Sagen aus Thüringen
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Das Heufuder

Faust kam einmal gen Gotha, da er zu tun hatte. Es war im Juni, wo man allenthalben Heu einführte. Da ist er mit etlichen seiner guten Bekannten spazieren gegangen, am Abend, wohl bezecht. Als er nun vor das Tor kam und am Graben spazierte, begegnet ihm ein Wagen mit Heu. Faust aber ging in dem Fahrweg, daß ihn also der Bauer Not halber ansprechen mußte: er sollte ihm ausweichen und sich neben dem Fahrweg halten. Faust antwortete ihm: »Nun will ich sehen, ob ich dir oder du mir weichen müssest! Hast du nicht gehört, daß einem vollen Mann ein Heuwagen ausweichen soll! « Der Bauer ward darüber erzürnet, gab Faust viel trotziger Worte. Der antwortete: »Mach nicht viel Umstände oder ich freß dir den Wagen, das Heu und die Pferd!« Der Bauer sagt darauf: »Ei, so friß meinen Dreck auch!« Faust verblendet ihn hierauf nicht anders, denn daß der Bauer meinete, er hätte ein Maul so groß als ein Zuber und fraß und verschlang am ersten die Pferd, danach das Heu und den Wagen. Der gute Bauer erschrak, eilet bald zum Bürgermeister, berichtet ihm mit der Wahrheit, wie alles ergangen wäre. Der Bürgermeister ging mit ihm, lächelte, diese Geschicht zu besehen. Als sie nun vor das Tor kamen, fanden sie des Bauern Roß und Wagen im Geschirr stehen wie zuvor und hatte ihn Faust nur verblendet.

 


 


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