Sagen aus Thüringen
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Farnsamen

Am 6. August gingen manche Jäger um Mittag in den Wald und sammelten sich den Samen des Farnkrautes. Der wurde entweder unter das Blei gegossen oder in die Ladepfröpfe eingewickelt und dann mit verschossen. Dadurch erlangten die Jäger die Kunst, fast blindlings, z. B. zum Fenster hinaus, das Wild zu erlegen. Nach anderer Meinung ging es bei der Gewinnung des Farnsamens viel abscheulicher zu. Der Jäger mußte um die Sonnwendzeit in der Mittagsstunde in die liebe Sonne schießen. Dann fielen drei Blutstropfen auf das vorher ausgebreitete Tuch. Die mußten aufbewahrt werden; damit war er hieb- und schußfest, konnte hinfahren, wohin er mochte, und schießen, was er wollte. Es ging nimmer fehl – bis zuletzt, wenn es zum Sterben kam, da fehlte es. Das sah man an einem Jäger in Benshausen, der sagte voraus, er werde einstmals einen Brüll tun und dann weg sein. So geschah es auch, der Teufel holte ihn. Man hat ihn hernach sitzen sehen, auf dem Viermauerweg, in altmodischer Tracht, mit umgeschlagenem dreieckigen Hut, und hatte drei Hündchen bei sich, zu jeder Seite eins und eins auf dem Schoß.

 


 


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