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Der Moment des Sterbens.

Wenn die unbekannte Hand den letzten Pfeil an das
Haupt des Menschen sendet, so bückt er vorher das
Haupt, und der Pfeil hebt blos die Dornenkrone
von seinen Wunden ab.

Jean Paul.

Was ist es, das so leuchtet? Mein Geist wird klar und rein;
Ich fühl' die Augen brechen in diesem Strahlenschein;
Es beugt sich matt mein Haupt, wie sich die Seele spannt,
Und mild um's Herz nun löst sich jedwedes enge Band.
Es giebt der Tod uns Flügel; das glaubt man schon als Kind,
Dem Geiste Flügel, stärker, als die des Denkens sind.

Im Sternenkreis, in Milben, wie sie die Erde zählt,
Gewahr' ich Gottes Fülle, für die das Wort mir fehlt:
Die Ewigkeit erschau' ich in Allem, selbst in mir,
Und alle Nebel sinken mir noch auf Erden hier;
In meiner Brüder Herzen les' ich nun hell und recht:
Es sind wohl Alle schwach wir, doch Keiner ist ganz schlecht.

O könnten wir hienieden so klar in Andre seh'n,
Wie in uns, nie würd' ihnen von uns je weh gescheh'n;
Ich finde mich in Jedem nun wieder, klein wie groß;
O, ward uns erst im Tode uns zu versteh'n zum Loos!
Mir ist so leicht, so selig; im Glauben mir so rein:
Kampf! Streben! Und doch hüllt mich des Himmels Ruhe ein!


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