Sagen aus Thüringen
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Zwergenkegel

Ein Schuhmacher trug des Nachts bei Mondschein ein Paar Stiefel nach Oppurg. Als er zur langen Teure kam, einem steilen Felsen am Wege, war oben auf den Galgenberge ein lustig Getümmel. Eines aber rief ihm herunter: ob er eine Stunde lang Kegel aufstellen wolle? Der Mann machte gute Miene zur Sache und stellte willig auf. Es waren aber lauter winzig kleine Leute, die sich da vergnügten, und ebenso zwergmäßig waren Kegel und Kugeln. Noch war keine Stunde verflossen, als die Gesellschaft zerstob. »Nimm«, sagten sie, »wenn du sie fortbringen kannst, Kegel und Kugeln zum Lohn! « Diese waren nun eben nicht zu schwer; sie fanden alle Platz in seinen Stiefeln. Da kam aber ein großer Hund hinterher gelaufen, nach dem der Schuhmacher in der Angst mit einer der Kugeln warf. Die Bestie fing sie auf mit ihrem feurigen Rachen und lief damit zum Berge zurück, war aber gleich darauf mit vollen Sprüngen wieder bei ihm. jetzt flog dem Hunde ein Kegel in den Rachen, den er auch zum Berge zurücktrug, um alsbald nur desto rascher zurückzukehren und ein neues Stück zu holen. Dem Flüchtigen waren so, als er endlich Oppurg erreichte, nur drei Stück übrig geblieben, eine Kugel und zwei Kegel; die erstere aber war, bei Lichte besehen, von Silber, die beiden letzteren von Gold.

 


 


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