Sagen aus Thüringen
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Die Hexenbälge

In Frauenbreitungen war eine Hexe, zu der der Teufel immer durch den Schornstein fuhr. Sie kam danach mit einem Balge nieder; der glich dem Vater auf ein Haar: hatte Hörner, feurige Augen, einen Pferdehuf, war am ganzen Körper mit pechschwarzen Haaren bedeckt, doch kaum einen Fuß lang. Die Hexe packte ihn in eine Schachtel, ging nach den Gärten hinterm steinernen Haus und begrub ihn unter einem Birnbaum. Aber ein Maurer hatte es gesehen, macht sich nach Feierabend heimlich hinzu und scharrt die Schachtel wieder heraus. Da er aber den Deckel hebt, Teufel, springt der Bald heraus, tanzt in mannshohen Sprüngen um ihn herum und macht sich davon, dem großen See zu, wo er die Vorübergehenden noch lange gefoppt und geängstigt hat. Der Maurer aber ist bleich und sterbenskrank nach Hause gekommen und in wenigen Tagen eine Leiche gewesen. – Einen andern Hexenbalg hat ein Meininger Wundarzt vertrieben. Er war zu einer Wöchnerin gerufen worden, und sein Weg führte ihn über den Hexenberg bei Maßfeld. Da sieht er drei Hexen auf einem Rasenplatz; die werfen sich einander etwas zu und rufen dabei: »Schick mirs zu!« Der Wundarzt hält mit seinem Rößlein ein Weilchen, dann ruft er: »In Gottes Namen, schick mirs zu!« Da lag ihm auch schon ein Wickelkind in den Armen; von den Hexen aber war nichts mehr zu sehen. Im Hause der Wöchnerin fand er Verwirrung und Traurigkeit; denn das neugeborne Kind war gegen einen scheußlichen Balg vertauscht worden. Doch in dem Augenblick, als er mit dem rechten Kinde ans Lager der Wöchnerin trat, war der Balg verschwunden.

 


 


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