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Landstreicher-Leben.

Scharfzahn'ger Hofhund kläfft und lärmt:
Das Kleid verblichen, die Wange verhärmt,
Das Auge hohl, mit scheuem Schritt,
Ein Weib des Hauses Flur betritt.

An ihrer Harfe schleppt sie schwer;
Sie dreht die Wirbel hin und her;
Matt tönt das Lied aus kranker Brust:
Sie singt ein Lied von Freud' und Lust.

Ein mag'rer Gaul am Zaune hält,
Und rupft die Stoppel vom kahlen Feld.
Zweiräd'riger Karren ruht im Sand
Mit Kissen und Decke von Leinewand.

Der Mann im luft'gen Karren liegt
Und auf den Knie'n den Säugling wiegt;
Das Kind, das fieberbleich und krank,
Nach seiner Mutter wimmert bang.

Er küßt und schlägt, und küßt wiederum
Das Kind. – Vergebens, es wird nicht stumm;
Und leise verwünscht sein harrender Mund
Das Weib, das Kind und das Erdenrund.

Zurück kehrt jetzt Landstreichers Weib,
Bringt Schwarzbrot mit, 'nen ganzen Laib,
Reicht ein Paar Kupfer-Dreier dem Mann,
Und legt an die Brust den Säugling an.

An der Mutter Brust das Kind verstummt.
Der Mann ergreift den Zaum, den Kummt,
Wirft über beides dem grasenden Roß,
Und weiter rückt der Bettler-Troß.


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