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Friedrich Wilhelm IV. und das »Fest der Handwerker«

Der König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen war ein großer Freund eines guten Scherzes und fand gewöhnlich auch zu rechter Zeit das rechte Wort. Während seiner Regierung ging die bekannte Posse »Das Fest der Handwerker« sehr häufig über die Bühne – und deren Schlager vermehrten auf längere Zeit den Schatz der Berliner Witzworte.

In der Posse kommt nämlich eine vor, wo sich ein Geselle beim Meister wegen seines Zuspätkommens mit den Worten entschuldigt: »Herr Meester, darum keene Feindschaft nicht!«, worauf dann der Meister gemütlich antwortet: »Det weeßt du woll besser; ick bin immer derjenige – welcher!«

In der Zeit, als diese Posse in der Hauptstadt Tag für Tag gegeben wurde, erschien der nachmalige König Friedrich Wilhelm IV. einige Minuten zu spät zu einem Familienessen im Palais seines Vaters. Zuspätkommen aber konnte König Friedrich Wilhelm III. durchaus nicht leiden.

Der Kronprinz erschrak deshalb bei seinem Eintreten, als er alle schon an der Tafel sah, fasste sich aber schnell, ging auf den König zu, reichte ihm in ehrerbietiger Stellung die Hand und sagte in treuherziger Weise: »Herr Meester, darum keene Feindschaft nich!« Und der Vater, den Scherz erwidernd, drückte dem Sohne fest die Hand und sagte: »Das weeßt du wohl besser, Fritz, ick bin immer derjenige – welcher!«

Als dann später Friedrich Wilhelm IV. in Pommern eine Rundfahrt machte und in bekannter Leutseligkeit auch die kleinsten Städte und Orte besuchte, um die Huldigungen entgegenzunehmen und sich seinen Untertanen zu zeigen, kam er auch durch ein Dorf, das zur Ehrung des Königs besonderen Schmuck angelegt hatte.

In diesem Orte wohnten viele Schlächtermeister und der Gemeindevorsteher selbst, ein recht behäbiger Herr, gehörte diesem Gewerbe an. Man hatte deshalb auf alle Weise die Erzeugnisse der Fleischer zur Schau gestellt und sie mit preußischen Farben geschmückt. Den Glanzpunkt aber bildete eine Riesengirlande, die über die Hauptstraße gewunden war, die der König passieren musste.

An beiden Seiten hatte man Blumengewinde zu Hilfe genommen, in der Mitte aber hing als Prachtstück eine etwa fünf Meter lange Mettwurst, unter der auf einem Riesenplakat zu lesen war: »Was diese Wurst ist unter den Würsten, das ist Friedrich Wilhelm unter den Fürsten.« Diese eigenartige Huldigung war wohl vom Gefolge des Königs zu spät bemerkt worden – und man bemühte sich kurz vor der Durchfahrt des königlichen Wagens, wenigstens das Plakat entfernen zu lassen.

Der König aber, der das bemerkt hatte, ließ seine Pferde antraben und nahm lächelnd alles in Augenschein und ließ den Gemeindevorsteher zu sich entbieten. Der aber machte ein sehr betroffenes Gesicht. Das amüsierte aber den Monarchen köstlich – und er reichte dem biederen Fleischermeister, der sich ob der Inschrift zu entschuldigen suchte, die Hand und sagte: »Na, Meester, darum keene Feindschaft nich!«

 


 


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