir's leid daß alle Jugend verloren ging, jetzt aber denk' ich an Dich.

Bettine.


An Goethe.

Am 30. März.

Kleine unvorgesehene Reisen in die nächsten Gegenden, um den Winter vor seinem Scheiden noch einmal in seiner Pracht zu bewundern, haben mich abgehalten, sogleich meines einzigen und liebsten Freundes in der ganzen Welt Wunsch zu befriedigen. Hierbei sende ich alles, was bis jetzt erschienen, außer ein Journal, welches die Juden unter dem Namen Sulamith herausgeben. Es ist sehr weitläufig; begehrst Du es, so send' ich's, da die Juden es mir als ihrem Protektor und kleinen Nothelfer verehren. Es enthält die verschiedensten Dinge, kreuz und quer; besonders zeichnen sich die Oden, die sie dem Fürstprimas widmen, darin aus; ein großes Gedicht, was sie ihm am Neujahrstag brachten, schickte er mir und schrieb: »Ich verstehe kein Hebräisch, sonst würde ich eine Danksagung schreiben, aber da für die kleine Freundin der Hebräer nichts zu verkehrt und undeutsch ist, so trage ich ihr auf, in meinem Namen ein Gegengedicht zu machen.« – Der boshafte Primas! – Ich hab' ihn aber gestraft! Und gestern im Konzert sagte er mir: »Es ist gut, daß die Juden nicht ebensoviel Heldengeist als Handelsgeist haben, ich wär' am End' nicht sicher, daß sie mich in meinem taxischen Haus blockierten.« –

Währenddem bin ich im Odenwald gewesen und bin auf des Götz altem Schloß herumgeklettert, ganz oben auf den Mauern, wo beinah' kein menschlicher Fuß mehr sich stützen kann; über Mauerspalten, die mich doch zuweilen schwindeln machten, als immer im Gedanken an Dich, an Deine Jugend, an Dein Leben bis jetzt, das wie ein lebendig Wasser fortbraust. Weißt Du? – Es tut so wohl, wenn einem das Herz so ganz ergriffen ist. Wie ich mich drehe und wende, so spiegelt sich mir im Gemüt, was ich im Hinterhalt habe, und was mir wie ein seliger Traum nachgeht, und das bist Du!

Dort war es wunderschön! Ein ungeheurer Turm, worauf ehemals die Wächter saßen, um die Frankenschiffe in dem kleinen Mildeberg zu verkünden mit Trompetenstoß. Tannen und Fichten wachsen oben, die beinah' halb über seine Höhe hervorragen.

Zum Teil waren die Weinberge noch mit Schnee bedeckt; ich saß auf einem abgebrochenen Fensterbalken und fror, und doch durchdrang mich heiße Liebe zu Dir, ich zitterte vor Angst hinunterzustürzen und kletterte doch noch höher, weil mir's einfiel, Dir zu lieb' wollt' ich's wagen. So machst Du mich oft kühn; es ist ein Glück, daß die wilden Wölfe aus dem Odenwalde nicht herbeikamen, ich hätte mich mit ihnen balgen müssen, hätte ich Deiner Ehre dabei gedacht; es scheint Unsinn, aber so ist's. – Die Mitternacht, die böse Stunde der Geister weckt mich; ich leg' mich im kalten Winterwind ans Fenster; ganz Frankfurt ist tot, der Docht in den Straßenlaternen ist im Verglimmen, die alten rostigen Wetterfahnen greinen mir was vor, und da denk' ich: ist das die ewige Leier? – Und da fühl' ich, daß dies Leben ein Gefängnis ist, wo ein jeder nur eine kümmerliche Aussicht hat in die Freiheit: das ist die eigne Seele. – Siehst Du, da rast es in mir; ich möchte hinauf über die alten spitzen Giebeldächer, die mir den Himmel abschneiden; ich verlasse das Zimmer, eile über die weiten Gänge unseres Hauses, suche mir einen Weg über die alten Böden, und hinter dem Sparrwerk ahne ich Gespenster, aber ich achte ihrer nicht; da suche ich die Treppe zum kleinen Türmchen, wenn ich endlich oben bin, da seh' ich aus der Turmluke den weiten Himmel und friere gar nicht; da ist mir's, als müsse ich die gesammelten Tränen abladen, und dann bin ich am andern Tag so heiter und so neugeboren, ich suche mit List nach einem Scherz, den ich ausführen möchte; und kannst Du mir glauben? Das alles bist Du.

Bettine.

 

Die Mutter kommt oft zu uns, wir machen ihr Maskeraden und alle mögliche Ergötzlichkeit; sie hat unsere ganze Familie in ihren Schutz genommen, ist frisch und gesund.


An Bettine.

Die Dokumente philanthropischer Christen- und Judenschaft sind glücklich angekommen, und Dir soll dafür, liebe kleine Freundin, der beste Dank werden. Es ist recht wunderlich, daß man eben zur Zeit, da so viele Menschen totgeschlagen werden, die übrigen aufs beste und zierlichste auszuputzen sucht. Fahre fort, mir von diesen heilsamen Anstalten, als Beschützerin derselben, von Zeit zu Zeit Nachricht zu geben. Dem braunschweigischen Judenheiland ziemt es wohl, sein Volk anzusehen, wie es sein und werden sollte; dem Fürsten Primas ist aber auch nicht zu verdenken, daß er dies Geschlecht behandelt wie es ist, und wie es noch eine Weile bleiben wird. Mache mir doch eine Schilderung von Herrn Molitor. Wenn der Mann so vernünftig wirkt, als er schreibt, so muß er viel Gutes erschaffen. Deinem eignen philanthropischen Erziehungswesen aber wird Überbringer dieses, der schwarzäugige und braunlockige Jüngling, empfohlen. Lasse seine väterliche Stadt auch ihm zur Vaterstadt werden, so daß er glaube, sich mitten und den Seinen zu befinden. Stelle ihn Deinen lieben Geschwistern und Verwandten vor und gedenke mein, wenn Du ihn freundlich aufnimmst. Deine Berg-, Burg-, Kletter- und Schaurelationen versetzen mich in eine schöne heitere Gegend, und ich stehe nicht davor, daß Du nicht gelegentlich davon eine phantastische Abspiegelung in einer Fata Morgana zu sehen kriegst.

Da nun von August Abschied genommen ist, so richte ich mich ein, von Haus und der hiesigen Gegend gleichfalls Abschied zu nehmen und baldmöglichst nach dem Karlsbader Gebirge zu wandeln.

Heute um die elfte Stunde wird »confirma hoc Deus« gesungen, welches schon sehr gut geht und großen Beifall erhält.

Weimar, den 3. April 1808. G.

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