Sagen aus Thüringen
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Georg Kresse

Der bekannteste unter den Schwarzkünstlern des großen Kriegs war ein Bauer aus Dörtendorf (Hirschbach, Wöhlsdorf) namens Kresse. Die Soldaten sollen ihm das Haus angebrannt und während er seine sterbende Mutter heraustrug, auch noch die Braut geraubt haben. Daher seine Wut. Der Schrecken, den er mit seiner Mannschaft verbreitete, war groß. Einer, dem bei Dörtendorf die Ochsen vom Pflug gespannt wurden, hat geschrien: »Kresse, hilf! Kresse, hilf! « Da sind die Räuber davongelaufen. Nie fehlte seine Büchse; mit seinen Opfern soll er einst einen ganzen Brunnen ausgefüllt haben. Ihm selber war aber nicht beizukommen; denn er war hieb- und kugelfest, kannte auch schwarze Künste die Menge. Oft streute er Häcksel auf die Berge; der Feind fand dann alles besetzt und nahm Reißaus. Das Dorf Staitz umsteckte er einmal mit Haselgerten, die den Gegnern wie Musketiere mit Ober- und Untergewehr erschienen. In Pohlen machte er eine Anzahl Soldaten fest und schnitt ihnen Nasen und Ohren ab, bevor er sie umbrachte. Endlich wurde er aber doch überrumpelt und nach Auma gebracht. In einer Stube des Gasthofs zum Roß sollte er erschossen werden; doch keine der abgeschossenen Kugeln vermochte, ihn zu töten. Als ers aber vor Brennen nicht mehr aushalten konnte, gebot er den Soldaten, mit seinem eignen Gewehr zu feuern. Da ging ihm die Kugel durch das Herz und machte noch ein Loch in die Wand. Das soll, ebenso wie das verspritzte Blut, bis zum großen Aumaischen Brande (1790) sichtbar gewesen sein; denn es haftete kein Kalk darauf.

 


 


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