Sagen aus Schwaben
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Schwarzes Gespenst

Einem zehnjährigen Mädchen aus Durlach erschien eine Zeitlang täglich ein schwarzer Mann, der oft aus einer Zimmerwand hervorkam und, ohne etwas zu reden, ihm überall hin folgte. Das Kind magerte hierüber ganz ab. Sein Vater befragte einen Geistlichen, der gab den Rat, man solle das Gespenst ansprechen. Das Mädchen tat dies und erhielt folgende Antwort: »Komme drei Nächte hintereinander zwischen elf und zwölf auf das Feld bei der Gänsbrücke. Dort werde ich als schwarzer Hund mit feurigen Augen auf einer großen Eisenkiste sitzen. jage mich von der Kiste. Habe keine Angst und sprich auch keinen Ton. Handelst du genau so, dann bin ich erlöst, und das Geld in der Kiste ist dein Eigentum. Es ist dir erlaubt, drei Leute mitzubringen; sie müssen aber in einiger Entfernung von dir stehen bleiben.« Mit seinem Vater, dem Geistlichen und einem Manne vom Gericht begab sich nun das Kind dreimal zur bestimmten Zeit auf das Feld. Zweimal ging alles gut, obgleich der Hund in der zweiten Nacht den Rachen noch weiter gegen das Mädchen aufriß als in der ersten.

In der dritten Nacht aber, als der Hund sogar Feuer spie, fürchtete es sich, ihn von der Kiste zu jagen und fiel mit dem Ruf »O Jesus!« in Ohnmacht.

Da versank die Kiste polternd im Boden, und in der Luft entstand ein solches Getöse, daß es noch in Durlach gehört wurde. Die Männer brachten das Kind nach Hause, wo es nach sieben Tagen verschied. Das Gespenst jedoch ging wie früher als schwarzer Hund auf dem Feld und der benachbarten Landstraße umher.

 


 


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