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Meeresstille.

Hast Du das Meer geseh'n in einer stillen Nacht,
Wenn die Fläche ein Spiegel in klarer Pracht,
Und des Himmels Halbkugel, sternenlicht,
Sich in der Fläche Glase spiegelnd bricht,
Und in dem Unendlichen zwischen Beiden
Ein Schiffchen wir seh'n als Centrum sie scheiden?
Was fühltest Du da? – Du schmolzest in Lust,
Denn was Du erblicktest, lebt in der Brust.
Jenes Meer und die Himmelskugel, obschon
In kleinerer Form, aus anderem Thon,
Aber geistig licht und klar,
Stellt sich in unserem Innern dar.
Zwischen zwei Unendlichkeiten gebracht:
Unserer Nichtigkeit Nacht
Und der Himmelsewigkeit,
Steht der Mensch in der Zeit,
Unser Leben das Centrum, ein Blumenblatt,
Das zwei Ewigkeiten getrennet hat –
Jenen großen Raum, deß Gränze nicht gegeben,
Jene Ewigkeit vor dem Leben,
Wo die Ahnung allein, das Göttliche nur
Ein Bild schafft in dem Reich der Natur,
Ein Bild, blos auf die Fläche gebracht,
Denn d'runter ist der Tiefe erhabene Nacht;
Doch über uns hoch, wo der Gedanke lebt,
Wo die wahre, die künftige Ewigkeit webt,
Wo der Mensch als Geist in gereinigter Lust,
Mit einer Welt in seiner Brust,
Sich dreht, wie die nächtige Sternenschaar
Um die Sonne der Sonnen, die Alles macht klar,
Von wo jedes Leben kommt nah und fern,
Ist das große Vaterbild Gottes, des Herrn.


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